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Auch im Jahr 2018 setzte sich der Trend der letzten Jahre zur Höherqualifizierung in Bezug auf die allgemeinbildenden Schulabschlüsse der Auszubildenden im dualen System weiter fort. Zwar stellen die Auszubildenden mit Realschulabschluss seit Jahren die größte Schulabschlussgruppe im dualen System der Berufsausbildung, wenn auch die Anteilswerte in den letzten Jahren leicht rückläufig waren (2009: 43,0% vs. 2018: 41,9%; absolut 2018: 214.179 Neuabschlüsse). Deutlichere Verschiebungen zeigten sich in den letzten zehn Jahren bei den oberen und unteren Schulabschlussniveaus: Mit 151.107 Neuabschlüssen hatte die Gruppe der Auszubildenden mit Studienberechtigung im Vergleich zum Vorjahr (148.029; +0,4 Prozentpunkte) erneut einen Zuwachs zu verzeichnen. Damit stieg der Anteilswert im Zeitverlauf von 20,4% im Jahr 2009 auf nunmehr 29,6%. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Neuabschlüsse mit Auszubildenden mit Hauptschulabschluss nach stetigem Rückgang erstmals seit 2009 wieder leicht angestiegen (2009: 33,1%; 2017: 24,7%; 2018: 25,0%). Dennoch werden seit 2015 mehr neue Ausbildungsverträge mit Jugendlichen mit Studienberechtigung geschlossen als mit Hauptschulabschluss (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Der Anteil der Neuabschlüsse mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss war mit 3,5% erneut gering Schaubild A5.5.1-1, Tabelle A5.5.1-3.

Erfassung des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses in der Berufsbildungsstatistik

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik 200789 wird der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden als eigenständiges Merkmal erfasst – neben den Informationen über eine vorangegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung (vgl. Kapitel A5.5.2) sowie einer vorherigen Berufsausbildung (vgl. Kapitel A5.3). Die erfassten Merkmale können frei kombiniert und für verschiedene Personengruppen ausgewertet werden. Die Analysemöglichkeiten haben sich hierdurch erweitert. Die Schulform, d. h., wo der Abschluss erworben wurde, ist dabei unerheblich. Unterschieden werden folgende Kategorien:

  • ohne Hauptschulabschluss,
  • Hauptschulabschluss,
  • Realschulabschluss oder vergleichbarer Abschluss,
  • Studienberechtigung,
  • im Ausland erworbener Abschluss, der den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann.

Da es bei den Angaben zu „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuordenbar ist“ 2008 erhebliche Probleme bei der Datenerhebung gab und auch in den Folgejahren noch davon auszugehen ist, dass hier über die eigentliche Abschlussgruppe hinaus auch fehlende Angaben gemeldet wurden, wird diese Kategorie in den dargestellten Tabellen nicht in die Prozentuierung einbezogen.

Bis 2006 wurden Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss nur alternativ zu Abschlüssen an der zuletzt besuchten beruflichen Schule gemeldet (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.5.1). Daten zur schulischen Vorbildung bis 2006 und zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss ab 2007 können daher nur eingeschränkt miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Angaben im Zeitverlauf ist erst ab dem Berichtsjahr 2007 möglich, wobei in den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Zeitreihen bis zum Berichtsjahr 2006 finden sich im BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.1.

Schaubild A5.5.1-1: Schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2009 bis 2018 (in %)1

In der Vergangenheit konnte ein durch den Anstieg der Studienberechtigten initiierter Verdrängungsprozess am Ausbildungsmarkt – insbesondere von Bewerberinnen und Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss – nicht nachgewiesen werden. Es kam vielmehr zu einer verschärften Konkurrenz der studienberechtigten Bewerberinnen und Bewerber um die häufig knappen Plätze in den von ihnen besonders begehrten Berufen (vgl. Beicht 2013; Milde/Kroll 2015). 

