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Gemeinsam die Herausforderungen in der Berufsbildung meistern

Mit der Unterzeichnung einer erneuerten Absichtserklärung am 11. September 2019 in Bratislava wird die Berufsbildungskooperation zwischen Deutschland und der Slowakei fortgesetzt. Bereits seit 2012 begleitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die tiefgehende Reform des Bildungssystems bei der Einführung eines dualen Ausbildungsansatzes.

Gemeinsam die Herausforderungen in der Berufsbildung meistern
Besiegelung der Absichtserklärung zur Berufsbildungskooperation: Unterabteilungsleiter Wilfried Kraus (BMBF) und Marek Moška, Generaldirektor der internationalen Abteilung im slowakischen Bildungsminisiterium in der Residenz des deutschen Botschafters in Bratislava

In der Residenz der Deutschen Botschaft wurde in feierlichem Rahmen die Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung für die nächsten drei Jahre mit dem slowakischen Bildungsministerium in Bratislava unterschrieben. Der Generaldirektor der Internationalen Abteilung, Marek Moška, und der Unterabteilungsleiter des BMBF, Wilfried Kraus, bestätigten mit der Unterzeichnung die Fortführung der vertieften deutsch-slowakischen Berufsbildungspartnerschaft.

Der Schwerpunkt der slowakischen Wirtschaft liegt in der Automotive-Branche mit den Bereichen Produktionsstätten, Zulieferunternehmen und Maschinenbau. In den vier Erstausrüster-Werken des Landes wurden 2018 über eine Million PKW hergestellt. Die Slowakei bleibt somit die Weltspitze bei der Autoproduktion pro Kopf. Es hängen über 145.000 Jobs unmittelbar von der Automotive-Industrie ab. Den größten Arbeitsmarkt der Slowakei bieten Beschäftigungen in der Produktion, gefolgt vom Groß- und Einzelhandel, Instandhaltung und Bau.

Trotz einer vergleichsweise hohen Jugendarbeitslosigkeit herrscht akuter Fachkräftemangel auf dem nicht-akademischen Niveau. Dementsprechend hat sich seit 2015 die Beschäftigungschance für Absolventinnen und Absolventen von Berufskollegs deutlich verbessert. Die Zahlen im Bereich der Ausbildung sind steigend, aber noch nicht zufriedenstellend. Vor vier Jahren wurde die Option zur dualen Ausbildung für Schülerinnen und Schüler in das slowakische Bildungssystem eingeführt. Das duale Ausbildungsmodell wurde als Ergänzung zum bestehenden, bis dahin weitgehend schulischen, Ausbildungsmodell gesetzlich definiert. Die Verbesserung des gesamten Berufsbildungssystems macht sich auch daran fest, dass es heute auf allen Ebenen Gremien gibt, die über die Aktualisierung, Ausrichtung und Organisation der beruflichen Bildung entscheiden. Die Betriebe können bis zu 50% der Ausbildung übernehmen und werden vom Staat, je nach Engagement, unter anderem steuerlich gefördert. Um die pädagogischen Aufgaben erfüllen zu können, wird das betriebliche Ausbildungspersonal zu „Instruktoren“ qualifiziert. Noch ist die Option, sich dual ausbilden zu lassen – mit oder ohne Hochschulzugangsberechtigung – allerdings nicht flächendeckend kommuniziert. Obwohl sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Unternehmen staatlich breit unterstützt werden, ist das Modell auf beiden Seiten noch nicht durchgehend bekannt. Die Anreize sind beispielsweise Stipendien bei guten schulischen Leistungen, ein Gehalt für die produktiven Lernphasen der Ausbildung sowie direkte finanzielle Hilfe für klein- und mittelständische Unternehmen, die praxisorientiert ausbilden. Die pro Azubi-Unterstützung je Schuljahr beträgt 1.000 Euro für Klein- und Mittelständische Unternehmen, 700 Euro für größere Unternehmen, die mindestens 400 Praxisstunden anbieten und 300 Euro für 200-400 Stunden betriebliches Training.

Zur Steigerung der Attraktivität der Berufsbildung in der Slowakei stehen nun die Themen der deutsch-slowakischen Kooperation im Fokus. Diese sind neben der Verbesserung der Berufsorientierung die höhere Berufsbildung, der Ausbau von Aufstiegsqualifikationen mit dem Meister/in-Titel und die Digitalisierung der Arbeitswelt. Auch die Lernortkooperation zwischen Schulen und Unternehmen soll weiterentwickelt werden, um den dualen Ansatz noch mehr in die Breite zu tragen. GOVET wird Projekte, die aus den vereinbarten Punkten der Joint Declaration of Intent entstehen, fachlich begleiten und die Umsetzung im Auftrag des BMBF unterstützen.