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In 4 Erhebungen für die Jahre 1980, 1991, 2000 und 2007 hat das BIBB die Kosten und den Nutzen der dualen Berufsausbildung in Betrieben ermittelt. In der zweiten Jahreshälfte 2013 wurde eine weitere Befragung durchgeführt. Ergebnisse dieser Erhebung für das Ausbildungsjahr 2012/2013 werden Mitte des Jahres 2014 veröffentlicht.

Im Jahr 2007 betrugen die durchschnittlichen Bruttokosten pro Auszubildenden/pro Auszubildende und Jahr 15.288 €. Diese setzten sich aus den Personalkosten der Auszubildenden (9.490 €) und der Ausbilder/-innen (3.292 €) sowie den Anlage- und Sachkosten (691 €) und sonstigen Kosten (1.814 €) zusammen. Den Bruttokosten standen Erträge durch die produktiven Leistungen der Auszubildenden in Höhe von 11.692 € gegenüber, die 76 % der Bruttokosten deckten. Nach Abzug der Erträge von den Bruttokosten ergaben sich somit für einen Ausbildungsbetrieb durchschnittliche Nettokosten in Höhe von 3.596 € pro Jahr und Auszubildenden/Auszubildende. Die Kosten, die für die Auszubildenden während der Ausbildung durchschnittlich anfallen, können durch die Übernahme der Auszubildenden und die damit eingesparten Personalgewinnungs- und Einarbeitungskosten für neue Fachkräfte sowie durch weniger gut messbare Faktoren, wie etwa Imagegewinn oder die Verringerung des Risikos von Fehleinstellungen, kompensiert werden. Werden diese Nutzenaspekte berücksichtigt, dürfte der Gesamtnutzen die Kosten, die während der Ausbildung angefallen sind, für einen Großteil der Betriebe mehr als aufwiegen (vgl. hierzu ausführlich Schönfeld u. a. 2010; für eine Zusammenfassung BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A9.3).

Mit Nutzenaspekten aus Sicht der Auszubildenden befasste sich u. a. das BIBB-Forschungsprojekt „Ausbildungskosten und ihr Einfluss auf Erwerbsverläufe und Betriebserfolg“.211 Durch die Verknüpfung der Daten der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung von 2007 mit Betriebs- und Individualdaten der Bundesagentur für Arbeit (z. B. zu Erwerbs- und Lohnverläufen ehemaliger Auszubildender), für die etwa zwei Drittel der befragten Betriebe ihre Erlaubnis erteilt haben, konnte untersucht werden, ob der erfolgreiche Übergang in den Arbeitsmarkt mit den Ausbildungskosten und der Ausbildungsorganisation des jeweiligen Ausbildungsbetriebs zusammenhängt. Auf Berufsebene zeigte sich, dass es in Berufen mit im Durchschnitt höheren Nettoausbildungskosten höhere Übernahmequoten gibt und die ehemaligen Auszubildenden auch höhere Löhne nach der Ausbildung erzielen. Die Höhe der Ausbildungskosten ist schwach negativ mit der Wahrscheinlichkeit eines Berufswechsels korreliert.

Für die individuelle Ebene zeigte sich, dass betriebliche Ausbildungsinvestitionen einen positiven Effekt auf den ein Jahr nach der Ausbildung erzielten Fachkraftlohn haben. Auch die betriebliche Ausbildungsorganisation, d. h. die Aufteilung der Arbeitszeit im Betrieb auf produktive Zeiten, in denen einfache Arbeiten bzw. Fachkräftetätigkeiten ausgeführt werden, und Lernzeiten, hat einen positiven Einfluss auf den späteren Arbeitsmarkterfolg der Jugendlichen. Dieser Effekt ist aber nur in einigen der gewählten Modellspezifikationen signifikant und daher nicht als robust anzusehen.

