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Haben Berufe ihre eigene Zeit?

Ergebnisse einer Pilotstudie zu Zeitkulturen am Beispiel von Hebammen, Künstlern, Bauleitern und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrern

Dr. Franz Schapfel-Kaiser

"Wir haben auf der Strecke einzelne Stellen, wenn ich da vorbeifahre, vergleicht das Gerät mit den Leitrechnern, wie viel Verspätung wir haben, also plus eins oder minus eins oder plus null in Minuten. Nach einer Weile braucht man keine Uhr mehr." (Straßenbahnfahrer) "Eigentlich gibt es keine Zeitvorgaben. Man kann eine Geburt nicht planen. Die Kinder kommen, wann sie wollen, da kann man nichts dagegen machen." (Hebamme) "Man muss rausfiltern, was ist wichtig im Augenblick und was weniger wichtig, und danach teilt man sich die Zeit ein." (Bauleiter)

Haben Berufe ihre eigene Zeit?

Die Zitate der Befragten aus der Untersuchung zum Zeiterleben in unterschiedlichen Berufen machen deutlich, dass berufliches Handeln unterschiedliches Umgehen mit Zeit verlangt. Sind die Handlungsabläufe in manchen Erwerbsberufen hoch getaktet und wird deren Einhaltung engmaschig überwacht, so erscheinen sie in anderen Berufen, wie hier bei der Hebamme, freier, fast unbestimmt und so offen, dass es schwer wird, die eigene Zeit einzuteilen, wie eine andere Hebamme sagt. Zugleich gibt es Berufe, die man mit ihrem Bezug zur Zeit als "Zeitteiler" bezeichnen kann, weil die in diesen Berufen Handelnden versuchen ihre Zeit und die ihrer Untergebenen möglichst effektiv auf Aufgaben zu verteilen, so dass das von ihnen selbst gesetzte Ziel erreicht wird: "... die Zeiten so gering wie möglich zu halten, um die Dinge fertig zu bekommen. In einer gewissen Zeit halt möglichst viel zu schaffen." (Bauleiter)1

Aber in diesen Umgang mit Zeit in einem Beruf wirken Zeiten hinein, die ihren Ursprung nicht in den beruflichen Tätigkeiten haben. So haben die individuelle Lebenssituation, die eigenen Wünsche bezüglich der Zukunft, aber auch die gesellschaftliche Funktion des beruflichen Bezugssystems (Transportwesen, Gesundheitssystem) ebenso einen Einfluss auf das Zeiterleben, wie der gesamtgesellschaftliche, kulturelle Kontext.
Diesen unterschiedlichen Formen der Erscheinung von Zeit und deren Wirkung ist eine aktuelle Dissertation, die im Rahmen der Promotionsförderung am BIBB abgeschlossen wurde, am Beispiel von Hebammen, Straßenbahnfahrern, Bauleitern und Künstlern nachgegangen.2
Entscheidende Fragen waren:

  • Gibt es unterschiedliche Formen von Zeit in Berufen oder ist Zeit als weltumspannende standardisierte Uhrzeit, die einzig prägende Zeit?
  • Haben Kulturen und Umgebungsbedingungen darauf einen Einfluss?
  • Haben Berufe eine eigene Zeitkultur und prägen mit dieser die Vorstellung von Zeit der beruflich Handelnden innerhalb und außerhalb ihrer Erwerbstätigkeit?

Wie kommt die Zeit unterschiedlich in die Berufe?

Sich den Phänomenen der unterschiedlichen Erscheinungsformen von Zeit in Berufen zu widmen, kann auf zwei Weisen erfolgen. Man kann die handelnden Personen von ihren Erfahrungen berichten lassen und sich daraus eine Anschauung verschaffen, die durch die Anwendung sozialwissenschaftlicher Erhebungs- und Auswertungsmethoden abgesichert wird. (Die daraus abgeleiteten Ergebnisse werden in Kurzform im folgenden Abschnitt dargelegt.)
Es ist aber auch möglich, sich aufgrund vorliegender Erkenntnisse aus Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften dem Phänomen Zeit zu nähern um die Entstehung der Unterschiedlichkeit aufzudecken:

