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Medienkompetenz vermitteln

Nur wer weiß, wovon er spricht, kann es lehren

18.02.2021 | Behördenspiegel / Bennet Klawon

Ob nun die Handelskauffrau E-Commerce-Vertriebswege nutzt, der Mechatronikerazubi sich Schrauben mit dem 3-D-Drucker erstellt oder eine Grafikerin ein Magazin ausdruckt. Die Entwicklung der Arbeitswelt ist geprägt von Digitalisierung und vernetzten Arbeitsprozessen. Die sichere Mediennutzung ist dabei eine der neuen wichtigen Berufsanforderungen. Doch auch diese will gelernt sein. Um dies zu vermitteln, braucht es medienkompetente Ausbilderinnen und Ausbilder. Dafür sorgt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Medienkompetenz vermitteln
Nur wer medienkompetent ist, kann auch Medien konkret, sinnvoll und gewinnbringend einsetzen.

Medien gewinnbringend einsetzen

Die Herausforderung für Ausbilderinnen und Ausbilder besteht darin, die Ausbildungsinhalte entsprechend anzupassen. Doch nur wer medienkompetent ist, kann auch Medien konkret, sinnvoll und gewinnbringend im Ausbildungsalltag einsetzen. Die medienpädagogischen Herausforderungen umfassen sowohl das Verstehen didaktischer Konzepte in verschiedenen Lehr-/Lernszenarien als auch die kritische Reflexion des Medienwandels in der Gesellschaft. Insbesondere die Berücksichtigung der jeweiligen organisatorischen, rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen in den Betrieben ist eine notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Medienintegration. “Berufliche Medienkompetenz ist eine Grundvoraussetzung für alle Beschäftigten im digitalen Arbeitsalltag. Allerdings ist Medienkompetenz in unterschiedlichen Arbeitsfeldern unterschiedlich ausgeprägt und eng an die Arbeitsaufgabe gebunden“, betont Dr. Monika Hackel, Leiterin der Abteilung “Struktur und Ordnung der Berufsbildung“ im BIBB.

Auch die Modernisierung der sogenannten Standardberufsbildpositionen, auf die sich das BIBB und die Sozialpartner geeinigt haben, greift dies auf. Standardberufsbildpositionen legen fest, welche Inhalte und Lernziele in Zukunft in allen Ausbildungsberufen vermittelt werden sollen. Diese gelten ab August 2021. Ein Lernziel ist dabei das “sichere, effiziente und demokratische” Agieren in einer “digitalisierten Arbeitswelt”.

Jedoch liegt in jeder Herausforderung zugleich auch eine Chance. Digitale Medien im Ausbildungsalltag sind zwar weit verbreitet, doch wird das didaktische Potenzial oftmals nicht gänzlich ausgeschöpft. Dabei bieten sich neue Möglichkeiten des Lehrens und Lernens. Die Gründe, warum dieses Potenzial nicht abgerufen wird, können vielfältig sein: Fehlendes Know-how, Unsicherheiten bei rechtlichen Vorgaben oder Unkenntnis der didaktischen Einsatzmöglichkeiten in der Ausbildung. Das hat zur Folge, dass der Einsatz von digitalen Medien häufig nur zufällig, personenabhängig und in der Fläche unsystematisch erfolgt.

Innovatives Seminarkonzept wird erprobt

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt “MIKA-Seminare” soll genau dort Abhilfe schaffen. MIKA steht dabei für Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal. Das Projekt wird im Rahmen der “Qualifizierungsinitiative Digitaler Wandel – Q 4.0” des BMBF gefördert. Innerhalb der Initiative sollen innovative Weiterbildungsmodule zur Stärkung der Medien- und IT-Kenntnisse des Ausbildungspersonals entwickelt und getestet werden. Ein Branchen übergreifendes und bundesweit einheitliches Seminarkonzept soll ab Sommer 2021 einsetzbar sein.

Die MIKA-Seminare werden momentan an fünf Standorten in Kooperation mit mehreren Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern getestet. In den Seminaren sollen sechs ineinander inhaltlich verschränkte Lernfelder nähergebracht werden. Diese sind: “Digitale Welt verstehen“, “Daten schützen und sicher agieren”, “Kommunizieren und Kooperieren“, “Inhalte suchen und verarbeiten”, “Inhalte erstellen und teilen” und “Probleme lösen und reflektieren”. Konkret heißt dies zum Beispiel Datenschutz und IT-Sicherheit berücksichtigen, bewerten von ausbildungsrelevanten Inhalten oder den Arbeitsprozess digital organisieren. Da die Seminare für die Ausbilderinnen und Ausbilder meistens berufsbegleitend stattfinden, werden die MIKA-Seminare im sogenannten “Blended-Learning-Format”, also einer Kombination aus Präsenzveranstaltung und Web-Seminaren, angeboten. Besonders wichtig ist in diesen Seminaren die Selbstlernphase, bei denen sich die Ausbildenden autonom über die Lerninhalte informieren und Basiskompetenzen aneignen. Die vom BIBB entwickelte “MIKA-Lernwelt” soll dabei die Selbstlernphase unterstützen und das bisherige Angebot im Ausbilderportal des BIBB unter www.foraus.de ergänzen.

Die Lernwelt befindet sich jedoch noch in der konzeptionellen Phase und wird voraussichtlich ab Mitte 2021 bereitgestellt. Damit ein gutes Fundament für die Medienkompetenz gelegt wird, plant das BIBB, in der Lernwelt eine Lernplattform zu implementieren, die Basiswissen und Grundkompetenz zur Medienpädagogik vermittelt. Das im Selbststudium Erlernte soll dann in den Präsenzveranstaltungen an konkreten Ausbildungssituationen und unter der Berücksichtigung der eigenen betrieblichen Möglichkeiten angewendet und geübt werden.

Schlussendlich sollen die Seminarteilnehmenden nicht nur über Basiskompetenzen verfügen, sondern auch eine individuelle Toolbox mit digitalen Medien erstellt haben, die sie jederzeit anpassen und erweitern können.