BP:
 

Auch im Berichtsjahr 2016 waren die einzelnen Schulabschlussarten unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag unterschiedlich stark vertreten. Mit 215.976 Neuabschlüssen bildeten weiterhin die Auszubildenden mit Realschulabschluss die größte Gruppe. Auch wenn im Vergleich zum Vorjahr die absolute Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in dieser Gruppe leicht zurückgegangen ist, so blieb der relative Anteil an allen Neuabschlüssen mit 42,8% auf dem Vorjahresniveau (2015: 42,7%). Anders gestaltet sich das Bild bei der Zahl der Neuabschlüsse mit Auszubildenden mit Hauptschulabschluss. Hier hielt der rückläufige Trend seit dem Jahr 2009 sowohl absolut als auch relativ an und erreichte im Berichtsjahr 2016 mit 25,3% (2009: 33,1%) den Tiefststand. Der Anteil derjenigen ohne Hauptschulabschluss war mit 3,1% erneut gering und lag nur leicht über dem Vorjahresniveau Schaubild A5.5.1-1, Tabelle A5.5.1-1.

Die Entwicklung bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung stellt sich anders dar. Seit 2009 ist der Anteil dieser Schulabschlussgruppe stetig gestiegen und erreichte 2016 mit 28,7% den bisherigen Höchststand. Damit wurden sowohl 2015 als auch 2016 mehr neue Ausbildungsverträge mit Studienberechtigten als mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen. Bei dieser Entwicklung sind allerdings die Einflüsse des in den letzten Jahren auftretenden Trends zu höheren Schulabschlüssen sowie der doppelten Abiturjahrgänge zu beachten Schaubild A1.1.1-2 Internet. Ein durch die doppelten Abiturjahrgänge initiierter Verdrängungsprozess am Ausbildungsmarkt – insbesondere von Bewerberinnen und Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss – konnte, den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2012 zufolge, allerdings nicht nachgewiesen werden. Es kam vielmehr zu einer verschärften Konkurrenz der studienberechtigten Bewerberinnen und Bewerber um die häufig knappen Plätze in den von ihnen besonders begehrten Berufen (vgl. Beicht 2013, Milde/Kroll 2015). 

Es stellt sich in diesem Zusammenhang für die Zukunft aber nicht mehr nur die Frage nach einer möglichen Verdrängung. Von Interesse ist zunehmend auch, ob es gelingt, die rückläufigen Zahlen auf Seiten der Personen mit maximal Hauptschulabschluss durch die stärkere Gewinnung von Studienberechtigten für die duale Berufsausbildung zu kompensieren, um auch zukünftig den Fachkräftebedarf sichern zu können. Hierzu hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Jahr 2016 eine Sonderauswertung durchgeführt (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Im Ergebnis ist ein gestiegenes Interesse von Studienberechtigten an der dualen Berufsausbildung zu konstatieren. Davon profitieren nicht nur typische Studienberechtigtenberufe Tabelle A5.5.1-8. Auch in vielen Hauptschülerberufen werden im Vergleich zu 2010 deutlich mehr Studienberechtigte gezählt. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung und insbesondere auch auf Berufe mit einem hohen Anteil unbesetzter Stellen (z. B. Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Gebäudereiniger/-in, Fleischer/-in, Bäcker/-in; vgl. Kapitel A1.1) begannen zwar mehr Studienberechtigte eine Ausbildung, doch reichten die Zuwächse bei Weitem nicht aus, um die großen Verluste bei Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen, insbesondere mit maximal Hauptschulabschluss, auszugleichen.

Schaubild A5.5.1-1: Schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2009 bis 2016 (in %)1

Erfassung des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses in der Berufsbildungsstatistik

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik 200789 wird der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden als eigenständiges Merkmal erfasst – neben den Informationen über eine vorangegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung (vgl. Kapitel A5.5.2) sowie einer vorherigen Berufsausbildung (vgl. Kapitel A5.3). Die Schulform, d.  h., wo der Abschluss erworben wurde, ist dabei unerheblich. Unterschieden werden folgende Kategorien:

  • ohne Hauptschulabschluss,
  • Hauptschulabschluss,
  • Realschulabschluss oder vergleichbarer Abschluss,
  • Studienberechtigung,
  • im Ausland erworbener Abschluss, der den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann („Restkategorie“).

