BP:
 

Als Partner der dualen Berufsausbildung und der beruflichen Weiterbildung übernehmen überbetriebliche Berufsbildungszentren (ÜBZ) eine wichtige Rolle. Sie ergänzen die betriebliche Ausbildung durch die Vertiefung vor allem fachpraktischer Ausbildungsinhalte. Überwiegend für die im Handwerk angesiedelten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) kann so ein unterstützendes Angebot zur Gewährleistung der Ausbildung unterbreitet werden. Anderenfalls könnten KMU Teile der Ausbildungsinhalte nur schwer vermitteln (vgl. Kielwein 2005). Insbesondere neue technologische Entwicklungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung erfordern entsprechend novellierte und neue Qualifizierungsangebote. Somit wird zur Sicherung der Ausbildungsfähigkeit von Betrieben beigetragen, in denen technologische Innovationen auch aufgrund ihrer zunehmenden Spezialisierung nur schwer in den Ausbildungsalltag zu integrieren wären. Aus dieser Situation ergibt sich schon immer „der Bildungsauftrag, den überbetriebliche Berufsbildungsstätten gleichsam als Äquivalent zur betrieblichen Lehrwerkstatt wahrzunehmen haben. Sie haben die Aufgabe, den betrieblichen Qualifizierungsanteil außerhalb des Betriebes in allen Phasen der betrieblichen Ausbildung zu ergänzen“ (Kielwein 2005, S. 7).

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die ÜBZ seit den 1970er-Jahren. Ziel ist es, die berufliche Bildung in ganz Deutschland auf gleich hohem Niveau und dem jeweilig neuesten Stand der Technik zu halten. Das BIBB fördert im Auftrag des BMBF310 investive Vorhaben, die im Bereich der beruflichen Erstausbildung angesiedelt sind Tabelle D3-1. Neben den durch das BIBB betreuten Vorhaben werden Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung, die ebenfalls ein wichtiges Aufgabenfeld der ÜBZ darstellen, in einer gemeinsamen Richtlinie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft gefördert Tabelle D3-2.

Durch die Gestaltung der Bildungsangebote in den ÜBZ wird sichergestellt, dass neben der Qualitätssicherung auch die wichtige Funktion der ÜBZ als Wegbereiter und Vorreiter bei der Einführung neuer Lehr-/Lernkonzepte wahrgenommen werden kann. Hierzu trägt u. a. die Tatsache bei, dass die Zentren über Bildungspersonal verfügen, das entsprechend der Anforderung einer hochwertigen Ausbildung qualifiziert ist und somit auch dem Anspruch gerecht wird, der sich aus den heterogenen Gruppen der Aus- und Weiterzubildenden ergibt.

Neu entstehende Anforderungen an die Qualifizierung von Fachkräften finden sich für die berufliche Aus- und Weiterbildung immer wieder. Entwicklungen, wie sie beispielsweise aktuell im Bereich der Elektromobilität zu finden sind, verdeutlichen dies eindrücklich. Es wird erforderlich, Qualifikationen zu erwerben, die für einzelne Ausbildungsberufe bisher nur von geringer Relevanz waren. In der Folge müssen auch Berufsbilder und die zugehörigen Ordnungsmittel angepasst werden. Als Beispiel sei hier auf den neu geordneten Ausbildungsberuf zum/zur Kfz-Mechatroniker/-in verwiesen.

Ganz in diesem Sinne startete 2013 die Qualifizierungsoffensive „Spannende Ausbildung! – E-Mobilität in Überbetrieblichen Berufsbildungszentren“ mit dem Ziel, Qualifizierungsangebote zur Elektromobilität für Auszubildende in den Bereichen Kraftfahrzeugtechnik, Elektro- und Informationstechnik sowie Zweiradtechnik zu konzipieren. Außerdem können über diese Qualifizierungsoffensive notwendige Ausstattungen in den Werkstätten (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2013) getätigt werden. Das BMBF stellte hierfür 5 Mio. € aus Mitteln des nationalen Energie- und Klimafonds für die ÜBZ zur Verfügung. Die Nachfrage nach Förderung überstieg die zur Verfügung stehenden Mittel erheblich und zeigt, welch großes Interesse an diesem Bereich besteht.

Auch das Projekt „Netzwerk Qualifizierung Elektromobilität (NQuE)“, das das BIBB, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und die Hochschule Ingolstadt gemeinsam durchführen, startete 2013. Hier werden Qualifizierungsmaßnahmen sowohl im Bereich der beruflichen als auch der akademischen Bildung mit einem Bezug zur Elektromobilität identifiziert und bewertet. So soll ein Netzwerk relevanter Bildungsakteure aufgebaut werden, in dem auch die ÜBZ eine wichtige Rolle spielen. Das Netzwerk hat zum Ziel, Handlungsempfehlungen zu entwerfen, welche die Entwicklung eines leistungsfähigen Mobilitätskonzeptes forcieren. Hierfür werden Ergebnisse der Pilotprojekte, die im Rahmen der Schaufenster Elektromobilität311 durchgeführt werden, aber auch darüber hinausgehende Angebote hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit im bestehenden Aus- und Weiterbildungssystem diskutiert. Damit wird gleichzeitig ein Kommunikationsprozess zwischen den Akteuren unterschiedlicher Branchen unterstützt.

Einen wichtigen Beitrag für innovative Qualifizierungsangebote in der Aus- und Weiterbildung leisten ergänzend die ÜBZ, die sich zu Kompetenzzentren weiterentwickeln. Seit Anfang der 2000er-Jahre fördert der Bund diese qualitative Weiterentwicklung ausgewählter ÜBZ. Ziel ist es, geeignete Bildungsstätten zu modernen, kundenorientierten Berufsbildungsdienstleistern zu entwickeln und ihnen eine Leuchtturmfunktion für andere ÜBZ zu übertragen. Die von den Kompetenzzentren erarbeiteten berufspädagogischen Konzepte, die vor allem aus den Erkenntnissen von Forschung und Entwicklung resultieren und im Hinblick auf ihre Verwertung für klein- und mittelständische Unternehmen überprüft werden, ermöglichen somit einen Transfer in die Bildungspraxis und aus ihr heraus. Die Förderung eines Kompetenzzentrums setzt die Qualifizierung des ÜBZ in einem fachlichen Schwerpunkt voraus und verlangt die Vorlage eines tragfähigen Geschäftsmodells. Im Laufe der Entwicklungsphase sind zahlreiche Anforderungen zu erfüllen, die in „9 Handlungsfeldern“ (vgl. Kielwein 2005, S. 60) definiert sind, die das Kompetenzzentrum zu einer „lernenden Organisation“ wachsen lassen und auch künftige dynamische Entwicklungen ohne staatliche Förderung ermöglichen sollen.

Kompetenzzentren leisten somit nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung der Ausbildungsqualität durch die von ihnen im Rahmen ihres Kompetenzschwerpunktes realisierten Projekte, sondern sie können auch durch ihre eigene Neuausrichtung anderen ÜBZ als Beispiel dienen. Um dies zu ermöglichen stellt der Bund mit der Kompetenzzentrenförderung nicht nur Mittel für investive Maßnahmen zur Verfügung, sondern auch für das erforderliche Personal. Das BIBB begleitet die Zentren auf diesem Weg.

(Christiane Köhlmann-Eckel, Alexandra Kurz, Antje Leichsenring)

Tabelle D3-1: Verteilung der verausgabten Mittel im Rahmen der ÜBZ-Förderung – Bundesinstitut für Berufsbildung

Tabelle D3-2: Verteilung der verausgabten Mittel im Rahmen der ÜBZ-Förderung – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)