BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 

Analoge Wirklichkeiten und digitale Medien

Neue Werkzeuge für das Bildungspersonal

BIBB-Fachtagung zum Einsatz digitaler Medien in der Ausbildung lockte über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Die Gestaltungsmöglichkeiten in der beruflichen Aus- und Weiterbildung erfahren gegenwärtig eine bisher nicht bekannte Erweiterung. Der Einsatz mobiler Endgeräte in wechselnden Arbeitsumgebungen, steigende Medienkonvergenz sowie Möglichkeiten, Fachinhalte selbst zu erstellen und auszutauschen, eröffnen neue Zugänge zu selbstorganisierten Lehr- und Lernprozessen. Der substanzielle Ertrag für die Berufsbildungspraxis hängt allerdings von vielfältigen Faktoren ab, die für die ergebnisorientierte Mediennutzung Voraussetzung sind. Die am 19.06.2012 im Bundesinstitut für Berufsbildung durchgeführte Fachtagung "Digitale Medien und analoge Wirklichkeiten: Neue Werkzeuge für das Bildungspersonal" stellte die mit diesen Entwicklungen verbundenen Perspektiven für die Berufsbildungspraxis zur Diskussion.

Ausgewählte, im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahmen "Digitale Medien in der beruflichen Qualifizierung" initiierte Projekte wurden vorgestellt. Ziel der Fachtagung war es, weitere Transferimpulse für die Berufsbildungspraxis zu setzen, sowie grundlegende Positionsbestimmungen zum Einsatz digitaler Medien in der Berufsbildung zu finden und der Fachöffentlichkeit zu präsentieren. Dabei wurde die praktische Anwendung in drei parallelen Workshops konkret demonstriert. Für die Teilnehmenden konnten durch diese Praxisnähe viele Fragen geklärt werden, die bei der Adaption der präsentierten modellhaften Lösungen für den eigenen Anwendungskontext entstehen.


Prof. Dr. Reinhold Weiß, BIBB, eröffnet die Fachtagung

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Reinhold Weiß, dem Forschungsdirektor des BIBB und ständigen Vertreter des Präsidenten. Prof. Weiß erläuterte in seiner Ansprache detailliert die wachsende Bedeutung, die dem Einsatz digitaler Medien in der Berufsbildung bereits heute und mehr noch in Zukunft zukommen wird. Mit der Neuausrichtung des Arbeitsbereichs "Digitale Medien, Fernlernen, Bildungspersonal" betont das BIBB laut Weiß neben seinen entsprechenden fachlichen Aufgaben auch gezielt und sichtbar die wichtige Rolle, die digitale Medien für eine den Erfordernissen der heutigen Arbeitswelt entsprechende berufliche Qualifizierung einnehmen.

Im Anschluss verdeutlichte Dr. Thomas Sondermann, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Bildung für Forschung, die enormen Auswirkungen interaktiver Medien auf unser Alltags- und Arbeitsleben und wies auf die große bildungspolitische und innovationspolitische Herausforderung hin, die sich daraus für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Berufsbildung ergibt.
Um besser auf den technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel reagieren zu können und unser Bildungssystem auch in Zukunft international wettbewerbsfähig aufzustellen, sei es notwendig, Bildungsprozesse zu beschleunigen. Digitale Medien könnten dazu einen elementaren Beitrag leisten, so Sondermann. Auch unter dem Blickwinkel der demografischen Entwicklung hob der Vertreter des BMBF den Programmpunkt "Inklusion" hervor, der das Potenzial digitaler Medien in diesem Kontext besonders deutlich aufzeigt.


Dr. Thomas Sondermann, BMBF, führt in die Thematik ein

Prof. Dr. Michael Heister, Leiter der Abteilung "Berufliches Lehren und Lernen, Programme und Modellversuche" im BIBB, sowie Claus Bölke von Synapse Weimar , Ron Hoffmann von der IAD GmbH und Dr.Pfeffer-Hoffmann vom Minor-Projektkontor für Bildung und Forschung e.V. stellten unter dem Motto "Zugang zu Bildung für alle: Inklusion und digitale Medien" verschiedene Modellprojekte vor, die zeigten, wie digitale Medien den Zugang zu Bildung für Menschen mit Behinderungen erleichtern.


v.l.n.r.: Claus Bölke, Synapse-Weimar; Ron Hoffmann, IAD;
Dr. Pfeffer-Hoffmann, Minor-Projektkontor für Bildung und Forschung;
Prof. Dr. Michael Heister, BIBB, präsentieren Inklusions-Projekte

