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Berufserfolg hat viele Facetten und ist daher als Konstrukt definitorisch unscharf. In der Wissenschaft gibt es keine allgemein akzeptierte Operationalisierung, meist werden objektive (z. B. Erwerbseinkommen, Berufsposition) und subjektive Aspekte (z. B. Arbeitszufriedenheit) des Berufserfolgs unterschieden. Beide Aspekte haben ihre Berechtigung, denn subjektive und objektive Berufserfolgskriterien hängen lediglich moderat positiv miteinander zusammen und können als relativ unabhängig voneinander betrachtet werden (vgl. Dette/Abdele/Renner 2004).

Der am häufigsten untersuchte Indikator für beruflichen Erfolg ist das Erwerbseinkommen. Das Einkommen steigt mit zunehmender Bildung. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2014 ist die Bildungsrendite in Deutschland mit leichten Schwankungen von 8,2% auf 9,3% pro Bildungsjahr angestiegen (Anger/Geis 2017, S. 47).212 Absolventen und Absolventinnen des Tertiärbereichs verdienen in Deutschland im Vergleich zu Absolventen und Absolventinnen des Sekundarbereichs II rund 70% mehr, während diejenigen ohne Berufsausbildung rund 25% weniger verdienen (Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) 2018, S. 121). Unterschiede zeigen sich auch auf dem Tertiärniveau zwischen beruflich und akademisch Qualifizierten. Männer im Alter von 30 bis 65 Jahren mit Meister-/Technikerabschluss erzielten 2007 gegenüber Männern in derselben Altersspanne ohne Berufsausbildung (und ohne Hochschulreife) eine um 29% höhere Lohnprämie, Akademiker erzielten eine Lohnprämie von 67% (Anger/Plünnecke/Schmidt 2010, S. 26). Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zum Brutto-Lebensentgelt belegen ebenfalls die Unterschiede nach dem Qualifikationsniveau: Personen mit einem Fachhochschulabschluss (Hochschulabschluss) verdienten (mit Daten für die Jahre 2008 bis 2010) 51% (75%) mehr als Beschäftigte mit einer Berufsausbildung (vgl. Schmillen/Stüber 2014). 

Erwerbstätige mit einem Hochschulabschluss sind des Weiteren zufriedener mit ihrer Arbeit als Erwerbstätige mit geringerem Qualifikationsniveau (vgl. Lesch/Schäfer/Schmidt 2011) und das Erwerbslosigkeitsrisiko ist für Hochqualifizierte (Tertiärniveau) geringer als für beruflich Qualifizierte (vgl. Statistisches Bundesamt (StBA) 2018). Eine Differenzierung nach beruflich und akademisch Qualifizierten zeigt hier, dass Personen mit Fortbildungsabschluss geringere Erwerbslosenquoten aufweisen als Akademiker und Akademikerinnen (vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2018).213 Eine Differenzierung auf ISCED-Niveau 6 nach akademischer (ISCED 64: Bachelor/traditioneller FH-Abschluss) und beruflicher Ausbildung (ISCED 65: Aufstiegsfortbildung) wird allerdings in der Forschung nicht immer vorgenommen. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zum Berufserfolg nach Qualifikationsniveau basieren zudem auf unterschiedlichen Daten, Operationalisierungen und Untersuchungsgruppen und beleuchten jeweils verschiedene Teilaspekte beruflichen Erfolgs. 

Ziel dieses Beitrags ist es, einen differenzierteren Blick auf den beruflichen Erfolg unterschiedlicher Qualifikationsgruppen auf Basis der gleichen Datenquelle zu werfen. Unterschieden werden: ohne Abschluss, Ausbildungsabschluss (dual vs. schulisch), Fortbildungsabschluss, Hochschulabschluss (Bachelor u. a. vs. Master u. a.). Datenbasis ist die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, die vielfältige objektive und subjektive Indikatoren zur Messung des beruflichen Erfolgs enthält und eine differenzierte Betrachtung des höchsten beruflichen Abschlusses erlaubt.

BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 (ETB 2018)

Die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 wurde gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) konzipiert. Die Daten wurden über computergestützte telefonische Interviews (CATI) im Zeitraum Oktober 2017 bis April 2018 von Kantar Public München erhoben. Die Auswahl der Telefonnummern basierte auf einem mathematisch-statistischen Zufallsverfahren (Gabler-Häder-Verfahren), das sicherstellte, dass die Stichprobe repräsentativ angelegt ist. Neben Festnetztelefonanschlüssen wurde ein Mobilfunkanteil von 30% einbezogen (sog. Dual-Frame-Ansatz). Zur Grundgesamtheit zählen Erwerbstätige ab 15 Jahren (ohne Auszubildende). Als Erwerbstätigkeit gilt eine bezahlte Tätigkeit von regelmäßig mindestens 10 Stunden pro Woche („Kernerwerbstätige“). Die Daten wurden durch Gewichtung nach zentralen Merkmalen auf Basis des Mikrozensus 2017 an die Strukturen der Grundgesamtheit angepasst.

Ausführliche Informationen: www.bibb.de/arbeit-im-wandel

Die Analysen beschränken sich auf abhängig Beschäftigte im Alter von 20 bis 67 Jahren und werden getrennt für Frauen und Männer durchgeführt. Denn Frauen erlernen nach wie vor mehrheitlich andere Berufe als Männer und Berufe beeinflussen die Erwerbschancen maßgeblich mit. Die Analysen gehen auch über die meist verwendete Differenzierung in die 4 Qualifikationsgruppen ohne Abschluss, Ausbildungsabschluss, Fortbildungsabschluss und Hochschulabschluss hinaus. Der höchste Ausbildungsabschluss wird weiter ausdifferenziert: Auf der mittleren Qualifikationsebene werden dual und schulisch Ausgebildete unterschieden, auf dem Hochschulniveau akademische Bildungsabschlüsse auf ISCED-Niveau 6 und 7 und auf dem unteren Tertiärniveau werden beruflich und akademisch Qualifizierte (ISCED-Niveau 64 und 65) getrennt betrachtet. Um eine größtmögliche Homogenität der Bildungsgruppen zu erreichen, wird bei beruflich Qualifizierten weiter danach unterschieden, ob eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB) vorliegt oder nicht. So ist der Zugang zu einer dualen Berufsausbildung grundsätzlich für alle Jugendlichen offen und nicht an einen bestimmten Schulabschluss gebunden, wohingegen eine schulische Ausbildung meist einen mittleren bis höheren Schulabschluss voraussetzt.

Um der Vielfältigkeit des Konstrukts Berufserfolg gerecht zu werden, werden objektive und subjektive Indikatoren für beruflichen Erfolg herangezogen.

Höchster Ausbildungsabschluss (ETB 2018)

In der ETB 2018 wurden alle abgeschlossenen Ausbildungsabschlüsse in Schleifen erfasst (maximal 5 Schleifen). Aus diesen Informationen wurde der höchste Berufsabschluss generiert, wobei im Falle von Mehrfachausbildungen auf der gleichen Ebene der letzte Abschluss maßgeblich war. 

Auf der mittleren Qualifikationsebene der Berufsausbildung werden die Abschlüsse einer dualen Berufsausbildung von schulischen Berufsausbildungen unterschieden. Erzieherausbildungen an Fachschulen für sozialpflegerische und sozialpädagogische Berufe werden zur Berufsausbildung gezählt, da diese in der KldB 2010 (83112 Erzieher/-in) auf Niveaustufe 2 „Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten“ eingeordnet werden. 

