Vom Bildungsträger zum Bildungsdienstleister

Wie kann ein Bildungsträger marktfähige arbeitsintegrierte Lernangebote entwickeln und gestalten?

Author
Issue/Year (Volume) 6/2001 (30)
Page(s) 43-46
Language(s)
    deutsch
Keywords

Die Weiterbildungslandschaft wird von institutionellen Angeboten in Form von Seminaren, Kursen etc. dominiert, die nicht auf den tatsächlichen Bedarf der Betriebe zugeschnitten sind. Im Einzelhandel zeigt sich exemplarisch das strukturelle Grundproblem beruflicher Weiterbildung: Sie soll ein praxisorientiertes berufsbegleitendes und situatives Lernen selbstgesteuert ermöglichen, kann dies aber nicht leisten, so lange sie an schulartigen Formen des institutionellen Lernens festhält. Ein Berliner Bildungsträger - das Forum Berufsbildung e.V. entwickelt und erprobt in einem dreijährigen Modellversuch, wie Bildungsdienstleister Einzelhändler individuell und arbeitsnah und zugleich wirtschaftlich vertretbar qualifizieren können. Am Lernbedarf der Einzelhändler orientiert werden Strukturen eines Weiterbildungsangebotes entwickelt, das Lernen in und aus der Arbeit ermöglicht. Die eigene Praxis liefert den Lernstoff, die Arbeitsmittel werden zu Lernunterlagen erweitert. Betriebsberater und Dozenten werden zu Begleitern arbeitsintegrierter Lernprozesse - der Arbeitsplatz wird so zum individuellen Bildungszentrum. Ergänzend werden ein Aufgabenprofil und eine Weiterbildung für die Begleitung solcher Lernprozesse sowie ein Finanzierungsmodell entwickelt. Lernbegleiter bilden die zentrale Innovation des Modellversuchs. Die Verallgemeinerungsfähigkeit dieses individualisierten Lernmodells für Bildungsträger hängt davon ab, inwieweit es tatsächlich die Lernbedürfnisse ihrer Kunden trifft und zu Preisen angeboten werden kann, die zumindest nicht über den konventionellen Angeboten liegen. Der Beitrag stellt das Konzept vor.