Erscheint Zeit zunächst im Alltagsbewusstsein allen gleich, als selbstverständliches Phänomen, das mit der Uhr gemessen, untersucht und verglichen werden kann, so wird sie bei einer intensiveren Befassung immer diffuser, scheint geradezu zu verschwinden, wechselt ihre Gestalt und wird immer schwerer fassbar, denn "All unsere Wahrnehmungen von uns selbst und der Welt werden über die Art vermittelt, wie wir uns Zeit vorstellen, wie wir sie erklären, benutzen, erfüllen."3 Dieses relativ junge Phänomen der Durchdringung der Zeit in alle Nischen unseres Lebens erscheint uns als selbstverständlicher Bestandteil der Natur, als fünfte Dimension unseres Lebens. "Es ist ein Aspekt der Gesellschaftsentwicklung, den niemand geplant oder absichtlich herbeigeführt hat. (...) Wir sind in ein allgegenwärtiges Zeitgefühl hineingeglitten. Es ist ein Teil unserer Persönlichkeit geworden."4. Wie Norbert Elias hier treffend andeutet, ist dieses Zeiterleben nicht immer schon so gewesen.
Geht man der Kulturgeschichte der Zeit nach, so wird Zeit als soziales Konstrukt sichtbar, das, solange die Lebenswelten in einfachen Gesellschaften weitgehend identisch sind, noch keine Bedeutung und keinen Namen hat.5 Die Verabredung erfolgt gebunden an natürliche Abläufe - "wenn die Sonne untergeht" - und die auf Zukunft und Vergangenheit sich erstreckenden Verständigungen haben noch keine klare Terminierung. Vergangenheit und Zukunft sind vielmehr Bestandteile der Mythen und somit unmittelbar in die Gegenwart hinein verwoben, wie wir es auch heute noch in anderen Kulturen finden.6
Die Notwendigkeit einer intensiveren Befassung mit Zeit, und damit deren Verdinglichung, entsteht erst, wenn komplexere Aktivitäten langfristigere Planungen und Arbeitsteilung notwendig machen. Zeit dringt von nun an anhand der Beobachtung von Planetenverläufen als Kalender und mittels Wasser, Sand- und Sonnenuhr in die kurzfristigeren Abläufe ein.7 Dies geschieht aber nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen in gleicher Weise, sondern die Uhr, als verdinglichtes Symbol, das lediglich eine Bewegung in Relation zu einer anderen setzt8, regelt zuerst Bewässerungszeiten von Feldern und Redezeiten im Senat und begrenzt dadurch Zeitdauern im Sinne gerechter Verteilung.

Parallel entwickeln sich regional unterschiedlich, religiös ausgeprägte Zeitvorstellungen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterschiedliche Vormacht einräumen.9 In den Anfängen ist das Wissen um die Zeit als Herrschaftswissen auf wenige beschränkt und wird für die kulturelle Identitätsbildung von Völkern und Nationen und die zentrale Steuerung von komplexen Aktivitäten genutzt.10 So bleibt Zeit in manchen gesellschaftlichen Bereichen (Landwirtschaft, Erziehung, Gesundheit) stärker gekoppelt an Rhythmen der Natur, ist in anderen, die sich auf Handel und Transport beziehen, ausgerichtet auf eine Vergegenwärtigung der Zukunft und eine darauf bezogene Planung von zeitlichen Abläufen, während sich gesellschaftliche Bereiche finden lassen, die "freigestellt" erscheinen, wie z.B. in Bereichen kultureller Brauchtumspflege, Religion und Kunst.

Studien der Geschichte, Philosophie und Soziologie der Zeit weisen darauf hin, dass sich gesellschaftliche Teilbereiche als "Subsysteme" mit ihren eigenen Zeiten herausgebildet haben. Diese Partialisierung von Gesellschaft führt mit dem Niedergang des Mittelalters zum Zerfall einheitsbildender Zeitvorstellungen und geht so weit, dass Teilbereichen der Gesellschaft die Selbstgestaltung ihrer zeitlichen Beziehungen ermöglicht wird. "Die funktionale Differenzierung lässt eine derart große Teilsystemautonomie zu, dass die Handlungsentwürfe und Ziele der Teilsysteme nicht mehr in die Gesamtgesellschaft integrierbar sind. D.h. es existieren in einer Gesellschaft und in einer Gegenwart mehrere Wirklichkeiten und Zeiten nebeneinander."11
Begreift man Berufe als Konstrukte, die Berufsausübende zu Akteuren gesellschaftlicher Teilbereiche machen und damit zu "Agenten der Zeit eines Teilsystems" der Gesellschaft, so erklärt sich, dass diese "Agenten" in unterschiedlicher Intensität und Weise in die Zeitvorstellungen des Gesamtsystems eingebunden werden und ihre "eigenen", berufstypischen Zeitvorstellungen ausbilden.

Berufszeit und parallele Zeiten - Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Anforderungen

Für die je unterschiedlichen Formen von Zeit in Berufen, die sich, wie erläutert, aus der historischen Entwicklung und der gesellschaftlichen Funktion, der sie zugeordnet sind, erklären lassen, wurden in der aktuellen Untersuchung möglichst repräsentative Erwerbsberufe ausgesucht.12

  • Die Hebammen stehen hierbei für Berufe, die mit natürlichen Zeitabläufen befasst sind, also jener Form von Zeit, die (noch) an die Rhythmen der Natur gebunden ist.
  • Die Straßenbahnfahrer stehen für Berufe, die an die Uhrzeit gebunden sind und deren Handlungsabläufe sehr streng getaktet und mit wenig zeitlichen Handlungsspielräumen ausgestattet sind.
  • Die Bauleiter repräsentieren jene Berufe, die Zukunft vergegenwärtigen, indem sie Projekte planen und umsetzen und sich sowie die Zeit Anderer in diese geplante Projektzeit integrieren.
  • Die Künstler repräsentieren schließlich Berufe, die eine starke Orientierung auf die Eigenzeit haben, ihre Tätigkeit auf die eigenen Empfindungen ausrichten und auf die Zeit der Materialien, mit denen sie sich befassen.