Unter Fortbildungsabschlüsse werden Personen mit „Aufstiegsfortbildung“ gefasst. Hierzu zählen die quantitativ bedeutsamsten Fortbildungsabschlüsse Meister/-in, Techniker/-in, Betriebs-, Fachwirt/-in und Fachkaufmann/-frau (Fortbildungen nach BBiG/HwO, vgl. Kapitel B4.4). Daneben gibt es auf Landesebene auch Fortbildungen zum/zur Techniker/-in, die in Fachschulen angeboten werden (vgl. Kapitel B4.3).

Die Abschlüsse der akademischen Tertiärbildung werden entsprechend der ISCED 2011 weiter differenziert: auf ISCED-Stufe 6 werden Fortbildungsabschlüsse (ISCED 65) und Bachelor- bzw. gleichwertige Bildungsprogramme (u. a. traditionelle Diplom-FH-Studiengänge) (ISCED 64) unterschieden. Auf ISCED-Stufe 7 sind Master- bzw. gleichwertige Bildungsprogramme (u. a. traditionelle Diplom-Universitätsstudiengänge) eingeordnet. 

In der ETB 2018 werden sechs Qualifikationsniveaus differenziert: 

  1. Nicht formal Qualifizierte,
  2. dualer Ausbildungsabschluss,
  3. schulischer Ausbildungsabschluss (inkl. Beamtenausbildung im einfachen und mittleren Dienst), 
  4. Fortbildungsabschluss (Meister/-innen, Techniker/-innen, Fach-, Betriebswirte, Fachkaufleute und andere Fachschulabschlüsse (ohne Erzieherausbildungen)),
  5. traditioneller Fachhochschulabschluss, Bachelorabschluss, Beamtenausbildung zum gehobenen Dienst, Abschluss einer Berufsakademie,
  6. traditioneller Universitätsabschluss, Masterabschluss, Beamtenausbildung zum höheren Dienst.

Indikatoren beruflichen Erfolgs

Der mittlere Bruttostundenlohn ist auf Basis des Bruttomonatsverdienstes, geteilt durch die Monatsstunden (Wochenarbeitszeit *4,35), berechnet worden. Im Falle einer Abgeltung der Überstunden durch Freizeitausgleich wurde die tatsächliche Arbeitszeit durch die vereinbarte Arbeitszeit ersetzt. Fehlende Einkommensangaben wurden auf Basis eines MNAR-Ausfallmechanismus imputiert. Gefragt wurde: „Nun zu Ihrem monatlichen Bruttoverdienst, d. h. Lohn bzw. Gehalt vor Abzug von Steuern und Sozialversicherung. Kindergeld rechnen Sie bitte nicht mit. Wie hoch ist Ihr monatlicher Bruttoverdienst aus Ihrer Tätigkeit als <Tätigkeit aus F100-102 einblenden>?“214

Eine Vorgesetztenfunktion liegt vor, wenn die Frage „Haben Sie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, für die Sie <der> direkte Vorgesetzte sind?“ mit Ja beantwortet wurde.

Eine verantwortungsvolle Position liegt vor, wenn die Frage „Tragen Sie fachliche Verantwortung als Projekt-, Gruppen- oder Teamleiter?“ oder die Frage „Haben Sie in Ihrer Tätigkeit eigenständige Budgetverantwortung?“ mit Ja beantwortet wurde.

Ein unsicheres Beschäftigungsverhältnis liegt vor, wenn die Frage „Sind Sie gegenwärtig in einem befristeten oder in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis?“ oder die Frage „Sind Sie bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, die Sie an andere Unternehmen vermittelt?“ mit Ja beantwortet wurde.

Zur Erfassung der Arbeitszufriedenheit wurden verschiedene Dimensionen berücksichtigt. „Ich gehe nun auf verschiedene Aspekte Ihrer Arbeit ein. Sagen Sie mir bitte für Ihre Tätigkeit als <…>, ob Sie damit sehr zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden oder nicht zufrieden sind“. Abschließend wurde gefragt: „Und nun alles in allem betrachtet: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit insgesamt?“ Eine hohe Zufriedenheit liegt vor, wenn die entsprechende Frage mit „sehr zufrieden“ beantwortet wurde.

