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Lernen im Arbeitsprozess ist eine zentrale Qualifizierungsform in der dualen Berufsbildung und eng mit dem Leitbild beruflicher Handlungsfähigkeit verbunden. Die Beiträge in dieser BWP-Ausgabe gehen der Frage nach, wie Arbeitsprozesse lern- und kompetenzförderlich gestaltet werden können und beleuchten hierzu neben organisationsbezogenen auch didaktische Fragestellungen. Zudem zeigen sie auf, in welcher Form arbeitsplatznahe Lernformen in der Aus- und Weiterbildung genutzt werden können und auch tatsächlich genutzt werden. Im Editorial hebt BIBB-Präsident Manfred Kremer die hohe Wirksamkeit der Verknüpfung von Lernformen und -orten hervor und plädiert, dafür die Vielfalt an Kombinationen von praktischem und theoretischem Lernen stärker zu nutzen. Weitere Beiträge im Heft beschäftigen sich mit Modellen betrieblicher Lernzeitkonten und dem Vertrauen älterer Beschäftigter in die eigene Weiterbildungsfähigkeit. Zu den diesjährigen Hochschultagen Berufliche Bildung gibt Prof. Dr. Thomas Bals im Interview einen Einblick in das Programm.
Die duale Berufsausbildung zeichnet sich durch eine wirksame Form der Verknüpfung von Lernformen und -orten aus. Sie verbindet Lernen in realen Arbeitssituationen mit einer systematischen, stärker theoriegestützten und durch Allgemeinbildung ergänzten Wissensvermittlung in der Berufsschule. Die duale Berufsausbildung wird aber nur attraktiv bleiben, wenn sie sich neuen Lernkonzepten und Inhalten öffnet, damit sie ein Zukunftsmodell bleibt - so der Präsident des BIBB, Manfred Kremer.
Der fortschreitende Strukturwandel und die Globalisierung erhöhen den Wettbewerbsdruck auf die deutsche Volkswirtschaft. Im Zuge dessen gewinnen insbesondere wissensintensive Dienstleistungstätigkeiten an Bedeutung. Die Anforderungen des Wirtschaftssystems an die Qualifikation der Erwerbstätigen steigen. Inwiefern die Qualifikationsstruktur der deutschen Bevölkerung diesen Anforderungen gerecht wird, zeigen die folgenden Analysen.
Lernen im Betrieb findet häufig nicht in didaktisch organisierten Lernumgebungen statt, sondern am Arbeitsplatz. Hier treffen pädagogische und ökonomische Interessen aufeinander. Vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen, wie z. B. der Integration lernschwacher Jugendlicher in den Betrieb oder der strukturellen Verknüpfung informellen Lernens mit Fragen der Zertifizierung und Anerkennung, entwickelt sich betriebliches Lernen weiter. Insbesondere entstehen Lernformen, die die Vorteile informellen und formalen Lernens zu verbinden suchen. Allerdings ist betriebliches Lernen vergleichsweise wenig erforscht. Im Beitrag werden Spezifika betrieblichen Lernens benannt, Veränderungen in den Lernformen nachgezeichnet und Perspektiven für eine stärker interdisziplinär ausgerichtete betriebliche Berufsbildungsforschung aufgezeigt, die diese Veränderungen begleiten und mitgestalten kann.
Erfolgreiche Unternehmen sehen sich heute vermehrt dem Bedarf nach Veränderung ausgesetzt. Anforderungen des Markts und technische Entwicklung erfordern Veränderungen in den Arbeitsprozessen und ziehen Qualifizierungsbedarfe nach sich, die häufig wenig bewusst sind. Der methodische Ansatz der Entwickelnden Arbeitsforschung nach Engeström ist ein genuin bildungswissenschaftlicher Ansatz zur Bewältigung von Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt. Der Beitrag beschreibt die theoretischen und methodischen Hintergründe des Ansatzes und nimmt dabei Bezug auf ein Praxisbeispiel aus dem Maschinen- und Anlagenbau, in dem in Zusammenarbeit mit Beschäftigten aus verschiedenen Unternehmen Qualifizierungsbedarfe partizipativ im Betrieb aufgedeckt und so Bildungsprozesse angestoßen wurden.
