BP:
 

Seit 2012 berichtet die Europäische Kommission im Rahmen des gemeinsamen Arbeitsprogramms „Education and Training 2020“ jedes Jahr über die Entwicklung der Bildungssysteme in Europa. Kern dieser Berichte sind die gemeinsam vereinbarten europäischen Indikatoren, die teilweise mit Benchmarks verknüpft sind. Fünf dieser mit Benchmarks verbundenen Indikatoren spielen für die berufliche Bildung eine Rolle. Die Entwicklung dieser fünf Indikatoren wird regelmäßig in diesem Kapitel vorgestellt. Die Grundlage hierfür sind die Daten aus dem Education and Training Monitor 2020 (vgl. European Commission 2020a) bzw. Eurostat (vgl. Eurostat 2021). Für ausführliche Informationen zu den Indikatoren und den damit verbundenen Benchmarks siehe BIBB-Datenreport 2015, Kapitel E1.

Durch den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union haben sich die Ergebnisse der EU-weiten Indikatoren verändert: Werden die Werte für Großbritannien herausgenommen, verschlechtern sich die Ergebnisse bei vier der hier besprochenen fünf Benchmarks. Lediglich der Indikator zum frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgangs verbessert sich. Die nachfolgend berichteten Werte beziehen sich auf die 27 EU-Staaten.

Die europäische Zielmarke zum Indikator Erwerb von tertiären Bildungsabschlüssen in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen liegt bei mindestens 40%. Mit einem Mittelwert von 40,3% wurde dieses Ziel im EU-27-Durchschnitt im Jahr 2019 knapp erreicht359 Tabelle D1.2-1. Zwölf der 27 EU-Staaten konnten eine Quote zwischen 40% und 50% Beteiligung erreichen. In den Ländern Zypern, Litauen, Luxemburg, Irland, Schweden und den Niederlanden wurden eine Quote von über 50% ermittelt. Lediglich Rumänien und Italien lagen mit Quoten von 25,8% und 27,6% deutlich unter dem gesetzten Ziel. In Deutschland lag der Anteil bei 35,5%, seit 2009 ist der Wert um 6,1 Prozentpunkte gestiegen.

Im EU-27-Durchschnitt haben mehr Frauen (45,6%) als Männer (35,1%) einen tertiären Bildungsabschluss erlangt. Zum ersten Mal seit 20 Jahren gab es bei Bildungsteilnehmern eine stärkere jährliche Zunahme (1 Prozentpunkt) als bei den Bildungsteilnehmerinnen (0,8 Prozentpunkte). In Deutschland sah das Bild diesbezüglich ausgeglichener aus: 2019 lag der Anteil der Absolventen tertiärer Bildungsabschlüsse bei 35,1%, bei Absolventinnen betrug er 35,9% Tabelle D1.2-1.

Tabelle D1.2-1: Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit tertiärem Bildungsabschluss nach Geschlecht 2019 (in %)

Seit 2009 hat die Beteiligung der 30- bis 34-Jährigen an tertiärer Bildung im EU-27 Durchschnitt um 9,2 Prozentpunkte zugenommen. Jedes Land konnte seit 2009 einen Zuwachs an tertiärer Bildungsteilhabe verzeichnen, jedoch variierte die Wachstumsgröße in den einzelnen Ländern. Grundsätzlich konnten die Staaten, die im Jahr 2009 einen eher geringen Anteil an tertiären Bildungsabschlüssen vorwiesen, verhältnismäßig stärker aufholen. Umgekehrt verzeichneten die Staaten mit bereits hohen Raten an tertiärer Bildungsteilhabe im Jahr 2009 ein geringeres Wachstum. So konnte die Slowakei von 2009 (17,6%) auf 2019 (40,1%) eine Zunahme von 22,5 Prozentpunkten verzeichnen; in Finnland hingegen stieg der Wert im gleichen Zeitraum nur noch um 1,4 Prozentpunkte von 45,9% auf 47,3% an.

Als Schlussfolgerung der Langzeitbeobachtung der Zahlen und der Wachstumsgeschwindigkeiten tertiärer Bildungsabschlüsse formulieren die Autoren und Autorinnen des Arbeitsprogrammes, dass innerhalb der EU-Staaten eine stagnierende Sättigungsgrenze an tertiären Abschlüssen (ISCED 5-8) bei ca. 50% liegt. Je näher in einem Bildungssystem jede/-r zweite Bürger/-in bereits über einen tertiären Bildungsabschluss verfügen würde, desto kleinschrittiger würde der Anteil weiterwachsen, bis er schließlich bei ca. 50% stagniert. Zu tertiärer Bildung aus internationaler Perspektive Kapitel D2.

