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In diesem Kapitel wird die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO im Vergleich zu anderen (Aus-)Bildungsstationen dargestellt. Ziel ist es, die duale Berufsausbildung in den Kontext des gesamten (Aus-)Bildungsgeschehens einzuordnen und ihre Bedeutung im Vergleich zu anderen Bildungssektoren zu bestimmen. Hierfür werden insbesondere Daten der iABE genutzt, weil diese für eine solche Betrachtung in besonderer Weise geeignet sind.

Statistiken und Erhebungen zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO

Daten zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO liegen aus verschiedenen Datenquellen vor: Zentrale Datenquellen sind neben der iABE, die BIBB-Erhebung zum 30. September und die Berufsbildungsstatistik Tabelle A-1.

Bei der iABE handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht um eine Statistik, sondern um ein Berichtssystem, welches verschiedene amtliche Statistiken zu einem Gesamtüberblick über das (Aus-)Bildungsgeschehen zusammenführt, also integriert. Neben den Daten zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO finden sich hier auch Daten zu Anfängern/Anfängerinnen in anderen vollqualifizierenden Berufsausbildungen außerhalb BBiG/HwO, z. B. zu schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehung- und Sozialberufen oder Daten zum Übergangsbereich, zu Bildungsgängen, die den Erwerb der Hochschulreife ermöglichen, oder zum Studium (Kapitel A4.1 und Kapitel A4.2).

Bei der BIBB-Erhebung zum 30. September handelt es sich um eine jährliche Totalerhebung aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge des dualen Systems zum Stichtag 30. September. Die Daten zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen werden dann mit Daten – ebenfalls zum Stichtag 30. September – aus der Geschäftsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) verbunden, um zeitnah zum Beginn des Ausbildungsjahres eine Analyse zum Angebot und der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen anzufertigen (Kapitel A1).

Auch bei der Berufsbildungsstatistik handelt es sich um eine jährliche Totalerhebung. Hier werden neben Merkmalen der Auszubildenden, Ausbildungsverläufe, Ausbildungsberufe und Ausbildungsstätten auch neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im dualen System zum Stichtag 31. Dezember erfasst (Kapitel A5).

Bei den drei genannten Datenquellen handelt es sich demnach um unterschiedliche Statistiken, Erhebungen bzw. Berichtssysteme, die unterschiedliche Daten zu verschiedenen Stichtagen erheben und entsprechend andere Zustände und Prozesse der dualen Berufsausbildung beleuchten:

  • Die iABE eignet sich insbesondere dann, wenn es um die Einordung der dualen Berufsausbildung in den Kontext des gesamten (Aus-)Bildungsgeschehens geht; wenn z. B. die Zahl der Anfänger/-innen in Berufsausbildung den Zahlen der Anfänger/-innen im Studium, in schulischer Berufsausbildung oder im Übergangsbereich gegenübergestellt werden soll.
  • Die BIBB-Erhebung zum 30. September wird insbesondere in Verbindung mit Daten aus der Ausbildungsmarktstatistik der BA zum 30. September genutzt. Aufgrund der Aktualität der Daten können zeitnahe Berechnungen von Angebot und Nachfrage im dualen System vorgenommen werden.
  • Die Vorteile der Berufsbildungsstatistik liegen insbesondere in den Möglichkeiten der detaillierten Betrachtungen, u. a. von berufsstrukturellen Entwicklungen auf Grundlage eines breiten Merkmalskatalogs auf Basis von Einzeldaten.

Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren (Bestandsdaten)

Für die Frage, in welchen Bildungssektoren sich die Jugendlichen eines bestimmten Alters befanden, ist es sinnvoll, die Jugendlichen einer Altersgruppe (Bestandsdaten) in Relation zur Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter zu setzen (z. B. Jugendliche in dualer Berufsausbildung nach BBiG/HwO im Alter von 15 bis 24 Jahren Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren). Die Anteile variieren deutlich, je nachdem, welche Altersgruppe betrachtet wird. Hier wurde die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen gewählt (vgl. Statistisches Bundesamt 2021a).

Bei der nachfolgenden Betrachtung muss berücksichtigt werden, dass Jugendliche unterschiedlich lange in den verschiedenen Bildungs- und Erwerbsbereichen verweilen. Während eine duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO in der Regel drei Jahre dauert, kann ein Studium mehr als fünf Jahre dauern. Maßnahmen des „Übergangsbereichs“ sind zum Teil nur von unterjähriger Dauer. Das heißt, Jugendliche in dualer Ausbildung werden i. d. R. in drei aufeinanderfolgenden Erhebungsjahren im Bestand des Sektors „Berufsausbildung“ erfasst, während Teilnehmer/-innen in Maßnahmen im „Übergangsbereich“ in diesen i. d. R. nur in einem Jahr gezählt werden.