Betriebe haben in vielfältiger Art und Weise Einfluss auf das Lernen Erwachsener. Sie sind sowohl Lernorte, Bildungsanbieter als auch Bildungsfinanziers. Im Prozess der Arbeit wird zufällig oder gezielt gelernt, vor allem größere Betriebe bieten eigene interne Kurse im Unternehmen an oder finanzieren ihren Beschäftigten die Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen bei externen Bildungsanbietern. In diesem Beitrag wird auf der Grundlage der europäischen Unternehmensbefragung CVTS untersucht, welche Lernformen in der betrieblichen Weiterbildung in Deutschland und in Europa vorherrschen und ob das Angebot in den vergangenen Jahren in Deutschland in der Mehrzahl der Unternehmen vielfältiger geworden ist.
Man geht grundsätzlich davon aus, dass Lernen aus Fehlern am Arbeitsplatz bei der Entwicklung beruflicher Handlungsfähigkeit eine zentrale Rolle spielt. Ob Fehler im Arbeitsprozess für Auszubildende auch Lerngelegenheiten bieten, sollte dabei erheblich von der Qualität des Handelns des betrieblichen Ausbildungspersonals in der konkreten Fehlersituation abhängen. Vor diesem Hintergrund wird im Beitrag über ein Forschungsprojekt berichtet, das die Kompetenz von Ausbilderinnen und Ausbildern beim lernwirksamen Umgang mit Fehlern von Auszubildenden in betrieblichen Arbeitssituationen in den Blick nimmt. Die Analysen sind im Hotel- und Gastgewerbe angesiedelt.
Kann das duale Berufsbildungssystem gut genug auf Arbeit in der Wissensgesellschaft vorbereiten? Diese Frage wird mitunter mehr oder weniger skeptisch beantwortet. Insbesondere werden Zweifel geäußert, wieweit das Lernen in betrieblichen Arbeitsprozessen den steigenden kognitiven Anforderungen an Arbeitstätigkeiten gerecht werden kann. Im Gegensatz zu diesen pessimistischen Einschätzungen wird in diesem Beitrag gezeigt, dass gerade duales Lernen dann besonders gut auf die Wissensgesellschaft vorbereitet, wenn dafür die mit ihr verbundenen informationstechnischen Möglichkeiten genutzt werden. Denn die Wissensgesellschaft macht Lernen als Teil der Arbeitstätigkeit auf allen Hierarchieebenen notwendig und schafft gleichzeitig mit ihren neuen Informationstechnologien die Voraussetzungen für dieses Lernen. Zunächst sollen hier Trends der Wissensgesellschaft als lernender Gesellschaft beschrieben werden, um dann zu zeigen, wie sich diese Trends für die Weiterentwicklung der beruflichen Ausbildung nutzen lassen.
Seit fünf Jahren pflegt die Heinrich Kleyer Schule in Frankfurt/Main mit zwei großen Betrieben im Bereich der Kfz-Mechatronik-Ausbildung (Schwerpunkt Nutzfahrzeuge) eine intensive Kooperation. Diese erstreckt sich auf regelmäßige Unterrichtsveranstaltungen in den Werkstätten der Partner sowie regelmäßige Fortbildungen und Exkursionen mit Auszubildenden, Lehrkräften sowie Ausbilderinnen und Ausbildern. Der Beitrag beschreibt das Kooperationsmodell und bilanziert erste Erfahrungen.
Das Lernen in der Arbeit besitzt durch seinen Ernstcharakter für Beschäftigte ein hohes motivationales Potenzial. Für Unternehmen stellt es in der Wissensgesellschaft eine wichtige Produktivkraft zum Erhalt der Innovationsfähigkeit dar. Zugleich gelten jedoch die Zufälligkeit dieser Lernart und deren mangelnde Anerkennung im Bildungs- und Beschäftigungssystem als große Schwächen. Diesen Nachteilen durch eine stärkere Systematisierung und Dokumentation arbeitsintegrierten Lernens zu begegnen, war Ausgangspunkt für das in diesem Beitrag geschilderte betriebliche Weiterbildungskonzept. Die arbeitsintegrierte Weiterbildung, die für Mitarbeiter/-innen in Abfallverbrennungsanlagen konzipiert wurde, wird unterstützt durch eine Lernsoftware.
Für eine passgenaue Fachkräfteentwicklung in der Elektrobranche besteht seit August 2009 ein prozessorientiertes Weiterbildungssystem: Absolventinnen und Absolventen der Ausbildungsberufe im Bereich der Elektrotechnik können sich zu Spezialisten weiterbilden und in einem zweiten Schritt den anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Prozessmanager/Geprüfte Prozessmanagerin Elektrotechnik (Operativer Professional) erlangen. Die Realisierung des Fortbildungsabschlusses auf der dritten Ebene (Strategischer Professional) ist für 2012 geplant. Der Beitrag stellt dieses in Struktur und inhaltlichen Standards neuartige Fortbildungskonzept vor. Im Fokus steht hierbei das Potenzial einer arbeitsprozessorientierten, berufsbegleitenden und beschäftigungssichernden Weiterbildung auf dem jeweils aktuellen Stand von Technik und Organisation.
