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Sind Abiturientenberufe immer von Vorteil?

Schulbildungsbezogene Segmentation in der Ausbildung und überqualifizierte Beschäftigung bei Männern und Frauen

07.02.2022

Eine duale Berufsausbildung führt nicht immer in eine niveauadäquate Beschäftigung. Typische Abiturientenberufe reduzieren die Wahrscheinlichkeit für Überqualifizierung, für Frauen allerdings stärker als für Männer.

Sind Abiturientenberufe immer von Vorteil?

Die Berufe des dualen Systems unterscheiden sich nicht nur horizontal nach ihrer fachlichen Ausrichtung, sondern auch vertikal hinsichtlich des schulbildungsspezifischen Zugangs. Im Beitrag werden deshalb ein höheres, ein mittleres und ein niedrigeres Segment unterschieden. Es wird untersucht, inwieweit diese Segmente die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, überqualifiziert beschäftigt zu sein, d. h. eine Tätigkeit unterhalb des Ausbildungsniveaus auszuüben. Die Analysen basieren auf den Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 und logistischen Mehrebenenmodellen.

Zentrale Befunde im Einzelnen sind:

  1. Eine Ausbildung im niedrigeren Segment im Vergleich zu einer Ausbildung im mittleren Segment ist auch bei gleichem Schulabschluss mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Überqualifizierung in der späteren Beschäftigung verbunden. Eine Ausbildung im höheren Segment hingegen senkt das Überqualifizierungsrisiko.
  2. Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, überqualifiziert beschäftigt zu sein, größer als für Männer.
  3. Der Effekt der vertikalen Segmente auf Überqualifizierung variiert mit dem Geschlecht: Während für Frauen mit einer Ausbildung im höheren Segment eine geringere Wahrscheinlichkeit der Überqualifizierung verbunden ist als mit einer Ausbildung im mittleren Segment, zeigen sich bei Männer diesbezüglich keine Unterschiede. Für Männer ist eine Ausbildung im mittleren Segment, das von gewerblich-technischen Berufen geprägt ist, folglich mit einem vergleichbaren Überqualifizierungsrisiko verbunden wie eine Ausbildung im höheren Segment, das überwiegend Dienstleistungsberufe umfasst.
  4. Unter zusätzlicher Berücksichtigung des Berufseinstiegs und -verlaufs zeigt sich bei Männern insgesamt kein Effekt der vertikalen Segmentation auf Überqualifizierung, wohingegen bei Frauen mit einer Ausbildung im höheren Segment weiterhin eine geringere Wahrscheinlichkeit der Überqualifizierung verbunden ist.
  5. Der in der Literatur berichtete konsistente Befund eines höheren Überqualifizierungsrisikos von Frauen bestätigt sich im Modell nur bei einer Ausbildung im niedrigeren und mittleren Segment. Frauen, die einen Beruf des höheren Segments erlernt haben, unterscheiden sich in der Wahrscheinlichkeit einer Überqualifizierung nicht von entsprechend qualifizierten Männern.

Die Analysen legen nahe, die Wirkungskette „Schulbildung – erlernter Beruf – Beschäftigung“ zukünftig stärker geschlechtsspezifisch in den Blick zu nehmen.

Die Publikation steht  hier  zum Download bereit.