Die Berufsausübenden sind aber als Subjekte ihres Handelns nicht nur mit der "Berufszeit" verbunden, sondern zugleich mit einer individuellen Biografie und den damit verbundenen Erfahrungen und auf Zukunft bezogenen Intentionen. Sie sind also zugleich "Agenten ihrer eigenen Zeit".
Daneben haben sie auch unterschiedliche Zeiten zu koordinieren, in die sie mit ihrem Leben eingebunden sind: Zeitabläufe öffentlicher Verkehrsmittel, von Fernsehprogrammen, Schul- und Betreuungszeiten der Kinder, Öffnungszeiten von Kantinen, Geschäften und Ämtern etc. "Durch das Nebeneinander der Zeiten in einer hoch differenzierten Gesellschaft steht das Individuum vor sehr unterschiedlichen Belastungen, die Eigenzeit mit den Anforderungen der institutionalisierten Fremdzeit in Einklang zu bringen."13
Will man die Unterschiede von Zeit in Berufen untersuchen, so wird das Verhältnis des Einzelnen zu verschiedenen Zeiten und zu seinem eigenen Leben bedeutsam. Die Bedeutung von Leben und Tod und die Frage danach, ob das Leben selbst als Gestaltbares begriffen wird, wie in dem Konzept der "linear offenen Zukunft" von Rammstedt14 wirkt auf das Verhältnis von Zeit und Beruf ein. Aus diesem Grund wurde nicht nur das Erleben der Zeit im Beruf betrachtet, sondern biografische Verläufe und der Umgang mit Zeit auch außerhalb des beruflichen Handelns.

Der Abbildung 1 kann man verschiedene Einflussfaktoren auf das Zeiterleben in Berufen entnehmen. Neben einer systematischen Auswertung der Interviews hinsichtlich dieser Struktur erfolgte dazu spiegelnd eine Theorieentwicklung der jeweiligen "Berufszeit" auf der Basis von Feinanalysen ausgewählter Interviewausschnitte, die sich auf das berufliche Handeln bezogen.15 Betrachtet man nun die Interviewergebnisse in den Berufen, so zeigen sich exemplarisch folgende Phänomene:


Straßenbahnfahrer

Ihre Werdegänge in den Beruf sind unterschiedlich und erscheinen stark von Zufällen abhängig und weniger ihrer gezielter Planung unterworfen zu sein. Das eigene Leben wird demzufolge stärker als von Außen bestimmt betrachtet, denn als von eigenen Entscheidungen beeinflussbar.
Parallelen außerhalb des Berufes zeigen sich bei ihnen im Hinblick auf ihre Hobbys, die sie eher allein gepflegt haben und noch pflegen. Durch die geringe Fallzahl bleibt aber unklar, ob ihre Affinität zu einer sehr strukturierten Gartenarbeit eher Zufall ist, der Notwendigkeit geschuldet, einen zusätzlichen Beitrag zur Ernährung der Familie beizutragen oder dem Bedürfnis auch in der Freizeit eine klar strukturierte Aufgabe zu haben (manche Aussagen legen die letzte Vermutung nahe). "Selbst im Urlaub ist alles durchgeplant, bis auf die Minute fast. Zeit habe ich nicht! ... Nee, das sage ich nicht so. Es ist bei mir alles durchgeplant." 16 Die Identifikation mit ihrem Beruf ist unterschiedlich stark ausgeprägt.
Betrachtet man den beruflichen Handlungsbereich der Straßenbahnfahrer, so finden sich wenig Gestaltungsspielräume im Arbeitsalltag, weil die zeitlichen Verbindungen des "Systems Straßenbahn" zu seiner Umwelt weitgehend reguliert sind. (Man kann die Fahrt der Straßenbahn wie einen geschlossenen Raum betrachten, in den man einsteigen kann und dann den ihm obliegenden Regeln ausgesetzt ist.). Die Fähigkeit der Straßenbahnfahrer liegt gerade in der Anpassung der eigenen Handlungsabläufe an vorgegebene Zeitmuster, die in fast gleicher Form immer wiederkehren. Das Streben nach Pünktlichkeit ist für sie zentral und sie haben das Ziel, in "schwierigen Zeiten" Ruhe und Freundlichkeit zu bewahren und die Interessen ihrer Kunden (der Fahrgäste) so gut es geht zu berücksichtigen.
Bei ihnen nimmt sich das Zeiterleben aus, wie ein Hineinfließen in die gegebenen Anforderungen, wie sich auch ihr beruflicher Werdegang ausnimmt, wie ein Hineinfügen in die sich stellenden Gelegenheiten. Zeit ist hier nicht "Eigenzeit" sondern "Fremdzeit", vorgefundene Gegebenheit, aus der herauszutreten mit dem Wiederfinden der eigenen Zeit einhergeht.


Hebammen

In ihren Biografien lassen sich wenig Parallelen feststellen, lediglich gleicht sich die Orientierung in ihren Hobbys auf das gemeinsame Verbringen von Zeit mit ihren Freundinnen und Freunden, ohne produktbezogene Leistungsansprüche. Diese Hobbys verlieren aber mit dem Auftreten der Berufstätigkeit an Bedeutung (dass das Familienleben hierzu auch "keine Zeit mehr lässt" kommt hinzu.). Alle Hebammen haben eine hohe Selbstidentifikation mit ihrem Beruf. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihres Lebens haben sie die Ausübung des Berufes zu ihrem Ziel erklärt und haben ihren persönlichen Lebensentwurf auf diesen ausgerichtet und zum Teil auch ihre Wohnorte hierfür gewechselt.

