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Das Jahr29 2021 wurde wie das Jahr 2020 durch die COVID-19-Krise geprägt. Mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum in Höhe von 3 % (tatsächlich 2,7 %), wie auch einem Anstieg der Schulabgänger/-innen aus allgemeinbildenden Schulen in Höhe von rd. 25.800 Personen im Vergleich zu 2020 (+2,1 %) waren zwar günstigere Rahmenbedingungen gelegt als im Jahr 2020, dennoch ging PROSIMA davon aus, dass das Angebotspotenzial weniger dynamisch als die Konjunktur ist und im Vergleich zu 2020 konstant bleibt. Beim Nachfragepotenzial wurde ein weiterer Rückgang in Höhe von rd. 1,1 % erwartet (vgl. Lösch/Maier 2021).

Unter den genannten Rahmenbedingungen wurden ein Ausbildungsplatzangebot in Höhe von 532.100 Plätzen30, eine Ausbildungsnachfrage von 553.700 Bewerbern/Bewerberinnen31 (inklusive jener mit Alternative) und 471.900 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge prognostiziert.32

Da zu Beginn des Jahres 2021 zudem auffiel, dass mehr Ausbildungsplätze unbesetzt und mehr Bewerber/-innen unvermittelt waren als üblicherweise zu diesem Jahreszeitpunkt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2021), wurde ein weiteres Szenario „Erhöhtes Ausbildungsinteresse“ berechnet. Dieses zeigte, welche Ausbildungsmarktsituation zu erwarten gewesen wäre, wenn sowohl die Betriebe, Praxen und Verwaltungen, als auch die institutionell erfassten Ausbildungsinteressierten ihren Ausbildungswunsch bis zum 30.09.2021 aufrechterhalten würden. Dies hätte ein konstantes Nachfragepotenzial und ein um 1,9 % erhöhtes Angebotspotenzial im Vergleich zu 2020 bedeutet. Das Ausbildungsplatzangebot hätte dann bei 543.300 Plätzen gelegen, die Ausbildungsplatznachfrage bei 564.900 Bewerbern/Bewerberinnen (inklusive jener mit Alternative) und es hätten 482.300 Ausbildungsverträge abgeschlossen werden können.

Die Ausbildungsmarktbilanz vom 30.09.2021 (Kapitel A1.2) zeigt, dass ein leicht erhöhtes Ausbildungsinteresse im Vergleich zu 2020 vonseiten der Unternehmen, Praxen und Verwaltungen erkennbar war, nicht aber vonseiten der Jugendlichen. So erhöhte sich das Ausbildungsplatzangebot im Vergleich zum Jahr 2020 um 8.800 (+1,7 %) auf 536.200 institutionell erfasste Ausbildungsstellen und lag damit nur 4.100 Plätze über dem prognostizierten Wert von 532.100, jedoch 7.100 Plätze unter dem Wert, der beim Szenario „Erhöhtes Ausbildungsinteresse“ zu erwarten gewesen wäre. Es blieben 63.200 Ausbildungsstellen unbesetzt und damit 3.300 Stellen mehr als im Jahr 2020. PROSIMA prognostizierte lediglich einen geringen Anstieg auf 60.200 Plätze. Dies liegt auch daran, dass das Wirtschaftswachstum mit 2,7 % etwas geringer ausfiel als erwartet (3 %).

Die Ausbildungsplatznachfrage in der erweiterten Definition verringerte sich im Vergleich zu 2020 um 4.800 auf 540.900 Bewerber/-innen und lag um -12.800 unter dem prognostizierten Wert von 553.700, aber innerhalb des Vertrauensintervalls der Schätzung mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % (537.900 bis 569.500). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg – auch aufgrund des gestiegenen Ausbildungsplatzangebots – im Vergleich zu 2020 um 5.600 Plätze auf 473.100 Neuverträge an und lag damit nur 1.200 Verträge über dem prognostizierten Wert (-9.200 unter dem Wert des Szenarios „Erhöhtes Ausbildungsinteresse“). Die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen ging von 29.300 im Jahr 2020 auf 24.600 im Jahr 2021 zurück. PROSIMA hatte hier einen Anstieg auf 37.700 erwartet und die Bewerber/-innenzahl entsprechend um 13.100 unterschätzt. Der Rückgang an Bewerbern/Bewerberinnen mit Alternative wurde hingegen antizipiert. Sie gingen um 5.700 auf 43.200 zurück. Die Punktprognose lag bei 44.100 Bewerbern/Bewerberinnen.33

Für die Entwicklung des Ausbildungsmarktgeschehens ist zum einen der stärkere Rückgang des Nachfragepotenzials von 2,8 % verantwortlich (geschätzt -1,1 %), zum anderen aber auch die schlechtere Einbindung der BA in den Vermittlungsprozess. Waren vor der Krise im Jahr 2019 rd. 85,5 % der institutionell erfassten Ausbildungsplatznachfragenden bei der BA als Bewerber/-innen registriert, waren es 2021 nur noch 80 %. Die Zahl der gemeldeten Bewerber/-innen sank von 511.800 im Jahr 2019 auf 473.000 im Jahr 2020 und 433.500 im Jahr 2021 ab. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den gemeldeten Stellen. Sie gingen von 572.000 (2019) auf 530.300 (2020) und 511.300 (2021) zurück. Die Entwicklungen im Meldeverhalten erschweren die Schätzung des institutionell erfassten Ausbildungsplatzangebotes und der -nachfrage. Denn die gemeldeten Stellen und Bewerber/-innen verlieren ihre Bedeutung in der Abschätzung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, gleichzeitig sind sie die einzige relevante Größe für die Erfassung der unvermittelten Bewerber/-innen und unbesetzten Stellen. Für die Vorausschätzung des Jahres 2022 ist es deshalb von hoher Bedeutung, inwieweit bei einer Entspannung der pandemischen (und konjunkturellen) Lage die BA wieder in den Vermittlungsprozess eingebunden wird.

  • 29

    Wenn im Folgenden von „Jahr“ oder „Berichtsjahr“ die Rede ist, ist – sofern nicht explizit anders vermerkt – stets der Zeitraum vom 1. Oktober des Vorjahres bis zum 30. September des genannten Jahres gemeint.

  • 30

    Das Vertrauensintervall lag mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 518.700 und 545.500 Ausbildungsplätzen.

  • 31

    Das Vertrauensintervall lag mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 537.900 und 569.500 Bewerbern/Bewerberinnen.

  • 32

    Das Vertrauensintervall lag mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 456.300 und 487.500 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.

  • 33

    Das Vertrauensintervall der Schätzung lag mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % zwischen 40.700 und 47.500 Bewerbern/Bewerberinnen.