Schaubild A4.1-1 gibt einen Überblick über die Bildungs- und Erwerbsstationen von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren im Jahr 2019. In diese Betrachtung der Alterskohorten flossen Daten der iABE, der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes sowie Daten des Mikrozensus ein. Es stellt von links nach rechts das (Aus-)Bildungsgeschehen entsprechend der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) dar. Dieses fasst alle (Aus-)Bildungsstationen zusammen, die Jugendlichen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule (Sekundarstufe I) offenstanden. Weil den genutzten Datenquellen u. a. unterschiedliche Stichtage und Datenerhebungsverfahren zugrunde liegen, handelt es sich hier um Schätzwerte. Die ausgewiesenen Anteile werden auf ganze Zahlen gerundet, um den Schätzcharakter deutlich zu machen.

Schaubild A4.1-1: Anteil der Jugendlichen in den Bildungssektoren und -konten nach Altersjahren 2019 in % (Bestandsdaten)1

Um auch die Stationen außerhalb des (Aus-)Bildungsgeschehens für eine Altersklasse möglichst vollständig zu dokumentieren, wurden darüber hinaus auch andere Bildungsstationen ausgewiesen:

  • Jugendliche, die sich in der Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schule befinden, und
  • Jugendliche, die bereits eine vollqualifizierende Berufsausbildung abgeschlossen haben und eine Weiterbildung an einer beruflichen Schule absolvieren.

Die Jugendlichen im (Aus-)Bildungsgeschehen sowie die Jugendlichen, die sich in der Sekundarstufe I oder in Weiterbildung befinden, bilden im Folgenden zusammen die Gruppe von Jugendlichen in formaler Bildung. In Schaubild A4.1-1 werden außerdem Jugendliche ausgewiesen, die sich nicht in Bildung befanden, sondern die als Erwerbstätige, Erwerbslose oder Nichterwerbspersonen erfasst wurden. Darüber hinaus wurde unterschieden, ob diese Personengruppen bereits erfolgreich eine formale Qualifizierung im (Aus-)Bildungsgeschehen durchlaufen haben oder nicht.

Betrachtet wird zunächst die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, die sich im Jahr 2019 in formaler Bildung befanden:

Die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO stellte mit einem Anteil von 14% an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung in der gewählten Altersgruppe eine bedeutende Qualifikationsstation für die Altersgruppe dar.

In schulischer Berufsausbildung befanden sich darüber hinaus 5% der 15- bis 24-Jährigen. Hierzu zählen die Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen, in denen sich 4% der Altersgruppe befanden, beispielsweise in Ausbildungen zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/-in, Altenpfleger/-in oder Erzieher/-in. Bedingt durch den demografischen Wandel und den Rechtsanspruch auf einen U3-Betreuungsplatz besteht hier bereits heute ein großer Fachkräftemangel. Darüber hinaus befand sich 1% der Jugendlichen in anderen Formen der schulischen Berufsausbildung, z. B. als Kaufmännischer/Kaufmännische Assistent/-in oder Gestaltungstechnischer/Gestaltungstechnische Assistent/-in oder in einer Beamtenausbildung im mittleren Dienst. Auf die berufsstrukturellen Entwicklungen in der schulischen Berufsausbildung wird in Kapitel A6.1 genauer eingegangen.

In teilqualifizierenden Maßnahmen des „Übergangsbereichs“ befanden sich 3% der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren. Hierzu zählen alle Maßnahmen, die das Ziel der Vorbereitung auf oder der Integration in Berufsausbildung haben, beispielsweise die berufsvorbereitenden Maßnahmen der BA (BvB) oder Maßnahmen der Berufsorientierung (Kapitel A9.4).

Eine Höherqualifizierung – ob über den Erwerb der Hochschulreife (14%), ein Studium (18%) oder eine Weiterbildung (1%) – strebten insgesamt 34% der 15- bis 24-Jährigen an. Zu den Studierenden zählen sowohl junge Menschen, die ihr Studium „traditionell“ an Hochschulen oder Verwaltungsfachhochschulen absolvieren, als auch diejenigen, die dual an Hochschulen und Berufsakademien studieren (zu dualen Studiengänge Kapitel A6.3).

Unter den Jugendlichen, die sich außerhalb der formalen Bildung befanden, stellten die erwerbstätigen Jugendlichen, die bereits einen formalen Bildungsabschluss erworben haben, mit 13% die größte Untergruppe dar. Zu den Erwerbstätigen zählen nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) alle Personen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder als mithelfende Familienangehörige im Betrieb eines Verwandten mitarbeiten. Da dieser Gruppe auch Personen angehören, die eine geringfügige Tätigkeit (Minijob) ausüben, als Aushilfe nur vorübergehend beschäftigt sind oder einem Ein-Euro-Job nachgehen, werden hier – abweichend vom Normalarbeitsverhältnis – auch atypische Beschäftigungsformen erfasst (Kapitel A10.1.3).

Rund 5% der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren gingen einer Erwerbstätigkeit nach, ohne zuvor einen formalen Bildungsabschluss erhalten zu haben. Darüber hinaus befand sich 1% der Altersgruppe weder in formaler Bildung noch in Erwerbstätigkeit (Not in Education or Employment (NEET), Kapitel D1.2). Über die Gruppe der jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung wird ausführlich in Kapitel A1150 berichtet.

