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Der Trend zur Höherqualifizierung der letzten Jahre in Bezug auf die allgemeinbildenden Schulabschlüsse der Auszubildenden im dualen System setzte sich auch 2019 weiter fort. Die Auszubildenden mit Realschulabschluss stellen zwar seit Jahren die größte Schulabschlussgruppe im dualen System der Berufsausbildung dar, allerdings sind die Anteilswerte leicht rückläufig (2009: 42,2% vs. 2019: 40,7%; absolut 2019: 209.067 Neuabschlüsse). Wesentlich deutlichere Verschiebungen zeigten sich in den letzten zehn Jahren bei den oberen und unteren Schulabschlussniveaus: So verzeichnete die Gruppe der Auszubildenden mit Studienberechtigung im Vergleich zum Vorjahr bei der absoluten Zahl an Neuabschlüssen mit 150.633 zwar einen leichten Rückgang (-0,3%), der Anteilswert hingegen ist im Zeitverlauf stetig von 20,0% im Jahr 2009101 auf nunmehr 29,3% gestiegen. Der Anteil der Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventen/-innen ist demgegenüber in diesem Zeitraum deutlich rückläufig (2009: 32,5%; 2019: 24,3%). Seit 2015 werden mehr neue Ausbildungsverträge mit Jugendlichen mit Studienberechtigung geschlossen als mit Hauptschulabschluss (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Der Anteil der Neuabschlüsse mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss war mit 3,5% erneut gering Schaubild A5.5.1-1.

Erfassung des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses in der Berufsbildungsstatistik

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik 2007102 wird der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden als eigenständiges Merkmal erfasst, welches frei kombiniert und für verschiedene Personengruppen ausgewertet werden kann.103 Die Analysemöglichkeiten haben sich hierdurch deutlich erweitert. Die Schulform, d. h., wo der Abschluss erworben wurde, ist dabei unerheblich. Unterschieden werden folgende Kategorien:

  • ohne Hauptschulabschluss,
  • Hauptschulabschluss,
  • Realschulabschluss oder vergleichbarer Abschluss,
  • Studienberechtigung,
  • im Ausland erworbener Abschluss, der den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann.

In den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik – insbesondere in den Berichtsjahren 2007 und 2008 – wurde die Kategorie „im Ausland erworbener Abschuss, der nicht zugeordnet werden kann“ auffallend häufig gemeldet. Es musste davon ausgegangen werden, dass mit dieser Kategorie auch sonstige fehlende Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss gemeldet wurden. Aus diesem Grund wurde die Berechnung der Schulabschlussanteile von 2007 bis 2018 ohne die Kategorie „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ vorgenommen. Seit dem Berichtsjahr 2019 wird diese Kategorie (auch rückwirkend) wieder in die Prozentuierung miteinbezogen. Dadurch unterscheiden sich die im Folgenden beschriebenen Schulabschlussanteile von denen in den Datenreporten der vergangenen Jahre. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass immer dann, wenn der Anteil der Angaben mit der Kategorie „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ hoch ausfällt, alle anderen Abschlussarten deutlich unterschätzt sein können. Somit sollte bei der Betrachtung der einzelnen Schulabschlussarten immer auch berücksichtigt werden, wie hoch die fehlenden Angaben ausfallen. Ausführliche Informationen zu den Gründen der Umstellung der Berechnungsweise der allgemeinbildenden Schulabschlussanteile finden sich bei Kroll (2020) unter https://www.bibb.de/dokumente/xls/dazubi_zusatztabellen_berechnung-schulabschlussanteile.xlsx

Schaubild A5.5.1-1: Schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2007 bis 2019 (in %)

Ein durch den Anstieg der Studienberechtigten initiierter Verdrängungsprozess am Ausbildungsmarkt – insbesondere von Bewerberinnen und Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss – konnte in der Vergangenheit nicht nachgewiesen werden. Vielmehr kam es zu einer verschärften Konkurrenz der studienberechtigten Bewerberinnen und Bewerber um die häufig knappen Plätze in den von ihnen besonders begehrten Berufen (vgl. Beicht 2013; Milde/Kroll 2015).

