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Die digitale Transformation der Wirtschaft verändert die betriebliche Arbeitsorganisation entlang zunehmend automatisierter, globaler Wertschöpfungsketten (Weber u. a. 2019; Wolter u. a. 2018; Bauernhansl 2017). Entsprechend verändern sich auch Ausbildungsinhalte und die Anforderungen an die duale Berufsausbildung (Janssen u. a. 2018; Zinke 2018; Ebbinghaus u. a. 2017). Anhand der Daten des BIBB-Qualifizierungspanels  können der derzeitige Stand der Digitalisierung in den Betrieben sowie Veränderungen im Zeitverlauf erfasst werden. Der Fokus des Kapitels C3 wird auf 4 Technologien gelegt, für die angenommen wird, dass sich Veränderungsprozesse im Sinne der „vierten industriellen Revolution“ gut beobachten lassen (Lewalder u. a. 2018) und deren Nutzung für den gesamten Beobachtungszeitraum erhoben wurde. Weitere Ergebnisse aus dem BIBB-Qualifizierungspanel zur Digitalisierung in Betrieben finden sich in Kapitel A7.4.

Indikatoren zur Messung von Digitalisierung im BIBB-Qualifizierungspanel

Das BIBB-Betriebspanel zur Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (BIBB-Qualifizierungspanel) ist eine seit 2011 stattfindende jährliche Wiederholungsbefragung von Betrieben in Deutschland (siehe Erläuterung in Kapitel A7.3). Seit 2016 werden Fragen zur Digitalisierung der Arbeitswelt gestellt. Zur Messung des Niveaus der betrieblichen Digitalisierung wird eine differenzierte Erfassung der Einführung neuer Technologien vorgenommen. Da ihnen besondere Relevanz in Bezug auf Wirtschaft 4.0 beigemessen wird, liegt der Fokus dieses Kapitels auf folgenden 4 Technologien:

  • speziell auf Dienstleistungen für Kunden bezogene digitale Technologien,
  • speziell auf Vernetzung mit Lieferanten und zwischen Betrieben bezogene digitale Technologien,
  • personal- oder arbeitsorganisationsbezogene Technologien,
  • digitale Technologien, die sich auf Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen beziehen (Big Data).

Die Nutzungshäufigkeit der Technologien differenziert nach Ausbildungsbetrieben und Betrieben insgesamt wird in Schaubild C3-1 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass in den 3 Erhebungsjahren Ausbildungsbetriebe für alle Technologien einen höheren Nutzungsgrad aufwiesen als Betriebe in Deutschland insgesamt. Weiterhin ist zu beobachten, dass im Zeitverlauf von 2016 bis 2018 zunehmend auf Vernetzung und Big Data Technologien gesetzt wurde. Die wichtigste Rolle nahmen hierbei Technologien zur Vernetzung mit Kunden ein. Diese wurden im Jahr 2018 von 80% der Ausbildungsbetriebe (70% der Betriebe insgesamt) eingesetzt. Die Kommunikation mit Kunden steht also für Betriebe im Mittelpunkt, sodass in entsprechende Technologien investiert wurde. Einen starken Anstieg verzeichnete die Nutzung von Big Data Technologien zur Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen. Deren Nutzung ist bei Ausbildungsbetrieben von 39% im Jahr 2016 (33% Betriebe insgesamt) auf 70% im Jahr 2018 (56% Betriebe insgesamt) angestiegen. Ferner verwendete über die Hälfte der Ausbildungsbetriebe im Jahr 2018 Technologien zur Vernetzung mit Lieferanten (55%) und zur Personal- und Arbeitsorganisation (60%). Bei Betrachtung aller Betriebe lag die Nutzungsrate dieser beiden Technologien unter 50%.

Schaubild C3-1: Nutzungshäufigkeit ausgewählter Technologien in Ausbildungsbetrieben und Betrieben gesamt (in %)

Investitionen in digitale Technologien

Betriebe unterscheiden sich nicht nur darin, welche Technologien bereits genutzt werden, sondern auch hinsichtlich ihrer Investitionen in digitale Technologien. Tabelle C3-1 zeigt Betriebe mit größeren Investitionen in die digitale Infrastruktur nach ausgewählten Strukturmerkmalen. Dabei werden Ausbildungsbetriebe und Nicht-Ausbildungsbetriebe unterschieden. Es ist zu beobachten, dass mehr Ausbildungsbetriebe (26%) angaben, größere Digitalinvestitionen zu tätigen, als Nicht-Ausbildungsbetriebe (17%). Weiterhin gaben mit zunehmender Betriebsgröße mehr Betriebe an, größere Investitionen in digitale Technologien zu tätigen. Auf Branchenebene war der Anteil der Betriebe mit größeren Digitalinvestitionen in der Land-, Forstwirtschaft und dem Bergbau (8%) und der Bauwirtschaft (9%) am geringsten. Spitzenreiter war der öffentliche Dienst mit 34%. Auffällig ist auch, dass nur 9% der Handwerksbetriebe größere Investitionen in digitale Technologien tätigten.

Tabelle C3-1: Anteil der Betriebe mit größeren Investitionen in den Ausbau der digitalen Infrastruktur im letzten Jahr (in %)

Technologienutzung in der Ausbildung

Ausbildungsbetriebe verfügten in allen 3 Erhebungsjahren über eine überdurchschnittliche digitale Ausstattung und investierten innerhalb der gleichen Betriebsgrößenklasse auch mehr in digitale Technologien als Nicht-Ausbildungsbetriebe. Aus diesem Ergebnis lässt sich allerdings noch nicht ableiten, inwieweit Auszubildende während der Ausbildung den Umgang mit diesen Technologien erlernen. Informationen darüber wurden in der 2018er-Welle des BIBB-Qualifizierungspanels erhoben. 93% der Betriebe gaben an, dass im Rahmen der Ausbildung der praktische Umgang mit den im Betrieb genutzten digitalen Technologien vermittelt wird. Daraus lässt sich folgern, dass die Nutzung moderner, digitaler Technologien ein integraler Bestandteil der dualen Berufsausbildung ist.

Weiterführende Auswertungen und Analysen zur Digitalisierung in Betrieben finden sich in Kapitel A7.4.

(Felix Lukowski, Sabrina Weller, Myriam Baum)