BP:
 

Insgesamt zeigen sich bei der Entwicklung der absoluten Zahlen zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgänge bei allen Schulabschlussniveaus. Die deutlichsten Rückgänge ergaben sich bei den vergleichsweise schwach besetzten Kategorien „ohne Hauptschulabschluss“ (-14,4 %; Neuabschlüsse 2020: 15.189) und „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ (-19,3 %; Neuabschlüsse 2020: 8.841). Bei den Neuabschlüssen mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen (-9,2 %; Neuabschlüsse 2020: 113.385), mit Realschulabsolventen/-absolventinnen (-8,1  %; Neuabschlüsse 2020: 192.141) und Studienberechtigten (-9,6 %; Neuabschlüsse 2020: 136.119) lagen die Rückgänge bei allen drei Kategorien auf recht ähnlichem Niveau. Die starken Einbrüche bei den Neuabschlusszahlen sind maßgeblich auf die Coronapandemie und die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen zurückzuführen (vgl. Kroll 2021; Oeynhausen u. a. 2021).

Der Trend zur Höherqualifizierung der letzten Jahre in Bezug auf die allgemeinbildenden Schulabschlüsse der Auszubildenden im dualen System setzte sich 2020 etwas abgeschwächt weiter fort. Während der Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss leicht gesunken ist (2019: 3,5 % vs. 2020: 3,3 %) und derjenigen mit Hauptschulabschluss auf dem Vorjahresniveau liegt (2019 und 2020: 24,3 %), ist der Anteil der Auszubildenden mit Realschulabschluss recht deutlich um 0,6 Prozentpunkte auf 41,3 % gestiegen. In den Jahren zuvor war der Anteil der Auszubildenden mit Realschulabschluss, der größten Schulabschlussgruppe im dualen System der Berufsausbildung, rückläufig (2009: 42,2 % vs. 2019: 40,7 %). Anders gestaltete sich die Entwicklung in den letzten Jahren bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung. Hier wuchs der Anteilswert stetig von 18,8 % im Jahr 2007 auf 29,3 % in 2019 (+10,5 Prozentpunkte). Im Jahr 2020 ging der Anteil zwar leicht um -0,1 Prozentpunkte zurück (Anteil 2020: 29,2 %); hierbei ist allerdings zu beachten, dass durch die Umstellung der Gymnasien in Niedersachsen von G8 auf G9 der Abiturjahrgang an allgemeinbildenden Schulen 2020 entfiel. Dadurch ist der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Studienberechtigten in Niedersachsen überdurchschnittlich hoch (Niedersachsen: -17,3 %; Bundesgebiet: -9,6 %) und beeinflusst auch die bundesweite Anteilsentwicklung. Der zuvor beschriebene leichte Anteilsrückgang der Studienberechtigten ist also auch maßgeblich durch die besondere Situation in Niedersachsen geprägt. Bei einer „normalen“ Entwicklung in Niedersachsen wäre der Anteil der Studienberechtigten insgesamt mindestens auf dem Niveau von 2019 verblieben, möglicherweise wäre es auch zu einem leichten Anstieg des Studienberechtigtenanteils gekommen Schaubild A5.5.1-1.

Erfassung des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses in der Berufsbildungsstatistik

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik 2007105 wird der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden als eigenständiges Merkmal erfasst, welches frei kombiniert und für verschiedene Personengruppen ausgewertet werden kann.106 Die Analysemöglichkeiten haben sich hierdurch deutlich erweitert. Die Schulform, d. h., wo der Abschluss erworben wurde, ist dabei unerheblich. Unterschieden werden folgende Kategorien:

  • ohne Hauptschulabschluss,
  • Hauptschulabschluss,
  • Realschulabschluss oder vergleichbarer Abschluss,
  • Studienberechtigung,
  • im Ausland erworbener Abschluss, der den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann.