Daher stellt sich für die Zukunft nicht mehr nur die Frage nach einer möglichen Verdrängung, sondern es ist auch zunehmend von Interesse, ob es gelingt, die rückläufigen Zahlen aufseiten der Personen mit maximal Hauptschulabschluss durch die stärkere Gewinnung von Studienberechtigten für die duale Berufsausbildung zu kompensieren, um auch zukünftig den Fachkräftebedarf sichern zu können. Hierzu hat das BIBB im Jahr 2016 eine Sonderauswertung durchgeführt (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Im Ergebnis ist ein gestiegenes Interesse von Studienberechtigten an der dualen Berufsausbildung zu konstatieren. Davon profitieren nicht nur typische Studienberechtigtenberufe Tabelle A5.5.1-8. Es werden auch deutlich mehr Studienberechtigte im Vergleich zu 2010 in vielen Hauptschülerberufen gezählt. Insbesondere mit Blick auf die Fachkräftesicherung und auch auf Berufe mit starken Besetzungsproblemen (z. B. Fleischer/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Restaurantfachmann/-fachfrau; vgl. Kapitel A1.1) begannen zwar mehr Studienberechtigte eine Ausbildung, doch reichten die Zuwächse bei Weitem nicht aus, um die großen Verluste bei Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen, insbesondere mit maximal Hauptschulabschluss, auszugleichen.

Bei einer regionalen Differenzierung auf Basis der einzelnen Bundesländer zeigen sich teils deutliche Unterschiede bei der Verteilung der allgemeinbildenden Schulabschlüsse. Diese unterschiedlichen Verteilungen sind nicht nur mit der jeweiligen regionalen Ausbildungsmarktsituation zu begründen, sondern auch auf die unterschiedliche Verteilung der Schulabschlüsse unter den Schulabgängerinnen und Schulabgängern in den Bundesländern zurückzuführen. Beispielsweise verließ in Bayern im Jahr 2019 rund jede/-r fünfte Absolvent/-in die allgemeinbildende Schule mit einem Hauptschulabschluss, in Thüringen oder Niedersachsen war es hingegen nur rund jede/-r siebte. Auf der anderen Seite gab es z. B. in Hamburg sehr hohe Anteile (über 50%) an Schulabsolventen und -absolventinnen mit Studienberechtigung, wohingegen dieser Anteil in Bayern oder Hessen mit rund 30% deutlich niedriger lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2020c). Dies sollen nur einige Beispiele sein, um die regional stark unterschiedlichen Verteilungen beim allgemeinbildenden Schulabschluss der Schulabsolventinnen und -absolventen zu verdeutlichen. Dass sich hierdurch auch Auswirkungen für die Zusammensetzung bei der allgemeinschulischen Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ergeben, scheint wahrscheinlich.

Erste Unterschiede zeigen sich bereits bei der groben regionalen Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland. In Ostdeutschland lag der Anteil der Neuabschlüsse von Jugendlichen mit Realschulabschluss im Jahr 2019 mit 47,7% deutlich über dem Anteil in Westdeutschland (39,6%). Auf der anderen Seite ergab sich für Westdeutschland ein leicht höherer Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (24,7% vs. Ostdeutschland: 22,0%) und ein deutlich höherer Studienberechtigtenanteil (Westdeutschland: 30,1% vs. Ostdeutschland: 24,9%). Eine Langzeitreihe zur Entwicklung der Schulabschlussanteile in Ost- und Westdeutschland zeigt sowohl Konstanten als auch Dynamiken. Der überdurchschnittliche hohe Anteil von Neuabschlüssen mit Realschulabsolventen/-abolventinnen in Ostdeutschland besteht beispielsweise bereits seit längerem (2009: 45,9%) Schaubild A5.5.1-2. Deutlich dynamischer ist die Entwicklung bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung. Vor zehn Jahren gab es anteilig in Ostdeutschland (2009: 21,7%) mehr Auszubildende mit Studienberechtigung als in Westdeutschland (2009: 19,6%). In der Zwischenzeit ist der Studienberechtigtenanteil in Westdeutschland um mehr als zehn Prozentpunkte (2019: 30,1%) gestiegen und liegt damit nun deutlich vor dem in Ostdeutschland (24,9%), wo in diesem Zeitraum nur ein moderater Anstieg von gut drei Prozentpunkten zu verzeichnen war.