Es gibt in allen Staaten ein Stadt-Land-Gefälle bei der Teilhabe an tertiärer Bildung zugunsten höherer Zahlen in den Städten. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Im Jahr 2009 lag im EU-27-Durchschnitt die Differenz zwischen Stadt (38,9%) und Land (21,2%) bei 17,7 Prozentpunkten, 2019 betrug diese Differenz 22,1 Prozentpunkte (51,2% vs. 29,1%). In Ländern wie Belgien und Slowenien lag das Stadt-Land-Gefälle 2019 unter dem EU-Durchschnitt; in den Ländern Luxemburg, Slowakei, Rumänien, Dänemark, Bulgarien, Ungarn, Litauen und Polen lag die Stadt-Land-Differenz mit jeweils mehr als 30 Prozentpunkten über dem Durchschnittswert. In Deutschland betrug der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit einem tertiären Bildungsabschluss im Jahr 2019 in Städten 44,9%, in ländlichen Gebieten 26,0%; im Jahr 2009 lag der Anteil in den Städten noch bei 34,1%, dagegen in den ländlichen Gebieten bei 21,5%.

Die Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen, die die Schule oder Universität in den letzten drei Jahren verlassen haben, soll in Europa bei mindestens 82% liegen. Im EU-Durchschnitt aller 27 Staaten lag diese Quote 2019 bei 80,9% (ISCED 3-8) und hat somit das Ziel von 82% knapp verfehlt Tabelle D1.2-2. Dennoch gab es grundsätzlich eine moderat positive Entwicklung, seit dem Einbruch durch die Finanzkrise. 2012 lag der EU-Durchschnitt noch bei 75,9%, nachdem 2008 die Zielmarke mit 81,8% nahezu erreicht worden war. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Covid-19-Krise auf die Zahlen auswirkt.

Tabelle D1.2-2: Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen (ISCED3-8) 2009 und 2019 (in %)

In fast allen Ländern ist ein aufsteigender Trend zu verzeichnen. 21 der 27 Staaten haben 2019 eine Beschäftigungsquote von über 82% erreicht. Mit 93,4% konnte Malta die höchste Quote verzeichnen. Deutschland lag mit 92,7% direkt dahinter. In einigen Ländern fiel der Anstieg deutlicher aus als in anderen Ländern. Lagen die Beschäftigungsquoten 2009 in Lettland (69,7%), Estland (67,7%), Slowakei (74,4%) und Irland (77,3%) noch unterhalb des Durchschnitts, konnten diese Länder 2019 das EU-Ziel erreichen: Lettland 84,1%, Estland 83,3%, Slowakei 83,9% und Irland 84,5%.

In einigen Ländern haben sich die Quoten nur geringfügig verändert. So hatte Spanien im Jahr 2009 eine Beschäftigungsquote von 73,0%. In den folgenden Jahren sank sie: 2010 lag sie bei 70,6%, der Tiefstwert von 59,9% wurde im Jahr 2013. Danach hat sich die Quote bis 2019 auf die Ausgangsgröße von 73,0% erholt. In einigen Ländern konnte der vor der Finanzkrise erzielte Wert nicht wieder erreicht werden; dennoch haben sich hier die Zahlen erholen können. Griechenland hatte 2009 eine Quote von 65,2%. Seinen Tiefstwert erreichte die griechische Beschäftigungsquote im Jahr 2013 mit 40%. 2019 hat Griechenland einen Beschäftigungsanteil von 59,4% verzeichnet. Ähnliche Verläufe gab es in Italien, Frankreich, Kroatien, Dänemark und Portugal. Italien hatte mit 58,7% den niedrigsten Wert im Jahr 2019.

Aufgeschlüsselt nach ISCED-Niveaus wäre bei den Beschäftigungsquoten der Absolventen/Absolventinnen von Bildungsprogrammen des ISCED-Levels 5-8 (tertiärer Bildungsbereich) mit 85% das EU-Ziel durch die Mitgliedsstaaten im Durchschnitt erreicht worden. Bei den Absolventen/Absolventinnen der Bildungsprogramme des ISCED-Niveaus 3-4 (Sekundarbereich II und postsekundarer, nicht tertiärer Bereich) lag sie im Schnitt bei 75,9%.

