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Trotz der gegenwärtigen konjunkturellen Talfahrt werden es die Wachstumsraten der Internet-Technologie in wenigen Jahren ermöglichen, dass wesentliche Bereiche der Wirtschaft weltweit internetbasiert arbeiten. Die Größenordnungen, um die es in diesem Kontext geht, können bestenfalls durch Beispiele illustriert werden:

Veröffentlicht: 14.01.2004 URN: urn:nbn:de:0035-0014-5

Während der tägliche Export von landwirtschaftlichen Produkten, Bodenschätzen und Fabrikerzeugnissen weltweit ca. 14 Milliarden Dollar beträgt, erreicht der mittels moderner Informationstechnologie möglich gewordene tägliche Devisenhandel ca. 1.200 Milliarden Dollar (vgl. Schauer, Internet für alle - Chance oder Zumutung, Ulm, 2002, S. 10). Vom Grad des Zugriffes und der Verwertung internetgestützter Informationen hängt die Möglichkeit zur Teilnahme am globalen Güteraustausch, der Mobilität der Menschen und der Devisen unmittelbar ab. Den damit zusammenhängenden Quantensprung von Innovationen kann ein weiteres Beispiel anschaulich machen: Vergleicht man die Entwicklung der Leistungsfähigkeit bei Computern mit der Leistungsfähigkeit von Automobilen, wäre es möglich, heute mit einer Tankfüllung in einer Stunde eine Million Kilometer weit zu fahren. Das Auto könnte danach weggeworfen werden, da dies billiger wäre, als der Kauf eines Parktickets (Schauer, ebd., S. 11).

In diesem Zusammenhang ermöglicht inzwischen das Zusammenrücken von Inhalt, Didaktik und Technologie die Nutzung das World Wide Web (WWW) als neues und extrem leis-tungsfähiges Ausbildungsmedium, wenn die dafür erforderlichen drei "C" verfügbar sind: "Capacity", "Connectivity" und "Content".

Mit Hilfe des Aktionsprogramms der Bundesregierung "Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts" ist es gelungen, den Einsatz der neuen Medien in allgemeinbildenden Schulen, Hochschulen, in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und in der Verwaltung anwendungsorientiert vorzubereiten. In unterschiedlichsten Forschungs- und Entwicklungsprojekten erarbeiteten Projektkonsortien aus Hochschulen, Aus- und Weiterbildungsträgern, Industrie, Handwerk und Mittelstand zielgeleitete Implementierungsstrategien, mit denen das Internet als Aus- und Weiterbildungsmedium zur Konkurrenzfähigkeit des Bildungs- und Wirtschaftsstandorts Deutschland im internationalen Wettbewerb beitragen soll. In diesem Kontext steuerte das Bundesinstitut für Berufsbildung im Auftrag des BMBF als Projektträger "Innovationen in der Aus- und Weiterbildung" (PT IAW) die Durchführung der fünf entsprechenden Leitprojekte des Themenfeldes "Nutzung des weltweiten Wissens für Aus- und Weiterbildung und Innovationsprozesse":

Mit dem Leitprojekt "L³ Lebenslanges Lernen - Weiterbildung als Grundbedürfnis" konnten z.B. Grundlagen eines umfassenden E-Learning-Services für die berufliche Aus- und Weiterbildung erarbeitet werden. Ein Projektkonsortium aus Unternehmen, Universitäten und Bildungsträgern entwickelte und testete dafür erfolgreich die erforderliche technologische, organisatorische und soziale Infrastruktur. Konsortialführer des Projektverbundes war die SAP AG (Infos: http://www.l-3.info/)

Das Leitprojekt "SENEKA" dient dem Aufbau und der Erprobung von anpassungsfähigen Service-Netzwerken für Aus- und Weiterbildungsprozesse besonders in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Damit wird in diesem Segment ein bedarfsgerechtes, wirtschaftliches und kurzfristig zu aktivierendes Informations- sowie Bildungs-/ Dienstleistungsangebot für die verantwortlichen Akteure geschaffen. Konsortialführer des Projektverbundes ist die RWTH Aachen (Infos: http://www.seneka.de/).

