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So viel wie nötig, so wenig wie möglich!

Wissenserschließung in der Berufsbildungsforschung

Sandra Dücker, Markus Linten

"Die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort" - in Zeiten, in denen die Informationsflut immer größer und der Informationsdschungel immer undurchdringbarer erscheint, wird es bisweilen zur Sisyphusarbeit, mit minimalem Aufwand aktuell benötigte Informationen zu finden. Zumal eine Information nur dann zu einer wertvollen Ressource wird, wenn man sie mit anderen Informationen sinnvoll verknüpfen kann und zugleich die Qualität der Information gewährleistet ist.

Vor diesem Hintergrund werden Informationssysteme, Portale und Datenbanken in Zukunft - besonders bei Einbindung in Netzwerken - an Bedeutung gewinnen. Sie tragen wesentlich dazu bei, den persönlichen und betrieblichen Anforderungen an ein nachhaltiges Informations- und Wissensmanagement gerecht zu werden.

Um das Wissen der Berufsbildungsforschung einem großen Nutzerkreis zugänglich zu machen, entwickelte das Projekt "Kommunikations- und Informationssystem Berufliche Bildung" (KIBB) gemeinsam mit der Internetredaktion des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) eine sogenannte "Wissenslandkarte"01, die Forschungsfragen und -aktivitäten sowie Ergebnisse der deutschen Berufsbildungsforschung anhand eines thematisch gegliederten Themenkatalogs präsentiert.


Mehrere hundert Forschungsprojekte werden über die "Wissenslandkarte" zugänglich gemacht. Dies geschieht über eine strukturierte Dokumentation der jeweiligen Inhalte auf einzelnen Projektseiten. In standardisierter Form werden zu den Forschungsprojekten weiterführende Informationen bereitgehalten.

Die "Wissenslandkarte" ist im Internet in den beiden Portalen http://www.kibb.de/ und http://www.bibb.de/ abrufbar. Beide Portale greifen auf die gleiche "Wissenslandkarte" zu, im KIBB-Portal werden neben den Forschungsprojekten des BIBB zusätzlich Forschungsergebnisse anderer Institutionen der "Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz" (AG BFN) aufgelistet.

Neben der manuellen Eingabe von Projektinformationen in die "Wissenslandkarte" erfolgt über einen automatisierten Prozess die Anbindung verschiedener BIBB-Datenbanken an die "Wissenslandkarte". Durch diesen Prozess werden auf den Projektseiten nicht nur Informationen aus Datenbanken generiert, sondern diese zugleich in einen inhaltlichen Kontext eingebettet. Derzeit werden in der "Wissenslandkarte" die folgenden Datenbanken angebunden: die Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB), die Datenbank der Projekte (DaPro) sowie die Datenbank der BIBB-Modellversuche (MIDo).

Nachfolgend wird am Beispiel der Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) aufgezeigt, wie eine Zusammenführung von Informationsbeständen aus Systemen mit ganz unterschiedlichen Anforderungen der Informationsaufbereitung erfolgt und wie hierüber für die Nutzerinnen und Nutzer ein Mehrwert geschaffen wird. Zunächst wird die LDBB als Dokumentationssystem mit ihren thematischen Hauptfeldern und inhaltlichen Erschließungsmöglichkeiten vorgestellt. Danach wird die automatisierte Anzeige von Literaturnachweisen auf den Projektseiten der Forschungsprojekte und der daraus resultierende Mehrwert für die "Wissenslandkarte" erläutert. Den Perspektiven und der Weiterentwicklung des Dokumentationssystems LDBB und der Informationsbestände in der "Wissenslandkarte" des KIBB-Portals widmet sich der letzte Abschnitt dieses Beitrages.

Die "Wissenslandkarte" im KIBB-Portal bietet derzeit den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit, Literaturnachweise aus der LDBB bezogen auf den inhaltlichen Projektzusammenhang zu sichten. Die automatisierte Veröffentlichung von Literaturnachweisen auch in der "Wissenslandkarte" des BIBB-Portals steht nun, nach zunächst eingehender Prüfung der Anzeigeergebnisse, unmittelbar bevor.

1. Die Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) als Dokumentationssystem

Sonderstellung der LDBB in der deutschen Fachinformationslandschaft

Die Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) nimmt in der deutschen Fachinformationslandschaft derzeit eine Sonderstellung ein:

  • Die LDBB ist die einzige Literaturdatenbank zur Berufsbildungsforschung in Deutschland.
  • Die LDBB ist kostenfrei und ohne Zugangsbeschränkungen im Internet recherchierbar.
  • Die LDBB verbindet Aktualität der Nachweise mit hochwertiger Auswertung überwiegend unselbständiger Literatur wie Zeitschriftenaufsätze, die in Bibliothekskatalogen und im Internet nur schwer zu recherchieren sind.