Da es bei den Angaben zu „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuordenbar ist“ 2008 erhebliche Probleme bei der Datenerhebung gab und auch in den Folgejahren noch davon auszugehen ist, dass hier über die eigentliche Abschlussgruppe hinaus auch fehlende Angaben gemeldet wurden, wird diese Kategorie in den dargestellten Tabellen nicht in die Prozentuierung einbezogen.

Bis 2006 wurden Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss nur alternativ zu Abschlüssen an der zuletzt besuchten beruflichen Schule gemeldet (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.5.1). Daten zur schulischen Vorbildung bis 2006 und zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss ab 2007 können daher nur eingeschränkt miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Angaben im Zeitverlauf ist erst ab dem Berichtsjahr 2007 möglich, wobei in den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Zeitreihen bis zum Berichtsjahr 2006 finden sich im BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.1.

Tabelle A5.5.1-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Bundesland 2016

Bei einer regional differenzierten Betrachtung der Verteilung der Schulabschlüsse der Auszubildenden mit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 2016 auf der Ebene der einzelnen Bundesländer zeigt sich, dass die Anteile teilweise recht stark variierten. Diese unterschiedlichen Verteilungen sind nicht nur mit der jeweiligen regionalen Ausbildungsmarktsituation zu begründen, sondern auch maßgeblich auf die unterschiedliche Verteilung der Schulabschlüsse unter den Schulabgängerinnen und Schulabgängern in den Bundesländern zurückzuführen. Beispielsweise verließ in Bayern im Jahr 2016 rund jeder fünfte Absolvent bzw. jede fünfte Absolventin die allgemeinbildende Schule mit einem Hauptschulabschluss, in Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein war es hingegen nur rund jede/-r siebte. Auf der anderen Seite gab es z. B. in Hamburg sehr hohe Anteile (über 50%) an Schulabsolventen und -absolventinnen mit Studienberechtigung, wohingegen dieser Anteil in Sachsen-Anhalt mit unter 30% deutlich niedriger lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2017). Dies sollen nur einige Beispiele sein, um die regional stark unterschiedlichen Verteilungen beim allgemeinbildenden Schulabschluss der Schulabsolventinnen und -absolventen zu verdeutlichen. Dass sich hierdurch auch Auswirkungen für die Zusammensetzung bei der allgemeinschulischen Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ergeben, scheint wahrscheinlich.

Schon bei der groben regionalen Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland zeigen sich – wie bereits in den Jahren zuvor – deutliche Unterschiede bei den Anteilen der jeweiligen Schulabgangsgruppe. So lag der Anteil der Neuabschlüsse von Jugendlichen mit Realschulabschluss in Ostdeutschland mit 49,5% deutlich über dem Anteil in Westdeutschland (41,7%). Auf der anderen Seite gab es in Westdeutschland einen höheren Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (25,8% vs. Ostdeutschland: 22,2%), und auch der Anteil der Auszubildenden mit Studienberechtigung war hier mit 29,4% stärker ausgeprägt (Ostdeutschland: 24,5%). 

Die Verteilung der allgemeinschulischen Vorbildung bei den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag im Jahr 2016 schwankte zwischen den einzelnen Bundesländern – bedingt auch durch die oben erwähnten Unterschiede bei den Absolventinnen und Absolventen – teilweise recht deutlich. So wurden in Brandenburg 5,4% der Neuabschlüsse mit Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss abgeschlossen, in Baden-Württemberg und Niedersachsen nur mit 2,5%. Der Anteil für Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen lag in Bayern (33,1%), im Saarland (31,2%) und in Schleswig-Holstein (30,4%) deutlich über dem Bundesdurchschnitt (25,3%), in Bremen (18,7%) und Sachsen-Anhalt (20,0%) deutlich darunter. Ebenfalls stark unterschiedlich ausgeprägt sind die Anteile beim mittleren Abschluss. So wurde beispielsweise in Sachsen-Anhalt (58,1%), Sachsen (55,7%) und Thüringen (54,4%) mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Realschulabsolventinnen und -absolventen geschlossen, im Saarland (28,1%) und in Hamburg (29,2%) mit weniger als einem Drittel. Der Anteil der Studienberechtigten unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag lag im Jahr 2016 in Hamburg (42,4%) und in Nordrhein-Westfalen (41,0%) deutlich mehr als doppelt so hoch wie in Bayern (16,5%) Tabelle A5.5.1-1.