Das Leitprojekt "Vernetztes Studium Chemie" entwickelt eine elektronische Plattform, die Theorie und Praxis des Chemiestudiums verknüpft und das gesamte verfügbare Wissen aus der Chemie mit Hilfe multimedialer Lehrmodule für die Aus- und Weiterbildung zugänglich macht. Konsortialführer des Projekts ist das FIZ Chemie Berlin GmbH (Infos: http://www.vernetztes-studium.de/).

Die Zielsetzung der "Virtuellen Fachhochschule" liegt in der Entwicklung und im Angebot von Online-Studiengängen. Die Studiengänge Medieninformatik (Bachelor/Master), Wirtschaftsingenieurswesen (Diplomstudiengang) und der weiterbildende Studiengang Wirtschaftsingenieurswesen stellen dabei die ersten konkreten Angebo-te der virtuellen Fachhochschule dar. Konsortialführer ist die Fachhochschule Lübeck (Infos: http://www.vfh.de/; http://www.oncampus.de/).

Mit Hilfe des Leitprojekts MedicDAT soll die inhaltliche Integration aller Arten elektronisch verfügbaren Wissens am Beispiel der in der Medizin vorhandenen elektronischen Medien erarbeitet werden. Inhalte von Klinikkommunikationssystemen, Praxis-EDV-Applikationen, wissensbasierte Systeme, medizinische Datenbanken, Literaturdienste und andere elektronische Informationsmedien werden herstellerunabhängig zusammengeführt und inhaltlich verbunden präsentiert. Konsortialführer ist das Universitätsklinikum Regensburg (Infos: http://www1.medicdat.com/).

Neben entsprechend beachtlicher Einzelbudgets der europäischen Mitgliedstaaten, den USA, Kanada, Australien und Japan engagiert sich die Europäische Union mit dem E-Learning Action Plan (Commission of the European Communities 2001) ebenfalls maßgeblich für eine flächendeckenden Förderung der neuen Medien in ihren Mitgliedsstaaten. Das Strategiepapier der Europäischen Union "eLearning Action Plan - Designing tomorrow?s education" skizziert ein auf die Jahre 2001 bis 2004 angelegtes Programm zur breitenwirksamen, anwendungs- und qualitätsorientierten Etablierung der neuen Medien in den EU-Mitgliedsstaaten. Das Papier entstand in Folge des EU-Gipfels in Lissabon im März 2000. Es enthält programmatische Aussagen zur Sicherung von Beschäftigung, Aus- und Weiterbildung im Kontext der Diskussion zum lebenslangen/ lebensbegleitenden Lernen, das im Zuge des immer dominanter werdenden Einsatzes der neuen IuK-Technologien in Betriebs- und Geschäftsprozessen, Produktionsabläufen, im Handel und im Dienstleistungssektor, in der Aus- und Weiterbildung völlig neue individuelle Anforderungen zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit an die Auszubildenden und Beschäftigten stellt.

Besondere Aufmerksamkeit erfährt das Zusammenwirken von sogenannten Public Private Partnerships und die Einbindung der Sozialpartner:

"... The final aim of the eLearning initiative is to strengthen cooperation and dialogue and improve links between measures and initiatives at all levels - local, regional, national and European - and between all the players in the field: universities, schools, training centres, decision-makers and administrators responsible for selecting equipment, software, content or services (including the social partners). Partnerships between the public and private sectors will continue to be established, in order to encourage exchanges of experience, technology transfers and an improvement in the way in which business ? skill needs are taken into account in conjunction with the measures advocated by the European Employment Strategy (ebd., S. 5)."

Allein bei einem europäischen Volumen des Ausbildungsmarkts von ca. 750 Milliarden EUR (dies entspricht gleichzeitig ungefähr dem Volumen des US-Markts) sind schon mit geringen Prozentsätzen stattliche Umsätze zu erzielen. Von heute ungefähr einem Anteil von einem Prozent der neuen Medien an der Aus- und Weiterbildung dürfte sich dieser Anteil zügig nach oben in die Größenordnung zweistelliger Werte bewegen. Dabei sprechen die Segmente der einzelnen Teilbereiche für sich, denn auf Lernservice-Dienstleistungen und auf Lehr-/ Lernmaterialien werden allein jeweils ca. 40% entfallen, Netzwerke und Kommunikation werden ca. 10 % ausmachen und auf die Segmente Lernplattformen u. Komponenten sowie Rechner u. Peripherie entfallen jeweils ca. 5 % dieses Marktes (DIN-Institut e.V., Berlin, 2001).

