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Bedarfsgerechte und moderne Ausbildung in technischen Berufen unverzichtbar!

Hochqualifizierte Fachkräfte sind eine wesentliche Voraussetzung für die technologische Leistungsfähigkeit moderner Volkswirtschaften. Die technikorientierten Ausbildungsberufe des dualen Systems in Deutschland sollen hierbei einen wichtigen Beitrag leisten, um junge Menschen als zukünftige Fachkräfte entsprechend auszubilden und den Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft zu decken. Dennoch sind seit Ende der 70er Jahre die Ausbildungszahlen in technischen Berufen stark rückläufig und in der Folge ist ein Mangel an Fachkräften bereits jetzt absehbar. Der demographisch bedingte Rückgang bei neu in den Arbeitsmarkt eintretenden Fachkräften wird zudem in den kommenden Jahren zu einer Verschärfung der Situation beitragen.

Im Bericht "Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002", herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, wird auf die starke Abhängigkeit zwischen den wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und dem Angebot an beruflichen Qualifikationen und Fachkräften hingewiesen. In diesem Zusammenhang wird festgestellt, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern mittlerweile ein sehr viel kleinerer Anteil junger Menschen Interesse an technisch-naturwissenschaftlichen Berufsausbildungen in Betrieb und Hochschule zeigen. In der Folge ist hier ein Mangel an Fachkräften absehbar, der sich im Innovationswettbewerb mit anderen Ländern01 negativ auswirken könnte. Abhilfe sollten die vor ein paar Jahren erfolgreich eingeführten IT-Berufe im dualen System schaffen, die zum einen einzelne "alte" gewerblich-technische Berufe ersetzten, zum anderen zusätzliche Ausbildungskapazitäten geschaffen haben.

Neue Berufe schaffen Flexibilität im System der beruflichen Bildung

Um das Berufsbildungssystem an technisch-wirtschaftliche Veränderungen anzupassen, wird seit 1996 die Entwicklung neuer Ausbildungsberufe besonders forciert. Insgesamt 38 neue Ausbildungsberufe wurden seitdem erlassen, hierbei ist die Schaffung neuer Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Informationstechnik und Medien besonders berücksichtigt worden. Durch die neuen Berufe wird die technologische Ausrichtung der Ausbildung im dualen System verstärkt und das System der beruflichen Bildung hat insgesamt an Flexibilität hinzu gewonnen. Die Wirtschaft wird durch die Vielzahl neuer Ausbildungsgänge gerade im IuK-Bereich sehr gut ausgebildete Fachkräfte erhalten. Dennoch können diese Reformen die niedrigen Hochschulabsolventenzahlen insgesamt nicht kompensieren, sondern lediglich einen Ausgleich für die starken Rückgänge in den traditionellen Ausbildungsbereichen des verarbeitenden Gewerbes schaffen.

Die meisten Auszubildenden wählten den Ausbildungsberuf Fachinformatiker/in02. Aber auch die steigenden Zahlen beim Beruf Informations- und Telekommunikationssystem-Elektroniker/in und in den anderen IuK-Berufen sprechen für eine erfolgreiche Strategie, Technikberufe auch für Jugendliche wieder attraktiver zu gestalten und mehr Ausbildungsangebote in den Betrieben zu schaffen. Dieser Trend zu den technologisch ausgerichteten neuen Berufen im Ausbildungssystem ist insbesondere bei Männern sehr stark ausgeprägt. Bei Frauen besteht weiterhin eine Tendenz zu den Dienstleistungsberufen, sie haben von dem Boom bei den neuen IT-Berufen nicht profitiert (Frauenanteil nur 14 %). Lediglich bei den neuen Berufen der Mediengestaltung konnten im Jahre 2001 Steigerungen für die Frauen nachgewiesen werden03.

Beschäftigungsanteil von Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen Studien- und Ausbildungsgängen stärken

Um das Interesse junger Frauen an technischen, techniknahen und naturwissenschaftlichen Ausbildungen und Studiengängen zu steigern und langfristig den Beschäftigungsanteil von Frauen in zukunftsorientierten Berufen deutlich anzuheben04, gaben beispielsweise über den diesjährigen Girl`s Day am 08. Mai 2003 mehr als 3.500 Betriebe über 90.000 Mädchen einen praxisnahen Einblick in die Berufswelt, um ihre Neugier an Naturwissenschaften und Technik zu wecken.

