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Im Berichtsjahr 2020 ist im Zuge der Coronapandemie die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge eingebrochen (vgl. Oeynhausen u. a. 2021). Die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat folglich auch in der Gesamtbetrachtung im Jahr 2020 nachgelassen. Bundesweit ist sowohl der Bestand an Ausbildungsbetrieben als auch der Bestand an Auszubildenden deutlich gesunken. Da infolge der Coronapandemie jedoch gleichzeitig auch die Betriebs- und Beschäftigtenbestände Verluste verzeichneten, weisen die Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten, die als Indikatoren zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung herangezogen werden, im Vergleich zu den Vorjahren nur moderate Veränderungen auf. Allerdings gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Betriebsgrößenklassen, Wirtschaftssektoren und Bundesländern. Diese legen nahe, dass die Coronapandemie die Entwicklungen aus den Vorjahren weiter verstärkt hat (vgl. Eckelt u. a. 2020). So zeigt sich, dass die Ausbildungsbeteiligung im kleinstbetrieblichen Bereich hohe Verluste verzeichnete, während sich die Ausbildungsaktivität in Großbetrieben teilweise sogar ausweitete.

Definitionen und Indikatoren zur Messung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildende, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.

Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet wurden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des BBiG/der HwO unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist. Dies führt dazu, dass der Bestand an Auszubildenden auf Grundlage der Beschäftigungsstatistik i. d. R. höher ausfällt als in der Berufsbildungsstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Kapitel A5.1), da hier zum Auszubildendenbestand nur die Personen zählen, die zum Stichtag 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG/HwO stehen.

Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.

Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

Die Statistik der BA hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik und damit auch der Betriebsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 durchgeführt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014).173 Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland

Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der BA beteiligten sich zum 31. Dezember 2020 von den bundesweit knapp 2,2 Mio. Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis rd. 419.700 Betriebe an der beruflichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wie in den Vorjahren ist die Anzahl der Ausbildungsbetriebe im Jahr 2020 zurückgegangen und im Vergleich zu 2019 um rd. 6.000 gesunken (-1,4 %). Ein anderes Bild zeigt sich beim Gesamtbestand der Betriebe. Entgegen der Entwicklungen der Vorjahre, die einen kontinuierlichen Anstieg der Anzahl der Betriebe zeigten, kam es im ersten Jahr der Coronapandemie zu einem Rückgang. Der Gesamtbestand an Betrieben ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um rd. 8.000 Betriebe (-0,4 %) gesunken. Da sowohl die Anzahl der Ausbildungsbetriebe als auch die Anzahl der Betriebe insgesamt rückläufig waren, zeigt sich bei der Ausbildungsbetriebsquote gegenüber dem Vorjahr nur ein moderater Rückgang um 0,2 Prozentpunkte auf 19,4 %. Obwohl die Anzahl der Ausbildungsbetriebe in diesem ersten Jahr der Coronapandemie deutlich gesunken ist, ging die Ausbildungsbetriebsquote nur geringfügig zurück und ist auf einem vergleichbaren Niveau wie in den Jahren vor der Krise geblieben Tabelle A7.1-1.

Auch die Ausbildungsquote ist mit 4,8 % im Vergleich zum Vorjahr, also vor Beginn der Coronapandemie, konstant geblieben. Der Bestand an Auszubildenden sank zwar bundesweit deutlich um rd. 18.000 auf etwa 1,62 Mio. (-1,1 %), gleichzeitig ging jedoch auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um rd. 40.000 auf 33,7 Mio. zurück, was einem Rückgang von -0,1 % entspricht Tabelle A7.1-2.

Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2019 und 2020 in Deutschland

Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2019 und 2020 in Deutschland

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe nach Bundesgebiet und Bundesländern

Wie in den vergangenen Jahren hat sich die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Ost- und Westdeutschland auch im ersten Jahr der Coronapandemie unterschiedlich entwickelt. Während im Westen teilweise deutliche Rückgänge zu verzeichnen sind, gibt es im Osten zum Teil sogar leichte Zuwächse. In Westdeutschland sank die Zahl der Ausbildungsbetriebe um knapp 6.200 auf rd. 358.000 (-1,7 %); die Gesamtanzahl aller Betriebe ging um knapp 3.800 (-0,2 %) zurück. Die Ausbildungsbetriebsquote im Westen verringerte sich dadurch um 0,3 Prozentpunkte und betrug zuletzt 20,7 % Tabelle A7.1-3 Internet. Auch die Ausbildungsquote sank im Westen im Vergleich zum Vorjahr leicht und lag bei 5,0 %. Der Bestand an Auszubildenden ging im Westen um -1,5 % auf unter 1,4 Mio. zurück. Die Gesamtzahl der Beschäftigten verringerte sich um -0,1 % und betrug knapp 27,5 Mio. Tabelle A7.1-4 Internet.

