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In der Weiterbildungsstatistik im Verbund  werden seit dem Berichtsjahr 2002 jährlich Daten zu Personal, Finanzierung und Veranstaltungsprofilen der im Verbund zusammengeschlossenen Weiterbildungsorganisationen veröffentlicht. Die statistische Erhebung wird vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung  – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e. V. (DIE) durchgeführt. Zu den im Verbund zusammengeschlossenen Organisationen gehören der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB), der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben (BAK AL), die Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) und die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE). Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) ist assoziiertes Mitglied im Verbund. Die Daten des DVV werden in Kapitel B2.2.1 gesondert aufgeführt. Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf die Verbände AdB, AL, DEAE und KBE. Der AdB hatte sich 2009 einmalig nicht an der jährlichen Erhebung beteiligt, bei der Interpretation der Daten und einem Vergleich mit Vorjahreszahlen ist dies zu berücksichtigen.

Die im Verbund zusammengeschlossenen Einrichtungen bieten ein breites thematisches Spektrum an Weiterbildung an, die berufliche Weiterbildung stellt einen Teil des Angebotes dar. Die thematische Zuordnung der durchgeführten Veranstaltungen erfolgt anhand der Systematik Politik – Gesellschaft, Familie – Gender – Generationen, Religion – Ethik, Umwelt, Kultur – Gestalten, Gesundheit, Sprachen, Arbeit – Beruf, Grundbildung – Schulabschlüsse. Die Veranstaltungen des im Folgenden dargestellten Themenbereichs Arbeit – Beruf werden anhand verschiedener thematischer Oberkategorien erfasst, wie Arbeitstechniken, Interessenvertretung, kaufmännische Praxis, Management, Wirtschaft. Neben den Veranstaltungen des Bereichs Arbeit  – Beruf können auch die Veranstaltungen der anderen Themenbereiche für die Teilnehmenden von beruflichem Interesse sein und für eine berufliche Weiterbildung genutzt werden. Da die Veranstaltungen jedoch nach inhaltlichen Kriterien erfasst werden und anders als im Adult Education Survey (vgl. Kapitel B1.1) nicht der Zweck der Teilnahmen erfragt wird, ist hier eine vollständige Abbildung von berufsbezogenen Veranstaltungen nicht möglich. Die dargestellten Daten können somit als Mindestwerte für berufliche Weiterbildung interpretiert werden. 

Weiterbildungsstatistik im Verbund (Verbundstatistik)

Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die durchgeführten Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Belegungen eines Kalenderjahres aus dem Themenbereich Arbeit – Beruf der Verbände AdB, BAK AL, DEAE und KBE. Als Veranstaltung gezählt werden durchgeführte Kurse, Seminare und Lehrgänge, Studienfahrten und -reisen sowie Vorträge und andere Kurzformen mit bis zu 3  Unterrichtsstunden. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45  Minuten. Unter einer Belegung wird ein Teilnahmefall an einer Veranstaltung verstanden. Eine Person, die mehrere Veranstaltungen belegt, wird mehrfach gezählt. Die Anzahl der Belegungen kann daher höher sein als die Anzahl der teilnehmenden Personen.

2012 bilden 2.198 Einrichtungen die Grundgesamtheit der Mitgliedseinrichtungen der im Verbund zusammengeschlossenen Träger von Weiterbildung (2011: 2.218). Die Erfassungsquoten fallen bei den Verbänden unterschiedlich aus, sie variieren zwischen 33 % und 98 %. Erfasst wurden die Daten von Einrichtungen, die dargestellten Ergebnisse wurden auf Basis der Erfassungsquoten auf die Grundgesamtheit hochgerechnet (vgl. Horn/Ambos 2014).

Nicht für alle Teilnahmefälle liegen Informationen zum Geschlecht vor. Die in Tabelle B2.2.3-2 dargestellten Prozentangaben beziehen sich auf die jeweils gültigen Nennungen. Für insgesamt 78 % der Belegungen in Veranstaltungen mit mehr als 3 Unterrichtsstunden im Bereich Arbeit – Beruf wurden Angaben zum Geschlecht gemacht.

