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Berufliche Weiterbildung ist und bleibt unbestritten ein zentrales Element lebensbegleitenden Lernens und bietet die Chance zur Weiterentwicklung der Beschäftigungsfähigkeit jeder und jedes Einzelnen. Weiterbildungsgänge an Fachschulen sind eine wichtige Säule im Gesamtkontext der Qualifizierungsmöglichkeiten295 und zählen zu den landesrechtlich geregelten beruflichen Weiterbildungsoptionen. Angeboten werden Bildungsgänge in den Fachbereichen Agrarwirtschaft, Gestaltung, Technik, Wirtschaft und Sozialwesen, die in der Regel an eine berufliche Erstausbildung anschließen und Fachkräfte für Führungsaufgaben in Unternehmen, Verwaltungen und sonstigen Einrichtungen qualifizieren. Der Abschluss der Fachschule kann auch als Berechtigung für die Eintragung in die Handwerksrolle anerkannt werden. Außerdem befähigt der Weiterbildungsabschluss zur beruflichen Selbstständigkeit und bietet eine anspruchsvolle Alternative zur akademischen Ausbildung auf dem Bachelor-Niveau.296

Die Ergebnisse für den Kontext beruflicher Weiterbildung an Fachschulen werden auf der Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamtes nachfolgend differenziert für das Schuljahr 2017/2018 sowie hinsichtlich der Absolventen/Absolventinnen und Abgänger/-innen für das Abgangsjahr 2017 dargestellt.

Datenbasis zu Fachschulen

Die Daten sind der Fachserie 11 Reihe 2 des Statistischen Bundesamtes entnommen. Zu beachten ist, dass die Daten zu Schülern/Schülerinnen und Absolventen/Absolventinnen z. T. auch den Fachschulanteil einzelner Ausbildungen beinhalten (z. B. Altenpflegehelfer/-innen und Altenpfleger/-innen, Heilerziehungspflegehelfer/-innen). Daten zu Fachakademien, die es nur in Bayern gibt, sind in den Daten nicht berücksichtigt. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass ab 2017 geänderte Zuordnungen in bestimmten Berufshauptgruppen erfolgten.

Fachschulen, Klassen und Schüler/-innen nach Bundesländern 2017/2018

Im Schuljahr 2017/2018 gab es in Deutschland 1.444 Fachschulen, 9.195 Klassen und 182.882 Schüler und Schülerinnen. Der Frauenanteil lag bei 54,3% (im Vorjahr 53,5%). Mit rund 50.000 Schülern und Schülerinnen wurde jede/-r vierte Fachschüler/-in (27,2%) in Nordrhein-Westfalen weitergebildet. Baden-Württemberg hatte einen Anteil von 10,8%, Bayern von 8,5%. Die niedrigsten prozentualen Anteile an Fachschülern/Fachschülerinnen wiesen die Bundesländer Bremen (0,4%), Mecklenburg-Vorpommern (1,3%) und das Saarland (1,6%) auf Tabelle B4.3-1.

Im Zeitverlauf zeigt sich für die letzten Jahre ein kontinuierlicher Rückgang der Schülerzahlen: So ging die Zahl der Schüler/-innen im Schuljahr 2017/2018 im Vergleich zum Vorjahr um 2,6% zurück; bezogen auf das Schuljahr 2014/2015 waren es 5,4%. Betrachtet man den Rückgang der Schülerzahlen geschlechtsspezifisch, so zeigt sich im Schuljahr 2017/2018 mit 4,4% ein stärkerer Rückgang bei den Männern (Vorjahr 3,2%) als bei den Frauen mit 1,1 % (Vorjahr 0,3%). Der Frauenanteil fiel in den letzten Jahren stets etwas höher aus als der Männeranteil; im Schuljahr 2017/2018 lag er bei 54,3% (Vorjahr: 53,5%) Schaubild B4.3-1.

