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Berufsbildung in der Ukraine im Umbruch

Die Berufsbildung in der Ukraine befindet sich im Umbruch. Vor dem Hintergrund eines klaren Reformbedarfes legten die EU-Kommission und das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft im Jahr 2012 das Europäische Twinning Projekt auf und brachten damit notwendige Reformen mit Erfolg auf den Weg.

Berufsbildung in der Ukraine im Umbruch

Im Frühjahr dieses Jahres fand in Kiew die Abschlusskonferenz des Europäischen Twinning Projekts „Modernisierung der gesetzlichen Standards und Prinzipien für die Berufsbildung im Rahmen der europäischen Politik zum lebenslangen Lernen“ statt. Während des zweijährigen Projekts wurden

  • ein neues ukrainisches Gesetz zur Berufsbildung erarbeitet und vom Parlament verabschiedet,
  • ein ukrainischer Qualifikationsrahmen konturiert sowie
  • die Erarbeitung beruflicher Standards unterstützt.

Das Projekt wurde von METROPOL/Nationales Zentrum für Erwerbsbildung (Dänemark) unter Mitwirkung von AarhusTech (Dänemark) und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) geleitet. Twinning-Partner in der Ukraine war das Ministerium für Bildung und Wissenschaft.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) war als „Junior-Projektleiter“ an der Steuerung des Gesamtprojektes und an der Koordinierung der Arbeiten zum Qualifikationsrahmen beteiligt. Daneben standen Fragen von Governance und Standardentwicklung im Mittelpunkt der BIBB-Projektarbeiten. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Berufsbildung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der Ukraine legte das BIBB eine Workshop-Reihe zu Themen der Berufsbildung auf. Darüber hinaus hat das BIBB zwei Studienbesuche nach Deutschland organisiert und durchgeführt.

Die Projektarbeiten wurden von nationalen Arbeitsgruppen begleitet. Darüber hinaus fanden Workshops, Fortbildungen und Studienbesuche nach Deutschland statt so dass mehr als 1.000 Experten der Berufsbildung (Berufsschulleiter, Lehrer, Ausbilder, Vertreter der Wirtschaft, Bildungsforscher) mit einbezogen waren. Insgesamt wurden mehr als 20 Peer-learning und Weiterbildungskurse angeboten.

Im Unterschied zu bekannten europäischen Programmen sind Twinning-Projekte gekennzeichnet, dass sie ein Projektbüro vor Ort unterhalten und internationale Tandems gebildet werden, die gemeinsam an definierten Bedarfen vor Ort im Empfängerland arbeiten.

Die Veränderungen im ukrainischen Berufsbildungssystem

Die ukrainisch-dänisch-deutsche Zusammenarbeit zielte darauf ab, einen Beitrag zur Reform des Berufsbildungssystems zu leisten und insbesondere das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft bei der Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Gesetzgebung und eines Qualifikationsrahmens sowie bei der Erarbeitung moderner beruflicher Standards zu unterstützen.
Trotz der schwierigen politischen Umstände hat das Projekt seine Ziele erreicht:

Das neue Gesetz definiert veränderte Zuständigkeiten bei den verschiedenen Akteuren der Berufsbildung. Es führt erstmals die Regionalisierung in der Entscheidungsfindung ein und legt Verantwortlichkeiten für alle Fragen der Berufsbildung fest. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure (Regierungsstellen, Unternehmensvertreter, Gewerkschaftsvertreten und Berufsschulen) in das Gesetz aufgenommen worden.

Für den konturierten ukrainischen Qualifikationsrahmen wurde eine Methodik erarbeitet, wie die bestehenden und neuen Qualifikationen künftig zugeordnet werden.

Schließlich wurden im Rahmen des Projektes fünf Ausbildungsstandards modular strukturiert und lernergebnisorientiert konzipiert. Die Modernisierung von mehr als 300 Standards steht noch an.

Akteure der Berufsbildung in der Ukraine tragen die Entwicklung mit

Die Beispiele und Erfahrungen aus dem deutschen und dänischen Berufsbildungssystemen haben bei den ukrainischen Akteuren der beruflichen Bildung das Bewusstsein geschaffen, dass die Berufsbildung von der Zusammenarbeit aller Akteure (Regierungsstellen, Unternehmensvertreter, Gewerkschaftsvertreten und Berufsschulen) getragen werden muss. Die Ausbildung am Lernort Betrieb wird inzwischen als Hebel zur Qualitätssteigerung der Ausbildung betrachtet.

