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Zusatzqualifikationen (ZQ) bieten die Möglichkeit einer stärkeren Differenzierung und praxisnahen Flexibilisierung der beruflichen Bildung und dienen in diesem Sinne der besseren Verzahnung von Aus- und Weiterbildung. Sie erhöhen die Attraktivität der dualen Berufsausbildung durch Aktualität von Fachinhalten, Flexibilität und Praxisnähe.

Unter dem Begriff der ZQ werden alle Maßnahmen subsumiert, die zusätzlich zur dualen Berufsausbildung angeboten werden, diese also um fachliche Inhalte über die Ausbildungsinhalte hinaus ergänzen und zu einem zusätzlichen Erwerb von fachlicher Kompetenz führen.

Das Fachportal AusbildungPlus erfasst Zusatzqualifikationen, die die folgenden Merkmale erfüllen. Sie

  • richten sich an Auszubildende in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach BBiG bzw. HwO im dualen System,
  • ergänzen zusätzlich zu den Inhalten der Ausbildungsordnung eines Berufes die Ausbildung durch weitere Inhalte,
  • finden während der Berufsausbildung oder unmittelbar danach statt bzw. sind spätestens ein halbes Jahr nach der Berufsausbildung abgeschlossen,
  • weisen einen zeitlichen Mindestumfang von mindestens 40 Unterrichtstunden auf,
  • werden nach Abschluss der Maßnahme dokumentiert (Teilnahmebescheinigung, Zertifikate, Prüfungszeugnisse etc.).

Das Fachportal AusbildungPlus

AusbildungPlus liefert bundesweit die umfassendste Datenbank über das Angebot in den beiden Bereichen „duale Studiengänge“ und „Zusatzqualifikationen“. Die Daten beruhen auf freiwilligen Eintragungen der anbietenden Hochschulen, Unternehmen, Berufsschulen, Kammern und, bei den dualen Studiengängen von regionalen Dachverbänden, der Länder. Damit existiert ein einzigartiges Instrument, anhand dessen Entwicklungen und aktuelle Trends ermittelt werden können. Die Datenbank wird durch die zuständige Fachabteilung des BIBB regelmäßig ausgewertet. Anhand der Ergebnisse werden neue Trends analysiert und veröffentlicht. Zudem stellt AusbildungPlus auf Anfrage wissenschaftliche Dienstleistungen für Wissenschaft und Politik zur Verfügung, die u. a. in Form von Anfragen an das BIBB herangetragen werden.

Die Ausgestaltung der ZQ kann sich nach Dauer, Inhalt und Abschluss erheblich unterscheiden. So können die Zeitumfänge bspw. von 40 bis zu 500 Stunden variieren. Damit einher geht, dass sich Lehrinhalte signifikant in der Quantität und Qualität des vermittelten Wissens unterscheiden. Beispiele für solche ZQ sind Computerkurse (ECDL/ICDL), ein zusätzlicher Schulabschluss wie etwa die Fachhochschulreife, ein Aufenthalt im Ausland, um die Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen, ein Abschluss als Europakaufmann/-kauffrau (IHK) oder als Betriebsassistent/-in im Handwerk. Die erfolgreiche Teilnahme wird mit Qualifikationsnachweisen in Form unterschiedlicher Abschlüsse dokumentiert wie z. B. Teilnahmebescheinigungen, Zertifikate oder gesonderte Zeugnisse. In den Fällen, in denen die Qualifikationen in Kooperation mit Kammern durchgeführt werden, erhalten die Absolventen/Absolventinnen nach erfolgreichem Abschluss der ZQ ein Prüfungszeugnis.

Vorteile von Zusatzqualifikationen

Die ZQ haben sowohl Vorteile für die Betriebe als auch für die Auszubildenden. So lassen sich Zusatzqualifikationen als Mittel zur gezielten betrieblichen Nachwuchsförderung und -bindung einsetzen. Andererseits ermöglicht die inhaltliche Spezialisierung eine flexiblere und breitere Einsetzbarkeit der Auszubildenden nach Abschluss der Ausbildung im Betrieb. Dadurch lassen sich besonders leistungsstarke Auszubildende auch frühzeitig an den Betrieb binden.

Auszubildende erwerben mit der ZQ einen Nachweis, mit dem sie dokumentieren, dass sie ihre beruflichen Kompetenzen vertieft, erweitert oder sich bereits auf einen Fortbildungsabschluss vorbereitet haben. Die ZQ verbessern nicht zuletzt ihre weiteren Karrierechancen.

Auswertung der ZQ an Berufsschulen 2021

Im Jahr 2018 wurden in der BIBB-Datenbank „AusbildungPlus“ die ZQ der Kammern aktualisiert und ausgewertet (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2019). Eine Fortführung der Aktualisierung erfolgte im Jahr 2021, indem bundesweit die beruflichen Schulen eingebunden wurden. Zum Stichtag 30. November 2021 wurden 1.463 ZQ von 702 Berufsschulen in der Datenbank ausgewertet.

Zu Systematisierungszwecken flossen die in der Datenbank erfassten ZQ in folgende Kategorien ein Tabelle A3.5-1.

Tabelle A3.5-1: Verteilung der Zusatzqualifikationen an Berufsschulen nach Kategorien

Am stärksten ist der Schwerpunkt „Internationale Qualifikationen/Fremdsprachen“ (623 ZQ) vertreten. Hierzu zählen neben ZQ im Bereich internationale Wirtschaft vor allem Fremdsprachen sowie Auslandspraktika/internationale Erfahrungen. Die zweitgrößte Gruppe bilden ZQ mit den Schwerpunkten Kaufmännischer Bereich (199) und Informationstechnologie (184). Ein besonderes und vielfach genutztes Angebot an den Berufsschulen ist neben der dualen Ausbildung die Möglichkeit des parallelen Erwerbs der Fachhochschulreife – die Anzahl von 212 ist dafür ein deutliches Indiz.

Tabelle A3.5-2 gibt einen Überblick über die Verteilung der ZQ in den jeweiligen Bundesländern. Die meisten Angebote verzeichnen damit Baden-Württemberg (307 ZQ) und Nordrhein-Westfalen (463 ZQ).

Eine ausführliche Darstellung des Themas wird es in der gesonderten Veröffentlichung „AusbildungPlus – Zusatzqualifikationen in Zahlen. Auswertungen der Berufsschulen 2021“ geben.

(Silvia Hofmann)

Tabelle A3.5-2: Regionale Verteilung der Zusatzqualifikationen an Berufsschulen