In ihrem Beruf wird Zeit flexibel den jeweiligen Anforderungen zur Verfügung gestellt. Die natürlichen Prozesse der Geburt die Zeit strukturieren zu lassen, halten sie für sinnvoll. Dagegen werden die eigenen Handlungsabläufe nicht planbar und schaffen ein Spannungsverhältnis, einerseits die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und andererseits Ruhe und Ausgeglichenheit als Unterstützerinnen eines wertvollen Prozesses weiterzugeben.
Sie geben ihre Zeit dem Leben und dem Leben die Zeit, die es benötigt und strapazieren zum Teil dabei die eigenen Möglichkeiten. "... also man rennt dann wirklich von Frau zu Frau und muss sich dann entschuldigen. ... Ich kann nie mal für mich selbst die Zeit einteilen." 17
Es scheint eine Besonderheit, dass in diesem gesellschaftlichen Handlungsfeld keine zeitliche Anforderung hinsichtlich der Dauer gestellt wird, weil es akzeptiert ist, dass eine Geburt unterschiedliche Dauer haben kann und die Leistungsfähigkeit einer Hebamme nicht anhand quantitativer, sondern qualitativer Messgrößen gemessen wird, also dem erfolgreichen Verlauf einer Geburt möglichst mit wenig Beeinträchtigungen für Mutter und Kind. Die Hebammen ordnen sich der Nichtplanbarkeit unter: "Ich versuche immer, es mir nicht anmerken zu lassen, obwohl ich nie richtig Zeit habe."18


Bauleiter

Sie lernten auffallend früh, ihre eigene Zeit zu planen und sich selbst Ziele in ihrer Zeit zu setzen. Nun wenden sie diese Fähigkeiten bei der Planung ihrer Zeit und der Anderer an, setzen sich Ziele, beherrschen das Instrument der langfristigen Projektplanung und der Untergliederung der Zeit in Zwischenschritte und Teilziele. Zeit wird als sich in die Zukunft erstreckende Linie gedacht, vergangene Zeit reflektiert und im hohen Maße als gestaltbar gedacht und interpretiert.
Mittels der eigenen Fachlichkeit und ihrer hierarchischen Funktion bauen sie Widerstand gegen fremde Anforderungen an die von ihnen geplante Zeit auf und setzen die selbst geplante Zeit durch. Sie repräsentieren unter systemtheoretischer Perspektive eine Funktion, in der sowohl die Zeit eines Teilbereichs der Gesellschaft gesteuert wird und demzufolge die dort geltenden Zeitlogiken verinnerlicht werden, als auch Anpassungen an Zeiten anderer gesellschaftlicher Teilbereiche vorgenommen werden, wie z.B. bei der Baustoffzulieferung, der Zeit von Geschäftspartnern oder der Logik der Energieversorgung eines anderen Unternehmens.
Sie sehen ihre Aufgabe darin, Zeit möglichst effektiv im Hinblick auf die Unternehmens- oder Karriereziele einzusetzen. Diese Zielsetzung knüpft bei ihnen an früh entwickelte Fähigkeiten an, die sie im Hinblick auf das Erlernen der Uhrzeit in ihrer Kindheit und die an sie gestellte Anforderung, "ihre Zeit" im Blick zu haben, entwickelt haben. Sie begegnet uns auch bei ihrer Leistungsorientierung in ihren Hobbys, bei der sie allerdings auch manchmal die Uhrzeit vergessen haben. Sie pflegen diese Hobbys zum Teil noch weiter, zum Teil haben die Hobbys auch die berufliche Orientierung mit geprägt.

Für einen effektiven Einsatz von Zeit obliegt es ihnen, Entscheidungen darüber zu fällen, wann sich Dinge durch erhöhten Arbeitseinsatz beschleunigen lassen und wann nicht, wann pünktliches Erscheinen notwendig ist und wann nicht und wann es hingegen gut ist, Prozesse zu verlangsamen. Ihnen ist aufgrund ihrer Erfahrungen bewusst, dass Schnelligkeit nicht immer eine Gewähr für ein früheres und gelungenes Erreichen des Zieles ist.
Betrachtet man ihre Identifikation mit dem Beruf, so erscheint es trotz gezielter, auch fachlich-inhaltlicher Qualifikationswege für sie denkbar, auch noch einmal "etwas ganz Anderes" zu machen, in einer anderen Branche in leitender Funktion tätig zu werden.
Bei ihnen erscheint Lebens- und Karriereplanung sehr bewusst und reflektiert. Sie sehen sich eben nicht nur als Gestalter ihrer Zeit im Beruf, sondern auch außerhalb des Berufs als Gestalter ihres Lebens. "Ich setze mir gewisse Ziele Anfang des Jahres, oder auch am Anfang des Tages, oder am Anfang einer Baumaßnahme und dann versuche ich mich eigentlich auch selber daran anzutreiben, weil ich wissen will: Geht das? Schaffe ich das?"19

Künstler

Geht mit dem Beruf des Künstlers das Bild einer hochindividualisierten Persönlichkeit einher, so überraschten die vielen Parallelen in den biografischen Interviews, die es innerhalb der "Künstlergruppe" gegeben hat. Sie haben sich meist allein ihren Hobbys gewidmet und, so es möglich war, von organisierten Freizeitveranstaltungen fern gehalten.