Angebot beruflicher Weiterbildung

Das im Themenbereich Arbeit – Beruf abgebildete Angebot von AdB, BAK AL, DEAE und KBE umfasste im Jahr 2012 mehr als 25.000 Veranstaltungen, die mit rund 834.000 Unterrichtsstunden durchgeführt wurden und 426.000 Belegungen verzeichneten Tabelle B2.2.3-1. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies für die 2012 an der Statistik beteiligten Organisationen einen Zuwachs bei den Veranstaltungen und Belegungen sowie einen Rückgang bei den Unterrichtsstunden. Die Zahl der durchgeführten Veranstaltungen stieg um 2 %, die Zahl der Belegungen an den Veranstaltungen um 1,6 %. Die Unterrichtsstunden gingen um 12,8 % zurück.

Bei den einzelnen Organisationen zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten verzeichnete einen Zuwachs bei den Veranstaltungen (+26,2 %), Unterrichtsstunden (+14,1 %) und Belegungen (+28,8 %). Beim Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben nahm die Zahl der Veranstaltungen (+4,3 %) und der Belegungen (+8,5 %) zu, die Zahl der Unterrichtsstunden dagegen ab (-29,7 %). Zurückzuführen ist dieses Ergebnis insbesondere auf einen Rückgang der von der EU geförderten Auslandsmaßnahmen in Hamburg sowie den starken Rückgang der Arbeitsmaßnahmen in Niedersachsen.

Die Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung verzeichnete 2012 gegenüber 2011 eine geringere Anzahl durchgeführter Veranstaltungen (-5,7 %), weniger Unterrichtsstunden (-8,6 %) sowie eine geringere Anzahl an Belegungen (-4,5 %). Bei der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung blieb die Anzahl der Veranstaltungen stabil (+0,0 %). Rückläufig waren dagegen die Anzahl der durchgeführten Unterrichtsstunden (-4,5 %) sowie die Anzahl der Belegungen (-3,0 %).

Für den Verbund insgesamt betrachtet nimmt die berufliche Weiterbildung eine eher nachrangige Rolle ein. Der Bereich Arbeit – Beruf umfasste 5 % der insgesamt durchgeführten Veranstaltungen, der Anteil der Teilnahmen an der Summe aller Belegungen lag bei 4 %. Der Anteil der Unterrichtsstunden am Gesamtvolumen lag deutlich höher, er erreichte 14 %. Dieser höhere Anteil ist erklärbar durch die im Rahmen beruflicher Weiterbildungsangebote durchgeführten Auftrags- und Vertragsmaßnahmen für geschlossene Gruppen, die durchschnittlich länger dauern als offene Angebote.

Ein differenzierterer Blick auf die einzelnen Verbände zeigt, dass die berufliche Weiterbildung in unterschiedlichem Ausmaß das jeweilige inhaltliche Programmprofil prägt. Ein Vergleich zwischen den Organisationen des Verbundes weist deutliche Unterschiede in der thematischen Schwerpunktsetzung auf. Beim Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben stellt die berufliche Weiterbildung einen relevanten Teil des Angebots dar, wobei hier die Verbindung zwischen politischer und beruflicher Weiterbildung im Fokus steht. Zu den Themen Interessenvertretung, Mitbestimmung und Tarifrecht wurden 3.800  Veranstaltungen mit 237.000 Unterrichtsstunden durchgeführt. Der Anteil der Veranstaltungen mit beruflichen Themen lag bei 43 % des Gesamtprogramms, der Anteil am gesamten Unterrichtsstundenvolumen betrug 53 %.

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten bot 3.100 Veranstaltungen mit mehr als 52.800 Unterrichtsstunden zu den Themen Wirtschaft, Arbeit, Management und Arbeitstechniken an. Der Anteil der Veranstaltungen mit beruflichen Themen am Gesamtprogramm lag bei 13 %, der Anteil der Unterrichtsstunden am Gesamtvolumen bei 12 %.