In den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik – insbesondere in den Berichtsjahren 2007 und 2008 – wurde die Kategorie „im Ausland erworbener Abschuss, der nicht zugeordnet werden kann“ auffallend häufig gemeldet. Es musste davon ausgegangen werden, dass mit dieser Kategorie auch sonstige fehlende Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss gemeldet wurden. Aus diesem Grund wurde die Berechnung der Schulabschlussanteile von 2007 bis 2018 ohne die Kategorie „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ vorgenommen. Seit dem Berichtsjahr 2019 wird diese Kategorie (auch rückwirkend) wieder in die Prozentuierung miteinbezogen. Dadurch unterscheiden sich die im Folgenden beschriebenen Schulabschlussanteile von denen in den Datenreporten der früheren Jahre bis 2020. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass immer dann, wenn der Anteil der Angaben mit der Kategorie „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann“ hoch ausfällt, alle anderen Abschlussarten deutlich unterschätzt sein können. Somit sollte bei der Betrachtung der einzelnen Schulabschlussarten immer auch berücksichtigt werden, wie hoch die fehlenden Angaben ausfallen. Ausführliche Informationen zu den Gründen der Umstellung der Berechnungsweise der allgemeinbildenden Schulabschlussanteile finden sich bei Kroll (2020) unter https://www.bibb.de/dokumente/xls/dazubi_zusatztabellen_berechnung-schulabschlussanteile.xlsx

Schaubild A5.5.1-1: Schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2007 bis 2020 (in %)1

Ein durch den starken Anstieg der Studienberechtigten in den letzten Jahren initiierter Verdrängungsprozess am Ausbildungsmarkt konnte in der Vergangenheit nicht nachgewiesen werden. Vielmehr kam es zu einer verschärften Konkurrenz der studienberechtigten Bewerberinnen und Bewerber um die häufig knappen Plätze in den von ihnen besonders begehrten Berufen (vgl. Beicht 2013; Milde/Kroll 2015).

Berücksichtigt man die Entwicklung der letzten Jahre, stellt sich für die Zukunft nicht mehr nur die Frage nach einer möglichen Verdrängung, sondern es ist auch zunehmend von Interesse, ob es gelingt, die rückläufigen Zahlen aufseiten der Personen mit maximal einem Hauptschulabschluss weiter durch die stärkere Gewinnung von Studienberechtigten für die duale Berufsausbildung zu kompensieren, um auch zukünftig den Fachkräftebedarf sichern zu können. Hierzu hat das BIBB im Jahr 2016 eine Sonderauswertung durchgeführt (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Im Ergebnis ist ein gestiegenes Interesse von Studienberechtigten an der dualen Berufsausbildung zu konstatieren. Davon profitieren nicht nur typische Studienberechtigtenberufe Tabelle A5.5.1-8. Es werden auch deutlich mehr Studienberechtigte im Vergleich zu 2010 in vielen Hauptschülerberufen gezählt. Insbesondere mit Blick auf die Fachkräftesicherung und auch auf Berufe mit starken Besetzungsproblemen (z. B. Fleischer/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Restaurantfachmann/-fachfrau; Kapitel A1.1) begannen zwar mehr Studienberechtigte eine Ausbildung, doch reichten die Zuwächse bei Weitem nicht aus, um die großen Verluste bei Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen, insbesondere mit maximal Hauptschulabschluss, auszugleichen.

Die regionale Differenzierung zeigt deutliche Unterschiede bei der Verteilung der allgemeinbildenden Schulabschlüsse in den einzelnen Bundesländern. Diese unterschiedlichen Verteilungen sind nicht nur mit der jeweiligen regionalen Ausbildungsmarktsituation zu begründen, sondern auch auf die unterschiedliche Verteilung der Schulabschlüsse unter den Schulabgängerinnen und Schulabgängern in den Bundesländern zurückzuführen. Beispielsweise verließ in Bayern im Jahr 2020 rd. jede/-r fünfte Absolvent/-in die allgemeinbildende Schule mit einem Hauptschulabschluss, in Thüringen war es hingegen nur rd. jede/-r siebte. Auf der anderen Seite gab es z. B. in Hamburg sehr hohe Anteile (über 50 %) an Schulabsolventen und -absolventinnen mit Studienberechtigung, wohingegen dieser Anteil in Bayern oder Hessen mit rd. 30 % deutlich niedriger lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2021). Dies sollen nur einige Beispiele sein, um die regional stark unterschiedlichen Verteilungen beim allgemeinbildenden Schulabschluss der Schulabsolventinnen und -absolventen zu verdeutlichen. Das hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung bei der allgemeinschulischen Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag in den einzelnen Bundesländern.