Für 9% – die Sonstigen – konnte der Verbleib statistisch nicht geklärt werden. Hierzu lagen entweder keine Daten vor oder die Daten konnten nicht überschneidungsfrei in die Kohortenbetrachtung aufgenommen werden. Zu den Sonstigen zählen z. B. Jugendliche, die ein Praktikum absolvieren, Jugendliche, die nach dem Abitur ein Jahr zur beruflichen und persönlichen Orientierung im Inland oder Ausland absolvieren („Gap Year“), Jugendliche in Arbeitsgelegenheiten mit Qualifizierungsanteil nach SGB II und Jugendliche in gesellschaftlichen Diensten wie beispielsweise dem Bundesfreiwilligendienst oder dem freiwilligen Wehrdienst.51

Betrachtet man die einzelnen Altersgruppen, so unterscheidet sich die Verteilung auf die Bildungsbereiche, dem Lebensverlauf folgend, erheblich von Jahrgang zu Jahrgang. Es zeigt sich eine deutliche qualifikationsspezifische Prägung der unterschiedlichen Altersgruppen:

  • In der Altersgruppe der 15-Jährigen befanden sich noch 81% der Jugendlichen in Sekundarstufe I.
  • Im Alter von 17 Jahren strebten 51% der Jugendlichen eine Hochschulzugangsberechtigung an. Auch war der Anteil der Jugendlichen im „Übergangsbereich“ mit 11% in diesem Alter am höchsten.
  • Unter den 19-Jährigen befanden sich die meisten Jugendlichen in einer dualen oder schulischen Berufsausbildung (34%).
  • In der Altersgruppe der 22-Jährigen dominierten mit 30% die Studierenden.
  • Unter den 23-Jährigen befanden sich bereits 30% junge Erwerbstätige, die bereits eine formale Qualifikation erworben hatten.
  • Im Alter von 24 Jahren waren immer noch 2% der jungen Menschen weder formal qualifiziert noch erwerbstätig.

Anfänger/-innen in den Bildungssektoren

Im Folgenden werden nicht spezifische Altersgruppen betrachtet, sondern altersunabhängig alle Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen in den Blick genommen. Diese Betrachtung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es darum geht, zu vergleichen, inwiefern die unterschiedlichen Bildungssektoren nachgefragt wurden, um z. B. Ausbildungskapazitäten zu planen oder Bildungstrends zu identifizieren. Hierzu werden die Anfänger/-innen eines Sektors ins Verhältnis zu allen Anfängern und Anfängerinnen des (Aus-)Bildungsgeschehens gesetzt (z. B. Anfänger/-innen im Sektor „Berufsausbildung“ alle Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen). Die Daten zum (Aus-)Bildungsgeschehen für das Jahr 2020 beruhen auf einer Schätzung des BIBB auf Grundlage der iABE-Schnellmeldung 2020.

Im Jahr 2020 begannen 36,0%52 (684.300) der Anfänger/-innen des (Aus-)Bildungsgeschehens eine vollqualifizierende Berufsausbildung. Damit stellt auch im Corona-Krisenjahr 2020 der Sektor Berufsausbildung den größten Bildungssektor dar. In dem Sektor begannen knapp zwei Drittel (64,2%) der jungen Menschen eine duale Ausbildung nach BBiG/HwO, die übrigen starteten eine schulische Berufsausbildung (35,8%). Hiervon entfiel der Großteil auf die schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Innerhalb des Sektors der Berufsausbildung vollzieht sich damit eine langsame Verschiebung der Anfängerzahlen hin zu mehr jungen Menschen, die eine Berufsausbildung in GES-Berufen aufnehmen. In den „Übergangsbereich“ mündeten 234.000 Jugendliche (12,3%) ein. 25,7% (488.800) strebten den Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung (HZB) an. Zugleich begannen 25,9% ein Studium (493.007) Schaubild A4.1-2.

Schätzung der Eckdaten für 2020 auf Basis der iABE-Schnellmeldung

Die Daten der iABE-Schnellmeldung vom 16. März 2021 sind dieses Jahr nur eingeschränkt belastbar. Einerseits wurden z. T. Vorjahresdaten aus großen Bundesländern (Baden-Württemberg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) gemeldet, die die aktuellen Entwicklungen nicht abbilden. Darüber hinaus ist das GES-Konto (I 05) untererfasst, da aufgrund der Einführung der neuen Pflegeausbildungsstatistik (PfleA) in einigen Bundesländern (Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt) für das Berichtsjahr 2020 keine Daten zu den Schülerinnen und Schülern in der neuen Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann in den Schulen des Gesundheitswesens erfasst wurden.

Mit Ausnahme des Sektors „Studium“ (für diesen Sektor liegen vollständige, aktuelle Daten vor) beruhen die hier für das Jahr 2020 verwendeten Daten auf einer Schätzung des BIBB. Es wurden Eckdaten zu den Sektoren „Berufsausbildung“, „Übergangsbereich“ und „Erwerb der HZB (Sek II)“ sowie den darunterliegenden Konten auf Basis der durchschnittlichen Veränderungsraten der verfügbaren Länderdaten berechnet.