Die LDBB umfasst zur Zeit ca. 48 000 Literaturnachweise ab dem Erscheinungsjahr 1988. Sie weist Fachliteratur zu allen Aspekten der Themenbereiche "Berufsbildung" und "Berufsbildungsforschung" nach. Die Datensätze enthalten bibliografische Angaben und sind mit Schlagwörtern, Abstracts (Kurzreferate) und einer Klassifikation02 inhaltlich erschlossen.

Die LDBB wird seit Anfang der 1990er Jahre vom BIBB in Kooperation mit der AG BFN herausgegeben und ist seit Februar 2005 kostenfrei im Internet recherchierbar. Damit wurden die bisher erschienenen Versionen in gedruckter Fassung und als CD-ROM abgelöst. Mit der Online-Präsenz wird den Nutzerinnen und Nutzern der zeit- und ortsunabhängige Zugriff auf die Datenbank ermöglicht. Der Online-Auftritt der LDBB wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für das Projekt KIBB gefördert.

Welche thematischen Hauptfelder hat die LDBB?

Der inhaltliche Schwerpunkt der Literaturdatenbank liegt auf den folgenden zehn thematischen Hauptfeldern:

  • Berufsbildungssystem, duales System
  • Ausbildungsstellenmarkt und Beschäftigungssystem
  • Berufsbildungsforschung
  • Berufs- und Qualifikationsforschung
  • Sozialwissenschaftliche und ökonomische Grundlagen der Berufsbildung
  • Gestaltung und Ordnung der beruflichen Aus- und Weiterbildung
  • betriebliches und schulisches Lernen
  • Lernorte in der Berufsbildung
  • Personengruppen in der beruflichen Bildung (Zielgruppen, Bildungspersonal)
  • Internationale Berufsbildung, internationale Zusammenarbeit in der Berufsbildung.

Das Themenspektrum der LDBB wird durch Literaturnachweise der Kooperationspartner zu den Forschungsfeldern Arbeitsmarkt/Beruf und Erwachsenenbildung erweitert. Die Zulieferung erfolgt durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE).

Welche Quellen werden ausgewertet und wie sind sie recherchierbar?

Ausgewertet werden Zeitschriftenaufsätze, Sammelbandbeiträge, Monografien, graue Literatur und zunehmend Internet-Publikationen, die den Kriterien der Dokumentationswürdigkeit03 entsprechen. Für die Recherche in der LDBB gibt es drei Suchmodi:

  • die an den großen Suchmaschinen angelehnte Quick Search (ein Suchfeld),
  • die Einfache Suche mit drei Suchfeldern (Titel, Autor, Schlagwort) sowie
  • die Erweiterte Suche mit insgesamt 12 bibliografischen Feldern.


Wie erfolgt die inhaltliche Erschließung in der LDBB ?

Als Instrumente zur inhaltlichen Erschließung der LDBB dienen Schlagwörter, Abstracts sowie das Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung, die im folgenden näher erläutert werden.

Abb. 1: Dokumentationsprozess für die LDBB

1. Schlagwörter

Das wesentliche Instrument zur inhaltlichen Erschließung und folglich auch für die Recherche ist die gemeinsame Schlagwortliste von IAB und BIBB zu Arbeitsmarkt, Beruf und Berufsbildung04. Das durch diese Liste abgedeckte Spektrum ist multidisziplinär geprägt und berücksichtigt insbesondere Termini der Berufsbildungsforschung, der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Für die Nutzerinnen und Nutzer der LDBB bietet die terminologisch kontrollierte Schlagwortliste den Vorteil, dass zu einem Suchwort automatisch das semantische Umfeld aufgezeigt und Synonyme, Quasi-Synonyme und Abkürzungen mitgesucht werden können (Beispiel: Suche nach dem Schlagwort "europäischer Qualifikationsrahmen" impliziert die Suche nach EQF und EQR). Darüber hinaus werden Verweisungen in Form von Ober-/ Unterbegriffen oder verwandten Schlagwörtern angezeigt, die Nutzerinnen und Nutzer wie mit einem Navigationssystem durch die Datenbank führen (in diesem Beispiel: Verweisung auf "Anrechnung von Bildungsleistungen", das wiederum die Recherche nach ECTS und ECVET mit einschließt). In der Vollanzeige des Nachweises können mit einem Klick alle Publikationen des Autors, alle Beiträge aus der aufgeführten Quelle, alle Nachweise zu einem der indexierten Schlagwörter oder vergebenen Klassifizierungsbezeichnungen (Notationen) des Klassifizierungssystems angezeigt werden.05