Allen Befragten ist gemeinsam, dass sie ihren gesamten Lebensentwurf auf ihre beruflichen Ziele, als Künstler tätig sein zu können, ausgerichtet haben. Sie leben allein, ohne Familie und richten ihre Zeit an der Dynamik ihrer Kreativität aus. Lediglich die Arbeitszeiten ihres Nebenjobs (wenn er zur Lebenserhaltung notwendig ist) oder Schlaf und Nahrungsaufnahme schränken sie ein. "Ich schreibe solange ich einen kreativen Fluss verspüre. Solche Ergüsse können mehrere Stunden dauern. Hauptsächlich sind es Schlaf und mein Nebenjob, die meinen Arbeitsrhythmus bestimmen."20
Treten zeitliche Begrenzungen innerhalb ihres Berufes auf, die in Verbindung mit Modellen oder anderen zeitlichen Vorgaben ihrer Auftraggeber einhergehen, so nehmen sie diese als qualitätsmindernd und unangenehm wahr. Sie beschreiben einhellig Phänomene des "Außerhalb-der Uhrzeit-Seins", wenn sie sich in ihren künstlerischen Handlungen "verlieren", hineintauchen in den Augenblick des Geschehens. Diese Phänomene sind für sie untrennbar mit dem künstlerischen Handeln verbunden, weil sich die Zeit für die Kunst nicht planen lässt, sie vielmehr die Fähigkeit erfordert, auf den rechten Augenblick warten zu können. "Geduld ist einfach die schönste Zeit, ohne zu Lernen etwas zu verstehen."21

Daran zeigt sich auch die Parallele zum Konsum der künstlerischen Handlung, die nahezu gänzlich außerhalb einer zeitlichen Verbindung zu einem anderen gesellschaftlichen Bereich stattfindet. Wann ein Kunstwerk aufgenommen wird, steht in der Freiheit des Betrachtenden oder Lesenden. Insofern ist die Eigenzeit, das Aufgehen ihres gesamten Seins in der Kunst die entscheidende Größe für die Künstler.
Der hohe Status, der mit der freien Verfügung über ihre Zeit verbunden ist, geht einher mit einer hohen Abhängigkeit vom Markt, der darüber entscheidet, ob sie ihren Lebensentwurf umsetzen können oder in andere Tätigkeiten ausweichen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. "In meiner Arbeit möchte ich erreichen, dass man mich irgendwann versteht und sich das leisten kann mich zu unterstützen, so dass ich mein Leben leben kann."22

Parallelen, Unterschiede und Wirkungen der Zeit in Berufen

Löst man sich von den Phänomenen, die einzelnen Berufen zugeordnet wurden, so zeigen sich Parallelen und Unterschiede zwischen den Berufen. Kommt Teilbereichen der Gesellschaft in einem besonderen Maße eine synchronisierende Funktion zu, so gewinnt in ihnen standardisierte Uhrzeit (Weltzeit) an Bedeutung, verfügen sie über wenig Verbindungen zu anderen Teilbereichen, oder sind diese von hohen Freiheitsgraden in der zeitlichen Synchronisation gekennzeichnet, so nimmt Uhrzeit an Bedeutung ab.

Betrachten wir Parallelen und Unterschiede bei den untersuchten Berufen, so zeigt sich, dass sowohl die leitenden Angestellten als auch die Künstler stark geprägt sind von ihrer Fähigkeit, ihre eigenen Ziele in der Zeit umzusetzen und zum Teil Neues in ihrer Zeit zu schaffen. Sie sind also auf eine noch nicht erreichte Zukunft hin orientiert und versuchen die gegenwärtige Zeit hierfür zu gestalten. Dabei dominiert bei den Leitenden Angestellten ein lineares Zeitkonzept, dem eine klar skizzierte Zukunft zugrunde liegt, auf die hin immer wieder Handlungspläne entworfen und den gegebenen Umständen angepasst werden. Die Künstler hingegen orientieren sich auf den gegenwärtigen Moment, nicht auf Teilschritte und ein klares Produktziel, weil Letzteres sich erst im künstlerischen Prozess formiert.
Konzentrieren sich die Künstler auf eine Handlung, so haben die Leitenden Angestellten immer parallel mehrere Dinge im Blick. Diese Gleichzeitigkeit von mehreren Prozessen begegnet uns auch in den Aussagen der Hebammen.

