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Von der Information zum Wissen - eine Wissenslandkarte des BIBB entsteht

Bernd Kuehn, Franz Schapfel-Kaiser, Sandra Dücker

Veröffentlicht: 02.12.2003 URN: urn:nbn:de:0035-0010-1

"Wir ertrinken in Informationen, aber uns dürstet nach Wissen" (John Naisbitt)

Für alle Bereiche der beruflichen Bildung ist es erforderlich, auf vorhandenes Wissen zurückzugreifen. So schafft der Transfer von Wissen und Arbeitsergebnissen die Voraussetzung, um neue Erkenntnisse zu gewinnen oder innovative Konzepte in der Praxis anzuwenden. Der Arbeitsbereich "Produktmarketing, Information der Fachöffentlichkeit, Informationssysteme" im Bundesinstitut für Berufsbildung entwickelt gemeinsam mit dem Projekt KIBB (Kommunikations- und Informationssystem Berufliche Bildung) für die systematische Erschließung und Beschreibung des verfügbaren Wissens eine Wissenslandkarte und unterstützt damit einen nutzerorientierten Forschungs- und Wissenstransfer. Die Wissenslandkarte wird im Internet zugänglich sein und sich zunächst nur auf das Bundesinstitut selbst beziehen. Über das Projekt KIBB erfolgt eine schrittweise Ausweitung und organisationsübergreifende Abbildung des in der Berufsbildung verfügbaren Expertenwissens.

1. "Wissen steckt in den Köpfen" - Vorüberlegungen

Wissenstransfer umfasst mehr als den Austausch von Informationen. Wissen entsteht durch Erkenntnisgewinn oder durch Kombination von Informationen mit vorhandenem Wissen. Wissen ist komplex und an Personen gebunden. Der bewusste und systematische Umgang mit der Ressource Wissen in einer Organisation und einer forschungsbezogenen Community wird in der heutigen Wissensgesellschaft zunehmend zur strategischen Aufgabe, um dem Einzelnen Orientierung in der Informationsflut zu ermöglichen.
Hierbei sind insbesondere drei Aspekte von Bedeutung, die zugleich auch integrale Bestandteile eines Wissensmanagements sind:

1.) Wissen systematisieren
Eine strukturierte Wissensdokumentation nach vereinheitlichten Kriterien kann über die Gestaltung sogenannter "Wissenslandkarten" als einer möglichen Form der Visualisierung von Wissensbeständen erfolgen. Relevante Wissensfelder und -träger werden identifiziert und das aktuelle Wissen sowie die jeweiligen Wissensträger durch die Einbindung in eine einheitliche Struktur über graphische Verzeichnisse transparent und zugänglich gemacht. Hierdurch wird gleichzeitig ein zielorientierter Wissenstransfer ermöglicht.

2.) Wissen kommunizieren und aktualisieren
Praktisches Wissensmanagement ist ein fortlaufender Prozess, in welchem Wissen permanent zusammengeführt und aktualisiert wird mit dem Ziel einer besseren Nutzungsmöglichkeit des vorhandenen Wissens im Sinne einer Mehrwertschaffung. Wissensmanagement kann nur funktionieren, wenn die Wissensträger mitarbeiten, z.B. bei der Erstellung der Wissenslandkarte. Der permanente Wissensfortschritt erzeugt die Anforderung an eine Wissenslandkarte, dass sie einerseits Orientierungsstruktur bietet (Wissen systematisieren) und zugleich so flexibel ist, dass sie inhaltliche Erweiterungen und Ergänzungen ermöglicht, also dynamisch ist.

3.) Nutzerorientierte Aufbereitung von Wissen
Von der Information zum Wissen gelangt der Einzelne erst dann, wenn vorhandene Informationen auch nutzbar und sinnvoll verfügbar gemacht werden. Diese Nutzerfreundlichkeit geht mit Kriterien wie beispielsweise Übersichtlichkeit, Nachvollziehbarkeit, Verständlichkeit des zur Verfügung gestellten Wissens und Einfachheit in der Anwendung einher. Einen besonderen Stellenwert nimmt hier auch ein möglichst optimales Zusammenspiel von Mensch -der Einzelne als Träger relevanten Wissens-, Organisation -optimale Gestaltung von Rahmenbedingungen- sowie Infrastruktur -effiziente und nutzerfreundliche Unterstützung von wissensbasierten Prozessen- einher. Die Internet-Technologie bietet eine mögliche Plattform für Wissensmanagementsysteme.