Schlagwort "E-Learning"

Benutzt für: Electronic Learning; computerunterstütztes Lernen; computerunterstützter Unterricht; internetgestütztes Lernen; multimediales Lernen; Online-Lernen; virtuelles Lernen

Verwandter Begriff: Bildungstechnologie; neue Medien; blended learning; CBT; WBT; Internet; Lernplattform; Lernprogramm; Medieneinsatz; Teleteaching; Teletutor

Oberbegriff: Lernen

2. Abstracts

Neben der Sacherschließung mit Schlagwörtern werden die Literaturnachweise mit einem Abstract (Kurzreferat) versehen. Der Inhalt des Abstracts ist für Informationssuchende ein wesentliches Kriterium zur persönlichen Beurteilung der Relevanz einer Publikation. Es gibt eine kurze Zusammenfassung der Publikation wieder, deren Stichwörter über die Freitextsuche wiederum recherchierbar sind. Dies bietet sich beispielsweise bei Eigennamen von Projekten, Modellversuchen oder Planspielen wie SIMBA, VISUBA, SENEKA, GEFLEX, DILO oder LANF an. Gleiches gilt für sehr spezifische Termini wie Heterotopiekonzept, Wissensarchitektur oder Diderot-Effekt, die nicht in der kontrollierten Schlagwortliste (Thesaurus) verzeichnet sind.

3. Klassifizierungssystem

Klassifikationen06 wie die international am weitesten verbreitete Universalklassifikation DDC (Dewey Decimal Classification)07 sind in einer Reihe von Datenbanken und online zugänglichen Bibliothekskatalogen (OPACs) als Grundlage zur inhaltlichen Erschließung und somit auch zur Infomationsrecherche implementiert worden.
Ein Beispiel zur Sacherschließung mithilfe von Klassifikationen ist das von KIBB gemeinsam mit der TU Darmstadt entwickelte "Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung"08, welches eine automatisierte Vernetzung von Wissensbeständen ermöglicht und im konkreten Anbindungsprozess der LDBB auf den einzelnen Projektseiten in der Wissenslandkarte Anwendung findet.

Abb. 3: Anzeige eines Literaturnachweises in der LDBB

Was hat inhaltliche Erschließung mit guten Rechercheergebnissen zu tun?

Durch die oben beschriebenen Instrumente der inhaltlichen Erschließung werden Dokumente genauer beschrieben und können somit in der Suche besser aufgefunden werden. Prinzipiell zeichnet sich ein adäquates Suchergebnis durch hohe Präzision und Vollständigkeit aus. Diese in den Informationswissenschaften wichtigen Messgrößen geben Auskunft darüber, wie hoch der Anteil relevanter Treffer an der Gesamtmenge ist und wie hoch der Anteil der gefundenen relevanten Dokumente in Relation zu allen in der Datenbank vorhandenen relevanten Dokumenten ist.
Bei Informationsrecherchen im Web mit Hilfe von Suchmaschinen wie Google, Yahoo und MSN von Microsoft offenbaren sich - zumindest im Vergleich zur klassischen Datenbankrecherche - einige Defizite. Schätzungen und Untersuchungen zufolge ist der Teil des Internets wie themenspezifische Datenbanken oder Bibliothekskataloge, der nicht mit Hilfe von Suchmaschinen recherchierbar ist (invisible web), 40 bis 500 mal größer als der sichtbare Teil des Web (visible web).09 Art, Umfang, Struktur und Qualität der Datenmenge im Internet sind dem Nutzer ebenso weitgehend unbekannt wie die linktopologischen Rankingverfahren, die für die vermeintliche Sortierung der Trefferliste nach Relevanz verantwortlich sind. Im Normalfall orientiert sich das Suchergebnis an Häufigkeit und Stellung des Suchwortes im jeweiligen gefundenen Dokument und an der Häufigkeit von Verweisungen anderer Dokumente auf das im Suchergebnis enthaltene Dokument. Durch dieses Verfahren und dem in letzter Zeit oftmals vorkommenden Index Spamming, bei dem sogenannte Suchmaschinenoptimierer eine Webseite so verändern, dass diese in der Trefferliste eine vordere Platzierung erzielt, wird dem Internetnutzer nicht selten eine Relevanz der gefundenen Dokumente vorgetäuscht, die einer näheren Prüfung in Bezug auf Inhalt und Authentizität nicht immer standhalten kann.10

