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Zu den benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind alle diejenigen zu zählen, die ohne Berufsausbildung und -abschluss bleiben (mit Ausnahme der Behinderten). Ihre Ausbildung kann in betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsstätten und in beruflichen Schulen erfolgen. Anhand konkreter Vorschläge zur Flexibilisierung, Individualisierung, Binnendifferenzierung und Modularisierung wird eine neue, zusammenhängende, in sich schlüssige Konzeption zur Verbesserung der Benachteiligten-Ausbildung vorgestellt. Die Entwicklung eigener Ausbildungsgänge für besonders leistungsschwache Jugendliche wird abgelehnt. Berufsausbildung von benachteiligten Jugendlichen soll immer auf die komplette Facharbeiter-, Gesellen- oder Fachangestelltenqualifikation abzielen. Die Wege dorthin müssen flexibel, stufenartig, differenziert und individualisiert gestaltet werden.
In die Diskussion zur Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems werden in letzter Zeit verstärkt Konzepte einer Modularisierung der Ausbildung eingebracht. Neben einer Modularisierung unter curricularen Gesichtspunkten wird auch eine Modularisierung unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten diskutiert, die auf die jeweilige Einzelzertifizierung von Teilqualifikationen ausgerichtet ist. Der Beitrag plädiert für die Beibehaltung der ganzheitlichen Form der Beruflichkeit und des beruflichen Handelns im Rahmen des Berufskonzepts und wendet sich gegen eine äußere Differenzierung durch eine gestufte, modulare Ausbildungsstruktur. Genutzt werden sollten vielmehr die bereits vorhandenen Möglichkeiten der inneren Differenzierung zwischen den Berufsbildern, der Ausbildungsintensität, der Vermittlungsbreite und -tiefe und der Zugangsvoraussetzungen für bestimmte Ausbildungsberufe. Ferner ist geplant, Ausbildungsgänge mit praktisch-technischem Schwerpunkt zu schaffen, die strukturell auf der gleichen Ebene wie die anderen Facharbeiterqualifikationen angesiedelt sind. Die Ausbildung in diesen Berufen soll bereits ab 1997 möglich sein.
Das Benachteiligtenprogramm (AFG § 40c) hat wesentlich zur bundesweiten Verankerung des sozialpädagogischen Förderansatzes in der Zusammenarbeit von Ausbildern, Sozialarbeitern und Lehrern beigetragen. Der Beitrag geht der Frage nach, wie tragfähig der Förderansatz ist, um auch den zukünftigen Aufgaben der Benachteiligtenförderung gerecht zu werden. Als Bewertungsmaßstab wird das Ziel "Ausbildung für alle Jugendlichen" herangezogen. Analysiert werden die Ursachen der Ausbildungslosigkeit und präventive Maßnahmen im Bereich der beruflichen Bildung, die den Zugang, die Struktur der Berufsausbildung und die Verringerung der Abbruchquote betreffen. Ein letzter Abschnitt befasst sich mit ergänzenden Förderstrategien zum Nachholen von Berufsabschlüssen. Hier erscheint besonders die Kombination von Qualifizierung und Beschäftigung erfolgversprechend.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Berufsbildung zum Thema "Die Wertschätzung der dualen Berufsausbildung und ihre Einflussfaktoren" wird auf der Grundlage unterschiedlicher Berufseinmündungsstrategien der Stellenwert einer dualen Berufsausbildung für Jugendliche in Abgangsklassen untersucht. Gruppendiskussionen mit 133 Schülern in Abgangsklassen zeigten, dass die Mehrheit der Schüler an einer dualen Berufsausbildung interessiert ist. Gleichwohl weist das duale System für sie auch negative Aspekte auf, die sie durch ihr Bildungsverhalten zu umgehen versuchen. Die teilweise zu beobachtende Orientierung auf zukunftsträchtige Berufe außerhalb des dualen Systems verweist darauf, dass neben den bereits bestehenden vollzeitschulischen Ausbildungsangeboten neue zukunftsträchtige Berufe auf das Interesse der Jugendlichen stoßen dürften.
In der Diskussion um den Stand der Berufsausbildung scheint in einzelnen Unternehmen eine gewisse Unsicherheit über die Bedarfsermittlung für die neu abzuschließenden Ausbildungsverträge verbreitet zu sein. Dieses ist angesichts der allgemeinen Forderung nach Wirtschaftlichkeit und Effizienz der betrieblichen Bildungsarbeit schon bedenklich genug. Aber zusätzlich muss man die Zunahme der Entkopplung von Beschäftigungssystem und Bildungssystem - wie sie aus dem tertiären Bildungssektor bekannt ist - auch für die berufliche Erstausbildung befürchten. Am Beispiel der Metall- und Elektroindustrie zeigt dieser Artikel Wege zu einer vorausschauenden Bedarfsorientierung. Darüber hinaus wird die Umsetzungsperspektive um den Blick auf den Weg der zwischenbetrieblichen Ausbildungsverbünde erweitert.
