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Moderne Ausbildung für Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen

Beispiele aus der ÜBS-Förderung

Die Land- und Baumaschinenmechatronik wird durch die Digitalisierung tiefgreifend verändert. Auf der Fachtagung „Next Level“ sprachen Ausbildende und Expert/-innen darüber, wie die Aus- und Weiterbildung angepasst werden kann. Zwei vom BIBB geförderte Berufsbildungsstätten präsentierten Beispiele.

Moderne Ausbildung für Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen

Durch die fortschreitende Digitalisierung und Elektrifizierung verändern sich Arbeitsaufgaben und Prozessabläufe in der Land- und Baumaschinenmechatronik und damit die Anforderungen an die Kompetenzen der Fachkräfte. Diesen Entwicklungen wird auch in den Lehrgängen der überbetrieblichen Ausbildung des Handwerks für Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen Rechnung getragen. So traten zuletzt im Jahr 2019 die überarbeiteten Unterweisungspläne in Kraft. Die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS) haben seitdem viele Ideen und Lösungsansätze entwickelt, um die erforderlichen Inhalte in Kurse zu übersetzen. Zwei ÜBS präsentierten diese am 10. November auf der Fachtagung „Next Level: Die Berufsbildung der LandBauTechnik-Branche auf dem Weg in die Zukunft“, zu der das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) eingeladen hatte.

Mobilhydraulik visualisieren und erfahrbar machen – Beispiel BTZ Osnabrück

Eine besondere Herausforderung in der Ausbildung der Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen stellen die Lehrgänge der überbetrieblichen Ausbildung im Handwerk wie z.B. „LBM2/19“, „LBM3/19“ und „LBM9/19“ dar, in denen die Auszubildenden lernen mittels elektronischer Steuergeräte hydraulische Funktionen an mobilen Arbeitsmaschinen anzusteuern. Die hydraulischen Baugruppen sind dabei über Bussysteme miteinander verbunden. Wie man sich diesen Themen zeitgemäß in der überbetrieblichen Ausbildung nähern und das Verständnis für das Zusammenwirken der unterschiedlichen Komponenten fördern kann, beschrieb Projektingenieur Heiner Herbring vom Berufsbildungs- und TechnologieZentrum (BTZ) Osnabrück der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Das BTZ Osnabrück wird seit Dezember 2020 in der Weiterentwicklung zum Kompetenzzentrum vom BIBB aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Zunächst gab der Projektingenieur Einblick in die modernisierte Lehrwerkstatt des BTZ Osnabrück als verständnisfördernde Lernumgebung. Für diese entwickelte das BTZ Osnabrück u.a. eine Hydraulikmontagewand, auf der die Auszubildenden ein funktionsfähiges Bussystem einrichten können. Die Auszubildenden binden dazu die entsprechenden hydraulischen Komponenten, Sensoren, Stellglieder und Aktoren direkt auf der Hydraulikmontagewand an, um ein busgesteuertes Hydrauliksystem mit allen wesentlichen Funktionalitäten zu simulieren und in Funktion testen zu können. Die Ausführung wird digital über ein Lernprogramm auf dem Tablet der Auszubildenden begleitet. Wie dies in der Praxis genau abläuft, präsentierte Heiner Herbring den Teilnehmenden anhand eines Videos.

In den neuen Lehr- und Lerneinheiten üben die Auszubildenden außerdem, Steuergeräte für die Sensorik- und Aktorik-Komponenten zu programmieren, Betriebsparameter zu kontrollieren und Störungen zu analysieren und zu beseitigen. Damit wird insbesondere den Lernzielen des Lehrgangs „LBM 9/19“ entsprochen. Heiner Herbring erklärt des Weiteren, dass alle neuen Lernszenarien nach dem Prinzip der Handlungsorientierung anhand von Kundenaufträgen entwickelt und erprobt würden. Angereichert würden diese mit passenden Lehr- und Lernmaterialien und digitalen Lernmedien. Hierzu gehörten auch Virtual-, Augmented- und Mixed-Reality-Anwendungen, mit denen neue Zugänge zu den komplexen Themen geschaffen werden sollen.