Höchster allgemeinbildender Schulabschluss nach Personengruppen

Vergleicht man die Anteile der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und dem Geschlecht der Auszubildenden, zeigen sich auch hier Parallelen zur Verteilung beim Verlassen der allgemeinbildenden Schule. Frauen verließen im Jahr 2016 die allgemeinbildende Schule seltener ohne und seltener mit Hauptschulabschluss und dafür deutlich häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als Männer. Diese Ausprägung zeigte sich auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Während 34,8% der weiblichen Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2016 eine Studienberechtigung besaßen, waren es bei den männlichen Auszubildenden nur 24,7% Tabelle A5.5.1-2. Auf der anderen Seite hatten 28,8% der Männer einen Hauptschulabschluss, bei den Frauen waren es nur 19,9%. Die Realschulabschlussanteile waren nahezu identisch (Männer: 42,8%; Frauen: 42,9%). 

Knapp die Hälfte (44,7%) der ausländischen Auszubildenden mit Neuabschluss 2016 verfügte über maximal einen Hauptschulabschluss. Bei den Deutschen lag dieser Anteil bei 27,1%. Demgegenüber hatten 29,5% der Auszubildenden mit deutschem Pass eine Studienberechtigung, dies traf bei den Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf einen Anteil von 19,9% zu. Im Zeitverlauf ist jedoch auch bei den ausländischen Auszubildenden eine recht deutliche Erhöhung des Anteils der Studienberechtigten festzustellen.

Im Folgenden werden die Entwicklungen differenziert nach den einzelnen Schulabschlüssen genauer betrachtet.

Tabelle A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Geschlecht und Staatsangehörigkeit, Bundesgebiet 2016

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss

Im Berichtsjahr 2016 wurden insgesamt 15.876 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss gemeldet Tabelle A5.5.1-2. Der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen (2016: 3,1% vs. 2015: 2,8%). Unter den ausländischen Auszubildenden gab es in dieser Schulabgangsgruppe einen deutlich stärkeren Anteilsanstieg (2016: 6,5% vs. 2015: 4,6%) als bei den deutschen (2016: 2,9% vs. 2015: 2,7%). Die Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss wiesen ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter von 20,3 Jahren90 auf. Im folgenden Kapitel zeigt sich Tabelle A5.5.2-4, dass mit 20,8% überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss vor dem Neuabschluss bereits eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung absolviert haben. Somit kann der hohe Altersdurchschnitt zumindest teilweise durch die längeren Übergangswege nach dem Schulabgang erklärt werden.

Traditionell sind Auszubildende ohne Hauptschulabschluss in den meisten Zuständigkeitsbereichen stark unterrepräsentiert Tabelle A5.5.1-3. Der Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft bildet hier allerdings eine Ausnahme. Beinahe ein Drittel (31,5%) der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Bereich wurde 2016 mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss geschlossen. 

Ebenfalls überdurchschnittlich stark vertreten sind Jugendliche ohne Hauptschulabschluss in der Berufsgruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung (40,3%) Tabelle A5.5.1-4. Für die Gruppe der zweijährigen Berufe, die sich insbesondere an Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen richtet, galt dies – wenn auch nicht so ausgeprägt – ebenfalls. Mit 5,7% lag der Anteil hier deutlich über dem Anteil dieser Schulabschlussgruppe insgesamt (3,1%). 

Im Berichtsjahr 2016 war – wie in den Jahren zuvor – der Beruf Verkäufer/-in mit 6,1% unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-5. Im vorherigen Abschnitt wurde bereits gezeigt, dass Jugendliche ohne Hauptschulabschluss in der Gruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung sehr stark vertreten waren. So erklärt es sich auch, dass 2 Berufe in der Liste der 10 von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2016 zur Gruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung zählen. Bei den Neuabschlüssen mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss zeigte sich eine vergleichsweise breite Streuung. Nur 33,5% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss verteilten sich auf diese 10 am stärksten besetzten Berufe. Der analoge Wert für die Gruppe der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt zum Vergleich beispielsweise bei 44,6%. 

Auszubildende mit Hauptschulabschluss

Seit Jahren deutlich rückläufig ist die Zahl der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss. Sie hat mit 127.686 Neuabschlüssen im Berichtsjahr 2016 einen neuen Tiefststand erreicht, sodass auch der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im Vergleich zu den letzten Jahren auf nunmehr 25,3% gesunken ist (2009: 33,1%) Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss lag mit 19,4 Jahren auf dem Vorjahresniveau und damit weiterhin deutlich niedriger als bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss.