Den Hebammen ist mit den Straßenbahnfahrern gemeinsam, dass sie ihre Zeit auf die Ziele (oder das Wohl) Anderer, dem pünktlichen Erreichen eines Fahrziels oder der komplikationslosen Geburt, ausrichten. Sie weisen so beide eine starke Gegenwartsorientierung auf, die keine weitgreifenden Zukunftsentwürfe macht und wenig Rückbezüge auf Vergangenheit enthält. So wirkt ihr berufliches Handeln statisch und von der permanenten Wiederkehr gleicher Handlungen geprägt und im anderen Fall von der permanenten Wiederkehr unplanbarer Abläufe. Man kann sie als Unterstützer oder "Gewährleister" für von ihnen nicht gesteuerten dynamischen Prozessen verstehen.
Den Straßenbahnfahrern und den Leitenden Angestellten ist gemein, dass sie Aufgaben haben, denen in besonderer Weise synchronisierende Funktion im Hinblick auf gesellschaftliche Teilbereiche zukommt. So gewinnt zwingender Weise Weltzeit, in Form von Uhrzeit, in beiden Berufen eine wesentliche Bedeutung, die sie deutlich unterscheidet von den beiden anderen Berufen, die über wenig Verbindungen zu anderen Teilbereichen verfügen oder in der zeitlichen Synchronisation von hohen Freiheitsgraden gekennzeichnet sind.

An diesen, hier nur zum Teil herausgearbeiteten, unterschiedlichen Wirkungen von Berufen wird auch deutlich, dass in unterschiedlichen Formen "Zeitkompetenz", also Formen des Umgangs mit der Zeit entwickelt wird. Gelingt es den Straßenbahnfahrern und Hebammen, sich gegebenen Umständen zeitlich anzupassen, so entwickeln sie gleichzeitig geringere Fähigkeiten ihre Eigenzeit gegenüber anderen durchzusetzen.
Genau jene Fähigkeiten, sich in soziale Zeit zu integrieren und dort unterstützend für Andere zuwirken, lernen die Künstler weniger und die Bauleiter nur sehr punktuell. Haben die Künstler ihren Lebensentwurf auch darauf eingestellt und keine Familien gegründet, so berichten die Bauleiter von den Schwierigkeiten die zeitlichen Ansprüche, die sie an sich selbst als Familienväter stellen zu realisieren, was mit Konflikten verbunden ist, die insbesondere dann entstehen, wenn sie "freie Zeit" haben. "Das ist ... wenn es zuviel Stress ist und dann ist alles plötzlich weg und wenn man dann richtig zur Ruhe kommt, das ist dann richtig schlimm."23

Ausblicke

Die mit der Pilotstudie vorgelegten Erkenntnisse erlauben bei aller selbstkritischen Einschätzung ihrer Repräsentativität 24 einige neue Schlüsse:

  • Die vorgelegten Untersuchungsergebnisse verstärken die These, dass berufliches Handeln nach wie vor einen bedeutenden Beitrag für die Identitätsbildung liefert und damit das soziale Konstrukt Beruf seine gesellschaftliche und individuelle Integrationsfunktion nicht eingebüsst hat25.
  • Vielmehr zeigt sich, dass in Anbetracht der beschleunigten Errosion gesellschaftlicher Bezugssysteme (Familie, Religion, lokale Vereine etc.), im vorliegenden Fall der Befragung, der Zusammenbruch der DDR, die berufliche Identität einen Bedeutungszuwachs verzeichnen kann26.
  • Die Untersuchung verdeutlicht, die unterschiedlichen Anforderungen an die "Selbstgestaltung von Zeit" und macht damit auch deutlich, dass mit der Berufswahl nicht nur unterschiedliche Möglichkeiten zum Erwerb von Einkommen einhergehen, sondern auch zum Erlernen des Umgangs mit Handlungsfreiheit und Selbstgestaltung der eigenen Biografie27.
    Diese Kompetenzen werden immer bedeutsamer, weil der neue Typus des "Arbeitskraftunternehmers" und des "Selbstgestalters von Biografien" neue Anforderungen an alle junge Menschen stellt, die in die Lage versetzt werden müssen, sich zum eigenen Leben und ihrem beruflichen Handeln in eine reflexive Beziehung zu setzen, um diese "Modulation der eigenen Kompetenzbiografie" (Gonon) zu bewältigen.28
  • Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass trotz der hohen Verbreitung eines gemeinsamen Alltagsverständnisses von Zeit, in Form von Uhrzeit und Kalenderzeit, Berufe als gesellschaftliche Konstrukte mit einer je eigenen Lebenswelt unterschiedliche Vorstellungen von Zeit erzeugen und unterschiedliche Fähigkeiten des "Zur-Zeit-Seins" erfordern. Wenn Berufe unterschiedliche Anforderungen an die "Zeitkompetenzen" stellen, so können Erfahrungen mit Zeit auch herangezogen werden, um eine bessere Berufswahlentscheidung zu unterstützen, aber auch um eine verbesserte Personalauswahl in Arbeitssystemen zu ermöglichen.
  • Schließlich wird deutlich, dass der Umgang mit Zeit ein Thema für berufliche Qualifizierungsprozesse selbst ist. Zeit im Beruf zum Gegenstand von Selbstreflexion zu machen, erscheint in Qualifizierungsprozessen ebenso sinnvoll, wie der Austausch innerhalb von Berufsgruppen über den Umgang mit der Zeit im Beruf. Er stellt sich anhand der Untersuchungen in einigen Berufen als besondere fachliche Anforderung dar, die entscheidenden Einfluss auf die Güte der geleisteten Arbeit hat