Der stellvertretende ukrainische Bildungsminister, Herr Pavlo Polianskyi, bezeichnete das Projekt als das gegenwärtig wichtigste Projekt im ukrainischen Berufsbildungssektor, das gute Aussichten habe, zum nachhaltigen Wandel im ukrainischen Berufsbildungssystem beizutragen. Dabei ließe sich die Nachhaltigkeit nicht nur an den entwickelten gesetzlichen Rahmenbedingungen messen, sondern auch - und insbesondere - an der veränderten Wahrnehmung der beruflichen Bildung bei den unterschiedlichen Akteuren in der Ukraine.

Herrn Rodion Kolyshko, der Vertreter des gemeinsamen Gremiums der ukrainischen Arbeitgeberverbände, bedankte sich bei seinen Kolleginnen und Kollegen sowie bei den europäischen Expertinnen und Experten für die positive Wirkung, die das Projekt auf die Beteiligung der Wirtschaftsorganisationen entfaltete. So wurden insbesondere die Rolle der Wirtschaftsorganisationen und die Lernergebnisorientierung der Qualifikationen und verstärkt.

Die Wirtschaftsverbände erklärten ihre Bereitschaft, den Prozess weiter zu unterstützen und ihre Verantwortung bei der Gestaltung der Berufsbildung, insbesondere bei der Entwicklung der Ausbildungsstandards, wahrzunehmen. Das Twinning-Projekt sei in diesem Zusammenhang ein lehrreiches ‚Show-case‘ gewesen.


Das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft hat im Nachgang zum Twinning-Projekt ein Pilotprojekt zur Einführung dualisierter Ausbildung aufgelegt, das in jeweils einem Sektor in drei Pilotregionen (Zaporoshe, Lviv und Kiew), in denen die die Erkenntnisse des Projektes konkret erprobt und weitergeführt werden.

Ergebnisse des Projektes

Das Projekt hat Beiträge zu den folgenden gesetzlichen und methodologischen Instrumenten geleistet:

Ukrainische gesetzliche Rahmenbedingungen zur Modernisierung der Berufsbildung

  • Ukrainisches Berufsbildungsgesetz
  • Abschnitt zur Berufsbildung des ukrainischen Bildungsgesetzes
  • Beschlüsse des Kabinetts der Minister der Ukraine zu Ausbildungsplätzen, zu Ausbildungsangeboten durch Berufsschulen, zu der Liste der Ausbildungsberufe und zu Berufsbildungsabschlüssen
  • Beschluss des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft zur Gestaltung der Ausbildungsgänge in der Berufsschulen
  • Revision der gesetzlichen Regelungen zur Berufsbildung in der Ukraine
  • Verfahren zur Validierung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten von Lernenden bei Zulassung zu Umschulungs- und Weiterbildungsgängen
  • Verfahren zur Weiterbildung des ausbildenden Personals

Strategie zur Umsetzung des ukrainischen Qualifikationsrahmens

  • Guidelines zur Referenzierung von Qualifikationen zum nationalen Qualifikationsrahmen
  • Beschluss des ukrainischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft zu Verfahren für die Entwicklung von Berufsbildungsstandards für ausgewählte Berufe (Kompetenzorientierung, Ausbildungsmodule, Berufsbilder)
  • Einführung des nationalen Qualifikationsrahmens in dem Berufsbildungsgesetz

Qualität in der ukrainischen Berufsbildung

  • Entwicklung von nationalen Berufsbildungsstandards in ausgewählten Ausbildungsberufen
  • Entwicklung von fünf Ausbildungsstandards
  • Empfehlungen zur Etablierung von sozialpartnerschaftlichen nationalen und lokalen Berufsbildungsausschüssen
  • Entwicklung von Indikatoren zur Qualitätssicherung für die Berufsbildung
  • Initiative zur Ausbildung von Fachkräften nach dem dualen Ausbildungsmodell