Nach der Mittagspause ging es dann direkt weiter mit einer praxisnah anschaulichen Präsentation der Daimler AG in Mannheim. Die Auszubildenden Sefa Sisman und Pascal Jäger stellten gemeinsam mit ihren Ausbildern Dirk Lulay und Michael Dörr sowie dem Berufsschullehrer Dr. Karsten Türke ein Projekt zur Verbesserung der Lernortkooperation durch vernetztes und handlungsorientiertes Lernen auf Basis von Web 2.0-Technologien vor. Dieses auch durch das BMBF geförderte Projekt hat durch die intensive Einbindung aller Beteiligten inzwischen den Weg in den betrieblichen Ausbildungsalltag des Unternehmens gefunden (Forum für AusbilderInnen).


v.l.n.r.: Michael Härtel, BIBB; im Gespräch mit Dr. Karsten Türke,
Berufsschullehrer; Sefa Sisman, Michael Dörr, Dirk Lulay und
Pascal Jäger, Daimler AG

Um den Einsatz digitaler Medien in der Berufsbildung für die Teilnehmenden konkret erfahrbar zu machen, fanden danach drei parallele Anwenderworkshops statt.

Im Workshop 1 stellten Henning Klaffke von der TU Hamburg-Harburg und Prof. Dr. Falk Howe von der Universität Bremen die Kompetenzwerkstatt Elektrohandwerk vor. Das innovative Ausbildungskonzept bietet mit einer interaktiven, multimedialen Lernsoftware ein umfangreiches Repertoire an lernortübergreifenden, selbstorganisierten Lernmöglichkeiten, bestehend aus ca. 6000 Bildschirmseiten mit arbeitsprozessorientierten Inhalten, ca. 2050 Fotos , 2200 Grafiken, über 570 Animationen und zahlreichen Videos, Dokumenten und Arbeitsblättern. Anhand konkreter Aufgabenstellungen hatten die Workshop-Teilnehmenden die Möglichkeit, die kostenlose Software auf den bereitgestellten Notebooks selbst auszuprobieren und an ihren spezifischen Bedarf anzupassen.


Workshop 1:
Henning Klaffke (li.), TU Hamburg-Harburg; Prof. Dr. Falk Howe,
Universität Bremen erklären die Kompetenzwerkstatt

Der Workshop 2 fand unter dem Motto "flexible Qualifizierung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Einzelhandel" statt. Gabriele Lehmann von der Zentralstelle für Berufsbildung im Handel e.V. und Reinhold Frenz von der Modern Learning GmbH veranschaulichten den handlungsorientierten didaktischen Ansatz und die Umsetzung des Projektes "Flexible Learning". Dessen Ziel ist die berufsbegleitende Förderung flexiblen Lernens in der Aus- und Weiterbildung im Einzelhandel. Durch die Flexibilisierung des gesamten Bildungsprozesses kann eine neue Qualität - ausgerichtet am Bedarf von Beschäftigten und Betrieben - in der beruflichen Bildung erreicht werden.


Gabriele Lehmann, Zentralstelle für Berufsbildung im Handel, präsentiert "Flexible Learning"

Im Workshop 3 stellte Andreas Ueberschaer von der Technischen Universität Dresden das Projekt "Blok" vor. Hierbei handelt es sich um ein auf der Basis von Web 2.0-Technologien entwickeltes Online-Berichtsheft. Ziel des Projektes ist die Stärkung der Lernortkooperation, die Qualitätssicherung und -entwicklung der Berufsausbildung sowie die Förderung der Reflexionskompetenz der Auszubildenden. Darüber hinaus soll das Online-Berichtsheft als rechtsverbindliches und qualitativ hochwertiges Instrument in die allgemeine Berufsausbildungspraxis überführt werden, um Auszubildenden und Fachkräften als berufsbegleitendes elektronisches Berichts- und Dokumentationssystem kontinuierlich zur Verfügung zu stehen.


Workshop 3:
Andreas Ueberschaer, TU Dresden, stellt das Online-Berichtsheft vor

Nach den Anwenderworkshops hatten die Teilnehmenden beim geselligen "get together" abschließend noch die Gelegenheit, sich gegenseitig auszutauschen. Hier zeigte sich der vielfältige Informations- und Gesprächsbedarf hinsichtlich der Integration der inzwischen unverzichtbaren digitalen Medien in die tägliche Ausbildungspraxis. Das BIBB wird das rege Interesse der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Anlass nehmen, regelmäßig Fachtagungen zum Themenfeld "Digitale Medien - Innovationen für die Berufsbildungspraxis" auszurichten. Damit soll den unterschiedlichen Lösungsansätzen Rechnung getragen werden, die aus dem Kontext der BMBF-Fördermaßnahmen entstehen und diese den Akteuren der beruflichen Aus- und Weiterbildungspraxis möglichst konkret vermittelt werden.


Unter den Teilnehmenden fanden angeregte Gespräche statt