Grundsätzlich konnte Deutschland seine Beschäftigungsquote für alle ISCED-Niveaus erhöhen. Im Durchschnitt von 85,3% im Jahr 2009 auf 92,7% im Jahr 2019. Hier hat gerade die Quote des ISCED-Niveaus 3-4 von 81% im Jahr 2009 auf 91% im Jahr 2019 einen signifikanten Sprung gemacht und hat dadurch den höchsten Wert innerhalb Europas. Für das Niveau 5-8 lag die Quote 2009 bei 92,9% und hat sich 2019 bei 94,7% eingependelt.

Der Benchmark für die Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen liegt bei mindestens 15%. Der Benchmark umfasst sowohl non-formales als auch formales Lernen in den letzten vier Wochen vor der Befragung bei 25- bis 64-Jährigen. Mit einer durchschnittlichen EU-weiten Teilhabe von 10,8% konnte dieses Ziel 2019 nicht erreicht werden. Die Zahlen der vergangenen zehn Jahre zeigen eine unstete und geringe Weiterentwicklung in diesem Bereich. Im EU-Durchschnitt konnte seit 2009 (7,9%) eine Verbesserung von lediglich 2,9 Prozentpunkte verzeichnet werden.360

Aufgeschlüsselt nach ISCED-Niveaus zeigt sich, dass je höher das Niveau des Bildungsabschlusses, umso wahrscheinlicher auch eine Beteiligung am lebenslangen Lernen ist. So lag die Teilhabe bei Absolventen/Absolventinnen eines Bildungsabschlusses des ISCED-Levels 5-8 mit 19% doppelt so hoch wie bei denen mit einem Bildungsabschluss des ISCED-Levels von 3-4 mit 8,8%. Erwachsene mit Bildungsabschlüssen nach ISCED 0-2 bildeten im EU-Durchschnitt mit 4,3% das Schlusslicht.

In Deutschland lag die Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen mit 8,2% unter dem EU-Durchschnitt von 10,8%. Darüber hinaus nahmen im Durchschnitt nur 4,1% der Geringqualifizierten an einer Weiterbildung teil.

Die Daten für den europäischen Benchmark basieren auf dem Labour Force Survey, der den Anteil der Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren erfasst, die in den letzten vier Wochen vor der Erhebung an einem regulären Bildungsgang teilgenommen haben. Zur Debatte steht die Aussagekraft der so gewonnenen Daten für die Weiterbildungsleistung in den Mitgliedsstaaten, insbesondere im Hinblick auf das Lernen am Arbeitsplatz sowie im Hinblick auf den Erfassungszeitraum. Zu den unterschiedlichen Erhebungen von internationalen Weiterbildungsdaten siehe BIBB-Datenreport 2014, Kapitel C1.1.

Der Benchmark für die Verringerung des Anteils eines frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgangs wurde auf 10% festgelegt und erfasst die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, die vier Wochen vor der Befragung weder in Aus- noch in Weiterbildung waren und lediglich die Sekundarstufe I absolviert haben. 2009 lag die Zahl im Durchschnitt der 27 EU-Staaten bei 14,0%.361 2019 wurde ein Wert von 10,2% erzielt. 19 Staaten hatten das Ziel erreicht. Der Wert für Deutschland lag bei 10,3%. Eine Abbruchquote von unter 5% konnte in den Ländern Ungarn, Litauen, Griechenland, Slowakei erreicht werden. In Griechenland, Portugal und Spanien gab es seit 2009 die größten Entwicklungen. So lag der portugiesische Wert 2009 noch bei über 30%, 2019 lag er bereits bei 10,6%. Griechenland konnte seinen Wert um 10,1 Prozentpunkte verringern (2009: 14,2%; 2019: 4,1%). Grundsätzlich konnten die Länder, die bereits 2009 geringe Abbruchquoten vorwiesen, diese im Verlauf der letzten Jahre weiter verringern. Lediglich in der Slowakei verdoppelte sich der Anteil nahezu von 4,9% auf 8,3%. Trotz einer Verringerung der Quote um 13,6 Prozentpunkte seit 2009 weist Spanien mit 17,3% den höchsten Wert an Bildungsabbrechern und -abbrecherinnen auf. Ebenfalls über 15% wurden in Malta (16,7%) und Rumänien (15,3%) gezählt. Während im EU-27 Durchschnitt bei Frauen mit 8,4% Abbruchquote das Ziel erreicht wurde, lag der Anteil bei den Männern mit 11,9% weiterhin darüber. Dieser Trend hat sich seit 2009 verfestigt, so dass konstant weniger Frauen ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen.