Für die Zukunft stellt sich daher nicht mehr nur die Frage nach einer möglichen Verdrängung. Zunehmend von Interesse ist auch, ob es gelingt, die rückläufigen Zahlen aufseiten der Personen mit maximal Hauptschulabschluss durch die stärkere Gewinnung von Studienberechtigten für die duale Berufsausbildung zu kompensieren, um auch zukünftig den Fachkräftebedarf sichern zu können. Hierzu hat das BIBB im Jahr 2016 eine Sonderauswertung durchgeführt (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Im Ergebnis ist ein gestiegenes Interesse von Studienberechtigten an der dualen Berufsausbildung zu konstatieren. Davon profitieren nicht nur typische Studienberechtigtenberufe Tabelle A5.5.1-8. Auch in vielen Hauptschülerberufen werden im Vergleich zu 2010 deutlich mehr Studienberechtigte gezählt. Insbesondere mit Blick auf die Fachkräftesicherung und auch auf Berufe mit einem hohen Anteil unbesetzter Stellen (z. B. Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Gebäudereiniger/-in, Fleischer/-in, Bäcker/-in; vgl. Kapitel A1.1) begannen zwar mehr Studienberechtigte eine Ausbildung, doch reichten die Zuwächse bei Weitem nicht aus, um die großen Verluste bei Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen, insbesondere mit maximal Hauptschulabschluss, auszugleichen.

Bei einer regionalen Differenzierung auf Basis der einzelnen Bundesländer zeigen sich teils deutliche Unterschiede bei der Verteilung der allgemeinbildenden Schulabschlüsse. Diese unterschiedlichen Verteilungen sind nicht nur mit der jeweiligen regionalen Ausbildungsmarktsituation zu begründen, sondern auch maßgeblich auf die unterschiedliche Verteilung der Schulabschlüsse unter den Schulabgängerinnen und Schulabgängern in den Bundesländern zurückzuführen. Beispielsweise verließ in Bayern im Jahr 2018 rund jeder fünfte Absolvent bzw. jede fünfte Absolventin die allgemeinbildende Schule mit einem Hauptschulabschluss, in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen war es hingegen nur rund jede/-r siebte. Auf der anderen Seite gab es z. B. in Hamburg sehr hohe Anteile (über 50%) an Schulabsolventen und -absolventinnen mit Studienberechtigung, wohingegen dieser Anteil in Bayern mit unter 30% deutlich niedriger lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2019). Dies sollen nur einige Beispiele sein, um die regional stark unterschiedlichen Verteilungen beim allgemeinbildenden Schulabschluss der Schulabsolventinnen und -absolventen zu verdeutlichen. Dass sich hierdurch auch Auswirkungen für die Zusammensetzung bei der allgemeinschulischen Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ergeben, scheint wahrscheinlich.

Bereits die grobe regionale Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland zeigt deutliche Unterschiede bei den Anteilen der jeweiligen Schulabgangsgruppe. In Ostdeutschland lag der Anteil der Neuabschlüsse von Jugendlichen mit Realschulabschluss mit 47,9% deutlich über dem Anteil in Westdeutschland (40,9%). Hingegen ergab sich für Westdeutschland ein leicht höherer Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (25,4% vs. Ostdeutschland: 22,8%) und mit Studienberechtigung (Westdeutschland: 30,3% vs. Ostdeutschland: 25,2%).  

Bricht man das Ganze auf die einzelnen Bundesländer herunter, so werden die Unterschiede noch deutlicher. So lag beispielsweise der Anteil der Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen in Bayern (32,9%), im Saarland (30,8%) und in Schleswig-Holstein (29,6%) deutlich über dem Bundesdurchschnitt (25,0%), in Sachsen-Anhalt (19,5%), Bremen (20,4%) und Nordrhein-Westfalen (20,6%) deutlich darunter. Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede beim mittleren Abschluss. In Sachsen-Anhalt (55,9%), Thüringen (53,2%) und Sachsen (53,0%) wurden 2018 mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Realschulabsolventinnen und -absolventen geschlossen, in Hamburg (28,7%), im Saarland (29,6%) und in Nordrhein-Westfalen (33,8%) mit weniger bzw. rund einem Drittel. Der Anteil der Studienberechtigten unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag lag im Jahr 2018 in Hamburg (43,5%) und in Nordrhein-Westfalen (42,2%) deutlich mehr als doppelt so hoch wie in Bayern (17,4%) Tabelle A5.5.1-1.

Tabelle A5.5.1-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Bundesland 2018

Höchster allgemeinbildender Schulabschluss nach Personengruppen

Auch im Jahr 2018 verließen Frauen die allgemeinbildende Schule seltener ohne und seltener mit Hauptschulabschluss und dafür deutlich häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als Männer. Diese Ausprägung zeigte sich auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. 35,9% der weiblichen Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2018 verfügten über eine Studienberechtigung. Bei den männlichen Auszubildenden waren dies nur 25,9% Tabelle A5.5.1-2. Auf der anderen Seite hatten 28,2% der Männer einen Hauptschulabschluss, bei den Frauen waren es nur 19,6%. Die Realschulabschlussanteile waren nahezu identisch (Männer: 41,8%; Frauen: 42,2%). 