Auf eine Schätzung der Daten nach Geschlecht und Nationalität wurde verzichtet. Hier wird auf Vorjahresdaten der Veröffentlichung „Integrierte Ausbildungsberichterstattung 2019“ zurückgegriffen. Die geschätzten Daten werden auf den Hunderter gerundet ausgewiesen. Genauere Informationen zur Schätzung finden sich unter www.bibb.de/iABE.

Schaubild A4.1-2: Entwicklung der des Ausbildungsgeschehens 2005 bis 2020 (Daten für 2020 geschätzt) – absolut und relativ (100% = alle Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen)1

Im Corona-Krisenjahr sind die aktuellen Entwicklungen in den Bildungssektoren von besonderem Interesse. Nachfolgend wird daher zunächst die Entwicklungen der Bildungssektoren im Vergleich zum Vorjahr dargestellt Tabelle A4.1-1.

Tabelle A4.1-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2020 (Daten für 2020 geschätzt) (Teil 1)

Tabelle A4.1-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2020 (Daten für 2020 geschätzt) (Teil 2)

Im Jahr 2020 mündeten im Vergleich zum Vorjahr rund 69.700 (-3,5%) weniger junge Menschen in das (Aus-)Bildungsgeschehen insgesamt ein. Diese Entwicklung lässt sich u. a. auf den Rückgang der Schulabgängerzahlen um -4,2% im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019 zurückführen (vgl. Kultusministerkonferenz 2020f). Hierbei muss beachtet werden, dass aufgrund der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) in Niedersachsen im Berichtsjahr deutlich weniger Abiturientinnen und Abiturienten die Schule verlassen haben. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen im Vorjahresvergleich gestiegen ist (von 4,4% im Jahr 2019 auf 5,5% im Jahr 2020; vgl. Bundesagentur für Arbeit 2021a).

Der Sektor „Berufsausbildung“ verzeichnete insgesamt ein Rückgang der Anfänger/-innen um 40.700 (-5,6%). Während die Zahl der jungen Menschen, die in eine duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO einmündeten, um rund 44.400 (-9,2%) zurückging, erhöhte sich die Anfängerzahl in den schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen im gleichen Zeitraum um rund 5.200 (+2,7%) an. Der Rückgang der dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO kann u. a. durch die Auswirkungen der Coronapandemie erklärt werden. Durch das gesunkene Ausbildungsplatzangebot weichen die Jugendlichen möglicherweise auch auf andere (Aus-)Bildungsangebote aus. So ließen sich im gleichen Zeitraum Zuwächse bei den Anfängern und Anfängerinnen sowohl im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ als auch in den schulischen Berufsausbildungen in GES-Berufen beobachten. Auch im Sektor „Studium“ zeigte sich für die Subgruppe der deutschen Studienanfänger/-innen ein leichter Anstieg.

Im Übergangsbereich sinkt die Zahl der Anfänger/-innen seit dem Jahr 2016 kontinuierlich. Auch im Jahr 2020 verzeichnete der Übergangssektor gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Rückgang der jungen Menschen um 15.500 (-6,2%). Auf den ersten Blick erscheint es zunächst nicht plausibel, dass die Anfängerzahlen sowohl in der dualen Berufsausbildung als auch im Übergangsbereich zurückgegangen sind, da der demografische Rückgang vergleichsweise gering war. Zum einen gibt es jedoch Hinweise darauf, dass junge Menschen häufiger im allgemeinbildenden Schulsystem verblieben sind. Zum anderen kann vermutet werden, dass durch die Pandemie bedingt Übergangsmaßnahmen zum Teil nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten und auch dadurch weniger Jugendliche in den Übergangssektor einmündeten (vgl. Fernández 2020).

Als einziger Bildungssektor zeigt der Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ mit einem Anstieg um 6.700 Anfängerinnen und Anfängern (+1,4%) eine positive Entwicklung. Die Zuwächse können möglicherweise dadurch erklärt werden, dass aufgrund der Corona-Situation mehr Jugendliche ihren Bildungsweg in der Allgemeinbildung fortsetzten.

Im Sektor „Studium“ sank die Zahl der Anfänger/-innen im Vergleich zum Vorjahr um 20.100 (-3,9%). Hierfür lassen sich mehrere Gründe aufzählen. Zum einen hat durch die Rückkehr zu G9 in Niedersachsen kein vollständiger Abiturjahrgang die Schule verlassen. Zum anderen kann davon ausgegangen werden, dass im Zuge der Einschränkungen durch die Coronapandemie weniger Bildungsausländer/-innen ein Studium in Deutschland aufnehmen konnten. Daten des Statistischen Bundesamtes zu den Bildungsausländern und Bildungsausländerinnen stehen für das Jahr 2020 zurzeit noch nicht zur Verfügung. Es kann jedoch die Entwicklung der ausländischen und deutschen Studienanfänger/-innen betrachtet werden. Hierfür liegen vollständige, aktuelle Daten auf Basis der iABE-Schnellmeldung 2020 vor. Für die ausländischen Studienanfänger/-innen zeigte sich ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr um -20,6% (-25.900). Die Zahl der deutschen Studienanfänger/-innen hingegen verzeichnete gegenüber dem Jahr 2019 ein Plus von 1,5% (+5.800). Hier zeigt sich demnach ein leichter Trend zu Höherqualifizierung.

