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Bei den in den vorangegangenen Kapiteln genannten Quoten handelt es sich jeweils um eine Momentaufnahme der unmittelbaren Situation nach Abschluss einer dualen Ausbildung und zwar aus Sicht der Betriebe (direkte Übernahme nach Ausbildungsende, Kapitel A10.1.1) sowie aus Sicht der ausgebildeten Personen (Arbeitslosmeldung bei der BA, Kapitel A10.1.2). Von diesen Ergebnissen sind die Erwerbs- bzw. Arbeitslosenquoten dualer Absolventinnen und Absolventen in mittelfristiger oder langfristiger Perspektive zu unterscheiden. So ergibt sich auf Basis der Daten des Mikrozensus für die 18- bis 24-Jährigen, die eine duale Ausbildung abgeschlossen haben234, für das Jahr 2019 eine Erwerbslosenquote von lediglich 2,9%. Sie lag damit auf Vorjahresniveau.

Wenn man die betrachtete Alterspanne auf die 18- bis 34-Jährigen ausweitet, ist es zudem möglich, anhand der Daten des Mikrozensus die Erwerbslosenquoten für Personen mit unterschiedlichen Ausbildungsabschlüssen zu berechnen und miteinander zu vergleichen235 Tabelle A10.1.3-1: Insgesamt sank die Erwerbslosenquote von 4,9% (2018) auf 4,5% im Jahr 2019. Im Vergleich zur Erwerbslosenquote der nicht formal Qualifizierten (Kapitel A11), die 2019 bei 14,2% lag (2018: 16,0%), fiel die Quote für Personen mit einer dualen Ausbildung sehr niedrig aus. Denn mit abgeschlossener dualer Ausbildung lag die Erwerbslosenquote in dieser Altersgruppe im Jahr 2019 bei 3,0% (2018: 3,2%). Mit Berufsfachschulabschluss236 waren es 2,9% (3,2% im Vorjahr) und mit einem Meister- oder Technikerabschluss 1,0% (2018: 1,3%). Für Personen mit einem Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder einer Promotion ergab sich 2019 eine Erwerbslosenquote von 2,3 % (2018: 2,5%); hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Personengruppe durchschnittlich älter ist und ihr Abschluss zumeist weniger lange zurückliegt

Erwerbslosen- vs. Arbeitslosenquoten

Erwerbslosen- und Arbeitslosenquoten liegen unterschiedlichen Erhebungskonzepte zugrunde. Die Arbeitslosenquote bezieht sich auf die Summe der registrierten Arbeitslosen. Erwerbslosigkeit wird dagegen über Befragungen ermittelt. Dabei gilt jede Person zwischen 15 und 74 Jahren als erwerbslos, die weniger als eine Stunde pro Woche erwerbstätig ist, sich aber in den vier Wochen vor der Befragung aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht hat und für diese Arbeit binnen zwei Wochen zur Verfügung steht. Tatsächlich unterscheiden sich beide Quoten meist stark voneinander. So lag 2019 die allgemeine Erwerbslosenquote in Deutschland bei 3,1%, die Arbeitslosenquote aber bei 5,0%.237

Tabelle A10.1.3-1: 18- bis 34-Jährige in Privathaushalten nach beruflichem Abschluss und Erwerbsstatus 2019 (Hochrechnungen in Tsd.) und Erwerbslosenquote

Personen mit Fortbildungsabschlüssen (z. B. Meister/-in, Techniker/-in etc., Kapitel C), also Abschlüssen, die in der Regel auf einer dualen Berufsausbildung aufbauen, haben derzeit die geringsten Erwerbslosenquoten. Etwas bessere Chancen bieten auch Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion. Berufsfachschulabschlüsse und betriebliche Ausbildung liegen auf ähnlichem Niveau. Dabei ist zu berücksichtigen, dass schulische und akademische Berufsabschlüsse für andere Berufsbereiche qualifizieren und meist mit einer höheren Schulbildung einhergehen.238

Insgesamt gingen die Erwerbslosenquoten bei jungen Menschen 2019 zurück und setzten damit den Trend der Vorjahre fort. Die Erwerbslosenquoten waren für alle formal Qualifizierten auf sehr geringem Niveau, deutlich höher vielen sie dagegen bei nicht formal Qualifizierten aus.

(Ralf Dorau)

  • 234

    Auf Basis des Mikrozensus können für das Jahr 2019 insgesamt 8.005 Erwerbspersonen im Alter von 18 bis 24 Jahren mit dualer Ausbildung identifiziert werden.

  • 235

    Die Ausweitung der Altersgruppe ist notwendig, damit ausreichend große Fallzahlen für die einzelnen Ausbildungsabschlüsse vorliegen: abgeschlossene duale Ausbildung N= 40.100; Berufsfachschulabschluss N=3.718; Meister- oder Technikerabschluss N=9.482; Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion möglich N=19.615, nicht formal Qualifizierte N=18.652.

  • 236

    Einschließlich Abschluss eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung.

  • 237

    Siehe Bundesagentur für Arbeit: Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Dezember und Jahr 2019 (https://www.arbeitsagentur.de/datei/ba146215.pdf, Zugriff: 20.11.2020).

  • 238

    Bei berufsfachschulischen und dualen Ausbildungen zeigen sich keine unterschiedlichen Arbeitsmarktchancen, wenn schulische Vorbildung, unterschiedliche Berufsbereiche und die regionale Verteilung dieser beiden Qualifikationen auf Ost- und Westdeutschland berücksichtigt werden (vgl. Hall/Schade 2005).