Rund die Hälfte (49,5%) der ausländischen Auszubildenden mit Neuabschluss 2018 verfügte über maximal einen Hauptschulabschluss (10,0% ohne Hauptschulabschluss und 39,5% mit Hauptschulabschluss). Bei den Deutschen traf dies auf etwas mehr als jeden Vierten zu (26,0%). Demgegenüber hatten gut 30% der Auszubildenden mit deutschem Pass eine Studienberechtigung und rund 20% der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Zeitverlauf ist jedoch auch bei den ausländischen Auszubildenden eine recht deutliche Erhöhung des Anteils der Studienberechtigten festzustellen. Im Folgenden werden die Entwicklungen differenziert nach den einzelnen Schulabschlüssen genauer betrachtet. 

Tabelle A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Geschlecht und Staatsangehörigkeit, Bundesgebiet 2018

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss

Im Berichtsjahr 2018 wurden 17.736 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss gemeldet Tabelle A5.5.1-2. Damit ist der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System im Vergleich zum Vorjahr von 3,7% auf 3,5% gesunken. Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit ist der Anteil sowohl bei den ausländischen (2017: 10,5% vs. 2018: 10,0%) als auch den deutschen Auszubildenden (2017: 3,0% vs. 2018: 2,7%) rückläufig. Die Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss wiesen ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter von 20,5 Jahren90 auf. In Kapitel A5.5.2 zeigt sich, dass mit 21,0% überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss vor dem Neuabschluss bereits eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung absolviert haben Tabelle A5.5.2-4. Somit kann der hohe Altersdurchschnitt zumindest teilweise durch die längeren Übergangswege nach dem Schulabgang erklärt werden.

Bedingt durch die – verglichen mit den anderen Schulabschlussarten – quantitativ geringe Bedeutung sind Auszubildende ohne Hauptschulabschluss in den meisten Zuständigkeitsbereichen stark unterrepräsentiert Tabelle A5.5.1-3. Lediglich im Zuständigkeitsbereich der Hauswirtschaft wurde fast ein Drittel (31,2%) der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss geschlossen.

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2009 bis 2018 (Teil 1)1

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2009 bis 2018 (Teil 2)1

Tabelle A5.5.1-4: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Berufsgruppen, Bundesgebiet 20181

Außerdem sind Jugendliche ohne Hauptschulabschluss überdurchschnittlich stark in der Berufsgruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung (36,6%) vertreten Tabelle A5.5.1-4. Für die Gruppe der zweijährigen Berufe, die sich insbesondere an Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen richtet, galt dies – wenn auch nicht so ausgeprägt – ebenfalls. Mit 6,8% lag der Anteil hier deutlich über dem Anteil dieser Schulabschlussgruppe insgesamt (3,5%).

Auch im Berichtsjahr 2018 war – wie bereits in den Jahren zuvor – der Beruf Verkäufer/-in mit 6,1% unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-5. Es folgten die Berufe Friseur/-in (3,8%), Maler/-in und Lackierer/-in (3,6%) und Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (3,6%). Insgesamt zeigt sich bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss eine vergleichsweise breite berufliche Streuung. Nur 34,3% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss verteilten sich auf diese zehn am stärksten besetzten Berufe. Der analoge Wert für die Gruppe der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt zum Vergleich bei 43,9%.91

Tabelle A5.5.1-5: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2018

Auszubildende mit Hauptschulabschluss

Nach Jahren rückläufiger Neuabschlusszahlen bei den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss kam es von 2017 nach 2018 zu einem Anstieg von 125.136 auf 127.635 (+2.499 Neuabschlüsse). Die Folge ist, dass auch der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auf 25,0% gestiegen ist (2017: 24,7%). Betrachtet man einen längeren Zeitraum, ist der Anteil dieser Schulabschlussgruppe aber deutlich zurückgegangen (2009: 33,1%) Tabelle A5.5.1-3. Zusätzliche Berechnungen weisen darauf hin, dass der beschriebene Anstieg ein Effekt der in den letzten Jahren verstärkten Zuwanderung ist. So stieg die Zahl der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss fast ausschließlich in der Gruppe derjenigen mit einer Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes (2017: 5.178 vs. 2018: 7.794). Bei den Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit blieben die Zahlen konstant auf Vorjahresniveau. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss lag mit 19,4 Jahren auf dem Vorjahresniveau und damit weiterhin deutlich niedriger als bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss.