Bereits bei der noch recht groben regionalen Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland zeigen sich erste Unterschiede. In Ostdeutschland lag der Anteil der Neuabschlüsse von Jugendlichen mit Realschulabschluss im Jahr 2020 mit 48,8 % deutlich über dem Anteil in Westdeutschland (40,0 %). Auf der anderen Seite ergab sich für Westdeutschland ein leicht höherer Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (24,8 % vs. Ostdeutschland: 21,8 %) und ein deutlich höherer Studienberechtigtenanteil (Westdeutschland: 30,0 % vs. Ostdeutschland: 24,5 %). Letzterer ist aufgrund der zuvor beschriebenen besonderen Situation in Niedersachsen noch einmal höher zu bewerten. Eine Langzeitreihe zur Entwicklung der Schulabschlussanteile in Ost- und Westdeutschland zeigt sowohl Konstanten als auch Dynamiken. Der überdurchschnittlich hohe Anteil von Neuabschlüssen mit Realschulabsolventen/Realschulabsolventinnen in Ostdeutschland besteht bspw. bereits seit längerem (2009: 45,9 %) Schaubild A5.5.1-2. Deutlich dynamischer ist die Entwicklung bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung. Vor zehn Jahren gab es anteilig in Ostdeutschland (2009: 21,7 %) mehr Auszubildende mit Studienberechtigung als in Westdeutschland (2009: 19,6 %). In der Zwischenzeit ist der Studienberechtigtenanteil in Westdeutschland um mehr als 10 Prozentpunkte (2020: 30,0 %) gestiegen und liegt damit nun deutlich vor dem in Ostdeutschland (24,5 %), wo in diesem Zeitraum nur ein moderater Anstieg von knapp 3 Prozentpunkten zu verzeichnen war.

Schaubild A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Ost- und Westdeutschland 2007 bis 2020 (in %)1

Derartig unterschiedliche Verteilungen bei den Schulabschlussanteilen zeigen sich auch auf der Ebene der einzelnen Bundesländer und dies nicht nur zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern, sondern auch innerhalb der Gruppe der west- bzw. ostdeutschen Bundesländer. So lag bspw. der Anteil der Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen in Bayern (32,6 %), im Saarland (31,3 %) und in Schleswig-Holstein (28,0 %) deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 24,3 %, in Sachsen-Anhalt (19,0 %), Nordrhein-Westfalen (19,3 %), Berlin (19,8 %) und Bremen (19,9 %) deutlich darunter. Beim mittleren Abschluss werden die Unterschiede noch deutlicher. 2020 wurden in Sachsen-Anhalt (56,0 %), Sachsen (54,8 %) und Thüringen (52,0 %) mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Realschulabsolventinnen und -absolventen geschlossen, in Hamburg (28,4 %), im Saarland (29,0 %) und in Nordrhein-Westfalen (33,1 %) mit weniger bzw. rd. einem Drittel. Der Studienberechtigtenanteil unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag lag im Jahr 2020 in Nordrhein-Westfalen (42,6 %) und in Hamburg (41,1 %) deutlich mehr als doppelt so hoch wie in Bayern (17,0 %) oder Thüringen (18,5 %) Tabelle A5.5.1-1.

Tabelle A5.5.1-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Bundesland 2020

Höchster allgemeinbildender Schulabschluss nach Personengruppen

Auch im Jahr 2020 verließen junge Frauen die allgemeinbildende Schule seltener ohne und seltener mit Hauptschulabschluss und dafür deutlich häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als Männer. Diese Ausprägung zeigte sich auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. 35,6 % der weiblichen Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2020 verfügten über eine Studienberechtigung, wohingegen dies nur auf 25,6 % der Männer zutraf (Differenz: 10,0 Prozentpunkte) Tabelle A5.5.1-2. Auf der anderen Seite hatten 27,2 % der Männer einen Hauptschulabschluss, bei den Frauen waren es nur 19,3 %. Die Realschulabschlussanteile lagen bei beiden Geschlechtern auf ähnlichem Niveau (Männer: 41,5 %; Frauen: 40,9 %).