Schaubild A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Ost- und Westdeutschland 2007 bis 2019 (in %)1

Diese Unterschiede zeigen sich auch auf der Ebene der einzelnen Bundesländer. Überdies ergeben sich aber auch teils deutlich unterschiedliche Verteilungen innerhalb der Gruppe der west- sowie ostdeutschen Bundesländer. So lag beispielsweise der Anteil der Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen in Bayern (32,7%), im Saarland (32,1%) und in Schleswig-Holstein (28,4%) deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 24,3%, in Sachsen-Anhalt (18,4%), Bremen (18,8%) und Nordrhein-Westfalen (19,8%) deutlich darunter. Beim mittleren Abschluss werden die Unterschiede noch deutlicher. So wurden 2019 in Sachsen-Anhalt (56,2%), Sachsen (54,4%) und Thüringen (52,0%) mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Realschulabsolventinnen und -absolventen geschlossen, in Hamburg (27,8%), im Saarland (28,5%) und in Nordrhein-Westfalen (32,9%) mit weniger bzw. rund einem Drittel. Der Studienberechtigtenanteil unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag lag im Jahr 2019 in Hamburg (41,9%) und in Nordrhein-Westfalen (41,7%) deutlich mehr als doppelt so hoch wie in Bayern (17,0%) oder Thüringen (18,3%) Tabelle A5.5.1-1.

Tabelle A5.5.1-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Bundesland 2019

Höchster allgemeinbildender Schulabschluss nach Personengruppen

Junge Frauen verließen auch im Jahr 2019 die allgemeinbildende Schule seltener ohne und seltener mit Hauptschulabschluss und dafür deutlich häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als Männer. Diese Ausprägung zeigte sich auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. 35,5% der weiblichen Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2019 verfügten über eine Studienberechtigung (Männer: 25,8%) Tabelle A5.5.1-2. Auf der anderen Seite hatten 27,2% der Männer einen Hauptschulabschluss, bei den Frauen waren es nur 19,4%. Die Realschulabschlussanteile waren nahezu identisch (Männer: 40,7%; Frauen: 40,8%).

In der Gruppe der ausländischen Auszubildenden104 mit Neuabschluss 2019 verfügten rund 42% über maximal einen Hauptschulabschluss (8,2% ohne Hauptschulabschluss und 34,2% mit Hauptschulabschluss). Bei den Deutschen traf dies auf rund 26% zu. Demgegenüber hatten gut 30% der Auszubildenden mit deutschem Pass eine Studienberechtigung und 18% der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Zeitverlauf ist jedoch auch bei den ausländischen Auszubildenden eine recht deutliche Erhöhung des Anteils der Studienberechtigten festzustellen. Im Folgenden werden die Entwicklungen differenziert nach den einzelnen Schulabschlüssen genauer betrachtet.

Tabelle A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Geschlecht und Staatsangehörigkeit, Bundesgebiet 2019

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss

2019 wurden 17.736 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss gemeldet Tabelle A5.5.1-3. Damit ist der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System im Vergleich zum Vorjahr leicht von 3,4% auf 3,5% gestiegen. Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit ist der Anteil bei den ausländischen Auszubildenden gesunken (2018: 8,6% vs. 2019: 8,2%) und bei den deutschen Auszubildenden leicht gestiegen (2018: 2,7% vs. 2019: 2,8%). Die Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss wiesen ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter von 20,6 Jahren105 auf. In Kapitel A5.5.2 zeigt sich, dass mit 20,1% überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss vor dem Neuabschluss bereits eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung absolviert haben Tabelle A5.5.2-4. Somit kann der hohe Altersdurchschnitt zumindest teilweise durch die längeren Übergangswege nach dem Schulabgang erklärt werden.

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss sind in den meisten Zuständigkeitsbereichen stark unterrepräsentiert, was auf die quantitativ geringe Bedeutung im Vergleich zu anderen Abschlussarten zurückzuführen ist Tabelle A5.5.1-3. Eine Ausnahme bildet hier der Zuständigkeitsbereich der Hauswirtschaft, in welchem 2019 knapp 30% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss geschlossen wurden.

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2007 bis 2019 (Teil 1)

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2007 bis 2019 (Teil 2)

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2007 bis 2019 (Teil 3)

Jugendliche ohne Hauptschulabschluss sind überdurchschnittlich stark in der Berufsgruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung (36,3%) vertreten Tabelle A5.5.1-4. Für die Gruppe der zweijährigen Berufe, die sich insbesondere an Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen richtet, galt dies – wenn auch nicht so ausgeprägt – ebenfalls. Mit 7,0% lag der Anteil hier deutlich über dem Anteil dieser Schulabschlussgruppe insgesamt (3,5%).

Unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss war auch im Berichtsjahr 2019 – wie bereits in den Jahren zuvor – der Beruf Verkäufer/-in mit 6,5% am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-5. Es folgten die Berufe Friseur/-in (4,1%), Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (3,7%) und Maler/-in und Lackierer/-in (3,5%). Insgesamt zeigt sich bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss eine vergleichsweise breite berufliche Streuung. Nur 34,5% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss verteilten sich auf diese zehn am stärksten besetzten Berufe. Der analoge Wert für die Gruppe der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt zum Vergleich bei 44,5%.106

Tabelle A5.5.1-4: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Berufsgruppen, Bundesgebiet 2019

Tabelle A5.5.1-5: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2019

Auszubildende mit Hauptschulabschluss

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen von 127.635 auf 124.920 im Jahr 2019 zurückgegangen (-2.715 Neuabschlüsse; -2,1%). Dies ist der niedrigste Wert seit über zehn Jahren und auch der Anteil der Hauptschulabsolventen/-absolventinnen bei den Neuabschlüssen ist damit im Langzeitvergleich von 32,5% im Jahr 2009 auf 24,3% 2019 gefallen. Der Anteil bei den ausländischen Auszubildenden ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (2018: 34,0% vs. 2019: 34,2%) und bei den deutschen Auszubildenden geringfügig gefallen (2018: 23,2% vs. 2019: 23,0%). Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss lag mit 19,4 Jahren auf dem Vorjahresniveau und damit weiterhin deutlich niedriger als bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss.

Die Differenzierung nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen zeigt, dass Auszubildende mit Hauptschulabschluss weiterhin überdurchschnittlich – wenn auch seit 2009 deutlich rückläufig – im Handwerk (2019: 37,6% vs. 2009: 53,6%), der Hauswirtschaft (53,6%) und der Landwirtschaft (29,8%) vertreten sind Tabelle A5.5.1-3. Außerdem kam es bei den freien Berufen im Vergleich zum Vorjahr erneut zu einem recht deutlichen Anstieg (2017: 15,8%; 2018: 18,0%; 2019:19,7%). Mehr als die Hälfte (51,0%) aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den zweijährigen Berufen wurde mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen Tabelle A5.5.1-4. Ein noch höherer Wert ergab sich bei den Berufen für Menschen mit Behinderung (56,1%).

Auch bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss war im Jahr 2019 wieder der zweijährige Beruf Verkäufer/-in mit 10.872 Neuabschlüssen am stärksten besetzt (8,7% aller Neuabschlüsse mit Hauptschülern/Hauptschülerinnen) Tabelle A5.5.1-6. Die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss stellten mehr als die Hälfte (50,9%) aller Neuabschlüsse in diesem Beruf. Ebenfalls überdurchschnittlich mit Hauptschülern/Hauptschülerinnen besetzte Berufe waren Fachlagerist/-in (59,1%), Maler/-in und Lackierer/-in (56,4%) oder Friseur/-in (51,0%). Dementsprechend ist bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe besonders ausgeprägt. 44,5% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilten sich auf die zehn am stärksten besetzten Berufe. Eine Ursache dafür könnte sein, dass sich das berufliche Spektrum für Jugendliche mit niedrigerem Schulbildungsniveau seit geraumer Zeit aufgrund steigender kognitiver Anforderungen verengt. Folge ist eine starke Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Schulabschlüssen und den eingeschlagenen Bildungswegen und letztendlich eine starke berufliche Segmentierung des Berufsausbildungssystems. Die Gründe hierfür könnten sowohl bei den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen der einzelnen Berufe als auch bei der betrieblichen Selektionspolitik liegen (vgl. Gerhards/Troltsch/Walden 2013).

