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Um zuverlässige Daten über die Situation von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern am Übergang in Ausbildung zu erhalten, die über die amtliche Statistik hinausgehen, hat das BIBB gemeinsam mit der BA im Herbst 2021 die BA/BIBB-Bewerberbefragung durchgeführt. Das Frageprogramm, das bei allen BA/BIBB-Bewerberbefragungen eingesetzt wird, wurde in diesem Jahr, wie bereits bei der Sonderbefragung im Jahr 2020, um Fragen zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf die Berufswahl und Ausbildungsstellensuche ergänzt. So ist es möglich, die Wirkungen der Pandemie auf den Berufswahl- und Bewerbungsprozess der Bewerber/-innen beider Jahre zu vergleichen.180

Wie bei den bisherigen BA/BIBB-Bewerberbefragungen stehen auch im Jahr 2021 Bewerbergruppen im Fokus, die ein höheres Risiko haben, keine Ausbildungsstelle zu finden und langfristig ausbildungslos zu bleiben. Sie werden von der Bildungspolitik als wichtige Zielgruppen betrachtet, die es beim Übergang in Ausbildung gezielt zu unterstützen gilt. Neben Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern mit Migrations- und ggf. zusätzlichem Fluchthintergrund und Bewerberinnen und Bewerbern, die den Kontakt zur BA abgebrochen haben (unbekannt verbliebene Bewerber/-innen), zählen auch Bewerber/-innen, die schon zu einem früheren Zeitpunkt als dem aktuellen Ausbildungsjahr eine Ausbildung beginnen wollten (Altbewerber/-innen), zu diesen bildungspolitisch bedeutsamen Gruppen.

Nachfolgend werden erste vorläufige Ergebnisse zum Verbleib von Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund und Fluchthintergrund (Kapitel A8.1.1), von unbekannt verbliebenen Bewerberinnen und Bewerbern (Kapitel A8.1.2) und von Altbewerberinnen und -bewerbern (Kapitel A8.1.3) dargestellt. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus früheren Jahren werden für die betrachteten Gruppen Entwicklungen aufgezeigt. In Kapitel A8.1.4 werden schließlich einige Ergebnisse dazu vorgestellt, wie die Bewerber/-innen die Folgen der Coronapandemie auf ihre Berufswahl und Stellensuche einschätzen.

BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021

Um die Datenlage zu den gemeldeten Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern zu verbessern, führt das BIBB seit den 1990er-Jahren gemeinsam mit der BA die BA/BIBB-Bewerberbefragung durch. Bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung handelt es sich um eine schriftlich-postalische Repräsentativbefragung von jungen Menschen, die bei der BA als Ausbildungsstellenbewerber/-innen registriert waren. Sie deckt Sachverhalte auf, die die Ausbildungsmarktstatistik der BA nicht abbildet (Kapitel A1.1.3) und liefert damit zentrale Informationen zu bildungspolitisch bedeutsamen Zielgruppen wie z. B. Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund.

Die BA/BIBB-Bewerberbefragung wird auf Weisung des BMBF gemeinsam vom BIBB und der BA umgesetzt. Von 2002 bis 2018 wurde die Befragung alle zwei Jahre durchgeführt, zuletzt jedoch auf einen dreijährigen Turnus umgestellt. Aufgrund der Coronapandemie fand im Jahr 2020 allerdings eine außerplanmäßige Sonderbefragung statt, um zuverlässige Informationen über die Berufswahl- und Bewerbungsprozesse in Zeiten der Coronapandemie zu erhalten. Dabei wurde das Frageprogramm der regulären Befragung um Fragen zur Pandemie ergänzt. Die BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021 ist demnach eine reguläre Befragung, in welcher allerdings erneut schwerpunktmäßig die Auswirkungen der Coronapandemie auf den Bewerbungsprozess untersucht werden.

Grundlage für die Stichprobenziehung war die Ausbildungsmarktstatistik der BA für das Vermittlungsjahr 2020/2021 (1. Oktober 2020 bis 30. September 2021). Einbezogen wurden ausschließlich Bewerber/-innen, die ihren Wohnsitz in Deutschland hatten und die bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung mit der Arbeitsagentur (JCgE) gemeldet waren. Bewerber/-innen aus dem Zuständigkeitsbereich von Jobcentern in kommunaler Trägerschaft (JCzkT) konnten nicht berücksichtigt werden.

Die Stichprobenziehung wurde vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt. Aus der definierten Grundgesamtheit der 414.773 Bewerber/-innen wurde eine Zufallsstichprobe von 50.000 Personen gezogen. Um eine ausreichend große Anzahl von Bewerberinnen und Bewerbern mit Fluchthintergrund befragen zu können, wurden diese Zielgruppen bei der Stichprobenziehung leicht überproportional berücksichtigt und 4.750 Geflüchtete per Zufallsprinzip ausgewählt.

Die 50.000 ausgewählten Personen erhielten Ende November 2021 per Post einen vierseitigen Fragebogen mit der Bitte, an der Befragung teilzunehmen. Der Fragebogen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021 umfasste, wie bereits bei der Sonderbefragung im Jahr 2020 neben Standardfragen, die Teil jeder BA/BIBB-Bewerberbefragung sind (z. B. Fragen zum aktuellen beruflichen Verbleib oder zu den Bewerbungsaktivitäten) auch Fragen zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf die Berufswahl und Ausbildungsstellensuche.

Bis Ende Januar 2021 beteiligten sich 7.550 Bewerber/-innen an der Studie (bereinigte Rücklaufquote: 16 %). Im Anschluss wurden die Daten anhand der Merkmale Geschlecht, offiziell registrierter Verbleib, Wohnregion und Fluchthintergrund gewichtet. Personen, die keine Angaben bei den Gewichtungsmerkmalen aufwiesen, wurden von den Auswertungen ausgeschlossen. Insgesamt gelangten 7.204 Personen in die Auswertung.

Weitere Informationen zur BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021 sind abrufbar unter https://www.bibb.de/de/146080.php

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    Formulierungsanpassungen und Ergänzungen in der Fassung des Fragebogens 2021 führen an einigen Stellen zu eingeschränkter Vergleichbarkeit.