Beim Unterscheidungsmerkmal im In- bzw. Ausland Geborener fällt die Diskrepanz sehr deutlich aus. 8,9% der Inländer/-innen im Vergleich zu 22,2% der im Ausland Geborenen brachen im EU-Durchschnitt das jeweilige Bildungsprogramm ab. Diese Diskrepanz zeigte sich in unterschiedlicher Ausprägung in nahezu allen Ländern. Als Ausnahme kann Irland genannt werden, wo die Zahlen der Inländer/-innen und Ausländer/-innen lediglich um 1,1% auseinanderlagen und mit 5,1% auch insgesamt gering ausfielen. Eine auffallend große Diskrepanz gab es in Griechenland mit 2,9% inländischen und 26,9% ausländischen Abbrechern/Abbrecherinnen, was sicherlich mit einem hohen Zustrom an Migranten und Migrantinnen erklärt werden kann, denn in Spanien, Italien, Zypern, Malta und auch in Deutschland (s. u.) zeigen die Zahlen ein ähnliches Bild. Diese Diskrepanz hat sich von 2009 zu 2019 noch vergrößert. Diese Länder stehen nun vor der bildungspolitischen Herausforderung, Migranten und Migrantinnen mit sehr unterschiedlichen Bildungsbiografien in ihre Bildungssysteme zu integrieren.

In Deutschland blieb die Abbruchquote seit 2015 stabil und verpasste das EU-Ziel mit 10,3% im Jahr 2019 nur knapp. Deutschland verringerte seine durchschnittliche Abbruchquote seit 2009 um 0,8 Prozentpunkte, was ausschließlich auf einen Rückgang der Zahlen für inländische Schülerinnen und Schüler zurückzuführen ist. Hier sank der Wert gegenüber 2009 um 1,4 Prozentpunkte. Im Ausland geborene Schüler/-innen hatten 2019 in Deutschland eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, die Schule vorzeitig zu verlassen (24,2%) als deutsche Schülerinnen und Schüler (Durchschnitt: 8,1%). Bereits 2009 bestand eine Diskrepanz bei den Abbruchsquoten der im Ausland geborenen (22,0%) und der in Deutschland geborenen Schülerinnen und Schüler (9,5%).

Die geschlechtsspezifische Diskrepanz in Deutschland hat sich im Zeitverlauf kontinuierlich vergrößert; von 0,6% im Jahr 2015 auf 3,1% im Jahr 2019, was auf die Verringerung der weiblichen Abbruchsquote zurückzuführen ist (vgl. European Commission 2020b; Country analysis, S. 133). Der Verlauf bei den männlichen Abbrecherquoten zeigte in den Jahren 2010 und 2011 mit 12,5% den höchsten und im Jahr 2014 mit 10% den niedrigsten Wert. 2010 lag der höchste Wert weiblicher Abbruchquoten bei 11%, 2019 konnte mit 8,7% der niedrigste verzeichnet werden.362 So lag 2019 in Deutschland die Zahl der Bildungsabbrecherinnen bei 8,7% und bei den -abbrechern bei 11,8%. Diese Diskrepanz zeigte sich bei den inländisch geborenen Schülerinnen (6,8%) und Schülern (9,2%) ebenso wie bei ausländisch geborenen Schülerinnen (22,2%) und Schülern (25,8%).363

Die Bildungsabbrecherquoten variieren in Deutschland auch regional zwischen 6,9% in Schwaben und 16,0% in Bremen.364 In den Jahren 2009 bis 2019 sank die Abbrecherquote in den Städten von 12,3% auf 10,2%, in ländlichen Regionen von 9,1% auf 8,3%.365

