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Modellversuche - Innovationsinstrumente der beruflichen Bildung

von Dorothea Schemme, Gisela Westhoff und Dagmar Winzier

Die vom Bund auf Grundlage des § 90 Abs. 3 Nr. 1 d Berufsbildungsgesetz (BBiG) geförderten außerschulischen Modellversuche sind ein Instrument zur qualitativen Entwicklung und Erforschung beruflicher Aus- und Weiterbildung. Modellversuche gestalten gesellschaftliche und betriebliche Entwicklungen mit, greifen relevante Themen auf und fungieren als Experimentierräume zur fachlichen Weiterentwicklung und Erkenntnisgewinnung für die exemplarische Ausgestaltung übergreifender bildungspolitischer Initiativen.
Modellversuche finden im Zusammenwirken von Praxis, Forschung und Politik statt. Die Beteiligung gesellschaftlicher Akteure an Prozessen der Entwicklung und Forschung stärkt die Erarbeitung praxisgerechter und übertragbarer Lösungen und erhöht die Akzeptanz von neuen Modellen und Erkenntnissen. Die angeschlossenen Systeme fungieren als Beteiligte, als Zielgruppen und als Rezipienten.

Seit Ende 2010 sind folgende drei neue Modellversuchs-Schwerpunkte eingerichtet worden:

Entwicklung und Sicherung der Qualität der betrieblichen Aus- und Weiterbildung

Die Qualität der Berufsausbildung muss vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und gesichert werden. Dieser Aufgabe widmen sich bundesweit zehn Modellversuche, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) seit Ende 2010 fördert. In den nächsten Jahren werden hierfür aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt fünf Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Ziel der Modellprojekte ist es, praktikable Instrumente und Verfahren zu entwickeln und zu erproben, die von Betrieben und regionalen Verbünden genutzt werden können, um die Qualität des Ausbildungsprozesses sicher zu stellen, zu evaluieren und zu steigern. Dabei soll an bestehende Strukturen, Prozesse und Instrumente angeknüpft werden und der Transfer von erprobten Lösungen für eine breite Nutzung gefördert werden.
Besondere Handlungs- und Forschungsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von Instrumenten, Kommunikations- und Kooperationsstrukturen sowie in Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal. Durch die Beteiligung unterschiedlicher Branchen und Akteure wie Handwerk, Altenpflege- und Bildungseinrichtungen sowie Industriebetriebe, steht der Modellversuchsschwerpunkt auf einer breiten Basis und sorgt für eine große Reichweite beim Ergebnistransfer.

Unterstützt werden Projektträger und Förderschwerpunkt bei ihrer Arbeit durch eine externe wissenschaftliche Begleitung.

Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung

Immer noch haben viele junge Menschen große Schwierigkeiten auf dem Ausbildungsmarkt. Ihre Chancen, einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu finden, werden von vielfältigen, sich überlagernden oder interagierenden (bildungs-)biografischen Faktoren bestimmt, wie z.B. Migrationshintergrund, Alter, persönliche Problemlagen, eine mehr oder weniger günstige Vorbildung und schulische Ausbildungsvoraussetzungen sowie bereits durchlaufene Fördermaßnahmen.
Gleichzeitig aber klagen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen über rückläufige Bewerberzahlen und aus ihrer Sicht unzureichend geeignete Auszubildende. Ein Fachkräftemangel ist zum Teil schon spürbar, wird von noch mehr Unternehmen aber zukünftig befürchtet.
Der Förderschwerpunkt "Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung" setzt hier an und soll innovative Wege in die Ausbildung aufzeigen und modellhaft fördern. Dabei wird die zunehmende Heterogenität der Jugendlichen als Herausforderung und Chance begriffen. Es gilt, übertragbare Konzepte, Instrumente und Methoden zu entwickeln und umzusetzen, um das Potenzial an Auszubildenden zu erweitern und den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern.
Nach öffentlicher Bekanntgabe des Förderschwerpunktes sind vom BIBB und dem BMBF 18 bundesweit verteilte Modellversuche ausgewählt worden, die ihre Arbeit im Frühjahr 2011 aufgenommen haben (Förderzeitraum: 36 Monate). Die einzelnen Projekte behandeln unterschiedliche Fragestellungen innerhalb des gemeinsamen Themas. Das BIBB koordiniert und vernetzt die Modellversuche in Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Begleitung und unterstützt sie bei der Erreichung ihrer Ziele.
Die Vorbereitung des Förderschwerpunktes war von einem ausführlichen Forschungsprozess begleitet, der in einem intensiven Dialog mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Praxis, der Wissenschaft und der Politik mit gestaltet wurde.

Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Im Rahmen der zweiten Hälfte der UN-Dekade "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (2005 - 2014) fördert das BIBB aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sieben Projekte zur "Beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung". Die Projekte sind in den Branchen Metall/Elektro mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energien, Bauen und Wohnen, Chemie und Ernährung angesiedelt.
Im Bereich der erneuerbaren Energien reicht das Themenspektrum vom Fortbildungsgang zum/zur geprüften technischen Fachwirt/in - Erneuerbare Energien, den erforderlichen Kompetenzen bei Offshore-Windenergieanlagen, dem möglichen Qualifizierungsbedarf im Handwerk im Hinblick Erneuerbare Energien und Elektromobilität bis hin zur Fortbildung des Bildungspersonals als Multiplikator für das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in Verbindung mit der Produktion in der Photovoltaik-Branche.
Die Kompetenzzentren in der Bauwirtschaft entwickeln und erproben Lernmodule, die eine nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Bildung im Bausektor fördern.
Nachhaltige Bildungskarrieren werden in der Chemieindustrie in den Fokus gestellt.
Zudem wird ein modulares Rahmencurriculum zur systematischen Qualifizierung für nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Bildung im Ernährungsbereich erarbeitet.