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Im Berichtsjahr 2017 hat sich die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erstmals stabilisiert. Damit scheint der negative Trend aus den letzten 10 Berichtsjahren zumindest im Durchschnitt beendet zu sein, abzulesen an Indikatoren wie den Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten. Erreicht wird dieses Ergebnis offensichtlich dadurch, dass die betriebliche Ausbildung wieder verstärkt Anschluss an die generelle Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenzahlen gefunden hat, wenn auch nicht in allen Betriebsgrößenklassen, Wirtschaftssektoren und Bundesländern.

Definitionen und Indikatoren zur Messung zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildender, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.

Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet wurden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist.

Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.

Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 durchgeführt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014).159 Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland

Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) beteiligten sich zum 31. Dezember 2017 von den bundesweit knapp 2,2 Mio. Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis rund 427.000 Betriebe an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Damit nahm die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Vorjahresvergleich um knapp 1.000 bzw. um 0,2% zu. Demgegenüber erhöhte sich der Gesamtbestand an Betrieben gegenüber dem Vorjahr um weitere 10.000 Betriebe (0,5%) und damit etwas schwächer als im vorherigen Berichtsjahr. Die Ausbildungsbetriebsquote stabilisierte sich auf einem Niveau von 19,8% Tabelle A7.1-1.

Auch die Ausbildungsquote  ist mit 4,9% im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Während der Bestand an Auszubildenden bundesweit um etwa 12.000 auf knapp 1,59 Mio. zunahm (0,7%), stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nochmals um 2,4% bzw. 760.000 auf 32,6 Mio. Tabelle A7.1-2.

Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2016 und 2017 in Deutschland

Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2016 und 2017 in Deutschland

Ausbildungsbeteiligung nach Bundesgebiet und Bundesländern

Die Stabilisierung auf dem Ausbildungsstellenmarkt wird vor allem durch die neuen Bundesländer getragen. Während sich im Westen die Anzahl der ausbildenden Betriebe im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat und die Auszubildendenzahlen um 0,6% gestiegen sind, weist die Entwicklung in den neuen Bundesländern mit einem Zuwachs bei den Ausbildungsbetrieben um 1,6% und bei den Auszubildenden um 1,5% einen generell positiven Trend auf Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet. An den bisherigen Niveauunterschieden in der Ausbildungsbeteiligung zwischen alten und neuen Bundesländern änderte dies jedoch nichts. Weiterhin bildete in den alten Bundesländern durchschnittlich gut jeder fünfte Betrieb aus, in den neuen Bundesländern war dies nur jeder siebte Betrieb.

Dabei variierte die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr 2017 zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil erheblich. Unter den alten Bundesländern zeigten sich trotz günstiger Entwicklungen in den Betriebsbeständen bei den Ausbildungsbetriebsquoten durchweg negative Veränderungen und bei den Beständen an Ausbildungsbetrieben zumeist nur konstante oder rückläufige Entwicklungen Tabelle A7.1-7 Internet. In den neuen Bundesländern ergab sich in dieser Hinsicht ein mit wenigen Ausnahmen einheitlich positiveres Bild.

Etwas anders verliefen die bundeslandspezifischen Entwicklungen in Bezug auf die Bestände und Anteile an Auszubildenden an den Beschäftigten Tabelle A7.1-8 Internet. Mit nur wenigen Ausnahmen nahm die Anzahl an Auszubildenden insgesamt zu. Durch die unterschiedlich stark ausgefallene Entwicklung in der Beschäftigung gingen jedoch die Ausbildungsquoten in den alten Bundesländern generell zurück, in den neuen Bundesländern verblieben sie zumeist auf dem Vorjahresniveau.

Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößenklassen

Wie schon in den Vorjahren sind die Rückgänge 2017 im Bestand an Ausbildungsbetrieben fast ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich zurückzuführen, vor allem bei Betrieben mit bis zu 4 Beschäftigten Tabelle A7.1-1. In allen anderen Betriebsgrößenklassen zeigten sich zum Teil sehr günstige Entwicklungen; im Vergleich zur Betriebsentwicklung insgesamt fielen diese jedoch weniger stark aus, mit der Folge, dass die Ausbildungsbetriebsquote zurückging. Vergleichbare Trends zeigten sich auch bei den Ausbildungsquoten und in den Beständen an Auszubildenden nach Betriebsgrößenklassen Tabelle A7.1-2. Hohe Zuwachsraten in der Beschäftigung bei gleichzeitig niedrigeren Zuwächsen unter den Auszubildenden führten zu leicht rückläufigen Ausbildungsquoten. Diese Zusammenhänge gelten sowohl für die alten wie für die neuen Bundesländer, wobei sich in den neuen Bundesländern in der Ausbildungs- und Ausbildungsbetriebsquote eher positive bzw. stabile Verhältnisse zeigten Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet.

Ausbildungsbeteiligung nach Wirtschaftszweigen

Insgesamt wiesen die Veränderungen der Ausbildungsbetriebs- und der Ausbildungsquoten nach Wirtschaftssektoren zwischen 2016 und 2017 einen etwas besseren Trend als in den Vorjahren auf Tabelle A7.1-9 Internet, Tabelle A7.1-10 Internet. Zusammenfassend lässt sich gemessen an den Ausbildungsbetriebsquoten für den primären Sektor ein weiterhin negativer Trend, für das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe eine relative Konstanz, im Verkehrs-, Handels- und im Beherbergungsgewerbe eine leicht rückläufige Entwicklung, bei den unternehmens- und wirtschaftsnahen Dienstleistungen ein stärkerer Rückgang und bei den personenbezogenen Dienstleistungen ein eher positiver Trend feststellen. Im Vergleich dazu blieb die Ausbildungsquote relativ konstant Tabelle A7.1-11 Internet bis Tabelle A7.1-16 Internet.

Insgesamt scheint sich im Unterschied zu früheren Vorjahresvergleichen die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr vor allem durch die Entwicklungen bei den personenbezogenen Dienstleistungen und durch die Entwicklungen in den neuen Bundesländern – generell auf einem deutlich niedrigeren Niveau als z. B. im Referenzjahr 2007 – zu stabilisieren.

(Klaus Troltsch)