Tabelle A5.5.1-6: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2019

Auszubildende mit Realschulabschluss

Die mit Abstand größte Gruppe der Schulabschlussarten bilden die Jugendlichen mit Realschulabschluss und dies konstant über die letzten Jahre. Die Zahl der Neuabschlüsse mit Realschulabsolventen/-absolventinnen belief sich im Jahr 2019 auf insgesamt 209.067. Prozentual ist der Rückgang in dieser Schulabschlussgruppe im Vergleich zum Vorjahr am größten (-2,4%; 2018: 214.179 Neuabschlüsse). Da die Rückgänge bei den anderen Schulabschlussniveaus im Vorjahresvergleich geringer ausfielen sank der Anteilswert für die Realschulabsolventen/-absolventinnen leicht von 41,0% (2018) auf nunmehr 40,7% (2019). Die Auszubildenden mit Realschulabschluss waren bei Neuabschluss durchschnittlich 19,0 Jahre alt.

Die zahlenmäßige Dominanz der Realschüler/-innen insgesamt im dualen System spiegelt sich auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen wider. Die einzige Ausnahme bildet hier mit 12,7% der Hauswirtschaftsbereich Tabelle A5.5.1-3. Gewohnt hoch war der Anteil der Jugendlichen mit Realschulabschluss mit 47,7% erneut in den freien Berufen. Allerdings kam es hier auch im Vergleich zum Vorjahr zu einem deutlichen Anteilsrückgang (2018: 50,8%). In den beiden größten Zuständigkeitsbereichen belief sich der Anteil auf 40,2% in Industrie und Handel und 40,3% im Handwerk.

Auffällig ist, dass 32,2% der Auszubildenden in zweijährigen Berufen über einen Realschulabschluss verfügten, und dies, obwohl zweijährige Berufe insbesondere die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sollen. Unter den Auszubildenden mit Realschulabschluss waren im Jahr 2019 die Kaufleute im Einzelhandel (6,0%) und die Kaufleute für Büromanagement (6,0%) am stärksten vertreten Tabelle A5.5.1-7. In diesen Berufen machte die Schulabschlussgruppe mit rund 48% annähernd die Hälfte der Neuabschlüsse aus. Auf den folgenden Plätzen lagen die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (5,2%), Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,4%) und Industriemechaniker/-in (3,7%). Insgesamt verteilten sich 40% aller Auszubildenden mit Realschulabschluss auf die zehn am stärksten besetzten Berufe.

Tabelle A5.5.1-7: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Realschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2019

Auszubildende mit Studienberechtigung

Auch wenn die absolute Neuabschlusszahl von Auszubildenden mit Studienberechtigung mit 150.633 im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist (2018: 151.107), so ist dennoch der Anteilswert gestiegen und hat mit 29,3% einen neuen Höchststand erreicht. Dies ist darauf zurückzuführen, das die Rückgänge bei den anderen Schulabschlussarten teilweise deutlich stärker rückläufig waren Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Studienberechtigung war – allein schon aufgrund der längeren allgemeinschulischen Ausbildung – mit 21,3 Jahren deutlich höher als bei den anderen Schulabschlussgruppen.

In den einzelnen Zuständigkeitsbereichen ist der Anteil an Studienberechtigten stark unterschiedlich ausgeprägt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteilswert in allen Zuständigkeitsbereichen, mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes, gestiegen. Im öffentlichen Dienst wurden allerdings immer noch deutlich mehr als die Hälfte aller Neuabschlüsse (55,4%) im Jahr 2019 mit studienberechtigten Auszubildenden abgeschlossen. Zu den stark mit studienberechtigten Auszubildenden besetzten Bereichen zählt auch Industrie und Handel (35,2%). Auf der anderen Seite waren es im Handwerk lediglich rund 15%. Allerdings scheint das Handwerk trotz des recht niedrigen Anteils für Studienberechtigte zunehmend interessant zu werden, denn in den letzten Jahren zeigte sich ein deutlicher Aufwärtstrend (2009: 6,3%). Ebenfalls deutlich unterdurchschnittlich vertreten waren Auszubildende mit Studienberechtigung im Bereich Hauswirtschaft (2,0%) Tabelle A5.5.1-3. In der Landwirtschaft lag der Anteil mit 24,4% zwar immer noch unter dem Durchschnitt, allerdings zeigte sich hier im Zeitverlauf eine deutliche und stetige Anteilszunahme (2009: 10,9%).

