BP:
 

Zwischen Münchner Allianz Arena und Weltmeistern

Die 10. Sitzung der Deutsch-Russischen Arbeitsgruppe zur bilateralen Berufsbildungszusammenarbeit

Die deutsch-russische Berufsbildungszusammenarbeit steht seit Jahren für erfolgreiche Kooperation und dynamische Entwicklung. Die Bildungsministerien beider Länder trafen sich am 7. Juni in München mit weiteren Akteuren um die nächsten Schritte zu planen. Die russische Delegation nutzte den Besuch um sich Beispiele guter Praxis anzusehen.

Zwischen Münchner Allianz Arena und Weltmeistern

Im Vorfeld der jährlichen Sitzung der Deutsch-Russischen Arbeitsgruppe besuchte die russische Delegation unter Leitung der Generaldirektorin für Fachkräftesicherung und Weiterbildung im russischen Bildungsministerium (MOE), Dr. Natalia Zolotareva, das Berufsorientierungsprogramm „Arena4U“ in der Münchner Allianz Arena. Sechzig Schülerinnen und Schüler einer Münchener Wirtschaftsschule informierten sich interaktiv über die rund 30 Berufe, die ein Stadion für einen reibungslosen Ablauf braucht. Die Reaktion der Delegation vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland, war durchweg positiv. Nun wird das Sportministerium über diese Form der Berufsorientierung informiert und daran gearbeitet, solche Aktivitäten perspektivisch für russische Stadien anzupassen.

Am Nachmittag präsentierte die Maler- und Lackiererinnung eindrucksvoll das gesamte Spektrum und die Exzellenz des traditionellen Handwerks sowie die guten Chancen für Unternehmensgründungen. Die Innung in München hat mehrere Weltmeister der Worldskills-Wettbewerbe hervorgebracht, zudem bieten sie Akademieklassen für besonders talentierte Nachwuchskräfte. Die WorldSkills Wettbewerbe genießen in Russland ein sehr hohes Ansehen. Von russischer Seite wurde Interesse an einer Kooperation mit der Innung hinsichtlich Standardentwicklung und Training signalisiert.

Eine Informationsveranstaltung an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik gab Einblick in die umfassende akademische Ausbildung des schulischen Berufsschulamts.

Am nächsten Tag eröffnete Unterabteilungsleiter Frithjof Maennel im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die 10. Sitzung der Deutsch-Russischen Arbeitsgruppe Berufsbildung. Im Innovationszentrum Martinsried bei München unterstrich er die dynamische Entwicklung der deutsch-russischen Zusammenarbeit in der Berufsbildung. Zusammen mit den russischen Partnern konnten die Aktivitäten der deutschen Akteure – wie der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und von GOVET - in die sehr umfassende Reformaktivitäten in der russischen Föderation eingebunden werden. Der innovative Wandel eines gesamten Systems im flächengrößten Land der Welt sei allerdings ein langfristiger, komplexer Prozess.

Generaldirektorin Zolotareva stellte ihrerseits die große Effektivität und das hohe Prestige der deutsch-russischen Berufsbildungszusammenarbeit heraus. Das Projekt mit 13 Regionen zur Einführung der dualen Berufsbildung genieße in Russland großes Ansehen. Dies sei nicht zuletzt Ergebnis der deutsch-russischen Zusammenarbeit in der Berufsbildung. Ziel des Präsidenten der Russischen Föderation sei es, die Qualifizierung in den fünfzig wichtigsten Berufen auf internationales Niveau anzuheben. Die Schlüsselfelder sind IT- und Kommunikationstechnik, Transport und Logistik, Industrie- und Ingenieurstechnologie sowie Design und Dienstleistungen.

In einem landesweiten Wettbewerb wurden sechs Regionen ausgewählt, in denen Leistungszentren für berufliche Bildung entstehen. Diese Zentren bedienen die Bereiche WorldSkills, duale Aus- und Weiterbildung sowie Qualifizierung von Berufsbildungspersonal. Die Leistungszentren sind in den Regionen Moskau (Bau), Ulijanovsk (Transport/Logistik), Sverdlowsk (Schwermaschinen, Werkzeugbau, Metalltechnik), Tjumen (Dienstleistung, Kunst Design), Tschuwaschien (Automatisierung, Sensoren, Elektronik) und Tatarstan (IT und Kommunikationstechnik) sowie Chabarowsk (Schwerpunkt noch nicht festgelegt).

Es soll nun die Zusammenarbeit im Bereich der Standardentwicklung und überbetriebliche Aus- und Weiterbildungszentren zu intensivieren. Die anderen teilnehmenden Organisationen bei der Sitzung - das Auswärtige Amt, die AHK Moskau, iMOVE, das Deutsch-Russische Jugendforum, die Sanitärinnung Berlin, der Verband der Berufsschullehrer, das Goethe Institut und die Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk (ZWH) - sicherten ihre Kooperationsbereitschaft zu.

Im Rahmen der systemischen Beratung führt GOVET Studienreisen, Experteneinsätze, Entwicklung von abgestimmten Materialien und Capacity Building-Maßnahmen durch. So wurde für die landesweite Information und den Austausch der Fachleute das Berufsbildungsportal „Prof-Mayak“ aufgesetzt. Die regelmäßigen Treffen der Arbeitsgruppe fördern das gemeinsame Vorantreiben der Aktivitäten und sichten die Fortschritte.

Herausforderungen beim Wandel des russischen Berufsbildungssystems sind fehlende moderne Lehrmittel und Ausstattungen der Fachschulen und Unternehmen, das zu schwache Engagement der Wirtschaft und die geringe Qualifizierung des Berufsbildungspersonals, insbesondere in der praktischen Vermittlung der Inhalte. Zwar gibt es erste Mechanismen um die Arbeitgeberseite bei der Entwicklung und Modernisierung von Berufsbildungs-Standards einzubeziehen, die Lernortkooperation von Schule und Betrieb ist jedoch bisher nicht reglementiert und bleibt unterfinanziert.