Ein beruflicher Aufstieg liegt vor, wenn die Frage „Wenn Sie Ihr gesamtes Berufsleben betrachten, würden Sie sagen, Sie haben einen beruflichen Aufstieg, einen beruflichen Abstieg, keine wesentliche Veränderung erfahren oder war das eher ein Auf und Ab?“ mit Ja beantwortet wurde.

Die qualifikatorische Bildungsrendite gibt den prozentualen Lohnzuwachs durch einen höheren Bildungsabschluss wieder (vgl. Anger/Plünnecke/Schmidt 2010, S. 7; zur Begriffsverwendung vgl. Friedrich/Horn 2018, S. 9); Vergleichsgruppe hier sind Erwerbstätige ohne Berufsabschluss. Die Berechnung erfolgte anhand des logarithmierten Bruttostundenverdientes (OLS) und auf Basis einer Mincer-Gleichung (mit Qualifikation, Berufserfahrung (BE), BE²).215 Berufserfahrung wird gemessen als Zeit in Jahren seit dem Eintritt in den Arbeitsmarkt, abzüglich der Unterbrechungszeiten. Hierzu wurde gefragt: „Haben Sie irgendwann einmal Ihre Berufstätigkeit unterbrochen? Als Unterbrechungen zählen auch Zeiten der Arbeitslosigkeit und der Ausbildung sowie Elternzeit.“ 

Indikatoren beruflichen Erfolgs nach Qualifikation  

Die ausgewählten Indikatoren beruflichen Erfolgs sind für abhängig Beschäftigte in Tabelle A10.3.1-1 dargestellt.216 Der mittlere Bruttostundenlohn beträgt auf Basis der ETB 2018 im Schnitt 18,8 € in der Stunde. Ein Mehr an Bildung führt bekanntermaßen zu einem höheren Einkommen, dies belegen auch die Analysen auf Basis der ETB 2018. Ein Vergleich der Lohndifferenzen missachtet allerdings, dass die Angehörigen je nach Bildungsabschluss eine unterschiedlich lange Berufserfahrung mitbringen; das Einkommen steigt mit zunehmender Berufserfahrung an. So haben Erwerbstätige mit HZB im Schnitt weniger Berufserfahrung als Erwerbstätige ohne HZB und Erwerbstätige mit beruflicher Höherqualifizierung mehr als akademisch Qualifizierte. Daher werden im nächsten Abschnitt multivariate Regressionsmodelle des logarithmierten Bruttostundenlohns auf den Bildungsabschluss ausgewiesen, die die unterschiedlich lange Berufserfahrung kontrollieren. 

In Tabelle A10.3.1-1 sind neben dem Einkommen weitere nicht monetäre Aspekte beruflichen Erfolgs differenziert nach der Qualifikation aufgeführt. Im Hinblick auf eine Vorgesetztenfunktion zeigt sich, dass Erwerbstätige mit Fortbildungsabschluss (Meister/-innen, Techniker/-innen, Fach-, Betriebswirte/-wirtinnen u. a.) häufiger direkte Personalverantwortung haben (45%) als Erwerbstätige mit akademischem Abschluss (30% bzw. 34%). Abhängig Beschäftigte mit Vorgesetztenfunktion wurden auch nach der Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gefragt und sie sollten eine Einschätzung geben, welcher Führungsebene sie sich zuordnen würden (nicht in der Tabelle). Diesbezüglich zeigt sich: Erwerbstätige mit Master- bzw. (traditionellem) Universitätsabschluss ordnen sich häufiger der oberen Führungsebene zu als jene mit Fortbildungsabschluss (23% vs. 18%) und sind Vorgesetzte für durchschnittlich mehr Mitarbeiter/-innen zuständig (im Schnitt 29). Unterschiede zwischen beruflich und akademisch Qualifizierten auf ISCED-Niveau 6 sind im Hinblick auf die Führungsebene nicht erkennbar (18% vs. 17%); im Schnitt liegt eine Verantwortung für rund 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor.