In Betrieben gewinnt das Lernen im Arbeitsprozess zunehmend an Bedeutung. Zur Erstellung einer unternehmerischen Gesamtstrategie und bei der Intensivierung von Kommunikations- und Informationstechnologien müssen auch sozial- und erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse herangezogen werden. Diese Entwicklung wird in bezug auf den Schlüsselbegriff Wissen und Gebrauch von Wissenstypen innerhalb betrieblicher Veränderungen aufgezeigt. Untersucht werden zunächst die neuen unternehmerischen Gesamtstrategien innerhalb von Organisationsentwicklungsansätzen sowie die daraus resultierenden Anforderungen an die betriebliche Berufsbildung. Ein zweiter Abschnitt behandelt Fragen der Erziehungswissenschaft bzw. der speziellen Berufs- und Betriebspädagogik, die Einfluss auf Lern- und Qualifizierungsfragen im Betrieb haben. Abschließend werden unter dem Aspekt eines neuen Wissenstypus die Bedeutung und die Gestaltung der subjektiven Seite von Arbeits- und Lernprozessen dargestellt.
In einer empirischen, qualitativen Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung und der Friedrich-Ebert-Stiftung wurden Erwerbstätige aus sechs verschiedenen Berufsbereichen nach typischen und wichtigen Alltagssituationen gefragt, in denen Anforderungen an soziale Kompetenz eine Rolle spielen. Die geschilderten beruflichen Alltagssituationen gliedern sich in Kontakt- und Kommunikationssituationen, Kooperationssituationen, Problemsituationen und Konfliktsituationen. Der Beitrag nennt Beispiele für typische Anforderungen an die soziale Kompetenz in den einzelnen Arbeitssituationen und diskutiert eine Definition, die Bedeutung und die Geschlechtsspezifik von sozialer Qualifikation. Der letzte Abschnitt befasst sich mit den Problemen und Möglichkeiten der Vermittlung sozialer Qualifikation in der Aus- und Weiterbildung.
Gunther Bös; Leopold Gierl; Werner Kusch; Frank Richter
Auf Initiative des Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat das Bayerische Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst in Zusammenarbeit mit den Firmen AUDI AG Ingolstadt, BMW AG Dingolfing und Fa. Mann und Hummel GmbH Marklhofen ein Konzept erarbeitet, so dass besonders leistungsfähige Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss in einem insgesamt dreijährigen Bildungsgang sowohl den Abschluss einer beruflichen Erstausbildung als auch die Fachhochschulreife erwerben können. Der Modellversuch hat im Herbst 1994 an den Standorten Ingolstadt und Dingolfing begonnen und endet voraussichtlich im Sommer des Jahres 1999. Bisher sind die Ausbildungsberufe Industriemechaniker und Energieelektroniker daran beteiligt. Es ist geplant, den Modellversuch auch für andere Berufe bzw. Berufsfelder zu öffnen. Der Beitrag beschreibt die Zielsetzungen, die Erwartungen und erste Ergebnisse aus der Sicht der am Modellversuch beteiligten Firmen und des Staatsinstituts für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abteilung Berufliche Schulen.
In Großbritannien wird Modularisierung in der Berufsbildung als Instrument gesehen, mit dessen Hilfe eine Balance zwischen Flexibilität, Koordination und Zusammenhalt eines Systems erreicht werden kann, das nicht nur die Berufsausbildung, sondern auch die Weiterbildung einschließt. Der Beitrag klärt die Begriffe Modul und Modularisierung, skizziert das englische System nationaler beruflicher Qualifikationen (National Vocational Qualifications = NVQs) und analysiert Möglichkeiten und Probleme der Koordinierung modular strukturierter Berufsbildungssysteme am Beispiel des englischen Systems.
Die Einführung integrierter Prüfungen als neuer Ansatz der Prüfungsgliederung wird durch ein Forschungsprojekt des Bundesinstituts für Berufsbildung wissenschaftlich begleitet. Um Erfahrungen mit integrativen Ansätzen auszuwerten, wurden ausgewählte Prüfungsregelungen der zuständigen Stellen für die berufliche Weiterbildung analysiert. Die Analyse soll zeigen, ob die Regelungen den Schluss zulassen, dass vollständige Arbeitshandlungen als Prüfungsgrundlage dienen können. Insgesamt wurden 61 Regelungen von Industrie- und Handelskammern, 40 von Handwerkskammern und drei der Länder bzw. des Bundes dokumentiert. Der Beitrag stellt einige Ergebnisse der Analyse bezüglich der Prüfungsziele, der Gliederung der Prüfung und des Prüfungsverfahrens dar.
Der Beitrag untersucht die Gruppe der jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung. Im Mittelpunkt stehen Überlegungen, statistische Angaben und Schätzungen zum Anteil der Ausbildungsabbrecher. Im Ergebnis wird festgestellt, dass der Jahrgangsanteil von Jugendlichen ohne Ausbildungsabschluss ungefähr bei 16 Prozent liegt. Rund 80 Prozent der Jugendlichen ohne Ausbildungsabschluss sind Ausbildungsabbrecher; die größte Gruppe machen die Ausbildungsabbrecher aus dem dualen System aus.