Bei den ausländischen Auszubildenden107 mit Neuabschluss 2020 verfügten rd. 42 % über maximal einen Hauptschulabschluss (6,9 % ohne Hauptschulabschluss und 35,0 % mit Hauptschulabschluss). Bei den Deutschen traf dies auf rd. 26 % zu (2,8 % ohne Hauptschulabschluss und 23,0 % mit Hauptschulabschluss). Demgegenüber hatten 30,6 % der Auszubildenden mit deutschem Pass eine Studienberechtigung und 18,3 % der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Zeitverlauf ist jedoch auch bei den ausländischen Auszubildenden eine recht deutliche Erhöhung des Anteils der Studienberechtigten festzustellen. Im Folgenden werden die Entwicklungen differenziert nach den einzelnen Schulabschlüssen genauer betrachtet.

Tabelle A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Geschlecht und Staatsangehörigkeit, Bundesgebiet 2020

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss

Im Berichtsjahr 2020 wurden 15.189 neue Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss abgeschlossen Tabelle A5.5.1-3. Damit ist der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System im Vergleich zum Vorjahr leicht von 3,5 % auf 3,3 % gefallen. Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit ist der Anteil bei den ausländischen Auszubildenden recht deutlich gesunken (2019: 8,2 % vs. 2020: 6,9 %) und bei den deutschen Auszubildenden auf dem Vorjahresniveau verblieben (2019 und 2020: 2,8 %). Die Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss wiesen ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter von 20,4 Jahren108 auf. In Kapitel A5.5.2 zeigt sich, dass mit rd. 20 % überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss vor dem Neuabschluss bereits eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung absolviert haben Tabelle A5.5.2-4. Somit kann der hohe Altersdurchschnitt zumindest teilweise durch die längeren Übergangswege nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule erklärt werden.

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss sind in den meisten Zuständigkeitsbereichen stark unterrepräsentiert, was auf die quantitativ geringe Bedeutung im Vergleich zu anderen Abschlussarten zurückzuführen ist Tabelle A5.5.1-3. Eine Ausnahme bildet hier der Zuständigkeitsbereich der Hauswirtschaft, in welchem 2020 knapp 30 % der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss geschlossen wurden.

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2010 bis 2020 (Teil 1)1

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2010 bis 2020 (Teil 2)1

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2010 bis 2020 (Teil 3)1

Jugendliche ohne Hauptschulabschluss sind überdurchschnittlich stark in der Berufsgruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung (35,1 %) vertreten Tabelle A5.5.1-4. Für die Gruppe der zweijährigen Berufe, die sich insbesondere an Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen richtet, galt dies – wenn auch nicht so ausgeprägt – ebenfalls. Mit 6,7 % lag der Anteil hier deutlich über dem Anteil dieser Schulabschlussgruppe insgesamt (3,3 %).

Auch im Berichtsjahr 2020 war unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss – wie bereits in den Jahren zuvor – der Beruf Verkäufer/-in mit 7,1 % am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-5. Es folgen die Berufe Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (4,4 %), Friseur/-in (3,6 %) und Maler/-in und Lackierer/-in (3,5 %). Insgesamt zeigt sich bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss eine vergleichsweise breite berufliche Streuung. Nur 34,5 % der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss verteilten sich auf diese zehn am stärksten besetzten Berufe. Der analoge Wert für die Gruppe der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt zum Vergleich bei 45,7 %.109

Tabelle A5.5.1-4: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Berufsgruppen, Bundesgebiet 2020

