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Ausbildungsstellenbewerber/-innen, die schon zu einem früheren Zeitpunkt als dem aktuellen Ausbildungsjahr eine Ausbildung beginnen wollten (Altbewerber/-innen), Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund sowie Bewerber/-innen, die den Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit (BA) abgebrochen haben und deren Verbleib unbekannt ist, haben ein höheres Risiko, keine Ausbildungsstelle zu finden und langfristig ausbildungslos zu bleiben. Aus diesem Grund werden sie von der Bildungspolitik als wichtige Zielgruppen betrachtet, die es beim Übergang in Ausbildung zu unterstützen gilt.

Die Ausbildungsmarktstatistik der BA liefert jedoch nur eingeschränkt Informationen zu diesen Gruppen (vgl. Kapitel A1.3). So sind zwar Analysen für Bewerber/-innen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit möglich, weil die Staatsangehörigkeit in der Statistik ausgewiesen wird. Angaben zur Situation von Bewerberinnen und Bewerbern mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationshintergrund fehlen jedoch.163 Um die Datenlage zu den gemeldeten Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern zu verbessern und Informationen über die bildungspolitisch relevanten Bewerbergruppen zu erhalten, führt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit der BA alle 2 Jahre eine repräsentative Befragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch, die bei der BA im Vermittlungsjahr als Ausbildungsstellenbewerber/-innen registriert waren. Die BA/BIBB-Bewerberbefragungen erfolgen auf Weisung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und finden jeweils nach Abschluss des aktuellen Vermittlungs- bzw. Berichtsjahres der BA (30.09.) statt. Durch die Erhebungen können nicht nur bildungspolitisch relevante Bewerbergruppen untersucht und im Zeitverlauf stattgefundene Veränderungen aufgezeigt werden, sondern auch detaillierte Angaben zu den Such- und Bewerbungsprozessen der Ausbildungsstellenbewerber/-innen, zu ihren schulischen Voraussetzungen, ihrem Verbleib und ihren Einmündungschancen in eine duale Berufsausbildung gewonnen werden.

BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018

Bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 handelt es sich, wie auch schon bei den früheren Bewerberbefragungen, um eine schriftlich-postalische Repräsentativbefragung von bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellenbewerbern und Ausbildungsstellenbewerberinnen. Anders als bei früheren Befragungen wurden bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 jedoch nur Bewerber/-innen einbezogen, die laut Ausbildungsmarktstatistik der BA keinen Fluchthintergrund besaßen. Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund wurden im Rahmen der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 gesondert befragt (vgl. BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018). Aussagen über die Gesamtgruppe der gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber/-innen sind aber weiterhin möglich, weil die beiden Studien zusammengefasst und gewichtet wurden. Die Gewichtung erfolgte anhand der Merkmale Geschlecht, offiziell registrierter Verbleib, Wohnregion und ggf. Fluchthintergrund.

Grundlage für die Stichprobenziehung der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 war die Ausbildungsmarktstatistik der BA für das Vermittlungsjahr 2017/2018 (1. Oktober 2017 bis 30. September 2018). Einbezogen wurden ausschließlich Bewerber/-innen, die ihren Wohnsitz in Deutschland hatten und die bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung mit der Arbeitsagentur (JC gE) gemeldet waren; Bewerber/-innen aus dem Zuständigkeitsbereich von Jobcentern in kommunaler Trägerschaft (JC zkT) konnten nicht berücksichtigt werden.

Die Stichprobenziehung wurde vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt. Aus der definierten Grundgesamtheit der Bewerber/-innen ohne Fluchthintergrund wurde eine 6,3%ige Zufallsstichprobe gezogen. Die rund 30.000 ausgewählten Personen erhielten Ende November 2018 per Post einen vierseitigen Fragebogen mit der Bitte, an der Befragung teilzunehmen. Die Fragebögen der BA/BIBB-Bewerberbefragungen umfassen neben einem Standardfragenblock auch immer einen Teil, der sich mit einem Thema aus der aktuellen bildungspolitischen Diskussion beschäftigt. 2018 wurde der Frage nachgegangen, welche Berufsmerkmale und beruflichen Rahmenbedingungen bei Jugendlichen eine ablehnende Haltung hervorrufen und letztlich dazu führen, dass bestimmte Ausbildungsberufe nicht gewählt werden (vgl. Kapitel A8.3).