Auch im längerfristigen Zeitvergleich zeigen die Sektoren und Konten unterschiedliche Entwicklungsdynamiken. Betrachtet man die Veränderung der Zahlen aller Anfängerinnen und Anfänger für die einzelnen Bildungssektoren und -konten zwischen 2005 und 2020, so zeigen sich unterschiedliche Trends: Während die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO bis zum Jahr 2007 eine positive Entwicklung vorwies, verzeichnete sie – u. a. als Folge der Wirtschaftskrise – einen Einbruch im Jahr 2009.53 Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2007 zeigte sich im Jahr 2020 ein Rückgang um rund 23%. Dieser Rückgang ist nochmals deutlich durch die Dynamik im letzten Jahr verstärkt worden.

Die Zahl der Anfänger/-innen in den schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen ist hingegen seit 2005 fast kontinuierlich gestiegen und verzeichnete ein Plus von 35,6%. Die sonstigen schulischen Berufsausbildungen54 haben sich im selben Zeitraum rückläufig entwickelt (-34,9%). Insgesamt verzeichnete der Sektor „Berufsbildung“ einen Rückgang um rund 54.800 Anfängern und Anfängerinnen (-7,4%). Auch dieser Rückgang ist stark geprägt durch die Einflüsse des Corona-Krisenjahres.

Im „Übergangsbereich“ hat sich die Zahl der Einmündungen zwischen den Jahren 2005 und 2014 kontinuierlich reduziert (-165.000 bzw. rund 40%). Dieser Rückgang vollzog sich größtenteils parallel zur demografischen Entwicklung. In den Jahren 2015 und insbesondere 2016 stieg die Zahl der Anfänger/-innen jedoch erstmals wieder deutlich. Gegenüber dem Tiefstand im Jahr 2014 verzeichnete der Übergangsbereich im Jahr 2016 ein Plus von +19,9% bzw. rund 50.000 Anfängern/Anfängerinnen. Dieser Anstieg war vor allem auf die zunehmende Zahl von Geflüchteten zurückzuführen, die insbesondere in Programme zum Erlernen der deutschen Sprache im „Übergangsbereich“ einmündeten (vgl. Statistisches Bundesamt 2017a). Im Jahr 2020 zeigt sich gegenüber dem Jahr 2016 wieder ein deutlicher Rückgang der Anfängerzahlen (-69.000 bzw. rund -23%), welcher einhergeht mit einem Rückgang der Zahl der Geflüchteten.55 Der „Übergangsbereich“ sinkt damit im aktuellen Berichtsjahr unter seinen Tiefstand im Jahr 2014 (252.670), bevor die Zahl der Jugendlichen in den Maßnahmen aufgrund der verstärkten Zuwanderung Geflüchteter nach Deutschland deutlich anstieg. Es muss jedoch beachtet werden, dass auch zum Teil Übergangsmaßnahmen im Zuge der Coronapandemie nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten und auch deshalb weniger Jugendliche in den Übergangsbereich eingemündet sind (vgl. z. B. Fernández 2020).

Die steigenden Zahlen der Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ (+7,6%) und im „Studium“ (+34,6%) seit 2005 verweisen auf einen Trend zur Höherqualifizierung. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass in den letzten Jahren die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium (G8) – zeitversetzt in den einzelnen Bundesländern56 – doppelte Entlassjahrgänge nach der Sekundarstufe I bzw. nach dem Abitur hervorgebracht hat. Im (Aus-)Bildungsgeschehen stiegen in den entsprechenden Jahren die Einmündungen in den Sektoren „Erwerb der HZB (Sek II)“ (verkürzte Mittelstufe) und „Studium“ (doppelte Abiturjahrgänge). Im Jahr 2010 zeigte sich beispielsweise der Ausschlag des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ sowie drei Jahre später im Sektor „Studium“. Inzwischen ist die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium in allen Bundesländern erfolgt, entsprechend stabilisierte sich auch die Zahl der Anfänger/-innen in beiden Sektoren. Mittlerweile sind viele Bundesländer wieder vom achtjährigen Gymnasium abgerückt und zum neunjährigen Gymnasium zurückgekehrt (vgl. Kultusministerkonferenz 2020f). Statistisch zeigt sich der Effekt der Wiedereinführung von G9 im Jahr 2017 erstmals im Land Niedersachsen: Da die Schulzeitverlängerung in der Mittelstufe erfolgt, ist im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ ein Anfängerjahrgang (mit Ausnahme der Jugendlichen an Gesamtschulen und beruflichen Schulen) quasi „ausgefallen“. Dies wirkt sich entsprechend drei Jahr später, also im Jahr 2020, auch auf die Anzahl der Abiturienten/Abiturientinnen in Niedersachsen aus, auch hier ist ein Abiturientenjahrgang nahezu weggefallen.