Ein etwas anderes Bild zeigt sich in Ostdeutschland bei der Ausbildungsbeteiligung der Betriebe. Entgegen der Entwicklung im Westen erhöhte sich die Anzahl der Ausbildungsbetriebe im Osten im Jahr 2020 leicht um 0,1 % auf insgesamt 61.900 Ausbildungsbetriebe, während die Gesamtzahl der Betriebe mit einem Minus von 0,9 % zurückging. Die Ausbildungsbetriebsquote stieg somit im Osten um rd. 0,1 % Prozentpunkte auf 14,4 % an Tabelle A7.1-5 Internet. Die gegenläufige Entwicklung bei der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung in Ost- und Westdeutschland setzte sich somit im Jahr 2020 fort. Insgesamt bleiben beim Vergleich zwischen Ost und West aber deutliche Niveauunterschiede in der Ausbildungsbeteiligung bestehen. Weiterhin bildete im Westen durchschnittlich gut jeder fünfte Betrieb aus, im Osten war dies nur jeder siebte Betrieb.

Die Zahl der Auszubildenden im Osten stieg auch im Berichtsjahr 2020 erneut an, allerdings war der Anstieg mit einem Plus von rd. 2.800 auf insgesamt 234.400 Auszubildende (+1,2 %) geringer als im Vorjahr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging dagegen leicht zurück (-0,1 %) und blieb weitgehend unverändert bei rd. 6,22 Mio. Die Ausbildungsquote im Osten stieg insgesamt leicht an, auf 3,8 % Tabelle A7.1-6 Internet.

Der Vergleich der länderspezifischen Ausbildungsbetriebsquoten zeigt, dass die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr 2020 erheblich zwischen den einzelnen Bundesländern variierte. In allen westlichen Bundesländern ist die Ausbildungsbetriebsquote im Jahr 2020 leicht gesunken, während sie in den östlichen Bundesländern, mit Ausnahme von Berlin, leicht zulegte. Insgesamt liegt die durchschnittliche Ausbildungsquote in den westlichen Bundesländern aber um knapp sieben Prozentpunkte über der Ausbildungsbetriebsquote der östlichen Bundesländer.

In allen Bundesländern ging die Anzahl der Betriebe zurück, wobei die Rückgänge in den östlichen Bundesländern mit durchschnittlich -0,9 % höher ausfielen als in den westlichen Bundesländern (-0,2 %). Auch die Bestände der Ausbildungsbetriebe verzeichneten in allen westlichen Bundesländern einen Rückgang. Bei den östlichen Bundesländern sank dagegen nur in Berlin und Sachsen-Anhalt der Bestand an Ausbildungsbetrieben, während sich die Bestände in den übrigen östlichen Bundesländern erhöhten, sodass die Ausbildungsbetriebsquote im Osten insgesamt im Durchschnitt um 0,1 Prozentpunkte anstieg Tabelle A7.1-7 Internet.

Auch bei der Anzahl der Auszubildenden und deren Anteilen an den Beschäftigten zeigen sich Differenzen zwischen den Bundesländern Tabelle A7.1-8 Internet. In allen westlichen Bundesländern ging die Anzahl an Auszubildenden deutlich zurück (im Durchschnitt um -1,5 %), während die Bestände in den östlichen Bundesländern um durchschnittlich 1,2 % anstiegen. Eher uneinheitlich entwickelte sich die Zahl der Beschäftigten, hier gab es in den westlichen und in den östlichen Bundesländern sowohl Zuwächse als auch Rückgänge. Insgesamt blieb die Ausbildungsquote relativ unverändert. In den westlichen Bundesländern sank die Ausbildungsquote um -0,1 % im Durchschnitt leicht. In den östlichen Bundesländern blieben die Ausbildungsquoten im Vergleich zum Vorjahr insgesamt konstant.

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößenklassen

Die Rückgänge im Bestand an Ausbildungsbetrieben fiel im Berichtsjahr 2020 bei Kleinstbetrieben mit bis zu neun Beschäftigen am stärksten aus (-3,2 %) Tabelle A7.1-1. Die Folgen der Coronapandemie verstärkten somit den Trend, der sich schon in den Vorjahren abzeichnete und der zeigt, dass Verluste bei der Ausbildungsbeteiligung vornehmlich im kleinstbetrieblichen Bereich stattfinden. Obwohl gleichzeitig auch der Bestand an Kleinstbetrieben um -0,4 % zurückging, verringerte sich die Ausbildungsbetriebsquote bei Kleinstbetrieben um -0,3 Prozentpunkte. Während in den Jahren vor der Coronapandemie der Bestand an Ausbildungsbetrieben in allen anderen Betriebsgrößenklassen zugenommen hatte, gab es im Berichtsjahr 2020 sowohl leichte Zuwächse als auch Rückgänge bei der Anzahl der Ausbildungsbetriebe. Da dies überwiegend parallel zur Entwicklung der Anzahl der Betriebe insgesamt erfolgte, gab es keine größeren Veränderungen bei der Ausbildungsbetriebsquote. Eine Ausnahme bilden Großbetriebe mit 250 bis 499 Beschäftigten, hier sank die Anzahl der Ausbildungsbetriebe um -1,4 % und die Ausbildungsbetriebsquote um -0,2 Prozentpunkte.