Bis Ende Januar 2019 beteiligten sich rund 4.760 Bewerber/-innen an der Studie (bereinigte Rücklaufquote: 16%). Von ihnen gelangten rund 4.370 in die Auswertung. Ausgeschlossen wurden Fragebögen, bei denen keine Angaben zu den Gewichtungsmerkmalen (Geschlecht, offizieller Verbleib, Wohnregion) vorlagen. Weitere Informationen zur BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 sind abrufbar unter https://www.bibb.de/de/85311.php.

Aufgrund der hohen bildungspolitischen Bedeutung, die das Thema Integration von Geflüchteten in die berufliche Bildung erfährt, stellen nicht nur Ausbildungsstellenbewerber/-innen mit Migrationshintergrund, sondern auch die Teilgruppe der Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund eine zentrale Zielgruppe dar. Aus diesem Grund erhebt die BA seit 2016 im Rahmen ihrer Ausbildungsberichterstattung zusätzlich, ob bei drittstaatenangehörigen ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern ein Fluchthintergrund vorliegt („Personen im Kontext von Fluchtmigration“) (vgl. Kapitel A12.2). Der Fluchthintergrund wird über den Aufenthaltstitel der Ausbildungsstellenbewerber/-innen erfasst (Bundesagentur für Arbeit 2018).

Analysen der Ausbildungsmarktstatistik der BA zeigen, dass Bewerberinnen und Bewerber im Kontext von Fluchtmigration häufiger unbekannt verbleiben und seltener eine Ausbildung aufnehmen (vgl. Kapitel A12.2). Weitergehende Auswertungen auf Basis der BA/BIBB-Migrationsstudie 2016 verweisen darauf, dass bei Bewerberinnen und Bewerbern mit Fluchthintergrund andere Erfolgs- und Risikofaktoren beim Übergang in Ausbildung eine Rolle spielen könnten als bei sonstigen Migrantinnen und Migranten oder deutschen Bewerbern und Bewerberinnen ohne Migrationshintergrund (vgl. Eberhard 2018; Matthes u. a. 2018). Welche Faktoren dies aber letztlich sind und wie diese zusammenspielen, konnte bisher nicht abschließend beantwortet werden.

Aufgrund der immer noch unzureichenden Datenlage zu Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern mit Fluchthintergrund wurde die BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 um die BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 ergänzt. Ziel der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 war es, Informationen zur Situation von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern mit Fluchthintergrund am Übergang in Ausbildung zu erhalten, um hierdurch Förderbedarfe zu erkennen und Unterstützungshilfen aufzubauen bzw. (weiter) zu optimieren.

BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018

Im Jahr 2018 wurde erstmals die BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 durchgeführt. Sie ergänzt die BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 um Informationen zur Gruppe der Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund, die nicht Bestandteil der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 sind. Durch das Zusammenfassen und Gewichten der beiden Datensätze (BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018) sind weiterhin Aussagen über die Gesamtgruppe der bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerber (Bewerber/-innen mit und ohne Fluchthintergrund) möglich.

Wie bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 handelt es sich auch bei der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 um eine schriftlich-postalische Repräsentativbefragung von bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellenbewerbern und -bewerberinnen. Befragt wurden allerdings ausschließlich Bewerber/-innen, denen im Rahmen der Ausbildungsmarktstatistik der BA das Merkmal „Personen im Kontext Fluchtmigration“ zugewiesen worden war. Entscheidend für die Zuweisung des Merkmals sind Staatsangehörigkeit und Aufenthaltstitel der Bewerber/-innen. So werden drittstaatenangehörige Ausländer/-innen mit einer Aufenthaltsgestattung (§ 55 AsylG), einer Aufenthaltserlaubnis Flucht (§ 22-26 AufenthG) oder einer Duldung (§ 60a AufenthG) als Bewerber/-innen im Kontext von Fluchtmigration geführt.

