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Bei den in den vorangegangenen Kapiteln genannten Quoten handelt es sich jeweils um eine Momentaufnahme der unmittelbaren Situation nach Abschluss einer dualen Ausbildung, und zwar aus Sicht der Betriebe (direkte Übernahme nach Ausbildungsende, Kapitel A10.1.1) sowie aus Sicht der ausgebildeten Personen (Arbeitslosmeldung bei der BA und Kapitel A10.1.2). Von diesen Ergebnissen sind die Erwerbs- bzw. Arbeitslosenquoten dualer Absolventinnen und Absolventen in mittelfristiger oder langfristiger Perspektive zu unterscheiden. So ergibt sich auf Basis der Daten des Mikrozensus für die 18- bis 24-Jährigen, die eine duale Ausbildung abgeschlossen haben229, für das Jahr 2016 die gleiche Erwerbslosenquote von lediglich 4,4% wie im Vorjahr.

Erwerbslosen- vs. Arbeitslosenquoten

Erwerbslosen- und Arbeitslosenquoten sind mit unterschiedlichen Konzepten verbunden. Die Arbeitslosenquote bezieht sich auf die Summe der registrierten Arbeitslosen. Erwerbslosigkeit wird dagegen über Befragungen ermittelt. Dabei gilt jede Person zwischen 15 und 74 Jahren als erwerbslos, die weniger als eine Stunde pro Woche erwerbstätig ist, sich aber in den vier Wochen vor der Befragung aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht hat und für diese Arbeit binnen zwei Wochen zur Verfügung steht. Tatsächlich unterscheiden sich beide Quoten meist stark voneinander. So lag 2016 die allgemeine Erwerbslosenquote in Deutschland bei 4,6%, die Arbeitslosenquote aber bei 6,1%.230

Wenn man die betrachtete Alterspanne auf die 18- bis 34-Jährigen ausweitet, ist es zudem möglich, anhand der Daten des Mikrozensus die Erwerbslosenquoten für Personen mit unterschiedlichen Ausbildungsabschlüssen zu berechnen und miteinander zu vergleichen231 Tabelle A10.1.3-1: Im Vergleich zur Erwerbslosenquote der nicht formal Qualifizierten (vgl. Kapitel A11), die 2016 bei 18,7% lag (2015: 20,4%), fällt die Quote für Personen mit einer dualen Ausbildung sehr niedrig aus. Denn mit abgeschlossener dualer Ausbildung lag die Erwerbslosenquote in dieser Altersgruppe im Jahr 2016 bei 4,2% (2015: 4,7%). Mit Berufsfachschulabschluss232 waren es 2,7% (2015: 3,2%) und mit einem Meister- oder Technikerabschluss 1,3% (2015: 1,4%). Für Personen mit einem Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder einer Promotion ergibt sich eine Erwerbslosenquote von 2,6% (2015: 2,7%); hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Personengruppe durchschnittlich älter ist und ihr Abschluss zumeist weniger lange zurückliegt.

Verglichen mit anderen Ausbildungsabschlüssen erweist sich für Personen mit dualer Ausbildung die Erwerbslosenquote als etwas höher. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass schulische und akademische Berufsabschlüsse für andere Berufsbereiche qualifizieren und meist mit einer höheren Schulbildung einhergehen. Personen mit Fortbildungsabschlüssen (z. B. Meister/-in, Techniker/-in etc., vgl. Kapitel B4.3, B4.4), also Abschlüssen, die in der Regel auf einer dualen Berufsausbildung aufbauen, haben derzeit die geringsten Erwerbslosenquoten.234


Tabelle A10.1.3-1: 18- bis 34-Jährige nach beruflichem Abschluss und Erwerbsstatus 2016 (Hochrechnungen in Tsd.) und Erwerbslosenquote (in %)

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Erwerbslosenquoten bei jungen Menschen mit allen Abschlüssen, auch bei nicht formal Qualifizierten, verringert. Die Niveauunterschiede bei den Erwerbslosenquoten, bezogen auf die beruflichen Abschlüsse, entsprechen aber ungefähr dem Vorjahresniveau.

(Ralf Dorau)

  • 229

    Auf Basis des Mikrozensus können für das Jahr 2016 8.299 Erwerbspersonen im Alter von 18 bis 24 Jahren mit dualer Ausbildung identifiziert werden. 

  • 230

    Siehe Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_Erwerbslosenquote.html und Bundesagentur für Arbeit: https://www.arbeitsagentur.de/presse/2017-02-der-arbeitsmarkt-im-jahr-2016 (Zugriff: 20.12.2017).

  • 231

    Die Ausweitung der Altersgruppe ist notwendig, damit ausreichend große Fallzahlen für die einzelnen Ausbildungsabschlüsse vorliegen: abgeschlossene duale Ausbildung n= 37.643; Berufsfachschulabschluss n=3.255; Meister- oder Technikerabschluss n=7.127; Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion möglich n=14.676, nicht formal Qualifizierte n=10.589.

  • 232

    Einschließlich Abschluss eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung.

  • 233

    Bei berufsfachschulischen und dualen Ausbildungen zeigen sich keine unterschiedlichen Arbeitsmarktchancen, wenn schulische Vorbildung, unterschiedliche Berufsbereiche und die regionale Verteilung dieser beiden Qualifikationen auf Ost- und Westdeutschland berücksichtigt werden (Hall/Schade 2005).

  • 234

    Dies gilt auch bezogen auf alle Erwerbspersonen (nicht nur für die Altersspanne der 18- bis 34-Jährigen), wie Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, vgl. http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/qualo_2016.pdf.