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„Digitalisierung fordert Bildung heraus“

BIBB-Präsident Esser spricht auf Tagung in Hannover

14.04.2015

„Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist die zentrale Herausforderung für die allgemeine und die berufliche Bildung“. Das erklärte BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser auf einer Tagung in Hannover.

In seinem Vortrag auf der von Volkswagen und IG Metall veranstalteten Konferenz „Future Tracks – Gute Arbeit in der Fabrik 4.0“ anlässlich der Hannover Messe unterstrich der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, dass der sichere Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken immer wichtiger werde. „Wer die IT-Techniken beherrscht, hält den Schlüssel für den Einstieg in eine nachhaltige Beschäftigungskarriere im Betrieb 4.0 in den Händen“, sagte Esser.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt werde sich zwar nicht im gleichen Tempo über alle Bereiche der Wirtschaft vollziehen. „Es heben sich jedoch bereits jetzt bestimmte Branchen- und Berufsbereiche heraus, bei denen entsprechende Veränderungen der Berufsprofile absehbar sind.“ Beispielhaft dafür seien die industriellen Elektroberufe. Denn die Rollen von Mechanik, Elektrotechnik, Mechatronik, Automatisierungs- und Betriebstechnik für die Arbeitsteilung und die Aufgabenprofile von Fachkräften für die Fabrik von morgen wandelten sich.

„Aus diesen Entwicklungen lassen sich Szenarien zu Berufsprofilen und Berufsgruppen beschreiben, die Ausgangspunkte für die Diskussion künftiger Neuordnungen sein können. Es wird Berufe geben, die fortbestehen, neben solchen Berufen, die aufgehoben oder zusammengeführt werden“, sagte Esser. „Und sicher wird es im Betrieb 4.0 auch neue Berufe geben“.

Für den BIBB-Präsidenten ist die Digitalisierung „eine Herausforderung für die allgemeine und berufliche Bildung, an der sich die Zukunftsfähigkeit des Bildungs- und Wirtschaftsstandorts Deutschland bemisst“. Ergebnisse aus der Qualifikationsforschung zeigten, dass sich die Komplexitäts-, Problemlösungs-, Lern- und vor allem auch Flexibilitätsanforderungen in den Berufen erhöhten. Gerade bei den gewerblich-technischen Berufen werde eine hohe Diagnosekompetenz bei Wartung, Service und Reparatur erwartet. Um in der Berufsausbildung das geforderte Prozesswissen aufbauen zu können oder das benötigte Systemwissen zu schulen, bedürfe es einer angemessenen Ausbildungsreife.

„Die aktuelle ICILS-Studie“, so Esser weiter, „weist aber darauf hin, dass deutsche Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich noch aufholen müssen, wenn es um die heute benötigten Qualifikationen hinsichtlich eines kompetenten Umgangs mit neuen Technologien geht.“ Infolgedessen könnten sich Kompetenzdefizite in der Berufsausbildung negativ auf den Ausbildungsfortschritt beziehungsweise den Ausbildungserfolg auswirken. „Von daher sind alle Initiativen jetzt richtig und wichtig, die eine Verbesserung der entsprechenden Bildungsstandards in unseren Schulen nach sich ziehen“, betonte der BIBB-Präsident.

Berufsschulen sollten sich noch mehr als Dienstleister verstehen und ihr Profil mit Blick auf mögliche neue Einsatzgebiete der Absolventinnen und Absolventen schärfen. „Und Unternehmen“, so fügte Esser hinzu, „sollten bei Ihrer Ausbildungsplanung nicht nur ihren quantitativen, sondern auch ihren qualitativen Fachkräftebedarf prüfen.“ Wer eine Berufsausbildung habe, sei zwar über Jahrzehnte in der Lage, veränderte Aufgaben zu meistern. „Dennoch müssen wir angesichts der Digitalisierung die Ausbildungsberufe künftig noch mehr als Basisberufe verstehen, die kontinuierliche Fortentwicklung ermöglichen. Und nur berufliche Handlungsfähigkeit sichert langfristige Beschäftigungsfähigkeit.“ (Fotos: © Roland Niepaul / Volkswagen)