Der Diskurs zum Zusammenhang von Zeit und Beruf, Arbeit und Leben hat erst begonnen. Die vorgelegte Pilotstudie stellt nur einen ersten Schritt hinsichtlich der Aufdeckung des Zusammenhangs von Zeit und Beruf dar. Sie wäre auszubauen im Hinblick auf weitere Berufe, die einen besseren Vergleich dadurch ermöglichen, dass sie vergleichbare Qualifikationswege, hinsichtlich Dauer und Organisationsform und eine stärkere Repräsentativität bezogen auf die unterschiedlichen Berufe unserer Gesellschaft aufweisen. Zugleich könnte eine erhöhte Fallzahl auch den Einfluss von Alter und Geschlecht im Hinblick auf das Zeiterleben herausarbeiten, der in der vorliegenden Arbeit weitgehend unberücksichtigt blieb.
Außerdem wäre eine weiterentwickelte Untersuchung sinnvoll zu flankieren mit exemplarischen teilnehmenden Beobachtungen, die es erlauben, tatsächliches Handeln mit den Aussagen von Interviewten abzugleichen und so eine verbesserte empirische Basis zu erlangen. Es sind also weitere, empirisch fundierte Forschungsarbeiten notwendig.

Abschließend bleibt zu bemerken: Die Frage nach der Zeit wirft auch grundsätzliche Fragen auf. Zeit ist untrennbar mit dem Leben in Gänze verbunden, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Sie vom Leben in seiner Ganzheit zu trennen, führt zum Versuch, Zeit zu funktionalisieren und damit zur zweckrationalen Zurichtung von Leben.
Zeit wird dann beherrscht, kontrolliert und zerteilt. Dahinter steht ein Zeitbild, in dem Leben beherrscht, kontrolliert und in Prozesse geteilt wird. Vielleicht auch das eigene Leben selbst beherrscht, zerteilt und kontrolliert wird. Dass gerade die Fähigkeit, das zu tun, eine Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist und in Berufen je unterschiedlich entwickelt wird, wurde deutlich.
Dies steht aber auch immer in der Gefahr, in dem Streben nach der "Optimierung des Umgangs mit Zeit" die Fragen nach dem Sinn dessen, in dessen Auftrag beherrscht, geteilt und kontrolliert wird, nicht mehr zu stellen.
Die Antwort auf diese Frage bedarf der Zeit, der Muße, vielleicht auch der mit Anderen geteilten Zeit.
"Zeit aber steht für Liebe; der Sache, der ich Zeit schenke, schenke ich Liebe; die Gewalt ist rasch."29