2. Automatisierte Zuordnung von Literaturnachweisen zu Projekten in der KIBB-Wissenslandkarte und deren Darstellung

Eine Datenbankrecherche ermöglicht einerseits den umfassenden Abruf von Informationen nach ganz unterschiedlichen Suchkriterien, andererseits erfordert dies von den Nutzerinnen und Nutzern unter Umständen weitreichende Recherchekenntnisse. Während die Suche nach einem Verfasser oder dem Titel einer Publikation relativ einfach zu bewerkstelligen ist, erfordert die thematische Suche über Schlagwörter, Stichwörter oder die Klassifikation in der Datenbank einen ungleich höheren Aufwand und setzt möglicherweise notwendige Vorkenntnisse voraus.
Zentrale Elemente der Informationsgewinnung für die "Wissenslandkarte" sind zum einen die manuelle Einpflege von Informationen auf einzelnen Projektseiten, zum anderen die Gewinnung von Informationen, die über einen automatisierten Prozess aus einzelnen Datenbanken angezeigt werden. Beide Zulieferungsprozesse haben ihre Vor- und Nachteile.


Gewinne und Grenzen manueller und automatischer Informationszuordnung

Bei manuell eingepflegten Daten liegt der Vorteil einer individuellen, auf das Forschungsthema bezogenen qualitativ hochwertigen Informationsaufbereitung durch den/die jeweilige(n) Experten/in auf der Hand. Nachteilig ist, dass eine Aktualisierung von Inhalten im Arbeitsalltag nicht immer zeitnah erfolgt.

Bei den automatisch angezeigten Informationen aus angeschlossenen Datenbanken ist ein wesentlicher Vorteil darin zu sehen, dass die Informationen auf der Projektseite zeitgleich mit den Informationsbeständen zeitnah in regelmäßigen Abständen in der Datenbank aktualisiert werden Der Nachteil ist, dass mitunter Informationen angezeigt werden, die möglicherweise nicht optimal zu den Inhalten der Projektseite passen. Ein kritischer Blick seitens des Experten/der Expertin ist auch an dieser Stelle von Zeit zu Zeit erforderlich. Aus Nutzersicht dürften aber in jedem Fall die Vorteile überwiegen, da eine thematisch breite Orientierung in dem Zusammenhang eines beschriebenen Projektes oder Themas möglich ist, ohne dass (zunächst) eine eigenständige Recherche in der angebundenen Datenbank erfolgen muss.


Aus der Kombination von manuell gepflegten Informationen und automatisch generierten Nachweisen aus der LDBB auf den Projektseiten resultiert die Verflechtung folgender Aspekte:

Gewinne der automatisierten Zuordnung:

  • Über das zusätzliche Informationsangebot an Literatureinträgen aus der LDBB wird eine weitere inhaltliche Orientierung, die über das enge Projektthema hinausgeht, ermöglicht;
  • Durch die Anbindung der LDBB ist ständig ein Angebot an aktuellen Informationen verfügbar, ohne dass ein zusätzlicher Suchaufwand für die Nutzerinnen und Nutzer notwendig ist. Über die periodische Einspeicherung neuer Literaturnachweise wird der Datenbestand auf den Projektseiten zudem kontinuierlich erweitert;
  • Die primär für die LDBB ausgewertete Fachliteratur entspricht den Kriterien Aktualität, Qualität und Relevanz;
  • Über eine ausgewählte Anzeige und Auswahl, die sich von den umfassenden Suchmöglichkeiten in der LDBB unterscheidet, ist ein einfacher, schneller und dennoch umfassender Überblick über relevante Publikationen möglich. Dies wird beispielsweise durch eine chronologisch absteigende Sortierung unterstützt, die aktuelle Literaturnachweise zum Thema an den Anfang der Trefferliste platziert. Unter "Treffer aus der Literaturdatenbank" werden fünf Nachweise aufgelistet, mit "Alle anzeigen" die Gesamttrefferliste.