Beim Wissenstransfer werden unterschiedliche Prozesse (Wissen gewinnen, Wissen austauschen und Wissen reflektieren) miteinander kombiniert. Dies geschieht auch in einer Diskussion, einem Fachgespräch oder einem Workshop. Die Schwierigkeit besteht darin, Wissen zu entpersonalisieren, so dass eine nachhaltige Nutzung möglich wird. Das Wissen soll unabhängig vom Menschen, der es schafft und nutzt, verfügbar werden. Am oben dargelegten Beispiel wird bereits deutlich, dass dies nie vollständig gelingen kann. Implizites Wissen wie Einsichten, Intuition oder Wertvorstellungen lassen sich nur schwer in statische Modelle fassen. Hier ist ein prozessorientiertes Vorgehen unter direkter Einbeziehung der jeweiligen Expertinnen und Experten erforderlich, um eine gewisse Abstraktion zu erreichen.

2. Modellierung des Transfers - Wissen vernetzen

Mit Hilfe von Modellen können die Prozesse des Transfers abgebildet, analysiert und optimiert werden. Die daraus abgeleiteten Lösungen zum Management von Wissen lassen sich anhand folgender Kriterien überprüfen:

  • Kontextsensibilität
    Die Lösung sollte den Kontext berücksichtigen, in dem das Wissen benötigt wird und das Wissen dementsprechend maßgeschneidert zur Verfügung stellen.
  • Benutzersensibilität
    Die Lösung sollte das Wissen so organisieren, wie es für den jeweiligen Benutzer am hilfreichsten ist.
  • Flexibilität
    Die Lösung sollte einer umfassenden Konzeption folgen und erweiterbar sein.
  • Heuristik
    Die Lösung sollte "lernfähig" sein. Mit der Zeit sollte der Nutzen der Lösung steigen.
  • Vorschlagswesen
    Die Lösung sollte ableiten können, welchen Wissensbedarf der Nutzer hat und über konkrete Anforderungen hinaus Querverweise vorschlagen. 01

Der Transfer von Wissen und Arbeitsergebnissen ist eine kontinuierliche Aufgabe. Gefragt ist der ungehinderte und schnelle Zugriff auf relevante Informationen. Diese Informationen sollen bedarfsgerecht und kontextbezogen zur Verfügung gestellt werden sowie qualitativ abgesichert sein. Die Nutzerinnen und Nutzer suchen Wissen aus einer Hand, ohne sich in einer Vielzahl von Angebotsinseln auskennen zu müssen 02. Hierin liegt das zentrale Anliegen von KIBB in Bezug auf die Berufsbildungsforschung, die Schaffung eines zentralen Zugangs zu den verteilten Informationsangeboten der Berufsbildungsforschungs-Community.

Im Bundesinstitut für Berufsbildung ist die Erarbeitung einer Wissenslandkarte das Instrument für die themenbezogene Strukturierung der verfügbaren Wissensbestände. Ausgehend von den Forschungskorridoren des mittelfristigen Forschungsprogramms, werden Wissensfelder und Forschungsthemen in mindmaps entwickelt. Diese werden anschließend für das Internet als Katalogstrukturen aufbereitet. So soll ein einheitlicher, online-verfügbarer Zugang zu diesem Wissen der beruflichen Aus- und Weiterbildung geschaffen werden.

Die Wissenslandkarte des Bundesinstituts wird in zwei Internet-Portalen umgesetzt:

  • der Corporate Plattform des Bundesinstituts für Berufsbildung www.bibb.de
  • dem neu entstehenden Wissensportal Berufliche Bildung (KIBB-Portal) www.kibb.de

Beide Online-Plattformen werden über ein gemeinsames Wissens- und Content-Management-System miteinander verbunden. Zentrale Schnittstelle ist die Wissenslandkarte, die in beiden Internet-Portalen zur Wissensstrukturierung eingesetzt wird. Weitere Aspekte, die übergreifend bearbeitet werden, sind die Erschließung der Wissensbasis des Bundesinstituts, die Integration von Informationssystemen, der Workflow für die Informationseinstellung sowie die Realisierung einer leistungsfähigen Meta-Suche.

Ziel ist es, über die Corporate Plattform des BIBB einen umfassenden Zugriff auf die Arbeitsergebnisse und das im BIBB verfügbare Wissen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen die Wissensbestände über die Wissenslandkarte im KIBB-Portal in einen organisationsübergreifenden Zusammenhang gestellt werden, der perspektivisch die gesamte Berufsbildung und Berufsbildungsforschung umfassen wird.

3. Vorgehensweise - auf dem Weg zur Wissenslandkarte

In einem ersten Schritt erfolgte die systematische Strukturierung und Beschreibung der im Bundesinstitut vorhandenen Wissensbestände über eine thematische Gliederung. Diese erste Phase der Ausarbeitung der inhaltlichen Struktur der Wissenslandkarte erfolgte in enger Abstimmung mit den jeweiligen Sprechern der Forschungskorridore des Instituts. Bei der Entwicklung der Struktur wurde aus nutzerfreundlichen Gründen das Prinzip der "Zwei-Klick-Struktur" gewählt. Mit nur zwei Klicks soll sich der Nutzer auf einer sog. "Blattseite", dem eigentlichen Kernstück der Wissenslandkarte, befinden. Über diese formale Beschränkung wird Übersichtlichkeit und eine einheitliche Struktur für die Nutzer geschaffen und die schnelle Recherche vereinfacht.