Tabelle A10.3.1-1: Indikatoren des beruflichen Erfolgs nach Qualifikationsniveau und Geschlecht (Anteile in %, sofern nicht anders angegeben)

Neben dem personenbezogenen Aspekt von Führung (Vorgesetztenfunktion) werden in den Analysen sachbezogene Aspekte unterschieden, die nicht immer mit Personalverantwortung einhergehen müssen. Auch im Hinblick auf solche verantwortungsvolle Positionen (fachliche Verantwortung als Projekt-, Gruppen- oder Teamleiter oder eigenständige Budgetverantwortung) werden von Erwerbstätigen mit beruflicher Höherqualifizierung (65%) vergleichbare Werte zu akademisch Qualifizierten auf ISCED-Niveau 6 erreicht (59% bzw. 67%).

Ein sicheres Beschäftigungsverhältnis gibt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Planungssicherheit und einen höheren Kündigungsschutz. Ein Vergleich der Abschlüsse zeigt diesbezüglich, dass das Risiko einer unsicheren Beschäftigung bei einer dualen (schulischen) Berufsausbildung (11% bzw. 13%) deutlich geringer ist, als wenn kein Abschluss erreicht wurde (30%). Akademisch Qualifizierte (17% bzw. 20%) sind gegenüber Erwerbstätigen mit Fortbildungsabschluss (4%) deutlich häufiger unsicher beschäftigt.

Neben den genannten Merkmalen der aktuellen Tätigkeit gibt es ergänzende Indikatoren zum Laufbahnerfolg (vgl. Dette/Abdele/Renner 2004). Ein solcher Indikator ist die subjektive Einschätzung des bisherigen Berufsverlaufs als beruflichen Aufstieg. Erwerbstätige mit Fortbildungsabschluss beschreiben ihren Berufsverlauf häufiger als beruflichen Aufstieg (74%) als akademisch Qualifizierte (67%), wobei die Zustimmung zu diesen Items über alle Qualifikationsniveaus sehr hoch ist.

Die Arbeitszufriedenheit ist ein weiterer Indikator für den subjektiven Berufserfolg. Diesbezüglich zeigen sich deutlich geringere Unterschiede zwischen den Qualifikationsgruppen, wobei die höchsten Zufriedenheitswerte (sehr zufrieden) im Hinblick auf die Arbeitszufriedenheit insgesamt von Erwerbstätigen mit Fortbildungsabschluss (32%) und Master- bzw. (traditionellem) Universitätsabschluss (34%) erreicht werden. Auffallend geringer ist die Arbeitszufriedenheit für Erwerbstätige mit Bachelor- bzw. (traditionellem) FH-Abschluss, die mit einem Anteil von 27% sehr hoher Arbeitszufriedenheit geringere Werte erreichen wie Erwerbstätige mit Berufsausbildung (31%). Dies gilt auch für die Zufriedenheit mit der beruflichen Position, die für Erwerbstätige mit Fortbildungsabschluss und Master- bzw. (traditionellem) Universitätsabschluss am höchsten ausfällt (26% bzw. 25%) und für Erwerbstätige mit Bachelor- bzw. (traditionellem) FH-Abschluss mit 20% wieder darunterliegt. Ein anderes Bild vermittelt die Zufriedenheit mit dem Einkommen: akademisch Qualifizierte (ISCED 7) erreichen hier die höchsten Werte (25%), beruflich und akademisch Qualifizierte (ISCED 65 und 64) bleiben dahinter zurück (18% bzw. 20%). Es zeigt sich somit, dass eine höhere Qualifikation nicht unbedingt mit einer höheren Arbeitszufriedenheit verbunden ist.