"So viel wie nötig, so wenig wie möglich" steht bei der Anzeige der Literaturnachweise auf den Projektseiten im Vordergrund. Zu jedem einzelnen Nachweis können bei Bedarf detaillierte Informationen in der sogenannten "Spezifizierten Literaturansicht" durch Anklicken des Nachweises abgerufen werden. Durch das einheitliche Klassifikations- und Ablageverfahren (siehe Abschnitt 2.) ist eine sinnvolle und zuverlässige Verknüpfung von Dokumenten möglich und damit der Aufbau eines leistungsfähigen elektronischen Gedächtnisses.11


Der hier genannte automatisierte Prozess stößt aber auch an Grenzen - das Informationsangebot basiert auf einem Zuordnungssystem (Klassifizierungssystem)12, welches dem Anspruch gerecht werden möchte, die Themen der Berufsbildungslandschaft sowie den besonderen Aspekt der Berufsbildungsforschung in einem überschaubaren System durch ein begriffliches Abbild zu erfassen. So wie mit sinkender Halbwertzeit des Wissens die Aktualisierung von Wissen gleichzeitig wichtiger und schwieriger wird, so ist auch die Landschaft der Berufsbildung(-sforschung) einem permanenten Wandel unterworfen. Das für die automatisierte Verknüpfung eingesetzte Zuordnungssystem bildet (vorerst) einen Status Quo ab. Dies führt dazu, dass mitunter gewünschte Zuordnungen nicht unbedingt in allen Fällen umsetzbar sind mit der Konsequenz eines teilweise unpräzisen Trefferangebots. Unabhängig davon ist der Mehrwert bei einer automatisierten Vernetzung von Datenbeständen durch die inhaltlich passend zur Verfügung gestellten Informationen unbestreitbar und in jedem Fall sinnvoll - dies auch insbesondere unter dem Aspekt der individuellen Bewertung angebotener Informationen.
Bei der automatisierten Anzeige von LDBB-Nachweisen handelt es sich um ein Angebot an die Nutzerinnen und Nutzer für eine erste inhaltliche Orientierung. Darüber hinaus ist es unabhängig davon jederzeit möglich, in der LDBB eine umfassende Recherche durchzuführen und deren vielfältige Suchmöglichkeiten zu nutzen.


Wie funktioniert die automatische Anbindung der Literaturnachweise aus der LDBB?

Am Beispiel einer Projektseite der "Wissenslandkarte" des Projektes KIBB13 kann exemplarisch dargestellt werden, wie der Prozess der Einbindung der Literatureinträge aus der LDBB auf den Projektseiten erfolgt.
Eine automatisierte Verknüpfung von Literaturnachweisen aus der LDBB mit der einzelnen Projektseite in der "Wissenslandkarte" erfolgt über die Anwendung des "Klassifizierungssystems der beruflichen Bildung", das auch als ein Instrument der inhaltlichen Erschließung der LDBB dient.
Ziel der Erstellung des Klassifizierungssystems war die Systematisierung der Handlungsfelder und Strukturen der Berufsbildungsforschung in Kernthemen und -begriffe, um die Voraussetzung zur systematischen Verknüpfung bereits vorhandener Informationssysteme und Datenbanken zu schaffen. Dabei stand nicht die reine Sammlung von Begriffen im Vordergrund, sondern zugleich deren Verbindung miteinander, so dass ein systematischer Begriffsraum entstehen konnte. Derzeit umfasst das Klassifizierungssystem rund 300 Klassifizierungsbezeichnungen aus der Berufsbildung und Berufsbildungsforschung. Durch den Abgleich von Klassifizierungsbezeichnungen (Notationen) eines Datenbankeintrags (Literaturnachweis) und einer Projektseite erfolgt (z.B. P 1.3 "Frauen", G 1.3.2 "Bildungsverhalten und -verläufe sowie G 2.4.5 "Gender Mainstreaming; s. Abb. 4) bei Übereinstimmung die Anzeige des Literaturnachweises auf der Projektseite. Die Inhalte aus dem angeschlossenen Datenbanksystem LDBB werden über eine Schnittstelle bei jedem neuen Seitenaufruf einer Projektseite direkt dynamisch erzeugt.

Das "Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung" wurde im Sommer 2004 im Rahmen einer Übertragung der gesamten vorhandenen Literatur in das neue Bibliotheks- und Dokumentationssystem des BIBB (aDIS/BMS) integriert.

Abb. 4: Beispiel für den Abgleich von Klassifizierungsbezeichnungen mit einer Projektseite zum Thema "Chancengleichheit von Frauen in der beruflichen Bildung"

Darstellung der Treffer

Die Anzeige der Treffer aus der LDBB erfolgt - sortiert nach dem Kriterium der Aktualität - zunächst in einer sogenannten Trefferübersicht. Der Vorteil liegt darin, dass die Literaturnachweise im Überblick schnell erfassbar sind.