Die größte Dynamik wies der Sektor „Studium“ auf. Neben den Effekten des achtjährigen Gymnasiums wird die Zahl der Studienanfänger/-innen auch durch die Zahl der Bildungsausländer/-innen beeinflusst. Hierbei handelt es sich um ausländische Studierende, die ihre HZB im Ausland erworben haben und ein Studium in Deutschland aufnehmen. Das Statistische Bundesamt verzeichnete rund 111.000 Bildungsausländer/-innen für das Jahr 201957, im Jahr 2005 waren es noch rund 55.600. Ihre Zahl hat sich demnach gegenüber dem Jahr 2005 fast verdoppelt (vgl. Statistisches Bundesamt 2021c).

Vergleicht man die Anfänger/-innen in dualer Berufsausbildung mit den Anfängern/Anfängerinnen im Studium und berücksichtigt dabei einerseits, dass Bildungsausländer/-innen aus dem Ausland hinzukommen, aber gleichzeitig auch deutsche Jugendliche ein Studium im Ausland aufnehmen (vgl. Dionisius/Illiger 2015, S. 43), so zeigt sich für das Jahr 2019, dass immer noch mehr Anfänger/-innen eine duale Berufsausbildung aufnahmen, als ein Studium zu beginnen Schaubild A4.1-3. Auch wurde der Sektor „Berufsausbildung“ – zu dem sowohl die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO als auch die schulischen Berufsausbildungen gehören – von insgesamt mehr Jugendlichen nachgefragt. Es ist jedoch zu beachten, dass dieses Schaubild die Entwicklungen des Corona-Krisenjahres noch nicht berücksichtigen kann, da die aktuellen Daten zu den Bildungsausländern und Bildungsausländerinnen für das Jahr 2020 noch nicht vorliegen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die iABE-Daten einen Trend zur Höherqualifizierung ausweisen, der sich in den letzten Jahren konsolidiert hat Tabelle A4.1-1.

Betrachtet man zur Einordung den Anteil der Schulabsolventen/Schulabsolventinnen mit Studienberechtigung, so hat sich dieser von rund 25% im Jahr 2005 bis zum Jahr 2011 auf rund 37% erhöht. Seither hat er sich auf diesem Niveau eingependelt und erreichte im Jahr 2019 einen Wert von rund 35%. Gleichzeitig verzeichnete die Gesamtzahl der Schulabgänger/-innen allgemeinbildender Schulen gegenüber dem Jahr 2005 einen Rückgang um rund 16% (vgl. Statistisches Bundesamt 2020c). Diese simultan verlaufenden Prozesse haben zur Folge, dass sich in der Summe die Zahl der Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ seit dem Jahr 2010 wieder rückläufig entwickelt. Auch im Sektor „Studium“ zeigt sich bei der alleinigen Betrachtung der deutschen Studierenden (ohne Bildungsausländer/-innen), dass auch hier die Anfängerzahlen seit dem Jahr 2011 wieder leicht rückläufig sind. Im Corona-Krisenjahr zeigen sich gegenüber dem Vorjahr allerdings wieder leichte Zuwächse für die Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ und die deutschen Studienanfänger/-innen. Hierdurch wird die längerfristige, leicht rückläufige Entwicklung seit 2010 bzw. 2011 gebremst.

Schaubild A4.1-3: Anfänger/-innen in Berufsausbildung und Studium 2005 bis 2019 im Vergleich

Unterschiede der Bildungssektoren im Hinblick auf Geschlecht, Nationalität und schulische Vorbildung

Nachfolgend werden die Sektoren des (Aus-)Bildungsgeschehens im Hinblick auf die der iABE zur Verfügung stehenden Merkmale Geschlecht, Nationalität, und schulische Vorbildung betrachtet Tabelle A4.1-2. Hierbei wird auf die (ungeschätzten) Vorjahresdaten der Integrierten Ausbildungsberichterstattung 2019 (vgl. Statistisches Bundesamt 2020k) zurückgegriffen (siehe Erläuterung zur Schätzung der Eckdaten).

Das (Aus-)Bildungsgeschehen unterscheidet sich in der Aufteilung der Geschlechter kaum vom Bevölkerungsdurchschnitt: Vergleicht man im Jahr 2019 die Geschlechteranteile der Sektoren und Konten des (Aus-)Bildungsgeschehens mit dem Bevölkerungsdurchschnitt, so zeigt sich für den Sektor „Berufsausbildung“ (47,6%) sowie den Sektor „Studium“ (52,5%; hier vorläufige Daten für 2020)58 ein relativ ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter. Hinter dem Verhältnis im Sektor „Berufsausbildung“ verbergen sich jedoch große Unterschiede: Während die duale Berufsausbildung eher männlich dominiert war (36,8% Frauen), stellten sich die schulischen Berufsausbildungen insbesondere in den GES-Berufen (76,1% Frauen) als stark weiblich dominiert dar. Der Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ wurde mit insgesamt 53,4% etwas stärker von jungen Frauen besucht. Im Sektor „Integration in Ausbildung (Übergangsbereich)“ hingegen war der Frauenanteil unterdurchschnittlich hoch (37,8%). Betrachtet man die Entwicklung der Frauenanteile zwischen 2005 und 2019 in den Sektoren, so zeigt sich, dass die Anteile nur geringfügig schwankten.