Tabelle A5.5.1-5: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2020

Auszubildende mit Hauptschulabschluss

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen ist im Vergleich zum Vorjahr von 124.920 auf 113.385 im Jahr 2020 zurückgegangen (-11.535 Neuabschlüsse; -9,2 %). Trotz dieses deutlichen Neuabschlussrückgangs ist der Anteil der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss mit 24,3 % auf dem Vorjahresniveau verblieben, da auch die anderen Schulabschlussniveaus massive Rückgänge zu verzeichnen hatten. Im Langzeitvergleich zeigt sich aber eine deutliche Abnahme des Hauptschüleranteils (2010: 32,7 %). Der Anteil ist bei den ausländischen Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (2019: 34,2 % vs. 2020: 35,0 %) und bei den deutschen Auszubildenden auf dem Niveau des Vorjahres verblieben (2019 und 2020: 23,0 %). Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt mit 19,4 Jahren auf dem Vorjahresniveau und damit weiterhin deutlich niedriger als bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss.

Die Differenzierung nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen zeigt, dass Auszubildende mit Hauptschulabschluss weiterhin überdurchschnittlich – wenn auch seit 2010 deutlich rückläufig – im Handwerk (2020: 36,7 % vs. 2010: 53,4 %), der Hauswirtschaft (54,2 %) und der Landwirtschaft (28,1 %) vertreten sind Tabelle A5.5.1-3. Außerdem kam es bei den Freien Berufen erneut im Vergleich zum Vorjahr zu einem recht deutlichen Anstieg (2017: 15,8 %; 2018: 18,0 %; 2019: 19,7 %; 2020: 20,2 %). Weiterhin wird gut die Hälfte (50,9 %) aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den zweijährigen Berufen mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen Tabelle A5.5.1-4. Ein noch höherer Wert ergab sich bei den Berufen für Menschen mit Behinderung (58,4 %).

Auch im Berichtsjahr 2020 war erneut der zweijährige Beruf Verkäufer/-in mit 10.743 Neuabschlüssen in der Gruppe der Hauptschüler/-innen am stärksten besetzt (9,5 % aller Neuabschlüsse mit Hauptschülern/Hauptschülerinnen) Tabelle A5.5.1-6. Damit stellten die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss mehr als die Hälfte (50,5 %) aller Neuabschlüsse in diesem Beruf. Ebenfalls deutlich überdurchschnittlich mit Hauptschülern/Hauptschülerinnen besetzte Berufe sind Maler/-in und Lackierer/-in (54,4 %) und Friseur/-in (50,4 %). Dementsprechend ist bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe besonders ausgeprägt. 45,7 % der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilten sich auf die zehn am stärksten besetzten Berufe. Eine Ursache dafür könnte sein, dass sich das berufliche Spektrum für Jugendliche mit niedrigerem Schulbildungsniveau seit geraumer Zeit aufgrund steigender kognitiver Anforderungen verengt. Folge ist eine starke Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Schulabschlüssen und den eingeschlagenen Bildungswegen und letztendlich eine starke berufliche Segmentierung des Berufsausbildungssystems. Die Gründe hierfür könnten sowohl bei den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen der einzelnen Berufe als auch bei der betrieblichen Selektionspolitik liegen (vgl. Gerhards/Troltsch/Walden 2013).

Tabelle A5.5.1-6: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2020

Auszubildende mit Realschulabschluss

Jugendliche mit Realschulabschluss bilden die mit Abstand größte Gruppe der Schulabschlussarten und dies konstant über die letzten Jahre. Die Zahl der Neuabschlüsse mit Realschulabsolventen/-absolventinnen belief sich im Jahr 2020 auf insgesamt 192.141. Prozentual ist der Rückgang in dieser Schulabschlussgruppe im Vergleich zum Vorjahr mit -8,1 % zwar recht deutlich (2019: 209.067 Neuabschlüsse), da die Rückgänge bei den anderen Schulabschlussniveaus im Vorjahresvergleich aber stärker ausfielen, ist der Anteilswert für die Realschulabsolventen/-absolventinnen von 40,7 % (2019) auf nunmehr 41,3 % im Jahr 2020 gestiegen. Die Auszubildenden mit Realschulabschluss waren – wie im Vorjahr – bei Neuabschluss durchschnittlich 19,0 Jahre alt.

