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Deutsch-griechische Machbarkeitsstudien in Athen vorgestellt

24.07.2014 | GOVET

Von Dezember 2013 bis April 2014 wurden fünf Machbarkeitsstudien durchgeführt, die sich mit der Einführung betrieblicher Ausbildungsstrukturen in Griechenland beschäftigten. Jede Studie war dabei ein Gemeinschaftsprodukt von einem deutschen und einem griechischen Partner. Die Ergebnisse der Studien wurden am 7. Juli 2014 im griechischen Bildungsministerium im Rahmen einer Veranstaltung der Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET - German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training) vorgestellt.

Deutsch-griechische Machbarkeitsstudien in Athen vorgestellt

Anwesend waren neben Vertreterinnen und Vertretern des deutschen und des griechischen Bildungsministeriums auch Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Bildungsbehörden und Gewerkschaften. Am 8. Juli wurden die vorgestellten Ergebnisse in einer Sitzung der deutsch-griechischen Arbeitsgruppe diskutiert und nächste Schritte für die Umsetzung von Pilotprojekten betriebliche Berufsausbildung abgesprochen.

Die Studien wurden im Rahmen der deutsch-griechischen Berufsbildungskooperation zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Ministerium für Bildung und religiöse Angelegenheiten (Y.PAI.TH) durchgeführt und von GOVET gefördert. Fachlich unterstützt wurden sie von GOVET und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Für die Studien untersuchten die fünf Projektpartner-Teams zunächst den Ist-Zustand der ausgewählten Branchen. Anschließend identifizierten sie Bedingungen und Potenziale für den Aufbau einer Berufsbildung in Betrieb und Berufsschule. Neben den Unternehmen der untersuchten Branchen wurden alle relevanten Akteure in der jeweiligen Region in die Erhebungen einbezogen, darunter die Sozialpartner, Kammern, die beruflichen Schulen und ihre Aufsichtsbehörde, Kommunen und die Arbeitsverwaltung.

Aus den Studien sind Vorschläge zur Umsetzbarkeit von betrieblichen Ausbildungsmodellen gewonnen worden, die die Berufsausbildung für Jugendliche in Griechenland zu einer attraktiven Alternative zu einem Hochschulstudium machen können. Darüber hinaus sind Netzwerke mit zahlreichen Partnern entstanden, die sich im Rahmen von Pilotprojekten betrieblicher Ausbildung einbringen möchten. Über 100 Firmen und Institutionen haben bereits ihre Bereitschaft zur Umsetzung der Empfehlungen dokumentiert.

Die Analysen der Branchen- und Ausbildungsplatzpotentiale zeigen, dass es in den Bereichen Tourismus, Transport und Logistik, erneuerbare Energien und energieeffizientes Bauen und Sanieren sowie im produzierenden Gewerbe durchaus gute Wachstumsaussichten gibt. Die vorhandenen wirtschaftlichen Wachstumspotentiale bringen auch einen Bedarf nach ausgebildeten Fachkräften mit sich.

Als zentrale Herausforderungen in der griechischen Berufsbildung wird eine Verbesserung der Berufsorientierung für Jugendliche in Griechenland gesehen. Eng damit verknüpft ist die Notwendigkeit, die Vorteile von betrieblicher Ausbildung zu vermitteln, um Vorbehalte und Widerstände verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zu überwinden. Um ausreichend Ausbildungsplätze in Betrieben zu schaffen, müssen Unternehmen von der Rentabilität betrieblicher Ausbildung überzeugt und mit Anreizen zum Engagement ermutigt werden. Darüber hinaus wird eine höhere Arbeitsmarktorientierung der Ausbildungsinhalte gefordert. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Umsetzung betrieblicher Ausbildungsmodelle wird die Schulung von betrieblichem Ausbildungspersonal sein. Zudem muss die Kooperation zwischen den Lernorten Betrieb und Berufsschule organisiert und das daran beteiligte Personal entsprechend geschult werden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen liefern die Machbarkeitsstudien fünf Lösungsansätze.

Neben den Herausforderungen werden auch zahlreiche Chancen benannt, die mit neuen Modellen der Berufsausbildung einhergehen. Zu diesen zählen bessere Arbeitsmarktchancen für Jugendliche, eine Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit sowie wirtschaftliches Wachstum. Darüber hinaus könnten neue Partnerschaften zwischen staatlichen und nicht staatlichen Akteuren geschaffen werden, die die Ausbildung der Jugendlichen als gemeinschaftliche Aufgabe umsetzen und somit die Expertise aller Beteiligten nutzen. Schließlich bietet sich mit dem bilateralen Charakter der vorgeschlagenen Pilotprojekte die Möglichkeit, den Austausch zwischen Deutschland und Griechenland zu stärken und die Idee von europäischer Solidarität und Kooperation in praktischen Projekten zu verwirklichen.

Jede der fünf Machbarkeitsstudien beinhaltet ein Konzept zur pilothaften Umsetzung von betrieblicher Ausbildung in Griechenland. Die Konzepte wurden am 8. Juli der deutsch-griechischen Arbeitsgruppe (AG) zur Berufsbildungskooperation vorgestellt. Die AG setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsministerien und Sozialpartner beider Länder. Von den Teilnehmenden der AG wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien begrüßt und nächste Schritte zur möglichen Umsetzung der Konzepte geplant. Die Projektvorschläge aus den Machbarkeitsstudien sollen weiter konkretisiert und ein tragfähiges Finanzierungsmodell abgestimmt werden. Ausgewählte Vorschläge sollen dann in Ausbildungspilotprojekten umgesetzt werden.