Je nach Bildungsgang und Bundesland zeigen sich die rückläufigen Entwicklungen sehr unterschiedlich. Beispielhaft wird nachfolgend als eine der schülerstarken Berufshauptgruppen die Gruppe der „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ in den Blick genommen und in Bezug auf den Rückgang der Schülerzahlen differenziert betrachtet.297 Lag die Schülerzahl dieser Berufshauptgruppe im Schuljahr 2014/2015 noch bei bundesweit 16.724, so ging sie im Schuljahr 2017/2018 um 14,5% auf 14.295 zurück. Geht man in der Betrachtung eine Ebene tiefer und blickt auf die Einzelberufsebene, so wird deutlich, dass je nach Bildungsgang und Bundesland die Entwicklungen unterschiedlich ausgeprägt verlaufen. Exemplarisch wird dies für die Bildungsgänge „Techniker/-in Mechatronik (KldB 26113)“ und „Techniker/-in Elektrotechnik (KldB 26303)298“ differenziert für die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen dargestellt Schaubild B4.3-2.

Der prozentuale Rückgang der Schülerzahlen bei den Technikern/Technikerinnen Elektrotechnik war mit einem Minus von 19,2% in Baden-Württemberg bzw. 14,9% in Bayern deutlich höher als bei den Technikern/Technikerinnen Mechatronik in diesen beiden Bundesländern. Hier lagen die Werte in Baden-Württemberg bei einem Minus von 5,5% und in Bayern bei 7,5%. In Nordrhein-Westfalen zeigt sich dahingegen ein anderes Bild. Hier lag der stärkste Rückgang mit einem Minus von 20,9% bei den Technikern/Technikerinnen Mechatronik; hingegen bei den Technikern/Technikerinnen bei 12,5%. Die rückläufige Entwicklung könnte sowohl regional als auch bundesweit Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und den Fachkräftebedarf haben. Warum es hier zu einem Rückgang der Schülerzahlen gekommen ist, lässt sich anhand der statistischen Daten jedoch nicht beantworten. 

Tabelle B4.3-1: Fachschulen 2017/2018: Schulen, Klassen und Schüler/-innen nach Ländern

Schaubild B4.3-1: Entwicklung der Zahl der Schüler und Schülerinnen an Fachschulen 2008/2009 bis 2017/2018

Schaubild B4.3-2: Rückgang der Schülerzahlen 2017/2018 im Vergleich zu 2014/2015 für die Bildungsgänge „Techniker/-in Mechatronik“ und „Techniker/-in Elektrotechnik“ (in %)

Absolventinnen und Absolventen 2017 

Im Schuljahr 2017 beendeten insgesamt 64.444 Absolventinnen und Absolventen einen Bildungsgang an einer Fachschule. Das entsprach einem Minus von 0,3% im Vergleich zum Vorjahr. Mit 55.576 Absolventinnen und Absolventen hatten rund 86% ihren Bildungsgang in einem der 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen beendet. An erster Stelle stand weiterhin die Berufshauptgruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ mit 32.195 Absolventinnen und Absolventen, gefolgt von „Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen“ mit 8.658 und „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ mit 5.196 Absolventinnen und Absolventen“299 Schaubild B4.3-3.

Schaubild B4.3-3: Absolventen/Absolventinnen 2017 in den 10 stärksten Berufshauptgruppen

Im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich folgende Entwicklungen: Steigende Absolventenzahlen verzeichneten lediglich die beiden Berufshauptgruppen „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ (28,7%)300 sowie „Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe“ (4,4%). Der starke Anstieg im Bereich der Berufshauptgruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ ist jedoch nicht allein auf die allgemein steigende Tendenz in diesem Bereich zurückzuführen, sondern u. a. auf die geänderte Zuordnung bezüglich einiger Absolventinnen/Absolventen der Berufshauptgruppe „Berufe in Recht und Verwaltung“. Hier wurde der Bildungsgang „Betriebswirt/-in (Fachschule) – Sozialwesen (KldB 73223)“ ab dem Schuljahr 2017/2018 laut Angaben des Statistischen Bundesamtes zum Teil den „Erziehern/Erzieherinnen (KldB 83112)“ zugeordnet. Wegen der geänderten Zuordnung verzeichnete der Bildungsgang „Betriebswirt/-in (Fachschule) – Sozialwesen“ für das Abgangsjahr 2017 daher lediglich noch 111 Absolventinnen/Absolventen.301 Demzufolge ist auch die Berufshauptgruppe „Berufe in Recht und Verwaltung“ nicht mehr in der Liste der 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen enthalten. 

