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Wege in die Zukunft gemeinsam gestalten

Bei einem Besuch in Bonn informierte sich der Baden-Württembergische Handwerkstag e.V. (Stuttgart) ausführlich über die aktuelle Arbeit des BIBB. Es kam zu einem intensiven und anregenden Austausch.

Wege in die Zukunft gemeinsam gestalten

„Das Handwerk ist das System der vielen Möglichkeiten!“ Mit diesen Worten beschrieb BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser bei einer Informationsveranstaltung in Bonn den Spielraum, den das Handwerk in Deutschland habe – vom Kleinstbetrieb bis zum mittelständischen Unternehmen. Vor Vertretern des Landesausschusses des Baden-Württembergischen Handwerkstags e.V. aus Stuttgart mahnte Professor Esser jedoch zugleich an, den Gestaltungsspielraum auch angemessen und immer wieder neu zu nutzen. Gerade wegen der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Studierneigung und des Fachkräftemangels müssten die Betriebe klarmachen: „Es ist attraktiv, im Handwerk zu arbeiten. Man kann hier Karriere machen. Und bei neuen Entwicklungen wie Wirtschaft 4.0 ist das Handwerk vorne mit dabei“.

Referentinnen aus unterschiedlichen Bereichen des BIBB informierten die Besucher über aktuelle Themen und Arbeiten des Instituts, die nicht zuletzt für den Alltag der Handwerker stetig bedeutsamer werden. So ging es zunächst um Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung. Barbara Hemkes nannte als Ziel die „berufliche Handlungsfähigkeit“ des Nachwuchses und erläuterte als qualitätssichernde Strategie unter anderem die verstärkte Reflexion von Lehr- und Lernprozessen, bei der Auszubildende sich engagiert einbringen sollten. Und um Qualitätsansätze in Betrieben systematisch (weiter) zu entwickeln, stünden etwa ein BIBB-Leitfaden und die im BIBB angesiedelte Deutsche Referenzstelle für Qualitätssicherung (DEQA-VET) zur Verfügung.

Als weitere Strategie, die das Bundesinstitut verfolgt, um die Anziehungskraft der beruflichen Bildung zu erhöhen, erörterte Frau Hemkes anschließend die Förderung von Initiativen und Projekten zur Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung. „Ziel ist dabei aber nicht, möglichst viele Menschen an die Hochschulen zu bringen“, sagte sie. Im Zentrum stünden vielmehr Anerkennung, Anrechnung und Verzahnung, mithin auch Maßnahmen, die in beiden Bildungsbereichen gälten und zwischen ihnen Brücken bildeten. „Diese hybriden Formen werden anhaltend wichtiger und verändern sich, insbesondere in der Weiterbildung“.

Ebenso dynamisch ist „Erasmus+“, das EU-Förderprogramm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Das verdeutlichte Friederike Wiethölter von der Nationalen Agentur für Europa beim BIBB. Im Bereich der Berufsbildung unterstütze das Programm etwa Lernaufenthalte im europäischen Ausland für Auszubildende und andere Personen in Aus- und Weiterbildungsgängen sowie für das Berufsbildungspersonal. „Eine Fremdsprache lernen, die persönliche Entwicklung vorantreiben, die fachliche Kompetenz erweitern – das gehört zu den spezifischen Zielen der Mobilität, die für Handwerker relevanter denn je ist“, unterstrich die Referentin. Die positiven Resonanzen von Teilnehmern und Unternehmen bestätigten, wie wirksam das Programm sei.

Auf Wirksamkeit zielt auch das vom BIBB veröffentlichte Handbuch „Nachteilsausgleich für behinderte Auszubildende“, das Kirsten Vollmer in ihrem Referat über „Inklusion“ vorstellte. Der Band greife viele praktische Fragen auf und biete entsprechende Lösungsvorschläge. „Die psychischen Beeinträchtigungen der Azubis haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das ist für alle, die an der Ausbildung beteiligt sind, besonders herausfordernd. Und deshalb setzt das Handbuch hier einen Schwerpunkt“, so Frau Vollmer. Überdies sei es ein Ausdruck der produktiven Diskussion über Inklusion im BIBB, dass demnächst ein facettenreiches Positionspapier erscheine.

Die Veranstaltung rundete eine Präsentation Claudia Moraveks ab, die Aktivitäten des BIBB zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in den Fokus rückte. Das Bundesinstitut für Berufsbildung unterstütze zum Beispiel das BMBF seit 2011 bei der Durchführung gesetzesbegleitender Maßnahmen, indem es das Informationsportal „Anerkennung in Deutschland“ herausgebe. Zudem sei beim BIBB das Projekt „Prototyping Transfer“ angesiedelt. „Davon profitieren vor allem Flüchtlinge: Denn so können sie bei einer Analyse nachweisen, dass sie berufliche Qualifikationen mitbringen, auch wenn sie keine Dokumente mehr haben“, sagte Frau Moravek. Abschließend betonte sie, wie wichtig besonders das Handwerk dabei sei, das Anerkennungsgesetz des Bundes umzusetzen.

Qualitätssicherung, Durchlässigkeit, Mobilität, Inklusion und Anerkennung von Abschlüssen – zu allen Themen steuerten die Mitglieder des Landesauschusses nicht nur lebendige Erfahrungen aus der Praxis bei, sondern zudem kritische und selbstkritische Reflexionen sowie konkrete Ideen für die Arbeit des BIBB. Auf diese Weise diente der intensive und anregende Austausch dazu, Wege in die Zukunft gemeinsam zu gestalten.