In einem weiteren Schritt wurden die für die einzelnen Forschungskorridore entwickelten Strukturen mit den jeweils betroffenen Fachabteilungen beziehungsweise Arbeitsbereichen inhaltlich kommuniziert und auf Plausibilität und Machbarkeit geprüft. Hieran schließt sich die Ausgestaltung der sogenannten "Blattseiten" an. Neben der graphischen Darstellung und inhaltlichen Strukturierung des aktuellen Wissens beispielsweise in Form von Projekten und Vorhaben nimmt die Ausgestaltung der "Blattseite" als beschreibende Ebene, auf welcher alle relevanten Wissensbestände zu einem thematischen Zugang (Wissens- beziehungsweise Forschungsgebiet) zusammengeführt werden, einen zentralen Stellenwert ein. Dort werden unter anderem Titel, Abstract, Beiträge, Berichte, Präsentationen, Vorträge, Materialien, Literaturhinweise, verwandte Themen und Projekte sowie die Experten/Expertinnen genannt. Auf der "Blattseite" werden auch zum Thema zugehörige Informationen aus Datenbanken und Informationssystemen des Bundesinstituts angezeigt werden.

[Titel (Thema/Projekt/Vorhaben)]

[Abstract: fünfzeiliger Kurztext: Worum geht es auf dieser Blattseite?]

Experten / Expertinnen: [Name, Kontakt]

Laufzeit: [im Falle eines befristeten Projektes oder Vorhabens]

Beiträge: [Internet-Beiträge/Dokumente]

Berichte: [formale Berichte zu Projekten und Vorhaben]

Vorträge / Präsentationen / Materialien: [Autor, Thema, Ort, Zeit]

Statistik: [Statistische Daten zum Thema]

Informationssysteme: [Zugang zu BIBB-Portalen und Informationssystemen]

Experten-Anfragen: [Beantwortete Fragen zum Thema]

Literaturhinweise: [Literaturhinweise aus der Literaturdatenbank Berufliche Bildung]

Modellversuche: [Modellversuchs-Dokumentationen zum Thema]

Verwandte Themen und Projekte: [Querverweise auf andere Blattseiten]

Abbildung 2: Die Informationen auf der "Blattseite"

4. Perspektive

Über den Prozess der Ausgestaltung der Wissenslandkarte werden bereits jetzt Synergien geschaffen. Grundlegende Strukturen von Themengebieten der Berufsbildungsforschung werden sichtbar, aktuelle Forschungsaktivitäten und Ergebnisse werden in ihren Verbindungen erkennbar.

Mit der Implementierung der Wissenslandkarte steht nun die Zuordnung von neuen und vorhandenen Wissensbeständen auf die Blattseiten der Wissenslandkarte an. Mit dem Kommunikations- und Informationssystem Berufliche Bildung - KIBB wird die Wissenslandkarte über die Wissensbestände des Bundesinstituts hinaus erweitert. So soll eine Basis für einen expertenbezogenen Zugang für die gesamte Berufsbildung ermöglicht und die wissenschaftliche Community unterstützt werden.

Der Beitrag basiert auf einem Artikel zum Thema "Die Wissenslandkarte", der in KIBBrelations 2/2003 erschienen ist.

Autoren: Bernd Kuehn, Franz Schapfel-Kaiser, Sandra Dücker

Bernd Kuehn: Arbeitsbereich "Produktmarketing, Information der Fachöffentlichkeit, Informationssysteme" des BIBB

Franz Schapfel-Kaiser, Sandra Dücker: "Kommunikations- und Informationssystem Berufliche Bildung" (KIBB)

  • 1

    Vgl. S.Davidson: Knowledge Management, An Overview, veröffentlicht im Internet, URL: http://www.dmreview.com/master.cfm?NavID=198&EdID=904 (Stand: 3.03.2003)

  • 2

    Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Informationen vernetzen - Wissen aktivieren, Strategisches Positionspapier zur Zukunft der wissenschaftlichen Information in Deutschland, Bonn 2002, S.1 f.

Erscheinungsdatum, Hinweis Deutsche Nationalbibliothek

Veröffentlichung im Internet: 02.12.2003

URN: urn:nbn:de:0035-0010-1

Die Deutsche Bibliothek hat die Netzpublikation "Von der Information zum Wissen - eine Wissenslandkarte des BIBB entsteht" archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archivserver Der Deutschen Bibliothek verfügbar.

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