Die zahlenmäßige Dominanz der Realschüler/-innen insgesamt im dualen System spiegelt sich auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen wider. Die einzige Ausnahme bildet hier mit 13,5 % der Hauswirtschaftsbereich Tabelle A5.5.1-3. Gewohnt hoch war der Anteil der Jugendlichen mit Realschulabschluss mit 46,5 % erneut in den Freien Berufen. Allerdings kam es hier im Langzeitvergleich zu einem deutlichen Anteilsrückgang (2007: 59,6 %). Zur langfristigen Entwicklung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen und allgemeinbildenden Schulabschlüssen ab 2007 siehe BIBB-Datenreport 2021, Kapitel A5.5.1, Tabelle A5.5.1-3. In den beiden größten Zuständigkeitsbereichen belief sich der Anteil im Jahr 2020 auf 40,7 % in Industrie und Handel und 41,4 % im Handwerk.

Auffällig ist, dass 32,7 % der Auszubildenden in zweijährigen Berufen über einen Realschulabschluss verfügen, und dies, obwohl zweijährige Berufe insbesondere die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sollen. Unter den Auszubildenden mit Realschulabschluss waren im Jahr 2020 die Kaufleute im Einzelhandel (6,1 %) und die Kaufleute für Büromanagement (5,6 %) am stärksten vertreten Tabelle A5.5.1-7. In diesen Berufen machte die Schulabschlussgruppe mit rund 47 % annähernd die Hälfte der Neuabschlüsse aus. Auf den folgenden Plätzen lagen die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (5,2 %), Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,5 %) und der zweijährige Beruf Verkäufer/-in (3,9 %). Insgesamt verteilten sich 40,6 % aller Auszubildenden mit Realschulabschluss auf die zehn am stärksten besetzten Berufe.

Tabelle A5.5.1-7: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Realschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2020

Auszubildende mit Studienberechtigung

Auch bei den Auszubildenden mit Studienberechtigung ist die absolute Zahl der Neuabschlüsse mit 136.119 im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken (2019: 150.633). Dadurch ist der Anteilswert hier leicht um -0,1 Prozentpunkte auf 29,2 % gesunken Tabelle A5.5.1-3, was aber auch auf die weiter oben beschriebene Sondersituation in Niedersachsen zurückzuführen ist. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Studienberechtigung war – allein schon aufgrund der längeren allgemeinschulischen Ausbildung – mit 21,3 Jahren deutlich höher als bei den anderen Schulabschlussgruppen.

Der Anteil an Studienberechtigten ist in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen stark unterschiedlich ausgeprägt. Besonders hoch ist der Studienberechtigtenanteil bspw. im Bereich des Öffentlichen Dienstes. Hier wurden auch 2020 noch über die Hälfte (54,1 %) aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Studienberechtigten abgeschlossen. Zu den stark mit studienberechtigten Auszubildenden besetzten Bereichen zählt auch Industrie und Handel (34,8 %). Auf der anderen Seite waren es im Handwerk lediglich 15,7 %. Allerdings ist hier in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg zu beobachten (2010: 6,9 %). Ebenfalls deutlich unterdurchschnittlich vertreten waren Auszubildende mit Studienberechtigung im Bereich Hauswirtschaft (1,7 %) Tabelle A5.5.1-3. In der Landwirtschaft lag der Anteil mit 25,9 % zwar immer noch unter dem Durchschnitt, allerdings zeigte sich hier im Zeitverlauf eine deutliche und stetige Anteilszunahme (2010: 11,8 %).