Ausgehend von der Tatsache, dass derzeit nur 23 Prozent der Auszubildenden in den Berufen der Informations- und Kommunikationstechnologie weiblich sind und sich Mädchen bei ihrer Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional häufig für "typisch weibliche" Berufsfelder oder Studienfächer entscheiden, ist es das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2005 den Anteil der Mädchen und Frauen in diesen Branchen auf 40 Prozent zu steigern05.

Rückgang der Bedeutung der technischen Berufe in der beruflichen Bildung

Langfristig betrachtet ist in Deutschland ein deutlicher Rückgang in technikorientierten Ausbildungsberufen zu verzeichnen, auch wenn in den letzten Jahren dieser Negativtrend durch die neuen IT-Berufe teilweise abgeschwächt werden konnte. Besonders in den für die technologische Leistungsfähigkeit wichtigen technischen Produktionsberufen ist dieser Prozess zu beobachten06.

Sicherlich haben der Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft, die Veränderungen in der Arbeitswelt und andere sozioökonomische Faktoren mit zu dieser Entwicklung beigetragen. Ein weiterer, wichtiger Grund wird aber auch die im Vergleich zu anderen Berufen aufwändigere und kostenintensivere Ausbildung in technischen Berufen sein, da die Ausbildung zum Teil in betrieblichen Lehrwerkstätten erfolgt, die hohe Anlage- und Sachkosten verursachen und in denen meist hauptberufliche Ausbilder eingesetzt werden müssen. Ferner ist die Einbeziehung der Auszubildenden in die produktiven Arbeiten am Arbeitsplatz oft sehr viel schwieriger als in anderen Berufen. In der Folge sind niedrigere Ausbildungserträge zu verzeichnen07.

Bedarfsgerechte und moderne Ausbildung in technischen Berufen unverzichtbar

Insgesamt könnten die genannten Entwicklungen langfristig zu einem gesamtwirtschaftlichen Risiko der Unterinvestition in die Ausbildung in technischen Berufen führen. Die Tatsache, dass Deutschland aufgrund der demographischen Entwicklung und des Trends zur Höherqualifizierung auf mittlere Sicht auf einen Fachkräftemangel bei den Facharbeitern und Fachangestellten zusteuert08, wird sich auch im Bereich der technischen Berufe bemerkbar machen.

Es wird die Aufgabe der Berufsbildungs- und Arbeitsmarktpolitik sein, für die hier genannte Problemlage sinnvolle Lösungsstrategien zu entwickeln, beispielsweise über die Erschließung zusätzlicher Ausbildungskapazitäten in bisher nicht ausbildenden Betrieben, denn nur knapp ein Viertel der Betriebe in Deutschland bilden gegenwärtig überhaupt aus09. Gerade den nicht ausbildenden Betrieben müssen die Vorteile einer eigenen Ausbildung verdeutlicht werden, dass sie zum Beispiel Kosten der Personalgewinnung, Einarbeitungskosten sowie Weiterbildungskosten einsparen und das Fehlbesetzungsrisiko minimieren, indem eigene Auszubildende übernommen werden können. Der große Erfolg der neu geschaffenen Ausbildungsberufe insbesondere auch mit einer starken technologischen Ausrichtung zeigt zudem, wie die Attraktivität und Akzeptanz bei Betrieben und Jugendlichen gesteigert werden kann.