  • 1 Die Zitate sind sämtlich entnommen aus: Schapfel-Kaiser, F.: Beruf und Zeit. Bielefeld 2008 (Berichte zur beruflichen Bildung. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Berufsbildung Bd.5). im angegebenen Fall S. 262
  • 2 Die Promotion wurde an der Technischen Universität Darmstadt angenommen und von Prof. Dr. Josef Rützel am Institut für Berufspädagogik betreut. Zweitgutachter war der Zeitforscher Prof. Dr. Karlheinz .A. Geißler an der Universität München. Weitere Informationen zur Arbeit unter: http://www.kibb.de/wlk24267.htm
  • 3 Rifkin, J.: Uhrwerk Universum. München 1990, S. 9 f.
  • 4 Elias, N.: Über die Zeit. Frankfurt 1982, S. 146
  • 5 Hall, E.T.: The silent language. New York 1959
  • 6 Vgl. Wendorff, R.: Zeit und Kultur. Geschichte des Zeitbewusstseins in Europa. Opladen 1985, Levine, R.: A Geography of time. New York 1997
  • 7 Vgl. Wendorff, R.: Tag und Woche, Monat und Jahr: eine Kulturgeschichte des Kalenders. Opladen 1993
  • 8 Vgl. Böhme, G.: Zeit und Zahl. Studien zur Zeittheorie bei Platon, Aristoteles, Leibnitz und Kant. Frankfurt 1974
  • 9 Vgl. Schapfel-Kaiser, F. Beruf und Zeit. Bielefeld 2008 insbesondere das Kapitel 2 zu gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen in der Geschichte der Zeit.
  • 10 Denkt man an die umfassenden Bauwerke in Babylon und Sumer, so wird dies deutlich. Eine Sonderstellung im Hinblick auf Zeit nehmen auch die Hebräer ein, die mit der Etablierung des Sabbats, als Volk ohne Raum ein identitätsstiftendes "Heiligtum in der Zeit" geschaffen haben. (vgl. Schmitz, P.: Schöpfung -Sabbat -Zeit. In: Held, M.; Geißler, K.A. (Hrsg.): Ökologie der Zeit. Vom Finden der rechten Zeitmaße. Stuttgart 1993
  • 11 Bergmann, W.: Die Zeitstrukturen sozialer Systeme. Eine systemtheoretische Analyse. Berlin 1981, S. 201, vgl. zu den systemtheoretischen Zusammenhängen von Zeit auch: Luhmann, N.: Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten. In: Die Verwaltung. H.1; 1968, S. 3-30.
  • 12 Wobei ehrlicherweise anzufügen ist, dass manche Einschätzungen nicht ganz treffsicher waren, insbesondere was die Straßenbahnfahrer angeht. Hier hatte ich vor der Untersuchung angenommen, dass sie stark an einer linearen Zeitperspektive ausgerichtet seien. Es zeigte sich aber, dass ihre Tätigkeiten viel stärker von einer rhythmischen Wiederholung geprägt sind, weil sich die Strecken, Fahrpläne und Abläufe wiederholen, so dass Uhrzeit nicht in der klassischen Form dominiert wie angenommen.
  • 13 Nowotny, H.: Eigenzeit. Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls. Frankfurt 1995. Alleine bei der unvollständigen, vorangegangenen Aufzählung wird deutlich wie stark der Umgang mit der Uhrzeit einer erfolgreichen Bewältigung von Alltagsleben in einer Industrienation vorausgesetzt ist.
  • 14 Rammstedt, O.: Alltagsbewußtsein von Zeit. In: KZfS 27 Jg. (1975), H. 1, S. 47-63
  • 15 Vgl. zu den Erhebungs- und Auswertungsmethoden: Kapitel 4 "Forschungsdesign der empirischen Erhebung" in: Schapfel-Kaiser, F.: Beruf und Zeit, Bonn 2008, S. 165-206
  • 16 Zitat eines befragten Straßenbahnfahrers, ebd. S. 253
  • 17 Hebammenzitat, ebd. S. 223
  • 18 Hebammenzitat, ebd. S. 244
  • 19 Bauleiterzitat, ebd. S. 256
  • 20 Künstlerzitat, ebd. S. 264
  • 21 Künstlerzitat, ebd. S. 267
  • 22 Künstlerzitat, ebd. S. 236
  • 23 Bauleiterzitat, ebd. S. 258
  • 24 Ebd. S. 281 und 204 ff.
  • 25 Diese Funktion wird bei der Debatte um das Duale System und dessen Weiterentwicklung immer wieder vorschnell als Ideologie bestritten. Vgl. zum Berufskonzept den guten Überblick bei: Kraus, K.: Vom Beruf zur Employability? Zur Theorie einer Pädagogik des Erwerbs. Wiesbaden 2006 sowie bei Büchter, K.: Beruf: Idee-Form-Politikum. In: Büchter, K. u.a. (Hrsg.): Berufspädagogische Erkundungen. Eine Festschrift für Martin Kipp. Frankfurt 2005, zur aktuellen Kritik am Dualen System vor allem Baethge, M.; Solga, H.; Wieck, M.: Berufsbildung im Umbruch. Signale eines überfälligen Aufbruchs. Netzwerk-Bildung der Friedrich Ebert Stiftung. Berlin, Bonn 2007 und Rauner in Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Steuerung der beruflichen Bildung im internationalen Vergelich. Gütersloh 2008, zur feministische Kritik am männlichen Berufsbegriff: Paul-Kohlhoff, A.: Der männliche Berufsbegriff - Ein Problem für die Berufspädagogik? In: Faßhauer, U.; Münk, D.; Paul-Kohlhoff, A. (Hrsg.): Berufspädagogische Forschung in sozialer Verantwortung. Stuttgart 2008
  • 26 Gleiches hebt auch Richard Senett in seiner aktuellen Studie im Hinblick auf den Beruf hervor: "Die meisten Menschen möchten glauben, dass ihr Leben mehr als eine Folge unverbundener Ereignisse ist. Gut konstruierte Institutionen gehen auf diese Bedürfnisse ein, ...." Senett, R.: Handwerk. Berlin 2008, S. 353, Vgl. auch Dostal, W.: Berufsforschung. In: Rauner, F.: Handbuch der Berufsbildungsforschung. Bielefeld 2005
  • 27 Vgl. hierzu den aktuellen Wirtschaftsmodellversuch des BIBB: "Kompetenzen für die eigenständige und flexible Gestaltung der Berufslaufbahn - Flexkom", der biografische Gestaltungskompetenz zum Ziel beruflicher Erstausbildung erklärt (http://www.flexkom.info/index2.htm) , aber auch zur kritischen Reflexion biografischer Lernformen in der beruflichen Bildung: Schapfel-Kaiser, F. Kritisch-subjektorientierte Berufsbildungstheorie und exemplarische Praxisfelder. In: Bernhard, A. u.a. (Hrsg.) Kritische Erziehungswissenschaft und Bildungsreform. Bd. 2. Hohengehren 2003 und Schapfel-Kaiser, F.: Vom verstreuten Treibholz zum Floß. Lernen an und mit der Biografie in der beruflichen Bildung. In: Rützel, J.; Sesink, W. (Hrsg.): Bildung nach dem Zeitalter der großen Industrie. Jahrbuch für Pädagogik 1998. Frankfurt 1998
  • 28

    Vgl. Pongratz, H.J./Voß, G.G. (Hrsg.): Typisch Arbeitskraftunternehmer? Befunde der empirischen Arbeitsforschung. Berlin 2004 und bezogen auf die Konsequenzen für die Berufsbildung: Unger, T.: Berufsbildung für Arbeitskraftunternehmer. In: Brötz, R.; Schapfel-Kaiser, F. (Hrsg.): Neue Anforderungen an kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Berufe. Bielefeld 2009 (in Vorbereitung)

  • 29 Horkheimer, M.: Begriff der Bildung. Immatrikulationsrede 1952. In: Ders.: Sozialphilosophische Studien. Frankfurt 1972