Auch die Entwicklungen bei den Beständen an Auszubildenden bzw. den Ausbildungsquoten nach Betriebsgrößenklassen bekräftigen, dass die Ausbildungsaktivität im kleinbetrieblichen Bereich stärker nachlässt als in anderen Betriebsgrößenklassen. So ging die Anzahl der Auszubildenden in Kleinstbetrieben bis neun Beschäftigten im Jahr 2020 von 246.000 auf knapp 238.000 zurück (-3,5 %). Auch kleine und mittlere Betriebe sowie Großbetriebe mit bis zu 499 Beschäftigten bildeten im Jahr 2020 weniger Auszubildende aus als im Vorjahr, allerdings fiel der Rückgang hier weniger stark aus. In Großbetrieben mit 500 und mehr Beschäftigten hat sich die Zahl der Auszubildenden im Berichtsjahr 2020 dagegen um 3,0 % erhöht Tabelle A7.1-2. Parallel dazu sank im Jahr 2020 die Anzahl der Beschäftigten in allen Betriebsgrößenklassen – mit Ausnahme von Betrieben mit 20 bis 49 Beschäftigten und Großbetrieben mit 500 und mehr Beschäftigten. Da bei Kleinst- und Kleinbetrieben sowie mittleren Betrieben sowohl bei der Beschäftigung als auch bei den Auszubildenden Rückgänge zu verzeichnen waren, ging die Ausbildungsquote hier leicht zurück, während sie bei Großbetrieben insgesamt etwas anstieg. Insgesamt spiegeln diese Einwicklungen die Situation in Westdeutschland wider. In Ostdeutschland haben sich die Auszubildendenbestände dagegen etwas anders entwickelt. Zwar war auch hier die Zahl der Auszubildenden in Kleinstbetrieben rückläufig, in allen anderen Betriebsgrößenklassen gab es aber Zuwächse bei den Beständen und insgesamt einen leichten Anstieg der Ausbildungsquote Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet.

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Wirtschaftszweigen

Die Veränderungen der Ausbildungsbetriebs- und der Ausbildungsquoten zwischen 2019 und 2020 fielen bei der Differenzierung nach Wirtschaftssektoren recht heterogen aus Tabelle A7.1-9 Internet bis Tabelle A7.1-14 Internet. Bundesweit hat sich der Bestand an Ausbildungsbetrieben und entsprechend auch die Ausbildungsbetriebsquote in den Bereichen Bauwirtschaft, Erziehung und Unterricht, pflegerische Dienstleistungen und im öffentlichen Sektor erhöht. Demgegenüber war in allen anderen Wirtschaftszweigen die Anzahl der Ausbildungsbetriebe im Zuge der Coronapandemie rückläufig. Besonders stark ist der Bestand an Ausbildungsbetrieben in den Wirtschaftszweigen Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, Forschung und Entwicklung sowie in den sog. sonstigen personenbezogenen Dienstleistungen gesunken (zwischen -5,1 % und -7,7 %).

Damit einhergehend sank auch die Anzahl der Auszubildenden in diesen Wirtschaftszweigen deutlich (zwischen -7,3 % und -11,6 %), während die Bestände in den Wirtschaftszweigen Bauwirtschaft, Erziehung und Unterricht, pflegerische und medizinische Dienstleistungen sowie im öffentlichen Sektor zulegten. Da die Veränderungen zur Anzahl der Auszubildenden weitgehend parallel zu den Veränderungen bei den Beschäftigtenzahlen erfolgten, haben sich die Ausbildungsquoten jedoch kaum verändert oder blieben sogar nahezu konstant.

Insgesamt gelten diese Entwicklungen sowohl in Westdeutschland als auch in Ostdeutschland, allerdings gibt es auch regionale Unterschiede. Hervorzuheben ist bspw., dass im Osten die Ausbildungsbeteiligung in den Wirtschaftszweigen Landwirtschaft/Bergbau und Einzelhandel zulegte, während sie in Westdeutschland zurückging. Zudem fielen in Ostdeutschland der Anstieg der Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden im Bereich pflegerische und medizinische Dienstleistungen deutlich stärker aus als die entsprechenden Zuwächse im Westen.

(Sabine Mohr)