Insgesamt fehlt es somit nicht an politischen Willensbekundungen und Initiativen, den Zugang zum Internet als Medium zur Modernisierung von Aus- und Weiterbildung und in Folge davon zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit von Volkswirtschaften in einem globalen Wettbewerb in breitem Maßstab zu ermöglichen (e-inclusion). Der Weg, der zur Erreichung dieses ambitionierten Zieles zurückgelegt werden muss, gestaltet sich jedoch schwieriger, zeitaufwendiger und vor allen Dingen teurer, als alle - auch zurückhaltenden - Prognosen bisher vorausgesagt haben. Modellprojekte, die in diesem Feld operieren, benötigen langen Atem und ein hohes Maß an Managementkompetenz zur Steuerung der mit sogenannten E-Learning-Lösungen verbundenen technologischen, organisatorischen, sozialen und interkulturellen Komponenten.
Breitenwirksame und nachhaltige Entwicklungsarbeiten sowie Implementierungsstrategien zur Etablierung internetgestützter Lernumgebungen sind schließlich auf internationale Kooperationen angewiesen, um die Kompatibilität von Lernarchitekturen in ihren zentralen Elementen (Produktion und Management von Inhalten, Service) sicherzustellen. Die Vorteile solcher Vereinbarungen/ Standards liegen auf der Hand: Sie ermöglichen die Wiederverwendbarkeit einmal produzierter digitaler Lerneinheiten sowie deren kontinuierliche und schnelle Aktualisierung und Kombination zu immer neuen Anwendungen. Damit erhalten Kunden und Hersteller von sogenannten E-Learning-Inhalten deutliche Orientierungsmöglichkeiten bezüglich der Qualität, Vergleichbarkeit und Zuverlässigkeit. Letztendlich kann erst auf diese Weise der Anspruch des Internet als globaler Bibliothek zur Generierung von Informationen und Wissen Wirklichkeit werden.

"As we experience a boom in online education, learning technology standards are critical to our industry?s success because they will help us to answer following questions: How will we mix and match content from multiple sources? How do we develop interchangeable content that can be reused, assembled, and dissassembled quickly and easily? How do we ensure that we are not trapped by a vendor?s proprietary learning technology? How do we ensure that our learning technology investments are wise and risk adverse?" (Hodgins, W., Conner, M.: Everything you ever wanted to know about learning standards but were afraid to ask, Line Zine, 2001, S. 1).

Mit Hilfe des inzwischen abgeschlossenen Leitprojekts "L³ Lebenslanges Lernen - Weiterbildung als Grundbedürfnis" ist es z.B. gelungen, die grundlegenden Voraussetzungen für eine nachhaltige Einführung und Anwendung von E-Learning-Umgebungen zu erarbeiten und zu einem Verständnis für die Mächtigkeit der dafür erforderlichen Infrastruktur zu gelangen. Neben den unterschiedlichen Komponenten (Technologie, Inhalte, Didaktik, Standards, Lernzentrum), die eine E-Learning-Umgebung zwingend zur Errichtung eines funktionierenden Lehr- und Lernbetriebs benötigt, ist eine hochprofessionelle und interdisziplinär ausgerichtete Serviceeinheit für den reibungslosen Einsatz dieser Umgebung zwingend erforderlich. Die dafür notwendigen Betriebskosten und das verantwortliche Managementpersonal werden nach wie vor nicht in ausreichendem Maße mit in Investitionsüberlegungen einbezogen, um neue Medien als Bildungs- und Qualifizierungsangebot zu institutionalisieren. Dieses hochkomplexe Zusammenspiel von Technologie, Inhalten und Unterstützungsstruktur schlägt sich daher im wahrsten Sinne des Wortes im Titel der Projektpublikation " E-Learning-Services im Spannungsfeld von Pädagogik, Ökonomie und Technologie" nieder.