Abb. 5: Anzeige der Treffer aus der LDBB auf der Projektseite "Chancengleichheit von Frauen in der beruflichen Bildung" auf der "Wissenslandkarte"
Abb. 6: Anzeige der Gesamttreffer

Über eine sogenannte "Spezifizierte Literaturansicht" können zu jedem gefundenen Treffer weitere detaillierte Informationen abgerufen werden (vollständiges Zitierformat inklusive Abstract). Nachweise zu Online-Dokumenten sind direkt mit den entsprechenden Volltexten über die URL verlinkt.

Abb. 7: Ansicht der spezifizierten Literaturangaben u.a. mit Abstract

3. Ausblick

Perspektiven der Literaturdokumentation: Einbindung in externe Suchmaschinen, Profilschärfung und noch höhere Aktualität

Der umfangreiche Datenbestand der LDBB ist bis dato nicht über Suchmaschinen wie Google recherchierbar.14 Ergebnismengen werden jeweils im Zuge einer Suche dynamisch erzeugt und sind somit für Suchmaschinen nicht ohne Weiteres sichtbar ("invisible web"). Weil Suchmaschinen wie Google für relevante Zielgruppen der LDBB, insbesondere für Studenten und Studentinnen15, über eine sehr hohe Popularität verfügen, ist geplant, den Datenbestand der letzten Erscheinungsjahre über Google recherchierbar zu machen. Damit möglichst nur relevante Literaturnachweise in den Trefferlisten angezeigt werden, soll jedoch nicht der komplette Datenbestand, sondern nur ausgewählte Felder (Autor, Titel und Schlagwort) in Google indiziert werden. Ähnlich wie auf der KIBB-Wissenslandkarte würde dann ein Link auf www.ldbb.de gesetzt, um dem Nutzer und der Nutzerin die effektiven und vielfältigen Recherchemöglichkeiten in der LDBB zur Verfügung zu stellen.
Entsprechend der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung (BITV) nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) wird für die Literaturdatenbank im Rahmen eines Relaunches des gesamten Internetauftritts des BIBB ein barrierefreier Zugang ermöglicht werden. Nach Umsetzung der Barrierefreiheit werden die Nachweise in der LDBB über eine feste Adresse (URL) erreicht werden. Dies bedeutet, dass immer dann, wenn auf einen LDBB-Eintrag verlinkt wird, dieser auch über externe Suchmaschinen gefunden werden kann.
In der LDBB werden zunehmend Online-Dokumente16 nachgewiesen, die über die URL mit den jeweiligen Volltexten verlinkt sind. So beträgt der Anteil an Online-Dokumenten aus den Erscheinungsjahren ab 2004 bereits 25 Prozent. Dies bedeutet, dass im Zuge einer aktuellen Recherche bei jeder vierten Publikation direkt auf den Volltext zugegriffen werden kann. Zu aktuellen Themen der Berufsbildung bietet die BIBB-Dokumentation seit einigen Monaten auch Auswahlbibliografien17 an, die im Internet kostenlos als pdf-Dateien zum Download zur Verfügung stehen.
Zusätzlich zu den Auswahlbibliografien werden in naher Zukunft weitere Produkte folgen, die den interessierten Nutzerinnen und Nutzern einen schnellen Zugriff auf Fachpublikationen gewährleisten. Neben der bestehenden Anbindung an das Fachportal Pädagogik beim DIPF und der proArbeit beim IAB ist geplant, die LDBB noch in diesem Jahr an das interdisziplinäre Internetportal für wissenschaftliche Informationen in Deutschland, vascoda, anzuschließen. An diesem Portal, das gemeinsam von BMBF und DFG gefördert wird, beteiligen sich über 40 Einrichtungen mit unterschiedlicher wissenschaftlicher Ausrichtung.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Einbindung der LDBB in übergreifende Fachportale eröffnen sich interdisziplinäre Zugänge, so dass zukünftig eine stärkere Konzentration auf die Kernbereiche der beruflichen Bildung möglich sein wird. Mit dieser Maßnahme soll einerseits das Profil der LDBB geschärft, andererseits eine noch höhere Aktualität erreicht werden.