Modernisierung für eine zeitgemäße ÜBA  – Beispiel AFZ Walldorf

Für eine moderne überbetriebliche Ausbildung werden auch im Aus- und Fortbildungszentrum Walldorf des Bildungswerks BAU Hessen-Thüringen e.V. zahlreiche Anstrengungen unternommen, über die Torsten Wachenbrunner auf der Veranstaltung berichtete. Das AFZ Walldorf als Kompetenzzentrum „Baumaschinentechnik“ investiert z.B. in digitale Technologien (u.a. automatische Baumaschinensteuerung, digitale Fahrassistenzsysteme, Simulation) sowie in digitale Infrastruktur (u.a. WLAN auf dem Ausbildungsgelände). Um die ÜBA der Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen sowie der Baugeräteführer/-innen auch inhaltlich zu modernisieren, setzt das AFZ Walldorf im Verbund mit anderen ÜBS zudem aktuell zwei Vorhaben um: das Projekt „DALiB“ und das Projekt „DiKonA“, mit denen digitale Technologien und digitale Medien in die ÜBA integriert werden. Beide Projekte werden im Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung aus Mitteln des BMBF gefördert.

Die bedeutendsten Trends in der Baumaschinentechnik seien Telematik, Datentransfer und Automatisierung, erläuterte Torsten Wachenbrunner, Projektleiter von „DALiB“, in seinem Vortrag. Es vollzöge sich ein langsamer Übergang von nicht-unterstützten Systemen über Assistenzsysteme bis hin zu Voll-Autonomie. Trotz dieser steigenden Automatisierungstendenzen stehe die Vermittlung von Grundlagen weiterhin im Vordergrund der Ausbildung. Auszubildende müssten an erster Stelle lernen, Baumaschinen auch ohne Assistenzsysteme zu bedienen. Torsten Wachenbrunner begründete dies u.a. mit dem hohen Altbestand. Es sei aber auch entscheidend, um das generelle Verständnis über die Steuerungskomponenten und Wartung der Baumaschinen bei den Auszubildenden zu fördern. Erst wenn dieses Verständnis vorhanden sei, könnten Auszubildenden auch in digitalen Assistenzsystemen und IT-Komponenten gelehrt werden. Dazu werde u.a. ein Lernmanagementsystem im Projekt „DALiB“ entwickelt.

Eine Herausforderung in der Ausbildung und in der Qualifizierung der Ausbildenden ist laut Torsten Wachenbrunner auch die schnelle Entwicklung der Land- und Baumaschinen, die durch die Hersteller vorgegeben wird und eine dynamisch Anpassung der Lehr- und Lernkonzepte erfordere. Daher werden in den Projekten nicht nur neue Lehr- und Lernkonzepte für die ÜBA, sondern auch Qualifizierungskonzepte für das Ausbildungspersonal entwickelt. Torsten Wachenbrunner betonte in dieser Hinsicht das auf Qualität ausgerichtete Leitbild des Bildungswerks BAU. So würden permanent fachliche und pädagogische Qualifizierungen und Weiterbildungen für die Belegschaft angeboten. Dadurch ergebe sich eine Expertise, die u.a. in Gremien und Prüfungsorganisationen einflösse. Damit stellt die Qualifizierung des Ausbildungspersonals für Torsten Wachenbrunner nicht nur eine Herausforderung, sondern auch einen Erfolgsgaranten für eine moderne ÜBA dar.

Lernortkooperation als entscheidender Erfolgsfaktor

Die Erfolgsfaktoren für die Ausbildung bildete auch die Einstiegsfrage für die abschließende Diskussionsrunde der Veranstaltung. Hierbei sprachen sich alle für eine verstärkte Lernortkooperation zwischen Betrieben, Berufsschulen und ÜBS aus. Es sei wichtig, sich stärker abzustimmen und Ausbildungsinhalte untereinander zu verzahnen, so der Tenor der Podiumsteilnehmer, zu denen auch Heiner Herbring und Torsten Wachenbrunner zählten.

Dabei nahmen die Gesprächsteilnehmer besonders die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen in den Blick. Die Intensität und Qualität hänge dabei oft vom Engagement Einzelner ab, beschrieb Torsten Wachenbrunner seine Erfahrungen. Eine andere limitierende Komponente sei Zeit, die auf allen Seiten ein knappes Gut sei. Aber auch die Rahmenbedingungen seien manchmal hinderlich. Zur Stärkung der Zusammenarbeit mit den Berufsschulen plane man im Projekt „DiKonA“ daher regionale Treffen, berichtete Torsten Wachenbrunner.

Generell waren sich die Podiumsdiskutanten einig, dass sich das duale System für den Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in bewährt habe. Die Ausbildung solle bundeseinheitlich bleiben und die Spezialisierung sich anschließen. Damit verwarfen die Gesprächspartner die Idee, den Beruf in zwei eigenständige Berufe – Landmaschinenmechatroniker/-in und Baumaschinenmechatroniker/-in – aufzuteilen.