Literatur

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Informationsgesellschaft Deutschland - Fortschrittsbericht zum Aktionsprogramm der Bundesregierung "Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts", Berlin, Bonn, 2003
  • Commission of the European Communities: The eLearning Action Plan - Designing tomorrow?s education, Brussels, 2001, (www.europa.eu.int/comm/elearning)
  • DIN-Institut e.V.: IT-unterstützte Ausbildung - ein rasant wachsender Markt -, Berlin, 2001
  • Ehlers, U., Gerteis, W., Holmer, T., Jung, H.: E Learning Services im Spannungsfeld von Pädagogik, Ökonomie und Technologie - L³ Lebenslanges Lernen im Bildungsnetzwerk der Zukunft, WBV verlag, Bielefeld, 2003
  • Hodgins, W., Conner, M.: Everything you ever wanted to know about learning standards but were afraid to ask, Line Zine, S. 1, 2001, Vienna/USA
  • Schauer, Th.: Internet für Alle - Chance oder Zumutung?, Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung an der Universität Ulm (FAW), Ulm, 2002, S. 10-27

Weitere Veröffentlichungen des Bundesinstituts zum Thema E-Learning

  • Ulf-Daniel Ehlers, Wolfgang Gerteis, Torsten Holmer, Helmut W. Jung
    E-Learning-Services
    Im Spannungsfeld von Pädagogik, Ökonomie und Technologie
    L³ - Lebenslanges Lernen im Bildungsnetzwerk der Zukunft
    2003, 546 Seiten, W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co KG
  • Jürgen Kutscha (Hrsg.)
    E-Learning - Die Anwender bestimmen die Qualität [Abstract]
    Analysen und Konzepte für die Integration von E-Learning in Geschäftsprozesse kleiner und mittelständischer Handelsbetriebe am Beispiel E-Commerce
    Erscheinungsjahr: 2003
  • Dr. Gert Zinke
    Lernen in der Arbeit mit Online-Communities - Chance für E-Learning in kleinen und mittelständischen Unternehmen [Inhaltsverzeichnis]
    In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), 32. Jg. (2003), Heft 1
  • Ute Laur-Ernst
    IuK-Technologie - Portal zur Wissensgesellschaft (mit CD-ROM) [Abstract]
    Dokumentation einer Fachtagung vom 19. bis 21. November 2001 im Wissenschaftszentrum Bonn
    Erscheinungsjahr: 2002
  • Nationale Agentur Bildung für Europa (NA) beim BIBB (Hrsg.)
    Impuls - Heft 10
    E-Learning in Europe - Results and Recommendations
    Thematic Monitoring under the LEONARDO DA VINCI Programme. Studie im
    Auftrag der EU-Kommission in englischer Sprache.
  • Nationale Agentur Bildung für Europa (NA) beim BIBB (Hrsg.)
    Impuls - Heft 3
    eLearning in Europa - Chancen und Grenzen [Abstract]
    2. Jahrestag der Innovationsprojekte des Leonardo da Vinci-Programms in Bad Breisig
    Erscheinungsjahr: 2002
  • Gunnar Pfeil, Manfred Hoppe, Klaus Hahne
    Neue Medien - Perspektiven für das Lernen und Lehren in der beruflichen Bildung [Abstract]
    2001, 272 Seiten, W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
    Erscheinungsjahr: 2001

Autor: Michael Härtel, Arbeitsbereich 3.2: Bildungstechnologie, Bildungspersonal, Lernkooperation

Erscheinungsdatum, Hinweis Deutsche Nationalbibliothek

Veröffentlichung im Internet: 14.01.2004

URN: urn:nbn:de:0035-0014-5

Die Deutsche Bibliothek hat die Netzpublikation "Implementierungsstrategien für E-Learning-Umgebungen: Breitenwirksam und anwendungsorientiert" archiviert.
Diese ist dauerhaft auf dem Archivserver Der Deutschen Bibliothek verfügbar.

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