Grundlage für die Stichprobenziehung war auch hier die Ausbildungsmarktstatistik der BA für das Vermittlungsjahr 2017/2018 (1. Oktober 2017 bis 30. September 2018). Wie bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 wurden ausschließlich Bewerber/-innen einbezogen, die ihren Wohnsitz in Deutschland hatten und bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung mit der Arbeitsagentur (JC gE) gemeldet waren; Bewerber/-innen aus dem Zuständigkeitsbereich von Jobcentern in kommunaler Trägerschaft (JC zkT) konnten nicht berücksichtigt werden. Ausgeschlossen wurden Bewerber/-innen, die noch keinen Antrag auf Asyl gestellt hatten.

Die Stichprobenziehung erfolgte ebenfalls durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Aus der definierten Grundgesamtheit der Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund wurde eine 75,2%ige Zufallsstichprobe gezogen. Die rund 25.000 ausgewählten Personen erhielten Ende November 2018 per Post einen vierseitigen Fragebogen mit der Bitte, an der Befragung teilzunehmen. Der Fragebogen der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 nahm Standardfragen der klassischen BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 auf (z. B. aktueller beruflicher Verbleib, Bewerbungsaktivitäten). Ergänzend wurden fluchtmigrationsspezifische Fragen gestellt (z. B. Aufenthaltsdauer in Deutschland, Kenntnis des Berufsbildungssystems, Unterstützungsbedarf, persönliche Situation).

Bis Ende Januar 2019 beteiligten sich rund 5.930 angeschriebene Bewerber/-innen an der Studie (bereinigte Rücklaufquote: 26%). Von den zurückgesandten Fragebögen konnten rund 5.580 bei der Datenanalyse berücksichtigt werden. Ausgeschlossen wurden Fragebögen, bei denen Angaben zu den Gewichtungsmerkmalen (Geschlecht, offizieller Verbleib, Wohnregion) fehlten. Weitere Informationen zur BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 sind abrufbar unter https://www.bibb.de/de/92584.php.

Gemeinsam mit der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 gibt die BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 Auskunft über die Situation der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen des Vermittlungsjahres 2017/2018.

Im Folgenden werden erste vorläufige Ergebnisse zum Verbleib von Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund und Fluchthintergrund (vgl. Kapitel A8.1.1), von unbekannt verbliebenen Bewerberinnen und Bewerbern (vgl. Kapitel A8.1.2) und von Altbewerbern und Altbewerberinnen (vgl. Kapitel A8.1.3) dargestellt. Die Ergebnisse beruhen auf der Zusammenfassung und Gewichtung der Daten der beiden Studien (BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018). Unter Bezugnahme auf Ergebnisdarstellungen aus früheren Ausgaben des Datenreports werden für die betrachteten Gruppen Entwicklungen aufgezeigt. Anders als in früheren Analysen erfolgt nicht nur eine Differenzierung zwischen Bewerberinnen und Bewerbern mit und ohne Migrationshintergrund, sondern auch zwischen Personen ohne Migrationshintergrund, Personen mit Migrationshintergrund, aber ohne Fluchthintergrund und Personen mit Migrationshintergrund und Fluchthintergrund. Die Differenzierung zwischen migrantischen Bewerbern und Bewerberinnen nach Fluchthintergrund beruht nicht auf der Selbstauskunft der Befragungsteilnehmer/-innen, sondern auf Meldungen aus der Ausbildungsmarktstatistik der BA, die Personen im Kontext von Fluchtmigration ausweist.

  • 163

    Zwar wird seit 2012 der Migrationsstatus der gemeldeten Bewerber/-innen im Rahmen der Ausbildungsvermittlung erhoben, aufgrund von Erfassungsproblemen der BA wurde dieser aber bisher noch nicht im Rahmen der Ausbildungsmarktstatistik ausgewiesen.