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„Es gibt keine Krise des dualen Systems“

Handwerkskammer Düsseldorf zu Gast im BIBB

06.06.2016

Akademisierung, überbetriebliche Ausbildungsstätten und Digitalisierung — das waren die zentralen Themen eines Gedankenaustauschs bei einem Besuch von führenden Vertreterinnen und Vertretern der Handwerkskammer Düsseldorf im BIBB.

In einem Vortrag vor Vorstand und Geschäftsführung der Handwerkskammer Düsseldorf sprach sich der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, gegen den Begriff eines „Akademisierungswahns“ aus. „Wer in einem Atemzug mit ´Akademisierung´ das Wort ´Wahn´ verwendet, diskreditiert nicht nur Eltern und Lehrer, die Schülerinnen und Schülern raten und dabei helfen, eine akademische Ausbildung zu erlangen“. Vielmehr lenke das Schlagwort auch davon ab, dass sich die an beruflicher Bildung Beteiligten dem Wettbewerb um junge Menschen aktiv stellen müssten.

„Die Nachwuchskräfte prüfen nämlich genau, ob man mit einer guten Ausbildung auch gute Beschäftigungschancen hat“, betonte Esser vor den rund 25 Gästen aus dem Rheinland. Das Einkommen müsse zudem angemessen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich sein. „Es gibt keine Krise des dualen Systems“, sagte der BIBB-Präsident.

Stattdessen solle man verstärkt darüber nachdenken, wie man vor allem kleineren Betrieben helfen könne, als Anbieter von Berufsausbildung bei jungen Leuten attraktiv zu sein. „Hier gilt es, die Rahmenbedingungen für Ausbildung und Karriere zu verbessern.“ Gefragt seien gerade Kammern und Innungen, die als Dienstleister für Ausbildungsbetriebe wertvolle Hilfe sein könnten. Die HWK Düsseldorf, mit deren Vertreterinnen und Vertretern es zu einer hochkarätigen Diskussion kam, sei ein sehr gutes Beispiel für besondere Ausbildungsleistungen.

In diesem Zusammenhang hob Esser hervor, wie wichtig nach wir vor die Förderung durch überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS) sei. Alexandra Kurz, die im BIBB den Arbeitsbereich „Überbetriebliche Berufsbildungszentren, Regionale Strukturentwicklung“ leitet, erläuterte im Anschluss die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der Finanzierung und der Inhalte der Förderung. Dabei bleibe das Ziel zentral, eine adäquate Infrastruktur zu gewährleisten. „Veränderungen bei Demographie und Technik sind dabei nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen“, unterstrich Kurz.

Auf eine große technische Herausforderung der beruflichen Bildung, die Digitalisierung, ging Dr. Gert Zinke näher ein, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im BIBB-Arbeitsbereich „Elektro-, IT- und naturwissenschaftliche Berufe“ tätig ist. „Die Wirkungen der Digitalisierung auf die Facharbeit sind vielgestaltig und schließen zum Beispiel neue Kernqualifikationen und Verschiebungen der Berufsprofile ein“, sagte der Referent. Um Impulse und Handlungsempfehlungen für eine angemessene Berufsausbildung in der digitalisierten Arbeitswelt zu gewinnen, beschreite das BIBB, wie Zinke beschrieb, neue Wege: zusammen mit dem BMBF in der Initiative „Berufsbildung 4.0“ und zusammen mit der Volkswagen Group Academy in einem Projekt.