Qualifikatorische Bildungsrenditen 

Die in Schaubild A10.3.1-1 dargestellten qualifikatorischen Bildungsrenditen  für Männer und Frauen geben Auskunft über die prozentuale Veränderung des Bruttostundenlohns gegenüber der Referenzgruppe „ohne Berufsabschluss“ (Mincer-Gleichung).217 

Schaubild A10.3.1-1: Qualifikatorische Bildungsrenditen 2018

Gegenüber Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss verdienen Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung 22% mehr.218 Auf dem Tertiärniveau liegen die Bildungsrenditen im Vergleich zu Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss bei 47% für Erwerbstätige mit Fortbildungsabschluss (ISCED 65), bei 60% für Erwerbstätige mit traditionellem FH-Abschluss bzw. Bachelorabschluss (ISCED 64) und bei 72% für Erwerbstätige mit traditionellem Universitätsabschluss bzw. Masterabschluss (ISCED 7). Männer verdienen nicht nur absolut gesehen mehr als Frauen, auch der relative Vorteil gegenüber nicht formal Qualifizierten ist höher. Bei Männern mit dualer Ausbildung ist die Bildungsrendite gegenüber nicht formal Qualifizierten 3 Prozentpunkte höher als bei Frauen (23% vs. 20%). Der (unbereinigte) Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern ist bei akademischen Abschlüssen (noch) stärker als bei beruflich Qualifizierten. Anders stellt sich dies bei schulischen Ausbildungen dar: Hier ist die qualifikatorische Bildungsrendite bei Frauen gegenüber nicht formal Qualifizierten größer als bei Männern (29% vs. 18%). Bei einer Differenzierung des akademischen Niveaus nach ISCED-Niveau 6 und 7 zeigt sich des Weiteren, dass sich die Bildungsrenditen von beruflich und akademisch Qualifizierten auf ISCED-Niveau 6 (Fortbildung vs. FH/Bachelor) annähern (47% vs. 60%). 

Neben dem beruflichen Ausbildungsschluss wirkt sich auch der allgemeinbildende Schulabschluss auf das Einkommen aus. So ist zu erwarten, dass sich die Lohnprämien zwischen den Qualifikationsgruppen annähern, wenn nur Erwerbstätige mit HZB betrachtet werden. Die qualifikatorischen Bildungsrenditen für Erwerbstätige mit HZB finden sich in Tabelle A10.3.1-3 Internet. Dabei zeigt sich, dass die Bildungsrendite von dual Ausgebildeten mit HZB gegenüber nicht formal Qualifizierten fast doppelt so hoch ist (40%) wie der Durchschnitt von allen Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung (22%).219 Die höheren qualifikatorischen Bildungsrenditen von Frauen mit schulischer Ausbildung (29%) im Vergleich zu Frauen mit dualer Ausbildung (20%) Schaubild A10.3.1-1 zeigen sich für Frauen mit HZB nicht mehr (42% vs. 41% Lohnvorteil gegenüber Frauen ohne Abschluss). Ein Grund für die Einkommensvorteile in der Gesamtgruppe liegt in der höheren schulischen Vorbildung (und den damit verbundenen Ausbildungsberufen). Die Bildungsrenditen von beruflich Qualifizierten (Aufstiegsfortbildung) und akademisch Qualifizierten (Bachelor- bzw. traditioneller FH-Abschluss) auf ISCED-Niveau 6 nähern sich weiter an, wenn nur Erwerbstätige mit HZB berücksichtigt werden (54% vs. 60%), der Unterschied zwischen den beiden Qualifikationsgruppen ist aber nach wie vor signifikant.

Fazit

Ziel der Analyse war es zu prüfen, wie sich beruflich und akademisch Qualifizierte unter Berücksichtigung der schulischen Vorbildung hinsichtlich objektiver und subjektiver Berufserfolgsindikatoren unterscheiden. Die Vorteile einer dualen Berufsausbildung gegenüber keinem formalen Abschluss zeigen sich im Hinblick auf alle Indikatoren. Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung und Hochschulzugangsberechtigung unterscheiden sich nochmals deutlich im Hinblick auf das Einkommen und die erreichte berufliche Position. Weiterhin zeigt sich, dass nicht das Ausbildungssystem (dual vs. schulisch) an sich, sondern vielmehr die schulische Vorbildung und die mit der Ausbildung bzw. dem Ausbildungsberuf verbundenen Beschäftigungschancen eine zentrale Bedeutung für den Berufserfolg haben. 