In allen übrigen der im Schaubild genannten Berufshauptgruppen waren die Absolventenzahlen rückläufig. Den stärksten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr hatte die Berufshauptgruppe „Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und -verarbeitung“ mit einem Minus von 13,2%, gefolgt von „Berufe in der Land-, Tier- und Forstwirtschaft“ (-9,0%). Auch bei „Gebäude- und versorgungstechnische Berufe“ lag der Rückgang mit einem Minus von 8,5 % recht hoch. Weiterhin verzeichneten die Berufshauptgruppen „Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe“ (-6,1%), „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ (-2,5%), „Berufe in Unternehmensführung, -organisation“ (-2,4%) im Vergleich zum Vorjahr Rückgänge der Absolventenzahlen. 

Im Abgangsjahrgang 2017 war über die Hälfte der Absolventen weiblich 52,3% (Vorjahr: 49,5%). Differenziert nach Berufshauptgruppen war mit rund 80% der Frauenanteil in „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ am größten (Vorjahr: 80,3 %). Mit nur 2,4% (Vorjahr: 2,2%) blieb der Frauenanteil im Bereich der „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ am niedrigsten Tabelle B4.3-2.

Betrachtet man die Absolventenzahlen in den 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen hinsichtlich des rechtlichen Status der Fachschulen, so zeigt sich, dass rund ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen im Schuljahr 2017/2018 private Schulen besucht hatte. Der höchste Anteil aus privaten Schulen war mit 46,8% (Vorjahr: 51,7%) in der Berufshauptgruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ zu verzeichnen, gefolgt von „Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, Medizintechnik“ mit 28,5% (Vorjahr: 26,9%). Abschlüsse ausschließlich an öffentlichen Fachschulen wurden 2017, wie auch im Vorjahr, nur in „Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft“ erworben.

Eine aktuelle Übersicht über Berufsabschlüsse an Fachschulen ist der „Dokumentation der Kultusministerkonferenz über landesrechtlich geregelte Berufsabschlüsse an Fachschulen (Beschluss des Unterausschusses für Berufliche Bildung vom 22.03.2019)“ zu entnehmen.302 

Tabelle B4.3-2: Absolventen/Absolventinnen an Fachschulen nach den 10 stärksten Berufshauptgruppen, rechtlichem Status der Schule und Geschlecht 2017

Fördermöglichkeiten für Lehrgänge an Fachschulen 

In Bezug auf eine mögliche finanzielle Förderung von Lehrgängen an Fachschulen ist an dieser Stelle insbesondere auf das Aufstiegs-BAföG303 (vgl. Kapitel B3.2) sowie das Weiterbildungsstipendium304 (vgl. Kapitel B3.3) hinzuweisen. Weitere Informationen bietet auch die BIBB-Publikation „Checkliste Qualität beruflicher Weiterbildung“.305 

Liste der Statischen Landesämter

Die in der Fachserie 11 Reihe 2 enthaltenen Ergebnisse stammen aus den Schulstatistiken der einzelnen Bundesländer. Länderspezifische Nachweise mit zum Teil auch fachlich tiefer untergliederten Angaben finden sich auf den Internetseiten der Statistischen Landesämter Tabelle B4.3-3.

(Maria Zöller)

Tabelle B4.3-3: Liste der Statistischen Landesämter