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Das Programm für lebenslanges Lernen (PLL) unterstützt die bildungspolitischen Ziele der Europäischen Union. Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist im Rahmen des PLL verantwortlich für die Durchführung des Berufsbildungsprogramms LEONARDO DA VINCI und des Programms GRUNDTVIG im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung. Zentrales Instrument des PLL ist die Projektförderung. LEONARDO DA VINCI fördert u. a. Mobilitätsprojekte, die Auslandsaufenthalte zu Lernzwecken von jungen Erwachsenen in der Ausbildung sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und dem Bildungspersonal ermöglichen. Darüber hinaus können in Deutschland Innovationstransferprojekte, Partnerschaften und vorbereitende Maßnahmen beantragt werden. Auslandsaufenthalte bieten eine hervorragende Möglichkeit, internationale Berufskompetenz zu erwerben. Fremdsprachenkenntnisse, internationale Fachkenntnisse sowie interkulturelle Kenntnisse sind wichtige Bausteine einer international zukunftsfähigen Qualifizierung.

Die Steigerung der Mobilität in der Berufsbildung hat in der europäischen und nationalen Bildungspolitik eine hohe Priorität. Im Kontext des gemeinsamen europäischen Arbeitsprogramms wurde das Ziel definiert, die Mobilität in der Berufsbildung bis zum Jahr 2020 auf 6 % zu steigern (Rat der Europäischen Union 2011). Auf nationaler Ebene hat der Bundestag im Januar 2013 das Ziel formuliert, dass im Jahr 2020 mindestens 10 % der Auszubildenden während ihrer Ausbildung Auslandserfahrung sammeln (Deutscher Bundestag 2012). Die Aktion LEONARDO DA VINCI wird einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung dieser Ziele leisten.

Aktion LEONARDO DA VINCI Mobilität 2013

Im Jahr 2013 wurden Förderungen für über 20.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten in knapp 700 Projekten bewilligt Tabelle E3-1. Damit setzt sich der starke Anstieg der beantragten und bewilligten Lernaufenthalte auch im Jahr 2013 weiter fort. Die Zahl der Teilnehmenden im Bereich der Erstausbildung hat sich von 2007 bis 2013 mehr als verdoppelt Schaubild E3-1. Einer Mobilitätsstudie nach lag die Quote der im Rahmen ihrer Berufsbildung international mobilen Auszubildenden und Berufsfachschüler und -schülerinnen in den Jahren 2007 bis 2009 bei durchschnittlich 3,0 % (vgl. Friedrich/Körbel 2011). Aufgrund der deutlichen Zuwächse im LEONARDO DA VINCI-Programm in den letzten 4 Jahren kann inzwischen davon ausgegangen werden, dass diese Zahl auf über 4,0 % angestiegen ist. Insgesamt absolvierten im Jahr 2013 gut 30.000 junge Menschen im Rahmen ihrer Erstausbildung einen Auslandsaufenthalt. Im LEONARDO DA VINCI-Programm haben diese Auslandsaufenthalte in der Erstausbildung eine durchschnittliche Dauer von mehr als 5 Wochen. Zwei Drittel der Stipendien wurden dabei an Auszubildende vergeben, ein Drittel an Berufsfachschüler/-innen.

In der Regel beantragen Projektträger Stipendien für die Lernenden oder Lehrenden ihrer Einrichtungen im jährlichen Antragsverfahren. Davon zu unterscheiden sind die sogenannten Poolprojekte und das LEONARDO DA VINCI-Mobilitätszertifikat.

Die Poolprojekte ermöglichen den individuellen Zugang von Einzelpersonen zu einem LEONARDO DA VINCI-Stipendium. Insbesondere Auszubildende und Mitarbeiter/-innen von kleinen und mittleren Unternehmen sowie international unerfahrene Bildungseinrichtungen bekommen so Zugang zu einem Stipendium, ohne dass ihr Unternehmen oder ihre Einrichtung zwingend ein Projekt durchführen muss. Über 3.900 Stipendien wurden so im Jahr 2013 bundesweit ausgeschrieben. Interessenten finden die Individualstipendien auch in der Poolprojekt-Datenbank auf der Homepage der Nationalen Agentur beim BIBB.

Das LEONARDO DA VINCI-Mobilitätszertifikat ist der andere besondere Zugang zu einer Mobilitätsförderung. Für erfahrene Projektträger, die bereits erfolgreich Mobilitätsprojekte durchgeführt haben und die Projektförderung mit einer strategisch angelegten Internationalisierung verbinden, wurde im Jahr 2009 die Möglichkeit des LEONARDO DA VINCI-Mobilitätszertifikats geschaffen. Es gibt eine bis zu 4-jährige Förderperspektive mit einem vereinfachten Antrags- und Berichtsverfahren. Seit der Einführung wurden über 130 Mobilitätszertifikate vergeben. Das Zertifikat fördert die institutionelle Wirkung der Mobilität. So ist zu beobachten, dass die Institutionen ihre Bildungsgänge internationalisieren, das Personal international qualifizieren und sich als internationale Kompetenzzentren in ihrem regionalen oder sektoralen Umfeld positionieren.

Das Leistungspunktesystem in der Berufsbildung (ECVET) stellte im Jahr 2013 eine Nationale Priorität im Rahmen der Aktion LEONARDO DA VINCI-Mobilität dar. Es wurden 18 Projekte mit über 1.000 Stipendien bewilligt. Die Anzahl der Auslandsaufenthalte, die nach den ECVET-Kriterien durchgeführt werden, haben sich damit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. In der Begleitung aller laufenden Mobilitätsprojekte wurde deutlich, dass es eine große Anzahl von Berufsbildungseinrichtungen gibt, die planen, ihr Projekt auf der Grundlage der ECVET-Kriterien weiterzuentwickeln. Die Nationale Agentur beim BIBB bietet in Zusammenarbeit mit der Nationalen Koordinierungsstelle ECVET Informationen und Veranstaltungen für Projektträger an. Im Mittelpunkt stehen dabei Aspekte der Beschreibung von Lernergebnissen, des Zuschnittes von Lernergebniseinheiten, der internationalen Partnerschaft und der Kompetenzfeststellung.

ERASMUS+

Ende Juni 2013 verständigten sich die EU-Mitgliedsstaaten mit dem EU-Parlament unter irischem EU-Ratsvorsitz über grundlegende Eckwerte des neuen EU-Programms für Bildung, Jugend und Sport. ERASMUS+ heißt das neue Programm, es startet zum 1. Januar 2014. Es löst damit das Programm für lebenslanges Lernen, Jugend in Aktion sowie die internationalen EU-Hochschulprogramme ab. Die nächste Generation der EU-Bildungsprogramme eröffnet für die Jahre 2014 bis 2020 neue Perspektiven der Gestaltung von Mobilität und europäischer bzw. internationaler Bildungszusammenarbeit.

Die voraussichtliche Mittelausstattung bis Ende der Programmlaufzeit beträgt mindestens 14,8 Mrd. €. Davon entfallen auf die 4 Bildungsbereiche – Schule, Hochschule, berufliche Bildung sowie Erwachsenenbildung – 77,5 % der Gesamtmittel; dies entspricht einem Anteil von rund 10 Mrd. €. Die Aktivitäten in der beruflichen Bildung werden weiterhin unter dem Namen LEONARDO DA VINCI gefördert.

(Berthold Hübers)

Tabelle E3-1: Mobilitätsförderung 2013 im Rahmen des Programms LEONARDO DA VINCI

Schaubild E3-1: LEONARDO DA VINCI Mobilität 1995 bis 2013 – Teilnehmende in der Erstausbildung