Perspektiven im KIBB-Portal: kontinuierliche Zunahme der Informationsbestände bei gleich bleibender Qualität und Aktualität

Die Berufsbildungsforschung steht vor der ständigen Herausforderung, sich mit der Rolle und der Bedeutung von Wissensprozessen als einem zentralen Faktor auseinanderzusetzen. Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat für die Gestaltung von Wissensprozessen (Kommunikation und Wissenstransfer) neue Wege eröffnet: sie bietet insbesondere mit den Internet-Technologien neue Möglichkeiten, Informationen abzufragen, zu strukturieren und den Akteuren zur Verfügung zu stellen. Dabei können unterschiedliche technische Lösungen, Datenbanken und andere Datenquellen unter einer einheitlichen Oberfläche - für den Anwender unsichtbar - miteinander verbunden werden. Dies schafft die Voraussetzung für die Entwicklung von innovativen Informations- und Dokumentationssystemen, die einerseits sehr speziellen fachlichen Anforderungen genügen und gleichzeitig in übergreifenden Portalen verbunden werden können.18


Über die Anbindung von Datenbanken - in diesem Beitrag exemplarisch am Beispiel einer Literaturdatenbank erläutert - wird der Informationsbestand in der "Wissenslandkarte" kontinuierlich erweitert. Über die Einbindung der Datenbankbestände in den Kontext eines Projektes im Bereich der Berufsbildung wird ein qualitatives Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich der Informationsbreite geschaffen. Der unbestreitbare Nutzen liegt darin, dass die Vorteile hinsichtlich Qualität, Wissenschaftlichkeit, Aktualität der Datenbestände, die eine gut gepflegte Datenbank zu bieten hat, nutzbar gemacht werden. Hierdurch werden Synergien insofern erzeugt, als die Pflege der Daten nur an einer Stelle erfolgen muss, diese jedoch in ganz unterschiedlichen Systemen verwertet werden können.

Die Anbindung einer weiteren Datenbank zum Themenbereich der schulischen Modellversuche steht für die "Wissenslandkarte" im KIBB-Portal unmittelbar bevor.

  • Diepold, Peter; Ziegler, Heinz: Literaturdokumentation Berufliche Bildung
    Expertise im Auftrag des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft - Göttingen, 1993.
  • Dücker, Sandra; Kuehn, Bernd; Schapfel-Kaiser, Franz
    Von der Information zum Wissen - eine Wissenslandkarte des BIBB. - Stand: 11.7.2005. - Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, 2003. - [Zugriff: 5.10.2006]
  • Gödert, Winfried
    Klassifikationssysteme und Online-Katalog. - In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. - 34(1987)3, S. 185-195
  • Hoffmann, Matthias
    Die Nadel im Heuhaufen finden - und das mit einem Griff?. - In: wissensmanagement. - (2006)4, S. 14-15
  • Kurhula, Päivikki
    Use and usabilitiy of the UDC in classification practice and online retrieval. - In: The UDC - essays for a new decade. - London: Aslib, 1990, S. 35-46
  • Lewandowski, Dirk
    Web information retrieval : Technologien zur Informationssuche im Internet. - Frankfurt/Main : Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaften und Informationspraxis, 2005.
  • Linten, Markus
    OPAC ETHICS : der Online-Publikumskatalog der ETH Zürich. - Erndtebrück: 1991. - 43 S.
  • Pawlowsky, Peter; Reinhardt, Rüdiger
    Wissensmanagement für die Praxis : Methoden und Instrumente zur erfolgreichen Umsetzung. - Neuwied / Kriftel, 2002.
  • Probst, Gilbert; Raub, Steffen; Romhardt, Kai
    Wissen managen : wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen. - 3. Aufl. - Wiesbaden : Gabler, 1999.
  • Roehl, Heiko
    Organisationen des Wissens : Anleitung zur Gestaltung. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2002.
  • Schapfel-Kaiser, Franz
    Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung - Entwicklung, Umsetzung und Erläuterungen. - Bielefeld : Bertelsmann, 2005. - 100 S.
  • Semenova, Elena
    Dokumentationssprache - ja oder nein. - In: Information Wissenschaft und Praxis. - 57(2006)3, S. 157-161
  • Tochtermann, Klaus; Granitzer, Michael
    Wissenserschließung : Pfade durch den Informationsdschungel. - In: wissensmanagement. - (2005)5, S. 26-28
  • 1 Siehe auch Leitartikel auf der BIBB-Homepage: Bernd Kuehn, Franz Schapfel-Kaiser, Sandra Dücker: "Von der Information zum Wissen - eine Wissenslandkarte des BIBB entsteht"
  • 2 Es handelt sich hierbei um das "Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung".
  • 3 Kriterien der Dokumentationswürdigkeit können u.a. sein: Relevanz, Qualität, Aktualität, Wissenschaftlichkeit, Neuartigkeit.
  • 4 Schlagwortliste Arbeitsmarkt, Beruf und Berufsbildung : Arbeitsgrundlage für die Dokumentationsdatenbanken des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Bundesinstituts für Berufsbildung / Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Band 1: Alphabetischer Teil, Band 2: Systematischer Teil Ausgabe 2003. - Nürnberg, 2003.
  • 5 Sogenanntes Verfahren zum relevance feedback, vgl. Google-Funktion "Ähnliche Seiten".
  • 6 Sie bestehen in der Regel aus alphanumerischen Klassifzierungsbezeichnungen (Notationen), wobei mit zunehmender Notationslänge auch eine zunehmende Spezifizierung des Sachverhalts erreicht wird. Komplexe Sachverhalte, die mithin schwer zu verbalisieren sind, können schnell und effektiv mit einer Notation recherchiert werden. Beispiel hierfür ist die Suche in der LDBB mit der Notation L 4.2.3 ("Internetbasiertes Lernen / E-Learning"), unter der eine Vielzahl von Schlagwörtern mit semantischer Nähe subsummiert werden.
  • 7