Mit akademischen Abschlüssen sind höhere qualifikatorische Bildungsrenditen verbunden als mit beruflichen Abschlüssen, auch dann, wenn eine berufliche Höherqualifizierung vorliegt. Der differenzierte Blick auf die Hochschulabschlüsse zeigt aber auch, dass die Einkommensunterschiede auf dem gleichen ISCED-Level 6 geringer ausfallen, als es ein Pauschalvergleich mit allen Akademikern und Akademikerinnen nahelegt; sie werden zudem nochmals geringer, wenn die schulische Vorbildung berücksichtigt wird, wobei ein signifikanter Unterschied nach wie vor sichtbar bleibt. Im Vergleich zu akademisch Qualifizierten sind Erwerbstätige mit Fortbildungsabschluss häufiger als direkte Vorgesetzte tätig, sie üben in vergleichbarem Ausmaß eine verantwortungsvolle Position aus und arbeiten seltener in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Die Vorteile einer beruflichen Höherqualifizierung gegenüber Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung zeigen sich im Einkommen, in der beruflichen Positionierung sowie in der Beschäftigungssicherheit; die Mehrheit der Erwerbstätigen mit Fortbildungsabschluss sehen ihren bisherigen Berufsverlauf als beruflichen Aufstieg.

Bei den hier dargestellten Ergebnissen handelt es sich jeweils um Durchschnittswerte. Abweichungen vom Mittel hängen mit individuellen, betrieblichen und beruflichen Faktoren zusammen wie beispielsweise persönlichen Eigenschaften und dem erlernten Beruf.

(Anja Hall)

  • 212

    Neben der Mincer-Einkommensfunktion auf Basis der Bildungsjahre gibt es als Berechnungsmethode für Bildungsrenditen noch die interne Zinsfußmethode (interne Ertragsraten) und die „short-cut“-Methode, wobei die Ergebnisse stark davon abhängen, welche Kosten- und Ertragsfaktoren zugrunde liegen und wie die durchschnittlichen Einkommen ermittelt wurden (vgl. Buschle/Haider 2013). Die Ertragsrate einer Berufsausbildung liegt in Deutschland (wegen der kürzeren Bildungsphase und der geringeren Investitionskosten) mit 8,3% sogar etwas höher als bei einem Studium mit 7,5% (vgl. Anger/Plünnecke/Schmidt 2010, S. 33). Im nationalen Bildungsbericht 2018 (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018, S. 213) wird für ein Studium eine mittlere Bildungsrendite (interne Ertragsrate) von 10,2% ausgewiesen und für eine 4-jährige Ausbildung eine Ertragsrate von 18,4%. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich die Investition in eine Berufsausbildung mehr lohnt, da die individuellen Nettoerträge (Kapitalwert) höher sind (ebd., Anger/Plünnecke/Schmidt 2010).

  • 213

    Bemerkenswert ist die Veränderung im Zeitverlauf: Während 2009 die Erwerbslosenquote von Absolventen und Absolventinnen der höheren Berufsbildung mit 3,5% noch die der Akademiker und Akademikerinnen (3,3%) überstieg, hat sich das Verhältnis inzwischen zugunsten der beruflich Qualifizierten gedreht (2017: 1,5% vs. 2,1%) (vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2018).

  • 214

    Zur Validierung der Einkommensangaben wurde die Entgeltstatistik auf Basis des Meldeverfahrens zur Sozialversicherung herangezogen. Der Median des monatlichen Bruttoarbeitsentgeltes aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) lag am 31.12.2017 bei 3.209 € (Bundesagentur für Arbeit 2017). In der ETB 2018 lag der entsprechende Wert etwas niedriger bei 3.000 € (Kindergeld, Überstundenvergütungen etc. werden in der ETB im Gegensatz zur Entgeltstatistik nicht explizit erfasst). 