Die Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen spiegelten mit einem Ausländeranteil von 16,7% im Jahr 2019 weitgehend die Struktur der deutschen und der nicht deutschen Bevölkerung in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen (15,8% 2019) wider Schaubild A4.1-4. Die Sektoren und Konten wichen in ihrer Aufteilung allerdings deutlich davon ab: Der „Übergangsbereich“ wies mit 31,4% den höchsten Anteil von Anfängern und Anfängerinnen ohne deutsche Staatsangehörigkeit auf. Der Sektor „Berufsausbildung“ (12,9%) sowie der Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ (6,5%) verzeichnete deutlich niedrigere Werte. Der Anteil ausländischer Anfänger/-innen war in den schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (14,7%) etwas höher als in der dualen Berufsausbildung nach BBiG (12,6%). Der niedrigere Ausländeranteil (9,9%) für die sonstige schulische Berufsausbildung entsteht durch die Zusammenfassung mit der Beamtenausbildung, welche nur deutsche Staatsbürger/-innen beginnen dürfen.

Tabelle A4.1-2: Anfänger/-innen in den Bildungssektoren nach ausgewählten Merkmalen (in %)

Schaubild A4.1-4: Entwicklung der Ausländeranteile in den Bildungssektoren 2005 bis 2019 (in %)

Der Sektor „Studium“ verzeichnete im Jahr 2020 einen Ausländeranteil von 20,2%. Verglichen mit dem Vorjahr ist der Ausländeranteil deutlich gesunken (2019: 24,5%). Dabei muss beachtet werden, dass sich unter den ausländischen Studienanfängern und Studienanfängerinnen im Jahr 2019 rund 88% sogenannter Bildungsausländer/-innen befanden; dies sind ausländische Studierende, die ihre HZB im Ausland erworben haben. Für das Jahr 2020 liegen noch keine Daten zu den Bildungsausländern und Bildungsausländerinnen vor. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich ihre Zahl an den Hochschulen aufgrund der Corona-Situation deutlich verringert hat.

Im Vergleich zum Jahr 2005 hat sich der Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung um 4,7 Prozentpunkte erhöht. Dies spiegelt sich auch in den Entwicklungen der Ausländeranteile in den Bildungssektoren wider. Sowohl der Sektor „Berufsausbildung“ insgesamt als auch die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO verzeichneten gegenüber dem Jahr 2005 einen Anstieg von rund acht Prozentpunkten auf rund 13%. Der Ausländeranteil in den schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen stieg im gleichen Zeitraum um rund zehn Prozentpunkte auf 14,7%. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei u. a. auch um geflüchtete junge Menschen handelt. So zeigen beispielsweise die Daten der BA/BIBB-Migrationsstudien 2018 und 2020 ebenfalls einen leichten Anstieg der Bewerber/-innen mit Fluchtmigrationshintergrund, die in eine schulische Berufsausbildung eingemündet sind (Kapitel A8.1). In den sonstigen schulischen Berufsausbildungen schwankte der Anteil der Ausländer/-innen im Betrachtungszeitraum. Wie bereits oben erwähnt ist der Ausländeranteil hier durch die Zusammenfassung mit der Beamtenausbildung wesentlich niedriger als in den GES-Berufen.

Der Ausländeranteil im Sektor „Studium“ erhöhte sich von rund 18% im Jahr 2005 auf 24,5% im Jahr 2019 (bzw. 20,2% im Jahr 2020). Bei dieser Entwicklung muss – wie oben bereits berichtet – einerseits sowohl die generell steigende Zahl der Bildungsausländer/-innen zwischen 2005 und 2019 als auch andererseits deren Rückgang bedingt durch die Coronapandemie im Jahr 2020 berücksichtigt werden.

Einen deutlichen Anstieg der Ausländeranteile verzeichnete der „Übergangsbereich“. Hier sind die Anteile von rund 14% im Jahr 2005 auf 31,4% im Jahr 2019 gestiegen. Ein wesentlicher Faktor für den sprunghaften Anstieg seit dem Jahr 2014 ist, dass verstärkt Geflüchtete in den „Übergangsbereich“ einmündeten.

Die Ausländeranteile für den Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ und somit auch für das (Aus-)Bildungsgeschehen insgesamt können aufgrund fehlender Werte erst ab dem Berichtsjahr 2009 ausgewiesen werden. Gegenüber dem Jahr 2009 ist der Ausländeranteil im Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ vergleichsweise stabil.

Mit dem Merkmal „schulische Vorbildung“ erfasst die iABE den höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss. Die Ausprägungen sind: Allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife, Realschul- oder gleichwertiger Abschluss, Hauptschulabschluss und ohne Hauptschulabschluss. Anders als in der Berufsbildungsstatistik wird die berufliche Vorbildung (Kapitel A5.5.1) nicht erfasst.

Da die Sektoren sich entsprechend ihrer Bildungsziele voneinander abgrenzen, unterscheiden sie sich auch bezüglich des Merkmals „Vorbildung“ Tabelle A4.1-2. Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Berichtsjahr 2019.