Bei der Betrachtung der einzelnen Zuständigkeitsbereiche zeigt sich, dass Auszubildende mit Hauptschulabschluss überdurchschnittlich – wenn auch seit 2009 deutlich rückläufig – im Handwerk (2016: 41,2% vs. 2009: 53,7%) vertreten sind, gefolgt von den Bereichen Hauswirtschaft (51,9%) und Landwirtschaft (29,6%) Tabelle A5.5.1-3. Im Bereich der freien Berufe wurden hingegen nur 15,6% und im öffentlichen Dienst nur 3,2% Jugendliche mit Hauptschulabschluss gemeldet. Mehr als die Hälfte (53,1%) der Neuabschlüsse in der Berufsgruppe der zweijährigen Berufe wurde mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen Tabelle A5.5.1-4. Ein ähnlich hoher Wert ergab sich bei den Berufen für Menschen mit Behinderung (56,1%). 

Nicht nur bei den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss, sondern auch bei denjenigen mit einem Hauptschulabschluss war im Berichtsjahr 2016 erneut der zweijährige Beruf Verkäufer/-in mit 11.547 Neuabschlüssen am stärksten besetzt (9,0%) Tabelle A5.5.1-6. Auszubildende mit Hauptschulabschluss stellten rund die Hälfte (50,7%) aller Neuabschlüsse in diesem Beruf. Auffällig ist bei der Liste der 10 am stärksten besetzten Ausbildungsberufe für diese Schulabschlussgruppe, dass die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss oftmals deutlich mehr als die Hälfte aller Auszubildenden in den jeweiligen Berufen bilden, so z. B. bei den Berufen Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk (65,7%), Maler/-in und Lackierer/-in (63,9%), Fachlagerist/-in (62,0%) und Friseur/-in (55,6%). Die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe ist bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss dementsprechend besonders ausgeprägt. 44,6% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilten sich auf die 10 am stärksten besetzten Berufe. Eine Ursache dafür könnte sein, dass sich das berufliche Spektrum für Jugendliche mit niedrigerem Schulbildungsniveau seit geraumer Zeit aufgrund steigender kognitiver Anforderungen verengt. Folge ist eine starke Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Schulabschlüssen und den eingeschlagenen Bildungswegen und letztendlich eine starke berufliche Segmentierung des Berufsausbildungssystems. Die Gründe hierfür könnten sowohl bei den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen der einzelnen Berufe als auch bei der betrieblichen Selektionspolitik liegen (vgl. Gerhards/Troltsch/Walden 2013).

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2009 bis 20161

Tabelle A5.5.1-4: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Berufsgruppen, Bundesgebiet 20161

Tabelle A5.5.1-5: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2016

Auszubildende mit Realschulabschluss

Die anteilig größte Gruppe der Schulabschlussarten bildeten auch im Berichtsjahr 2016 mit insgesamt 215.976 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen weiterhin die Auszubildenden mit Realschulabschluss. Im Vergleich zum Vorjahr blieb der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System mit 42,8% nahezu unverändert hoch (2015: 42,7%). Die Auszubildenden mit Realschulabschluss waren bei Neuabschluss durchschnittlich 18,9 Jahre alt.

Durch ihre zahlenmäßige Dominanz im dualen System sind die Realschüler/-innen auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen überdurchschnittlich stark vertreten. Eine Ausnahme bildete die Hauswirtschaft mit nur 14,3% im Berichtsjahr 2016 Tabelle A5.5.1-3. Dahingegen außergewöhnlich hoch war mit 55,2% der Anteil der Jugendlichen mit Realschulabschluss in den freien Berufen.

Betrachtet man einzelne ausgewählte Berufsgruppierungen, so fällt auf, dass immer noch 34,8% der Auszubildenden in zweijährigen Berufen über einen Realschulabschluss verfügten, und dies, obwohl zweijährige Berufe insbesondere die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sollen.

Mit 6,5% ist auch im Berichtsjahr 2016 der Beruf Einzelhandelskaufmann/-kauffrau der am stärksten besetzte unter den Auszubildenden mit Realschulabschluss Tabelle A5.5.1-7. Diese Schulabschlussgruppe machte dort annähernd die Hälfte der Neuabschlüsse aus (48,5%). Den zweiten Platz mit einem Anteil von 6,1% belegte – wie bereits im Vorjahr – der Beruf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, gefolgt vom Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (5,0%). Auch die Berufe Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,4%) und Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (3,3%) aus dem Bereich der freien Berufe waren in der Liste der 10 am stärksten besetzten Berufe dieser Schulabschlussgruppe vertreten und stellten auch innerhalb dieser Berufe die deutliche Mehrheit. So waren z. B. 64,1% der Auszubildenden im Beruf Medizinische/-r Fachangestellte/-r Jugendliche mit Realschulabschluss. Insgesamt verteilten sich 41,3% aller Auszubildenden mit Realschulabschluss auf die 10 am stärksten besetzten Berufe.