Bei den konfessionell getragenen Bildungsstätten zeigt sich ein etwas anderes Bild. Das inhaltliche Profil wird nicht durch berufliche Weiterbildung geprägt. Dennoch ist das Angebotsvolumen an beruflicher Weiterbildung, gemessen an der Anzahl der Veranstaltungen, größer als beim BAK AL.
Die KBE stellte mit 13.400 Veranstaltungen und mehr als 474.000 Unterrichtsstunden das größte Angebotsvolumen im Bereich Arbeit – Beruf. Nach Anzahl der Unterrichtsstunden und durchgeführter Veranstaltungen ist sie, unter den in diesem Kontext dargestellten Organisationen, auch die größte Anbieterin von Weiterbildung. Im Gesamtangebot spielt die berufliche Weiterbildung allerdings eine nachrangige Rolle – die KBE versteht sich primär als Anbieterin religiöser und kultureller Weiterbildung. Deutlich sichtbar wird dies an dem Verhältnis des Themenbereichs Arbeit – Beruf zum Gesamtangebot: Der Anteil dieser Veranstaltungen lag bei 5 %, der Anteil am Unterrichtsstundenvolumen bei 13 %. Der andere konfessionelle Trägerverband, der DEAE, bot knapp 5.200 Veranstaltungen mit rund 70.500 Unterrichtsstunden an. Die Themenbereiche religiöse Bildung, Lebensformen und politische Bildung werden von der DEAE als Aufgabenschwerpunkte erachtet, berufliche Weiterbildung hat einen eher untergeordneten Stellenwert. Der Anteil der Veranstaltungen im Themenbereich Arbeit – Beruf lag bei 3 %, der Anteil am gesamten Unterrichtsstundenvolumen bei knapp 5 %.

Tabelle B 2.2.3-1: Veranstaltungen, Unterrichsstunden und Belegungen im Themenbereich „Arbeit und Beruf“ 2012

Teilnehmende an beruflicher Weiterbildung nach Geschlecht

Laut Adult Education Survey 2010 und 2012 beteiligen sich Frauen im Vergleich zu Männern etwas häufiger an individueller beruflicher Weiterbildung (vgl. Kapitel  B1.1). Dieses Bild zeigt sich bei den Mitgliedseinrichtungen des Verbundes in ähnlicher Weise. Der Anteil an Belegungen durch Frauen im Bereich Arbeit – Beruf lag bei 59 %, der Männeranteil lag bei 41 %.

Deutliche Unterschiede gab es zwischen den einzelnen Verbänden. Beim BAK AL war der Anteil der männlichen Teilnehmer im Themenbereich Arbeit – Beruf mit 58 % am höchsten, auch im Gesamtprogramm des Verbandes überwogen mit einem Anteil von 52 % die Männer bei den Belegungen. Während der BAK AL mit seinem Fokus auf politisch orientierte berufliche Weiterbildung eher männliche Teilnehmer erreicht, sind bei den konfessionellen Trägern KBE und DEAE mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden an beruflicher Weiterbildung Frauen. Bei der KBE wurden 70 % der Belegungen von beruflicher Weiterbildung durch Teilnehmerinnen gebucht. Der Frauenanteil an den Belegungen im Bereich Arbeit  – Beruf lag damit über dem durchschnittlichen Anteil weiblicher Belegungen von 59 % an beruflicher Weiterbildung im Verbund, allerdings überwog mit 74 % auch der Frauenanteil an den Belegungen im Gesamtprogramm der KBE. Bei der DEAE lag der Anteil der Frauen an beruflichen Veranstaltungen bei 62 % und damit unter dem Frauenanteil von 70 % im Gesamtprogramm der KBE. Der AdB spricht beide Geschlechter gleichermaßen an. Der Anteil an Belegungen durch Frauen im Bereich Arbeit – Beruf lag bei 53 %, der Männeranteil bei 47 %. Die Verteilung der Teilnahmen nach Geschlecht zeigt Tabelle B2.2.3-2.

(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Tabelle B 2.2.3-2: Belegungen differenziert nach Geschlecht der Teilnehmenden im Themenbereich „Arbeit und Beruf“ 2012