Das Statistische Bundesamt (Statistisches Bundesamt 2012b; Statistisches Bundesamt 2013d) stellt jährlich die Ausgaben der öffentlichen Haushalte (Bund, Länder und Gemeinden), des privaten Bereichs (Unternehmen, private Haushalte und Organisationen ohne Erwerbszweck) sowie des Auslands für den gesamten Bildungsbereich von der Kinderkrippe bis zur Erwachsenenbildung im Budget für Bildung, Forschung und Wissenschaft zusammen.212 Die Daten der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung von 2007 werden dabei für die Schätzung der Ausgaben für die betriebliche Ausbildung im dualen System genutzt. Grundlage der Schätzung sind die sogenannten Bildungsprozesskosten (vgl. Baumann/Schönfeld/Wenzelmann 2010), die sich aus den Personalkosten der Ausbilder/-innen, den Anlage- und Sachkosten und den sonstigen Kosten zusammensetzen. Die Personalkosten der Auszubildenden werden nicht berücksichtigt, da sie als Kompensation für die geleistete produktive Arbeit der Auszubildenden verstanden werden und nicht unmittelbar den Bildungsprozess finanzieren, sondern den Lebensunterhalt sichern. Die budgetrelevanten Ausgaben betrugen somit 5.797 € je Auszubildenden/Auszubildende. Zur Ermittlung der Gesamtausgaben wird dieser Wert mit der Zahl der Auszubildenden in den Betrieben multipliziert. So ergibt sich ein Betrag von rund 8,5 Mrd. €, der 2007 für die betriebliche Ausbildung aufgewandt wurde. Da das Budget jährlich berechnet wird, die Kosten-Nutzen-Erhebungen jedoch in größeren Zeitabständen durchgeführt werden, werden für die Zwischenjahre die Ergebnisse auf der Basis der vorliegenden BIBB-Daten und ergänzender Informationen fortgeschrieben: Hierfür werden die Bildungsprozesskosten je Auszubildenden bzw. je Auszubildende mit der Veränderung des Preisindexes des Bruttoinlandsprodukts zwischen dem Erhebungsjahr 2007 und dem jeweiligen Berichtsjahr des Budgets sowie der Zahl der Auszubildenden in einem betrieblichen Ausbildungsverhältnis im jeweiligen Jahr geschätzt.

Zu den Ausgaben für die betriebliche Ausbildung werden noch die Ausgaben für die überbetriebliche und außerbetriebliche duale Ausbildung (ohne Berufsschulen) sowie ausbildungsrelevante Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit addiert. Insgesamt werden im Bildungsbudget für das Jahr 2010 Ausgaben für die duale Ausbildung in Höhe von 10,6 Mrd. € ausgewiesen Tabelle A8.3-1. Dies entspricht 0,4 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die öffentlichen Haushalte trugen rund 2,9 Mrd. € zur Finanzierung bei, auf den privaten Bereich entfielen rund 7,7 Mrd. €. Die Ausgaben für die betriebliche Ausbildung im dualen System haben sich seit 2008 verringert. Dies hängt mit dem Rückgang der Auszubildendenzahlen zusammen (vgl. Kapitel A4.2.1 und Tabelle A4.2.1-1).

(Gudrun Schönfeld, Felix Wenzelmann)

Tabelle A8.3-1: Auszug aus dem Budget für Bildung, Forschung und Wissenschaft – Ausgaben in Mrd. €

  • 211

    Siehe www2.bibb.de/tools/fodb/pdf/eb_21302.pdf.

  • 212

    Es besteht aus den 3 Teilbereichen Bildungsbudget (Ausgaben für das formale [u. a. Schulen, Kindergärten, Hochschulen] und das nonformale Bildungssystem [u. a. Krippen, Horte, Volkshochschulen, betriebliche Weiterbildung]), Budget für Forschung und Entwicklung und Budget für sonstige Bildungs- und Wissenschaftsinfrastruktur. Die Ausgaben für die betriebliche Ausbildung im dualen System werden im Bildungsbudget ausgewiesen.