Auszubildende mit Studienberechtigung finden sich verstärkt in kaufmännischen Ausbildungsberufen. Von den zehn mit studienberechtigten Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufen waren sechs aus dem kaufmännischen Bereich. Am stärksten besetzt war hier der Beruf Industriekaufmann/-kauffrau (7,8% aller Auszubildenden mit Studienberechtigung) Tabelle A5.5.1-8. 69,6% aller Auszubildenden in diesem Beruf waren studienberechtigt. Höher war dieser Anteil nur bei den Berufen Bankkaufmann/-kauffrau (71,1%) und Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (70,0%). Abseits der kaufmännischen Berufe gehörten die Berufe Fachinformatiker/-in, Steuerfachangestellte/-r und Verwaltungsfachangestellte/-r zu den zehn am stärksten besetzten Berufen. Wie bereits in den Vorjahren ist die Fokussierung der Auszubildenden mit Studienberechtigung auf bestimmte Berufe sehr stark, sodass die zehn am stärksten besetzten Berufe hier 43,0% aller Neuabschlüsse mit studienberechtigten Auszubildenden ausmachten.

Tabelle A5.5.1-8: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Studienberechtigung am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2019

Auszubildende mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann

Wie bereits eingangs erläutert, werden im Berichtsjahr 2019 (auch rückwirkend) die Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, mit in die Berichterstattung aufgenommen . Der Anteil der Neuabschlüsse mit Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, lag im Berichtjahr 2019 bei 2,1%. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser zwar leicht zurückgegangen (2018: 2,2%), er war aber von 2012 bis 2018 – auch aufgrund steigender Neuabschlusszahlen mit Geflüchteten – kontinuierlich angestiegen (2012: 0,6%). Das Durchschnittsalter lag in dieser Schulabschlusskategorie mit 25,0 Jahren deutlich über dem Gesamtdurchschnitt.

Unter den Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Schulabschluss, der nicht zugeordnet werden kann, war im Berichtsjahr 2019 der Beruf Hotelfachmann/-frau mit 6,2% am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-9. Es folgten die Berufe Koch/Köchin (6,0%), Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,9%), Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (4,2%) und Verkäufer/-in (3,9%). Insgesamt verteilten sich 41,9% aller Auszubildenden dieser Schulabschlussgruppe auf die zehn am stärksten besetzten Berufe.

(Stephan Kroll)

Tabelle A5.5.1-9: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2019

  • 101

    Im Folgenden wird in der Regel 2009 als Basis- bzw. Vergleichsjahr herangezogen. Dies liegt darin begründet, dass vor allem im Berichtsjahr 2008 die Kategorie „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ auffallend häufig gemeldet wurde (7,7%) und davon ausgegangen werden muss, dass hier auch zu einem bedeutenden Teil sonstige fehlende Angaben gemeldet wurden. Dabei ist zu bedenken, dass immer dann, wenn dieser Anteil besonders hoch ausfällt, die anderen Schulabschlussarten deutlich unterschätzt werden können.

  • 102

    Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (vgl. Bundesgesetzblatt 2005, S. 962ff.), der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, wurden weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung mit einem erweiterten Merkmalskatalog umgestellt.

  • 103

    Bis 2006 wurden Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss nur alternativ zu Abschlüssen an der zuletzt besuchten beruflichen Schule gemeldet (BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.5.1). Daten zur schulischen Vorbildung bis 2006 und zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss ab 2007 können daher nur eingeschränkt miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Angaben im Zeitverlauf ist erst ab dem Berichtsjahr 2007 möglich, wobei in den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Zeitreihen bis zum Berichtsjahr 2006 finden sich im BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.1.

  • 104

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst.

  • 105

    Die Werte weichen von denen der Datenreporte vor 2016 ab, da die jeweiligen Altersjahrgänge nicht mehr mit +0,5 in die Berechnung einfließen. Allerdings ist zu beachten, dass die Berufsbildungsstatistik das Geburtsjahr der Auszubildenden erhebt. Das Alter ist somit nur jahresgenau erfasst. Ein Ausbildungsvertrag beginnt i. d. R. im August oder September bzw. die Neuabschlusszahlen sind zum Stichtag 31.12. ermittelt und ein Teil der Auszubildenden erreicht dann schon bald (Beginn des folgenden Kalenderjahres) ein höheres Lebensalter. Das tatsächliche Durchschnittsalter liegt also über dem berechneten. Da jedoch nicht genau bestimmt werden kann, um wie viele Monate das Durchschnittsalter verzerrt ist, wurde die Kalkulation um +0,5 aufgegeben.

  • 106

    Rundungsbedingt können die im Text aufgeführten Gesamtwerte von den aufsummierten Einzelwerten in den Tabellen abweichen.