  • Sektor „Berufsausbildung“
    Für die Aufnahme einer dualen Berufsausbildung müssen junge Menschen keinen formalen Schulabschluss mitbringen, in den Schulberufen sieht das z. T. anders aus. Entsprechend war der Anteil der Anfänger/-innen ohne (4,2%) und mit Hauptschulabschluss (23,2%) in der dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO höher als in den schulischen Berufsausbildungen. Unter den Anfängern und Anfängerinnen in den sonstigen schulischen Berufsausbildungen, hinter denen sich in der Regel sogenannte Assistentenausbildungen verbergen, verfügten 84,0% über einen mittleren Abschluss, nur 8,0% begannen eine Ausbildung mit Hauptschulabschluss. Der Anteil der Anfänger/-innen ohne Hauptschulabschluss lag bei 0,4%. In den schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen verfügte rund ein Viertel (26,2%) sogar über das (Fach-)Abitur. Hierzu geben Kapitel A5 und Kapitel A6 tiefergehende Auskunft. Dort werden u. a. berufsstrukturelle Unterschiede auch im Hinblick auf die schulische Vorbildung der Anfänger/-innen erläutert.
  • Sektor „Integration in Ausbildung (Übergangsbereich)“
    Der Großteil der jungen Menschen im Übergangssektor (43,2%) hat die Schule mit Hauptschulabschluss verlassen, 19,2% aller Anfänger/-innen verfügten sogar über einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss. 29,9% konnten keinen Schulabschluss vorweisen.
  • Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“
    Eine HZB streben i. d. R. junge Menschen mit der Eingangsvoraussetzung Realschulabschluss an. Durch die Umstellung auf G8 wird der Realschulabschluss in einigen Bundesländern jedoch erst nach der zehnten Klasse, der sogenannten Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe vergeben, sodass Jugendliche mit Beendigung der Mittelstufe nur über einen Hauptschulabschluss verfügen. Dies erklärt den Anteil von 1,4% mit Hauptschulabschluss.
  • Sektor „Studium“
    Die Aufnahme eines Studiums setzt i. d. R. den Abschluss der fachgebundenen oder allgemeinen Hochschulreife voraus. Der Großteil besaß die allgemeine Hochschulreife (86,4%), knapp ein Fünftel der Studienanfänger/-innen (13,6%) immatrikulierte sich mit der Fachhochschulreife.
  • 50

    Dort steht jedoch, anders als in diesem Überblick, die Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen im Zentrum der Berichterstattung.

  • 51

    Da es sich beim Mikrozensus nicht um eine Vollerhebung handelt, sind Daten für eine einzelne Personengruppe nach Alter zum Teil unsicher. Auf eine Ausweisung wird hier daher verzichtet.

  • 52

    Die Summe der Prozente ergibt aufgrund der gerundeten, geschätzten Daten nicht genau 100%.

  • 53

    Daten für die Jahre 2006, 2008 und 2009 finden sich im BIBB-Datenreport 2020, Tabelle A4.1-1.

  • 54

    Zu den sonstigen schulischen Berufsausbildungen zählen die iABE-Konten „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO“ (I 02), „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht“ (I 03), „Schulische Berufsausbildung mit Erwerb einer HZB (doppelqualifizierend)“ (I 04) sowie „Berufsausbildung in einem öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis (Beamtenausbildung mittlerer Dienst)“ (I 06).

  • 55

    Es ist zu berücksichtigen, dass das Standardlieferprogramm der iABE die im Zuge der „Flüchtlingswelle“ neu entwickelten Maßnahmen nicht berücksichtigt. Somit werden z. B. die rund 900 jungen Menschen in BA-Maßnahmen wie „KompAS“ oder „Perspektive für Flüchtlinge“ im Rahmen der iABE nicht ausgewiesen. Im Vorjahresvergleich zeigt sich für diese Maßnahmen ebenfalls ein deutlicher Rückgang. Auch hier kann jedoch vermutet werden, dass der starke Rückgang u. a. auf die Corona-Situation zurückzuführen ist, da zum Teil Maßnahmen nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten (Kapitel A12.2). Gegenüber dem Jahr 2017 hat sich die Zahl der Einmündungen deutlich verringert (-94,0%; Daten zu den BA-Maßnahmen vorwiegend für Geflüchtete liegen erst ab dem Berichtsjahr 2017 vor). Darüber hinaus befinden sich viele junge Geflüchtete in unterschiedlichen Programmen der Länder oder Kommunen, die im Rahmen der iABE nicht erfasst werden.

  • 56

    Doppelte Abiturjahrgänge: 2007 Sachsen-Anhalt; 2008 Mecklenburg-Vorpommern; 2009 Saarland; 2010 Hamburg; 2011 Bayern, Niedersachsen; 2012 Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen; 2013 Hessen (1,5-facher Jahrgang), Nordrhein-Westfalen; 2016 Schleswig-Holstein (vgl. Kultusministerkonferenz 2018).

  • 57

    Daten für 2020 liegen noch nicht vor.

  • 58

    Für den Sektor „Studium“ liegen aktuelle, vorläufige Daten zum Frauen- und Ausländeranteil (ungeschätzt) auf Basis der iABE-Schnellmeldung 2020 vor. Differenzierte Daten zur schulischen Vorbildung liegen für das Jahr 2020 noch nicht vor.