  • 215

    In der klassischen Mincer-Einkommensfunktion wird die Bildung über die Anzahl an absolvierten Bildungsjahren abgebildet. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass jedes Bildungsjahr unabhängig von der Art der (Aus-)Bildung (allgemeinbildender Abschluss, beruflicher oder akademischer Abschluss) mit der gleichen Rendite verbunden ist. Für den beruflich strukturierten Arbeitsmarkt in Deutschland ist allerdings anzunehmen, dass die Art des Abschlusses eine hohe Bedeutung hat. Um dies zu berücksichtigen, können Dummy-Variablen für die Qualifikation anstatt der Bildungsjahre in die Gleichung aufgenommen werden, und es wird meist von einer „Lohnprämie“ (im Vergleich zu einer Referenzgruppe) gesprochen (vgl. Anger/Plünnecke/Schmidt 2010, S. 7). Synonym dazu wird hier aber der von Friedrich und Horn (2018, S. 9) eingeführte Begriff der qualifikatorischen Bildungsrendite verwendet. 

  • 216

    Die entsprechenden Werte für alle Erwerbstätigen einschließlich nicht abhängig Beschäftigte (Selbstständige, freiberuflich Tätige und freie Mitarbeiter/-innen) finden sich in Tabelle A10.3.1-2 Internet.

  • 217

    Im Falle einer Dummy-Variablen ist dies insbesondere für größere Koeffizienten nur eine approximative Annäherung. Eine genauere Umrechnung kann erfolgen durch (eb-1)*100. In der Literatur wird die Differenz in den geschätzten Koeffizienten von 2 Bildungsabschlüssen auch durch die zusätzlichen Bildungsjahre dividiert, die zwischen den beiden betrachteten Bildungsabschlüssen liegen. Ein Kritikpunkt an dieser Methode besteht jedoch darin, dass diese Umrechnung unzulässig sei, weil damit die Erfassung der unterschiedlichen Qualität der Abschlüsse nur unvollkommen möglich wird (vgl. Anger/Plünnecke/Schmidt 2010). 

  • 218

    Zu beachten ist dabei, dass diese Ergebnisse nicht als kausale Effekte zu interpretieren sind. Die geschätzten Bildungsrenditen können zum Teil auch die Selbstselektion von Personen in unterschiedliche Bildungsabschlüsse widerspiegeln (unbeobachtete Fähigkeiten und Präferenzen). Um dieses Problem zu lösen, werden in der Literatur Instrumentenvariablenschätzungen durchgeführt, deren Qualität allerdings stark von der Güte des Instrumentes abhängt und deren Ergebnisse nicht einheitlich sind. Piopiunik, Kugler und Wößmann (2017, S. 21) verweisen auf eine umfangreiche Literatur, die wiederum die Annahme unterstützt, dass Einkommensunterschiede nach Bildungsabschlüssen zu einem großen Teil einen kausalen Effekt der höheren Bildung wiedergeben. Der aktuelle Forschungsstand zeigt die Verwendung von OLS-Regressionen als probate Methode zur Berechnung von qualifikatorischen Bildungsrenditen an (Friedrich/Horn 2018, S. 24).

  • 219

    Trotz der rechtlichen Zugangsfreiheit in die duale Berufsausbildung haben die unteren Bildungsgruppen nicht die gleichen Zugangschancen in anspruchsvolle Ausbildungsberufe. Welche Berufe Erwerbstätige mit Berufsausbildung mit und ohne HZB erlernt haben ist Tabelle A10.3.1-4 Internet zu entnehmen. Zur Klassifizierung der erlernten Berufe in Berufssektoren siehe Kapitel A10.3.2