Aktuelles zum Thema:

  • Technische Ausbildungsberufe im Wandel
    Der aktuelle Stellenwert der technischen Berufe in der beruflichen Ausbildung und längerfristige Entwicklungstendenzen werden in einer neuen BIBB-Publikation "Technische Ausbildungsberufe im Wandel" - die im Rahmen der Beteiligung des Bundesinstituts für Berufsbildung am vom Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegebenen "Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002" entstand - dargelegt.
  • Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung
    Zum dritten Mal hat das Bundesinstitut für Berufsbildung eine repräsentative Schätzung der betrieblichen Ausbildungskosten vorgenommen. Den Daten liegt eine groß angelegte Erhebung bei Ausbildungsbetrieben zugrunde, welche 2001 für das Bezugsjahr 2000 durchgeführt wurde. Die Kosten wurden für alle Ausbildungsbereiche und differenziert für 52 Ausbildungsberufe ermittelt. In der Reihe "Berichte zur beruflichen Bildung" wird in Kürze folgende Neuerscheinung vom Bundesinstitut für Berufsbildung herausgegeben werden: Ursula Beicht, Günter Walden, Hermann Herget: "Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland" Die Veröffentlichung wird eine Vielzahl von Informationen und Analysen zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung bieten.
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung ruft "Jahr der Technik" in 2004 aus
    Seit dem Jahr 2000 ruft das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Initiative "Wissenschaft im Dialog" sogenannte Wissenschaftsjahre aus. Diese haben das Ziel, aktuelle Forschung transparent zu vermitteln und einen lebendigen Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern. Das Jahr der Technik möchte zeigen, wo Technik zum Einsatz kommt und was moderne Ingenieurwissenschaften für die Gestaltung und Entwicklung der Gesellschaft leisten.

Literatur zum Beschäftigungsfeld Medienbranche

  • Gerald Mechnich, Margit Ebbinghaus
    Prüfen in einem "neuen" Beruf
    Mediengestalter/Mediengestalterin Bild und Ton
    Bundesinstitut für Berufsbildung, Der Generalsekretär, 2003
  • Heike Krämer
    Mediengestalter/-in, quo vadis?
    Verbleib von Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung zum Beruf Mediengestalter/-in für Digital- und Printmedien
    In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP), Zeitschrift des Bundesinstituts für Berufsbildung, 2/2003

Ansprechpartner

Klaus Troltsch, Tel.: 0228/ 107-1121, E-Mail: troltsch@bibb.de

  • 1

    Vgl.: Pressemitteilung 24/03 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 26.02.2003

  • 2

    Vgl.: Rudolf Werner: "Die Bedeutung der neuen Ausbildungsberufe für den Strukturwandel des dualen Systems", In: Ursula Beicht, Klaus Troltsch, G, Günter Walden, Rudolf Werner: "Technische Ausbildungsberufe im Wandel - Strukturen und Chancen eines Berufsbereichs des Dualen Systems", Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, 2003, S. 7

  • 3

    Vgl.: ebd., S. 7 ff.

  • 4

    Vgl.: Pressemitteilung 66/2003 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 06.05.2003

  • 5

    Vgl.: Rundbrief Ausbildung, Ausgabe 4/2003 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 14.05.2003, S. 5 ff.

  • 6

    Vgl.: Klaus Troltsch: "Entwicklung von Ausbildung und Beschäftigung in technischen Berufen zwischen 1980 und 2000, In: In: Ursula Beicht, Klaus Troltsch, Günter Walden, Rudolf Werner: "Technische Ausbildungsberufe im Wandel - Strukturen und Chancen eines Berufsbereichs des Dualen Systems", Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, 2003, S.32 ff.

  • 7

    Vgl.: Ursula Beicht, Klaus Troltsch, Günter Walden, Rudolf Werner: "Zusammenfassung und Empfehlungen", In: Ursula Beicht, Klaus Troltsch, G, Günter Walden, Rudolf Werner: "Technische Ausbildungsberufe im Wandel" - Strukturen und Chancen eines Berufsbereichs des Dualen Systems -, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, 2003, S. 66 ff.

  • 8

    Vgl. auch: Alexander Reinberg, Markus Hummel: "Steuert Deutschland langfristig auf einen Fachkräftemangel zu?", IAB Kurzbericht Nr. 9 vom 07.07.2003

  • 9

    Vgl.: Günter Walden, Ursula Beicht, Hermann Herget: "Warum Betriebe (nicht) ausbilden." In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Zeitschrift des Bundesinstituts für Berufsbildung, Heft 2/2002, S. 35 - 39