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Arbeitsprogramm zur „Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“

Peter Munk (BMBF) und Dr. Eva-Maria Bosch (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg).

Was muss unternommen werden, um die Lese- und Schreibkompetenzen Erwachsener in Deutschland zu verbessern? In einem Arbeitsprogramm hat das Kuratorium der „Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ – bestehend aus Bund, Ländern und Partnern – anhand von fünf Handlungsfeldern festgelegt, wie die Lese- und Schreibkompetenzen Erwachsener verbessert werden sollen.

 

Öffentlichkeitsarbeit – intensivieren, informieren, Nachfrage generieren
In weiten Teilen der Bevölkerung ist das Ausmaß des funktionalen Analphabetismus in Deutschland nicht bekannt. Betroffenen und dem mitwissenden Umfeld wie Familie, Bekannte und Kollegen fehlt es an Kenntnissen über individuelle Hilfsangebote und Lernmöglichkeiten. Ein zentrales Ziel der gemeinsamen Aktivitäten ist deshalb, die allgemeine Öffentlichkeit sowie das unmittelbare Umfeld und die Betroffenen selbst stärker für die Bedeutung und Notwendigkeit von Alphabetisierung und Grundbildung zu sensibilisieren, Vorurteile durch Aufklärungsarbeit abzubauen, das teilweise vorhandene Tabu aufzubrechen und Lerninteresse zu stärken. Darüber hinaus werden Werbemaßnahmen zur Bekanntmachung von konkreten Lern- und Unterstützungsangeboten sowie Produkten durchgeführt.

Forschung – ausbauen, verdichten, Wissen herstellen
Die Forschung zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener wird weiter gefördert, um Ursachen des funktionalen Analphabetismus zu erkennen sowie um Programme und Angebote zu evaluieren und entsprechend zu verbessern. Die Forschung über die Wirksamkeit von Lernangeboten und das Lernverhalten funktionaler Analphabeten stellt eine Grundlage für künftige Projekte und Bildungsprogramme dar.

Lernangebote – optimieren, erweitern, in die Fläche tragen
Um die Lernmotivation von funktionalen Analphabeten zu erhöhen, ist es erforderlich, die Lerninhalte ebenso wie die Didaktik und Methodik, an den Kompetenzen und Bedürfnissen der Lernenden zu orientieren. Lerninhalte müssen alltags-und praxisbezogen (z. B. Arbeits- und Lebenswelt, Finanzen, Freizeit, Beziehungen, Gesundheit) konzipiert sein und die große Heterogenität der Teilnehmer berücksichtigen.

Professionalisierung – ausbilden, weiterbilden, Qualität des Unterrichts verbessern
Beschäftigte in der Alphabetisierung und Grundbildung von Erwachsenen arbeiten mit heterogenen Lerngruppen, unterrichten binnendifferenziert und sind mit multiplen Problemlagen der Lernenden konfrontiert. Die Lerninhalte orientieren sich an den praktischen Anforderungen der Berufs- und Alltagwelt. Notwendig sind deshalb entsprechende Kompetenzen in der Erwachsenenbildung sowie fachliche und didaktisch-methodische Kompetenzen. Dazu muss die Qualifizierung des in der Alphabetisierung und Grundbildung von Erwachsenen tätigen Lehrpersonals weiter ausgebaut werden. Alphabetisierungs- und Grundbildungsthemen werden darüber hinaus verstärkt in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften an Schulen sowie in der Jugend- und Erwachsenenbildung berücksichtigt.

Strukturen – weiterentwickeln, aufbauen, Unterstützungsangebote optimieren
Wirkungen für die Alphabetisierung und Grundbildung werden erreicht, wenn an vorhandene Strukturen angeknüpft und diese weiterentwickelt werden. Bund, Länder und Dekadepartner haben seit 2012 dauerhafte und tragfähige Strukturen der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit als Teil des Weiterbildungssystems in Deutschland aufgebaut und wollen dies weiter vorantreiben. In den kommenden Jahren geht es insbesondere um die Verankerung der Alphabetisierung und Grundbildung als Querschnittsthema öffentlicher Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen, um ein ressortübergreifend abgestimmtes Vorgehen sowie um die Aufnahme der Alphabetisierung und Grundbildung als Querschnittsziele in Förderprogrammen anderer Bereiche – unter Berücksichtigung originärer Zuständigkeiten.

Das Arbeitsprogramm konkretisiert die im Grundsatzpapier für die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung festgelegten Ziele und Handlungsfelder für Bund und Länder sowie die beteiligten Partner in einem ersten Schritt. Die Priorisierung der einzelnen Maßnahmen und ihre sinnvolle strategische Ausrichtung werden innerhalb des Kuratoriums beraten. Auf dieser Basis wird das Arbeitsprogramm jährlich fortgeschrieben.

Hinsichtlich der Themen- und Schwerpunktsetzung des Arbeitsprogramms wurde das Kuratorium von einem Wissenschaftlichen Beirat beraten, dem für den Zeitraum 2016 – 2021 folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören:

• Herr Prof. Dr. Helmut Bremer, Universität Duisburg-Essen
• Herr Dr. Alexis Feldmeier, Universität Münster
• Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid Gogolin, Universität Hamburg
• Frau Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg
• Herr Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Hertie School of Governance
• Frau Prof. Dr. Cordula Löffler, Pädagogische Hochschule Weingarten
• Frau Prof. Dr. Nele McElvany, Technische Universität Dortmund
• Frau Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
• Herr Prof. Dr. Josef Schrader, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
• Herr Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Universität München