BP:
 

Das Wichtigste in Kürze

Ziel des Kapitels ist es, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen deutscher Berufsbildung innerhalb eines europäischen und internationalen Kontexts zu verorten und die indikatorengestützte Berichterstattung des Datenreports zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung unter Bezug auf Entwicklungen im Rahmen der Internationalisierung der beruflichen Bildung sowie mit Blick auf international vergleichende Studien, Indikatoren und Benchmarks zu erweitern.

Das internationale Interesse an der dualen Berufsbildung ist weiterhin groß. Daher behandelt dieser Teil ausführlich die unterschiedlichen Formen der Ausgestaltung dualer und betriebsintegrierter Aus- und Weiterbildung in europäischen und außereuropäischen Industrieländern. Hinsichtlich der Indikatoren und Benchmarks, die im Rahmen des gemeinsamen Arbeitsprogramms der EU als gemeinsames Monitoringinstrument vereinbart worden sind, liegen im Vergleich zum Vorjahresbericht keine neuen Erkenntnisse vor, sodass hier auf die entsprechenden Darstellungen im BIBB-Datenreport 2013, Kapitel E verwiesen sei. Mit Blick auf die Entwicklung der grenzüberschreitenden Mobilität in der beruflichen Bildung werden Daten aus dem EU-Berufsbildungsprogramm LEONARDO DA VINCI zusammengefasst dargestellt. Nachdem das Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen (Anerkennungsgesetz) im April 2014 zwei Jahre in Kraft ist, liegt ein wachsender Datenbestand zur Umsetzung des Gesetzes vor. Neben den Zahlen zur Nutzung des Portals „Anerkennung in Deutschland“ werden die statistischen Daten auf Bundesebene dargestellt und erläutert, die Anhaltspunkte zu Nutzung und Auswirkungen des Anerkennungsgesetzes geben.

Folgende Ergebnisse sind hervorzuheben:

  • International gesehen gibt es verschiedene Formen betriebsintegrierter Ausbildung. Das ausgebaute System der dualen Berufsausbildung mit der Integration in die Sekundarstufe II und dem spezifischen Beschäftigungsstatus der Auszubildenden, über das wir in Deutschland verfügen, ist im internationalen Vergleich eher eine Ausnahme. In anderen Ländern existieren dualisierte Modelle in bestimmten Berufen oder einzelnen Regionen. Diese sind häufig auch im Bereich der Weiterbildung verortet. Daher ist es wichtig, das Arbeitsmarktsystem und das Bildungssystem gemeinsam zu betrachten. Weitere Formen dualisierter Berufsbildung stellen die kooperative Berufsbildung (Co-operative Education) und die alternierende Berufsausbildung (Alternance) dar.
  • Die in den Medien häufig verwendete Kennziffer der Jugendarbeitslosigkeit in der EU berechnet sich aus der Relation der arbeitslosen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren zu den Erwerbspersonen in diesem Alter. Junge Menschen, die sich noch im Bildungssystem befinden, gelten formal als nicht erwerbstätig und fließen daher nicht in diese Berechnung ein. Wird die Gruppe der Nichterwerbspersonen in die Berechnung einbezogen, so sinkt der Anteil junger Arbeitsloser EU-weit deutlich und liegt im Durchschnitt bei 9,7 %. Deutschland hat nach dieser Berechnung einen Anteil von 4,7 % und führt damit die Rangliste der europäischen Staaten an.
  • Die Steigerung der regionalen Mobilität hat in der deutschen und europäischen Bildungspolitik weiterhin hohe Priorität. Auf EU-Ebene ist bis 2020 beabsichtigt, dass 6 % der 18- bis 34-Jährigen mit einem berufsbildenden Abschluss einen Auslandsaufenthalt von mindestens 2 Wochen während ihrer Ausbildung nachweisen. Für Deutschland hat der Bundestag im Januar 2013 das Ziel festgeschrieben, dass mindestens 10 % der Auszubildenden entsprechende Erfahrungen im Ausland sammeln. Der geschätzte prozentuale Anteil liegt für Deutschland aktuell bei etwas mehr als 4 %. Im EU-Berufsbildungsprogramm LEONARDO DA VINCI haben sich im Zeitraum 2007 bis 2013 die Teilnahmezahlen im Bereich der Erstausbildung mehr als verdoppelt. Die durchschnittliche Dauer des Auslandsaufenthaltes liegt bei ca. 5 Wochen.
  • Bis Ende 2012 wurden knapp 11.000 Anträge auf Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen gestellt. Hiervon bezogen sich fast 80 % auf die Anerkennung eines in Deutschland reglementierten Berufs. Mehrheitlich besitzen die Antragstellenden die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes. Die deutliche Mehrheit der nachfolgenden Bescheide stellt eine volle Gleichwertigkeit der Berufsqualifikation mit dem deutschen Referenzberuf fest. Der Informations- und Beratungsbedarf zu den Verfahren der beruflichen Anerkennung ist weiter gestiegen. Im Ausland überwiegt auch hier die Nutzung durch Besucher aus einem Staat der EU bzw. des europäischen Wirtschaftsraums.

(Birgit Thomann)