Studienberechtigte Auszubildende finden sich verstärkt in kaufmännischen Ausbildungsberufen. Von den zehn mit studienberechtigten Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufen waren sechs aus dem kaufmännischen Bereich. Am stärksten besetzt war hier auch 2020 der Beruf Industriekaufmann/-kauffrau (7,4 % aller Neuabschlüsse mit Studienberechtigten) Tabelle A5.5.1-8. 69,6 % aller Auszubildenden in diesem Beruf waren studienberechtigt. Ähnlich hohe Anteilswerte zeigen sich auch noch für die Berufe Bankkaufmann/-kauffrau (68,5 % aller Neuabschlüsse in diesem Beruf) und Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (68,9 %). Abseits der kaufmännischen Berufe gehörten die Berufe Fachinformatiker/-in, Steuerfachangestellte/-r, Verwaltungsfachangestellte/-r und Medizinische/-r Fachangestellte/-r zu den zehn am stärksten besetzten Berufen. Wie bereits in den Vorjahren ist die Fokussierung der Auszubildenden mit Studienberechtigung auf bestimmte Berufe sehr stark, sodass die zehn am stärksten besetzten Berufe hier 43,2 % aller Neuabschlüsse mit studienberechtigten Auszubildenden ausmachten.

Tabelle A5.5.1-8: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Studienberechtigung am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2020

Auszubildende mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann

Wie bereits eingangs erläutert, werden seit dem Berichtsjahr 2019 (auch rückwirkend) die Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, mit in die Berichterstattung zu den allgemeinbildenden Schulabschlüssen aufgenommen. Der Anteil der Neuabschlüsse mit Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, lag im Berichtjahr 2020 bei 1,9 % und damit leicht unter dem Anteilswert des Vorjahres (2019: 2,1 %). Von 2012 bis 2018 war dieser Wert allerdings – auch aufgrund steigender Neuabschlusszahlen mit Geflüchteten – kontinuierlich angestiegen (2012: 0,6 %). Das Durchschnittsalter lag in dieser Schulabschlusskategorie mit 25,2 Jahren deutlich über dem Gesamtdurchschnitt.

Unter den Auszubildenden mit einem im Ausland erworbenen Schulabschluss, der nicht zugeordnet werden kann, war im Berichtsjahr 2020 der Beruf Medizinische/-r Fachangestellte/-r mit 6,3 % am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-9. Es folgen die Berufe Koch/Köchin (5,2 %), Hotelfachmann/-fachfrau (5,0 %), Verkäufer/-in (4,8 %) und Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (3,9 %). Insgesamt verteilten sich 42,3 % aller Auszubildenden dieser Schulabschlussgruppe auf die zehn am stärksten besetzten Berufe.

(Stephan Kroll)

Tabelle A5.5.1-9: Die zehn von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und einem im Ausland erworbenen Abschluss, der nicht zugeordnet werden kann, am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2020

  • 105

    Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 962ff.), der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, wurden weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet. Die Erhebung der Statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung mit einem erweiterten Merkmalskatalog umgestellt.

  • 106

    Bis 2006 wurden Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss nur alternativ zu Abschlüssen an der zuletzt besuchten beruflichen Schule gemeldet (BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.5.1). Daten zur schulischen Vorbildung bis 2006 und zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss ab 2007 können daher nur eingeschränkt miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Angaben im Zeitverlauf ist erst ab dem Berichtsjahr 2007 möglich, wobei in den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Zeitreihen bis zum Berichtsjahr 2006 finden sich im BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.1.

  • 107

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst.

  • 108

    Die Werte weichen von denen der Datenreporte vor 2016 ab, da die jeweiligen Altersjahrgänge nicht mehr mit +0,5 in die Berechnung einfließen. Allerdings ist zu beachten, dass die Berufsbildungsstatistik das Geburtsjahr der Auszubildenden erhebt. Das Alter ist somit nur jahresgenau erfasst. Ein Ausbildungsvertrag beginnt i. d. R. im August oder September bzw. die Neuabschlusszahlen sind zum Stichtag 31.12. ermittelt und ein Teil der Auszubildenden erreicht dann schon bald (Beginn des folgenden Kalenderjahres) ein höheres Lebensalter. Das tatsächliche Durchschnittsalter liegt also über dem berechneten. Da jedoch nicht genau bestimmt werden kann, um wie viele Monate das Durchschnittsalter verzerrt ist, wurde die Kalkulation um +0,5 aufgegeben.

  • 109

    Rundungsbedingt können die im Text aufgeführten Gesamtwerte von den aufsummierten Einzelwerten in den Tabellen abweichen.