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Qualifikationsmismatch – alles eine Frage der Messmethode?

Ausmaß und Determinanten von über- und unterqualifizierter Erwerbstätigkeit im Vergleich

15.09.2021

Qualifikationsmismatch tritt auf, wenn das Qualifikationsniveau einer Person nicht mit dem Anforderungsniveau der ausgeübten Tätigkeit übereinstimmt. Die Studie untersucht, ob die Inzidenz und die Determinanten von Über- und Unterqualifizierung robust gegenüber dem Messkonzept (objektiv vs. subjektiv) sind.

Qualifikationsmismatch – alles eine Frage der Messmethode?

Überqualifizierung liegt vor, wenn das individuelle Qualifikationsniveau höher ist als das Anforderungsniveau der Tätigkeit. Der taxifahrende Akademiker ist ein oft herangezogenes Beispiel für eine überqualifizierte Erwerbstätigkeit. Unterqualifizierte Erwerbstätigkeit tritt hingegen auf, wenn das Anforderungsniveau der Tätigkeit höher ist als das eingebrachte Qualifikationsniveau. Die Analysen zum Qualifikationsmismatch sind relevant, da Überqualifizierung in vielfacher Hinsicht mit negativen Konsequenzen für die Beschäftigten verbunden ist, wohingegen unterqualifizierte Erwerbstätigkeit als beruflicher Aufstieg zu werten ist.

In der Mismatchforschung gibt es verschiedene Verfahren zur Messung von Über- und Unterqualifizierung. Zu unterscheiden sind insbesondere subjektive Verfahren anhand der Selbsteinschätzung durch die Befragten und objektive bzw. normative Verfahren auf Basis von Experteneinschätzungen. Seit der Einführung der Klassifizierung der Berufe 2010 steht in Deutschland erstmals eine Be­rufsklassifikation zur Verfügung, die auf der Ebene einzelner Berufe objektive Informationen zum Anforderungsniveau bereitstellt.

Die Studie untersucht auf Basis der repräsentativen BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, ob die Inzidenz und die Determinanten von Über- und Unterqualifizierung robust gegenüber den beiden Messkonzepten sind. Die Ergebnisse zeigen, dass die Inzidenz von Unterqualifizierung mit der objektiven Messung im Durchschnitt rund doppelt so hoch liegt wie mit der subjektiven Messung, wohingegen sich Überqualifizierung im Ausmaß kaum zwischen den Messkonzepten unterscheidet. Allerdings zeigen sich heterogene Effekte des Bildungsabschlusses je nach Messmethode: Für beruflich Qualifizierte werden mit der objektiven Messung geringere und für akademisch Qualifizierte höhere Überqualifizierungsquoten erzielt als mit der subjektiven Messung.