    vgl. http://www.ddc-deutsch.de [Zugriff: 15.12.2016]

  • 8

    http://www2.bibb.de/tools/klassifikationssystem/downloads/050613-Endversion-Schluessel-FSK.pdf [Zugriff: 2.10.2006]

  • 9

    vgl. Michael K. Bergman: The Deep Web: Surfacing Hidden Value. In: Journal of Electronic Publishing. 2001.
    URL: http://www.press.umich.edu/jep/07-01/bergman.html [Zugriff: 15.12.2016]

  • 10 Erschwert wird die Internetsuche mit Suchmaschinen zudem durch die Nichtberücksichtigung von Synonymen. Anders als z.B. in der LDBB müsste der Nutzer zu einem Suchwort sämtliche Bezeichnungen mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung in einer oder-Suche miteinander verknüpfen bei gleichzeitigem Ausschluss von Mehrdeutigkeit (Polysemie). Hinzu kommen ggf. Abweichungen vom Suchwort durch Plural, Flexionsendungen, Schreibweise sowie den begrifflichen Kontext (Beispiel: "Duales System" in der Abfallwirtschaft und in der Berufsbildung).
  • 11 vgl.: Probst, Gilbert; Raub, Steffen; Romhardt, Kai: Wissen managen. Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen, 3. Auflage, Frankfurt am Main 1999, S. 314 f
  • 12 In diesem Artikel wird dieses Zuordnungssystem unter der Bezeichnung "Klassifizierungssystem der beruflichen Bildung" näher erläutert.
  • 13

    Das Projekt leistet durch den Aufbau eines Internetportals www.kibb.de, welches seit Ende des Jahres 2002 mit finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgt, unter anderem die Dokumentation vorhandenen Wissens in der Berufsbildungsforschung und bietet erstmals einen zentralen Zugang zu diesem Wissen. Zunächst erfolgte die Darstellung und Strukturierung der Wissensbestände (Forschungsprojekte) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) über die Entwicklung einer sogenannten "Wissenslandkarte" als Topografie des Wissens, sukzessive wird diese "Wissenslandkarte" um die Projekte der AG BFN erweitert. Derzeit sind rund 800 Projektdarstellungen aus der Berufsbildungsforschung im Portal recherchierbar.

  • 14 Über Suchmaschinen eruierte LDBB-Nachweise befinden sich lediglich in den Literaturangaben auf den Blattseiten der KIBB-Wissenslandkarte und im Fachportal Pädagogik.
  • 15

    Die Zahl online verfügbarer Publikationen im Netz nimmt kontinuierlich zu. Die Publikations- bzw. Dokumenttypen sind hierbei völlig heterogen (reine Netzpublikationen wie Monografien oder Zeitschriften, Printveröffentlichungen, die parallel oder zeitversetzt im Netz erscheinen, graue Literatur etc.). Vgl. hierzu: Woll, Christian: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken. - Köln, 2005.
    URL: http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/Band046.pdf [Zugriff: 15.12.2016].

  • 16

    Auswahlbibliografien mit Stand 2006: Junge Menschen mit Migrationshintergrund; Übergänge: Jugendliche an der ersten und zweiten Schwelle; Benachteiligtenförderung; Ausbildungsreife junger Menschen; Der europäische Berufsbildungsraum; Berufliche Bildung in kaufmännischen Berufen; Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung.
    URL: http://www.bibb.de/de/wlk8002.htm [Zugriff: 15.12.2016]

  • 17

    s. Mittelfristiges Forschungsprogramm 2005 des Bundesinstituts für Berufsbildung / Bundesinstitut für Berufsbildung [Hrsg.]. - Bonn : Bundesinstitut für Berufsbildung, 2005.