Weitere Themen
Joachim Gerd Ulrich; Alexandra Uhly; Naomi Gericke
Die Frage, wie hoch der Anteil der Jugendlichen ist, die eine duale Berufsausbildung aufnehmen, ist ebenso einfach wie wichtig und doch nicht leicht zu beantworten. In der Bildungsberichterstattung finden mehrere Indikatoren Verwendung, deren Bezugsgruppen allerdings stark variieren und die aufgrund recht unterschiedlicher Werte bisweilen für Verwirrung sorgen. Im Folgenden werden die gebräuchlichsten Indikatoren auf Basis von Statistiken vorgestellt.
Die Umsetzung des lebensbegleitenden Lernens ist eng mit der Etablierung einer kompatiblen Systemarchitektur des Bildungswesens verknüpft. Sie ist Voraussetzung zur Beantwortung der Frage, wie sich künftig Lern- und Erwerbszeiten im Verlauf einer Erwerbsbiografie verteilen. Damit eröffnet sich jedoch ein breites Spektrum ungelöster Probleme, die auf institutionell-organisatorischer, lernorganisatorischer, finanzieller, rechtlicher, curricularer wie auch didaktisch-methodischer Ebene angesiedelt sind. Infolge der noch unvollkommenen Gesamtsystemstrukturen wurde für die betriebliche Weiterbildung mit dem Konzept der betrieblichen Lernzeitkonten ein Lösungsansatz entwickelt, der einen Beitrag zur Verteilungsfrage von Lern- und Arbeitszeiten darstellt. Das Thema ist in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund getreten, dennoch bleibt es aktuell. Ziel des Beitrags ist es, den Diskussionsstand zu skizzieren, die konzeptionelle Ausrichtung zu betrachten und Perspektiven aufzuzeigen.
Angesichts des zu erwartenden Fachkräftemangels wird es für Unternehmen immer wichtiger, in die berufliche Weiterbildung älterer Beschäftigter zu investieren. Ausgehend von Ergebnissen einer empirischen Untersuchung argumentiert der Autor, dass hierzu zunächst das Vertrauen der Beschäftigten in ihre Weiterbildungsfähigkeit gestärkt werden muss. Gerade ältere Beschäftigte verfügen oftmals über ein geringeres Zutrauen in ihre Fähigkeiten als jüngere Kolleginnen und Kollegen. Ohne das nötige Vertrauen können jedoch selbst kleinste Weiterbildungskosten als hohes Investitionsrisiko wahrgenommen werden und von einer Weiterbildungsteilnahme abhalten. Der Beitrag zeigt auf, dass sich das Selbstvertrauen steigern lässt, wenn die Beschäftigten Unterstützung durch ihre Vorgesetzten erfahren und zudem in Arbeitsgruppen mit einem positiven Weiterbildungsklima arbeiten.
Die Hochschultage Berufliche Bildung werden seit 1980 im Abstand von zwei Jahren an wechselnden Hochschulstandorten ausgerichtet. Gastgeber der diesjährigen Hochschultage, die vom 23. bis 25. März 2011 zum 16. Mal stattfinden, ist das Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Osnabrück. Im Interview gibt Ausrichter Professor Dr. Thomas Bals einen Einblick in das Programm und einen Vorgeschmack auf Höhepunkte der diesjährigen Veranstaltung.
Nach über einem Jahr der praktischen Erprobung von Ausbildungsbausteinen im Programm JOBSTARTER CONNECT ist es an der Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Im Beitrag wird der Stand der Dinge beschrieben und es werden erste Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung des Programms abgeleitet.
Im Mittelpunkt der dritten und letzten Sitzung des Hauptausschusses im Jahr 2010 stand die europäische Berufsbildung mit den Themen ECVET (European Credit System for Vocational Education and Training), ESCO (European Skills, Competencies and Occupations), EQR und DQR (Europäischer bzw. Deutscher Qualifikationsrahmen.
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 15. Dezember 2010 in Bonn eine Entschließung zur abgeschlossenen 2. Erarbeitungsphase der Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmens für das lebenslange Lernen (DQR) verabschiedet.
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat auf seiner Sitzung am 15. Dezember 2010 in Bonn eine Empfehlung zur Förderung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung verabschiedet.