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Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt gerät ins Stocken

Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2012

Joachim Gerd Ulrich, Elisabeth M. Krekel, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath  

Der positive Trend der letzten Jahre auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist im Jahr 2012 ins Stocken geraten. Das ist ein Ergebnis der statistischen Analysen auf der Grundlage der Daten aus der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2012 in Verbindung mit den Daten aus der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit.

Das Ausbildungsplatzangebot sank bundesweit um 14.500 Plätze bzw. 2,4% auf 584.500. Die Ursachen sind im Wesentlichen in der nachlassenden Wirtschaftskonjunktur und im geringeren betrieblichen Ausbildungsangebot zu suchen (-10.000 bzw. -1,8%), aber auch im Abbau außerbetrieblicher Ausbildungsplätze (-4.600 bzw. -15,0%). Rückläufig war jedoch auch die Ausbildungsplatznachfrage: Sie nahm bundesweit um 14.200 Personen bzw. -2,2% auf nunmehr 627.300 ab. Maßgeblich für diese Entwicklung war vor allem die demografische Entwicklung.

Da das sinkende Ausbildungsangebot von einer sinkenden Nachfrage begleitet wurde, verringerten sich die Ausbildungschancen der Jugendlichen nur in geringem Umfang. Standen 2011 rechnerisch noch 93,4 Ausbildungsplatzangebote 100 Ausbildungsplatznachfragern gegenüber, waren es 2012 93,2 Angebote. Bezogen auf die rein betrieblichen Angebote verbesserte sich die Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) sogar leicht und lag mit einem Wert von ANR = 89,1 um 0,5 Prozentpunkte höher als im Jahr 2011.

Das sinkende Angebot und die sinkende Nachfrage führten 2012 jedoch dazu, dass in Deutschland lediglich 551.300 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden. Einen ähnlich niedrigen Wert gab es seit der Wiedervereinigung nur noch im Jahr 2005. Die geringe Zahl kam auch deshalb zustande, weil es 2012 deutlich schwieriger wurde, die Ausbildungsplatzangebote der Betriebe und die Ausbildungswünsche der Jugendlichen regional und beruflich zusammenzuführen.

So nahm ungeachtet des insgesamt sinkenden Ausbildungsplatzangebots die Zahl der am 30. September noch unbesetzten Stellen um 3.600 bzw. 12,1% auf 33.300 zu. Die Quote der Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden konnten, stieg auf 5,7%. Ein so hoher Wert wurde zuletzt 1996 registriert. Im Handwerk war es besonders schwierig, Bewerber für die angebotenen Lehrstellen zu finden. 10.500 Ausbildungsplätze waren zum Stichtag 30. September bundesweit noch ungenutzt, drei Jahre zuvor waren es nur 4.700 gewesen. Der Anteil der erfolglosen Ausbildungsangebote lag im Handwerk bundesweit bei 6,6%, im Osten sogar bei 8,1%.

Doch nicht nur die Zahl der noch offenen Lehrstellen vergrößerte sich. Es waren zugleich auch mehr Ausbildungsstellenbewerber zum Stichtag 30. September noch auf Ausbildungsplatzsuche: Ihre Zahl umfasste 76.000 Personen, 3.900 bzw. 5,4% mehr als im Vorjahr. In Relation zu allen 627.300 Ausbildungsplatznachfragern mussten für 12,1% auch noch zum Stichtag 30. September die Vermittlungsbemühungen fortgesetzt werden.

Für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses stellen die negative demografische Entwicklung und Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage die großen Herausforderungen der kommenden Jahre dar. Für 2013 wird der seit 2007 zu beobachtende Trend sinkender Schulabgängerzahlen zwar kurzfristig unterbrochen - nicht zuletzt auch deshalb, weil im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen und in Hessen doppelte Abiturientenjahrgänge ihre Schulzeit beenden. Ab 2014 setzt sich der Negativtrend bei den Schulabgängerzahlen jedoch weiter fort. Davon betroffen wird im Wesentlichen Westdeutschland sein. In Ostdeutschland hat sich die Zahl der Jugendlichen, die ihre Schulzeit beenden, nach den beträchtlichen Einbrüchen der letzten Jahre wieder stabilisiert und wird in nächster Zeit auf niedrigem Niveau verharren.

Tabelle: Ausbildungsmarktentwicklung von 2009 bis 2012 (Stichtag 30. September)

  2009 2010 2011 2012 Entwicklung 2012
gegenüber 2011
  absolut in %
Deutschland  
Ausbildungsplatzangebot  
   insgesamt 581.562 579.564 599.070 584.547 -14.523 -2,4
   besetzt 564.306 559.959 569.379 551.271 -18.108 -3,2
   zum 30.09. noch unbesetzt 17.256 19.605 29.688 33.276 +3.585 +12,1
   betrieblich 1) 535.761 538.521 568.608 558.645 -9.963 -1,8
   außerbetrieblich 2) 45.801 41.043 30.459 25.902 -4.557 -15,0
Ausbildungsplatznachfrage 3)            
   insgesamt 652.848 640.104 641.523 627.300 -14.223 -2,2
   erfolgreich 564.306 559.959 569.379 551.271 -18.108 -3,2
   zum 30.09. noch suchend 88.542 80.145 72.144 76.029 +3.885 +5,4
Angebots-Nachfrage-Relation 89,1 90,5 93,4 93,2 -0,2  .
   betrieblich 82,1 84,1 88,6 89,1 +0,4
Neue Ausbildungsverträge 564.306 559.959 569.379 551.271 -18.108 -3,2
 
1) betrieblich = nicht (überwiegend) öffentlich finanziert
2) außerbetrieblich = (überwiegend) öffentlich finanziert
3) nach der neuen, erweiterten Definition (vgl. BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012, S.18)
Alle Absolutzahlen wurden auf ein Vielfaches von 3 gerundet.
Bei der Berechnung wurden nachträgliche Korrekturen früherer Jahre berücksichtigt.
Quellen: Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit; Bundesinstitut für Berufsbildung, Erhebung zum 30.09.



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Erscheinungsdatum, Hinweis Deutsche Nationalbibliothek

Veröffentlichung im Internet: 13.12.2012

URN: urn:nbn:de:0035-0514-2