In der Post 2020-Strategie der EU wird es einen Wechsel geben und künftig der Fokus auf Abschlussquoten liegen (vgl. European Commission 2020a, S. 40). Zwar gibt es eine Korrelation zwischen den Abschlussquoten einer Ausbildung der Sekundarbildung 2 (ISCED 3 Level) und den hier besprochenen Abbruchsquoten. Je höher der Anteil an diesen Abschlüssen ausfällt, desto geringer sind die Anteile der Abbrüche. Dennoch bilden beide Ansätze nicht die gleichen Bildungsaktivitäten ab. Man erhofft sich durch diesen Perspektivwechsel eine präzisere Erfassung der Bildungsleistungen der Mitgliedsstaaten.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit schlechten Leistungen bei den sogenannten Grundkompetenzen (Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften) soll jeweils die Marke von 15% nicht überschreiten. Basis der Auswertung sind die im Jahr 2018 von der OECD erhobenen Daten über die Leistung der Grundkompetenzen (PISA-Studie). Mit einem EU-27-Durchschnittswert von 22,5% in Lesen, 22,9% in Mathematik und 22,3% in Naturwissenschaften wurde das im Jahr 2009 gesetzte Ziel deutlich verfehlt. Die Werte konnten sich im EU-Durchschnitt seit 2009 kaum verbessern. Die Mehrzahl der Länder lag über dem Wert. Die Leistungen in Lesen und Naturwissenschaften haben sich im EU-Durchschnitt verschlechtert. In Mathematik konnten sie gehalten werden.

Bei der Lesekompetenz konnten vier Länder die Zielmarke erreichen (Estland: 11,1%, Irland: 11,8%, Finnland: 13,5%, Polen: 14,7%). Auch wenn Finnland das Ziel erreichen konnte, hat es sich seit 2009 mit 8,1% signifikant verschlechtert. In den Niederlanden (2009: 14,3%; 2018: 24,1%), der Slowakei (2009: 22,2%; 2018: 31,4%), Griechenland (2009: 21,3%; 2018: 30,5%), Ungarn (2009: 17,6%; 2018: 25,3%), Belgien (2009: 17,7%; 2018: 21,3%) und Luxemburg (2009: 26,0%; 2018: 29,3%) sind die schlechten Leseleistungen von 2009 auf 2018 gestiegen. Lettland verzeichnete im Jahr 2000 einen Wert von 30,1%, den sie bis 2009 auf 17,6% halbiert haben. 2018 lag er wieder bei 22,4%. Nur Irland (2009: 17,2%; 2018: 11,8%) und Slowenien (2009: 21,2%; 2018: 17,9%) konnten seit 2009 eine signifikante Verbesserung verzeichnen.366

Vier Länder (Estland, Dänemark, Polen und Finnland) konnten das EU-Ziel bei den Leistungen in Mathematik erreichen. Der überwiegende Teil der anderen Länder lag zwischen 15% und 30%. In Rumänien bzw. Bulgarien war mit 46,6% bzw. 44,4% der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit schlechten mathematischen Kompetenzen am höchsten. Im Vergleich zu 2015 hat sich der Wert in Rumänien mit +6,6 Prozentpunkten sogar nochmal signifikant erhöht.

Ein ähnlich differenziertes Bild zeigt sich bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen. Hier gab es erneut vier Länder, die das Ziel erreichen konnten (Estland, Finnland, Polen und Slowenien). Erneut befand sich der größte Teil der anderen Länder im Mittelfeld zwischen 15% und 30%. Bulgarien und Rumänien wiesen auch hier Werte über 40% Anteil an mangelhaften naturwissenschaftlichen Kompetenzen vor. Bulgarien hat seit 2015 mit 8,6% einen signifikanten Zuwachs zu verzeichnen.

Deutliche Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen zeigten sich bei der Lesekompetenz. EU-weit schnitten Mädchen mit 17,4% um rund zehn Prozentpunkte besser ab als ihre männlichen Mitschüler (27,3%), wobei die Diskrepanz zwischen 6,6% in Irland bis hin zu 21,5% in Zypern variierte. Weniger markant fiel der Unterschied zwischen den Leistungen der Mädchen und der Jungen in Mathematik und Naturwissenschaften aus.

Die deutschen Ergebnisse liegen etwas unter dem OECD-Durchschnitt. Dennoch hat sich Deutschland in allen drei Bereichen seit 2009 verschlechtert und konnte ebenfalls die gesetzten Ziele nicht erreichen. So lag der Wert bei der Lesekompetenz 2009 noch bei 18,5% (EU-Durchschnitt 2009: 19,3%). Die PISA-Studie 2018 offenbarte schlechte Grundkenntnisse beim Lesen bei 20,7% der deutschen Schülerinnen und Schüler. Unzureichende Leistungen in Mathematik lagen im Jahr 2009 bei 18,7%, im Jahr 2019 bei 21,1%. Bei den naturwissenschaftlichen Fächern stieg der Wert der „Underperformer“ von 14,8% (2009) auf 19,6% (2019).

(Ute Hippach-Schneider, Janine Grobe-Rath)