Bei einer näheren Betrachtung der einzelnen Zuständigkeitsbereiche zeigt sich, dass Auszubildende mit Hauptschulabschluss weiterhin überdurchschnittlich – wenn auch seit 2009 deutlich rückläufig – im Handwerk (2018: 39,7% vs. 2009: 53,7%), der Hauswirtschaft (52,2%) und der Landwirtschaft (29,7%) vertreten waren Tabelle A5.5.1-3. Zudem kam es bei den freien Berufen im Vergleich zum Vorjahr zu einem recht deutlichen Anstieg (2017: 16,0% vs. 2018: 18,4%). In den zweijährigen Berufen wurde mehr als die Hälfte der Neuabschlüsse (52,3%) mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen Tabelle A5.5.1-4. Ein noch höherer Wert ergab sich bei den Berufen für Menschen mit Behinderung (58,2%).

Der zweijährige Beruf Verkäufer/-in war auch im Jahr 2018 bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss mit 11.022 Neuabschlüssen am stärksten besetzt (8,6%) Tabelle A5.5.1-6. Hier stellten die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss die Hälfte (49,9%) aller Neuabschlüsse. Auffällig ist bei der Liste der zehn am stärksten besetzten Ausbildungsberufe für diese Schulabschlussgruppe, dass die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss oftmals deutlich mehr als die Hälfte aller Auszubildenden in den jeweiligen Berufen bildeten, so z. B. bei den Berufen Fachlagerist/-in (57,8%), Maler/-in und Lackierer/-in (57,0%) oder Friseur/-in (51,7%). Die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe ist bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss dementsprechend besonders ausgeprägt. 43,9% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilten sich auf die zehn am stärksten besetzten Berufe. Eine Ursache dafür könnte sein, dass sich das berufliche Spektrum für Jugendliche mit niedrigerem Schulbildungsniveau seit geraumer Zeit aufgrund steigender kognitiver Anforderungen verengt. Folge ist eine starke Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Schulabschlüssen und den eingeschlagenen Bildungswegen und letztendlich eine starke berufliche Segmentierung des Berufsausbildungssystems. Die Gründe hierfür könnten sowohl bei den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen der einzelnen Berufe als auch bei der betrieblichen Selektionspolitik liegen (vgl. Gerhards/Troltsch/Walden 2013).

Tabelle A5.5.1-6: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2018

Auszubildende mit Realschulabschluss

Jugendliche mit Realschulabschluss bilden die mit Abstand größte Gruppe der Schulabschlussarten und dies konstant in den letzten Jahren. So belief sich die Zahl der Neuabschlüsse mit Realschulabsolventen/-absolventinnen im Jahr 2018 auf insgesamt 214.179 und befand sich damit nahezu auf Vorjahresniveau. Aufgrund steigender Studienberechtigten- und Hauptschulabsolventen/-absolventinnen-Zahlen sank der Anteilswert für die Realschulabsolventen/-absolventinnen jedoch leicht (2017: 42,3% vs. 2018: 41,9%). Die Auszubildenden mit Realschulabschluss waren bei Neuabschluss durchschnittlich 19,0 Jahre alt.

Durch ihre zahlenmäßige Dominanz im dualen System sind die Realschüler/-innen auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen überdurchschnittlich stark vertreten. Die Hauswirtschaft bildete hier mit 14,7% allerdings eine Ausnahme Tabelle A5.5.1-3. Gewohnt hoch war der Anteil der Jugendlichen mit Realschulabschluss mit 51,9% erneut in den freien Berufen. In den beiden größten Zuständigkeitsbereichen belief sich der Anteil auf 41,5% in Industrie und Handel und 40,7% im Handwerk.

Bei ausgewählten Berufsgruppierungen fällt auf, dass 34,4% der Auszubildenden in zweijährigen Berufen über einen Realschulabschluss verfügten, und dies, obwohl zweijährige Berufe insbesondere die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sollen.

Die beiden am stärksten besetzten Berufe unter den Auszubildenden mit Realschulabschluss waren im Jahr 2018 Kaufmann/-frau im Einzelhandel (6,1%) und Kaufmann/-frau für Büromanagement (6,1%) Tabelle A5.5.1-7. Diese Schulabschlussgruppe machte dort mit rund 47% annähernd die Hälfte der Neuabschlüsse aus. Auf dem dritten Platz lag der Beruf Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (5,2%). Auch die Berufe Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,5%) und Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (2,9%) aus dem Bereich der freien Berufe waren in der Liste der zehn am stärksten besetzten Berufe dieser Schulabschlussgruppe vertreten und stellten auch innerhalb dieser Berufe die Mehrheit. So hatten z. B. 59,1% der Auszubildenden im Beruf Medizinische/-r Fachangestellte/-r einen Realschulabschluss. Insgesamt verteilten sich 40,5% aller Auszubildenden mit Realschulabschluss auf die zehn am stärksten besetzten Berufe.