Tabelle A5.5.1-6: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2016

Tabelle A5.5.1-7: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Realschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2016

Tabelle A5.5.1-8: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Studienberechtigung am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2016

Auszubildende mit Studienberechtigung

Der Anteil der Auszubildenden mit Studienberechtigung ist von 2015 auf 2016 erneut deutlich angestiegen und erreichte mit 28,7% (144.630 Neuabschlüsse) einen neuen Höchststand Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Studienberechtigung war – allein schon aufgrund der längeren allgemeinschulischen Ausbildung – mit 21,1 Jahren deutlich höher als bei den anderen Schulabschlussgruppen.

Der Studienberechtigtenanteil ist in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen stark unterschiedlich. So wurde bspw. mehr als die Hälfte der Neuabschlüsse im öffentlichen Dienst (56,2%) im Jahr 2016 mit studienberechtigten Auszubildenden abgeschlossen. Außerdem stark besetzt war der Bereich Industrie und Handel (34,8%). Unterdurchschnittlich hingegen waren Auszubildende mit Studienberechtigung vor allem im Bereich Hauswirtschaft (2,4%) vertreten Tabelle A5.5.1-3. Auch wenn der Studienberechtigtenanteil im Bereich Handwerk mit 13,3% weiterhin auf niedrigem Niveau lag, so ist ein deutlicher Aufwärtstrend in den letzten Jahren zu erkennen (2009: 6,3%). Das Handwerk scheint also auch für Studienberechtigte zunehmend interessant zu werden. Die Anteile studienberechtigter Auszubildender im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft lagen mit 23,6% zwar immer noch unter dem Durchschnitt, allerdings zeigt sich auch hier in den letzten Jahren eine deutliche Anteilszunahme (2009: 11,0%).

Auch im Berichtsjahr 2016 favorisierten die Auszubildenden mit Studienberechtigung weiterhin die kaufmännischen Ausbildungsberufe. Von den 10 mit studienberechtigten Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufen waren 7 aus dem kaufmännischen Bereich. Wie im Vorjahr war auch 2016 hier der Beruf Industriekaufmann/-kauffrau (8,6% aller Auszubildenden mit Studienberechtigung) am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-8. 70% aller Auszubildenden in diesem Beruf waren studienberechtigt. Höher war dieser Anteil nur bei den Berufen Bankkaufmann/-kauffrau (73,3%) und Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (72,1%). Neben den kaufmännischen Berufen gehörten die Berufe Fachinformatiker/-in, Steuerfachangestellte/-r und Verwaltungsfachangestellte/-r zu den 10 am stärksten besetzten Berufen. Wie bereits in den Vorjahren war die Fokussierung der Auszubildenden mit Studienberechtigung auf bestimmte Berufe sehr stark. 2016 schlossen knapp die Hälfte (45,3%) aller studienberechtigten Auszubildenden einen neuen Ausbildungsvertrag in einem dieser 10 am stärksten besetzten Berufe ab. 

(Stephan Kroll)

  • 89

    Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 962 ff.), der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, sind weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet worden. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde 2007 auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung umgestellt und erhielt einen ausgeweiteten Merkmalskatalog.

  • 90

    Die Werte weichen von denen des Datenreports 2015 ab, da die jeweiligen Altersjahrgänge nicht mehr mit +0,5 in die Berechnung einfließen. Allerdings ist zu beachten, dass die Berufsbildungsstatistik das Geburtsjahr der Auszubildenden erhebt. Das Alter ist somit nur jahresgenau erfasst. Ein Ausbildungsvertrag beginnt i. d.  R. im August oder September bzw. die Neuabschlusszahlen sind zum Stichtag 31.12. ermittelt und ein Teil der Auszubildenden erreicht dann schon bald (Beginn des folgenden Kalenderjahres) ein höheres Lebensalter. Das tatsächliche Durchschnittsalter liegt also über dem berechneten. Da jedoch nicht genau bestimmt werden kann, um wie viele Monate das Durchschnittsalter verzerrt ist, wurde die Kalkulation um +0,5 aufgegeben.