Tabelle A5.5.1-7: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Realschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2018

Auszubildende mit Studienberechtigung

Wie bereits in den letzten Jahren ist auch im Jahr 2018 der Anteil der Auszubildenden mit Studienberechtigung erneut gestiegen. So wurde mit 151.107 Neuabschlüssen und einem Anteil von 29,6% ein neuer Höchststand erreicht Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Studienberechtigung war – allein schon aufgrund der längeren allgemeinschulischen Ausbildung – mit 21,2 Jahren deutlich höher als bei den anderen Schulabschlussgruppen.

Der Studienberechtigtenanteil schwankte in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen teilweise recht deutlich. Wurden im öffentlichen Dienst bspw. deutlich mehr als die Hälfte aller Neuabschlüsse (56,1%) im Jahr 2018 mit studienberechtigten Auszubildenden abgeschlossen, so waren es im Handwerk nur rund 15%. Allerdings scheint das Handwerk trotz des recht niedrigen Anteils für Studienberechtigte zunehmend interessant zu werden, denn in den letzten Jahren zeigte sich ein deutlicher Aufwärtstrend (2009: 6,3%). Stark besetzt war auch der Bereich Industrie und Handel (35,5%). Auf der anderen Seite unterdurchschnittlich vertreten waren Auszubildende mit Studienberechtigung vor allem im Bereich Hauswirtschaft (1,8%) Tabelle A5.5.1-3. Die Anteile studienberechtigter Auszubildender im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft lagen mit 24,4% zwar immer noch unter dem Durchschnitt, allerdings zeigte sich auch hier im Zeitverlauf eine deutliche und stetige Anteilszunahme (2009: 11,0%).

Auch 2018 favorisierten die Auszubildenden mit Studienberechtigung vor allem kaufmännische Ausbildungsberufe. Von den zehn mit studienberechtigten Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufen waren sieben aus dem kaufmännischen Bereich. Am stärksten besetzt war hier der Beruf Industriekaufmann/-kauffrau (8,2% aller Auszubildenden mit Studienberechtigung) Tabelle A5.5.1-8. Rund 70% aller Auszubildenden in diesem Beruf waren studienberechtigt. Höher war dieser Anteil nur bei den Berufen Bankkaufmann/-kauffrau (72,8%) und Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (70,8%). Abseits der kaufmännischen Berufe gehörten die Berufe Fachinformatiker/-in, Steuerfachangestellte/-r und Verwaltungsfachangestellte/-r zu den zehn am stärksten besetzten Berufen. Auch im Jahr 2018 war – wie bereits in den Vorjahren – die Fokussierung der Auszubildenden mit Studienberechtigung auf bestimmte Berufe sehr stark, sodass die zehn am stärksten besetzten Berufe hier bereits 43,3% aller Neuabschlüsse mit studienberechtigten Auszubildenden ausmachten.

(Stephan Kroll)

Tabelle A5.5.1-8: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Studienberechtigung am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2018

  • 89

    Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes BerBiRefG vom 23. März 2005 (vgl. Bundesgesetzblatt 2005, S. 962ff.), der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, wurden weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung umgestellt und erhielt einen ausgeweiteten Merkmalskatalog.

  • 90

    Die Werte weichen von denen des Datenreports vor 2016 ab, da die jeweiligen Altersjahrgänge nicht mehr mit +0,5 in die Berechnung einfließen. Allerdings ist zu beachten, dass die Berufsbildungsstatistik das Geburtsjahr der Auszubildenden erhebt. Das Alter ist somit nur jahresgenau erfasst. Ein Ausbildungsvertrag beginnt i. d. R. im August oder September bzw. die Neuabschlusszahlen sind zum Stichtag 31.12. ermittelt und ein Teil der Auszubildenden erreicht dann schon bald (Beginn des folgenden Kalenderjahres) ein höheres Lebensalter. Das tatsächliche Durchschnittsalter liegt also über dem berechneten. Da jedoch nicht genau bestimmt werden kann, um wie viele Monate das Durchschnittsalter verzerrt ist, wurde die Kalkulation um +0,5 aufgegeben.

  • 91

    Rundungsbedingt können die im Text aufgeführten Gesamtwerte von den aufsummierten Einzelwerten in den Tabellen abweichen.