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Akademisierung, Hybridqualifikationen und Fachkräftebedarf

Der Open-Access-Sammelband „Akademisierung, Hybridqualifikationen und Fachkräftebedarf“ geht in unterschiedlichen Perspektiven der Frage nach, ob tatsächlich eine Konkurrenzsituation zwischen akademisch und beruflich Qualifizierten besteht, oder ob es sich dabei um einen Mythos handelt.

Akademisierung, Hybridqualifikationen und Fachkräftebedarf

„Akademisierung, Hybridqualifikationen und Fachkräftebedarf“ – unter diesen Schlagwörtern geht der Open-Access-Sammelband, der Herausgeber Prof. Dr. Silvia Annen (Universität Bamberg) und Dr. Tobias Maier (BIBB),  der Frage nach, ob tatsächlich eine Konkurrenzsituation zwischen akademisch und beruflich Qualifizierten besteht, da sowohl die höherqualifizierende Berufsausbildung als auch Bachelorstudiengänge junge Menschen auf gleichwertige Tätigkeiten vorbereiten. 

Die möglichen Konkurrenzsituationen werden mit insgesamt vierzehn Beiträgen aus vier unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die ersten drei Beiträge widmen sich der nationalen Systemebene. Daran anschließend werden drei Beiträge präsentiert, welche den Blick auf die nationale Akteursebene, die Individuen sowie die Betriebe, richten. Eine besondere Bedeutung in Bezug auf Fragen der Konkurrenz oder Komplementarität zwischen beruflichem und akademischem Bereich nehmen hybride Qualifikationsmöglichkeiten ein. Inwieweit es hierdurch gelingt, eine Kongruenz zwischen den beiden Bildungssystemen herzustellen, wird anhand dreier Beiträge zu hybriden Qualifikationen aufgezeigt. Die den Sammelband abschließenden fünf Beiträge nehmen schließlich die internationale Perspektive in den Blick. Hier zeigt sich, dass auch in anderen Ländern Hybridqualifikationen an Bedeutung gewinnen.

Die einzelnen Werke des Sammelbandes verdeutlichen, vor welchen Herausforderungen die deutsche (Berufs)Bildungspolitik steht. Der Arbeitsmarkt ist gekennzeichnet von Fachkräfteengpässen und das duale Ausbildungssystem, welches vielfältige Arbeitsplätze mit qualifizierten Fachkräften versorgt, wird vor diesem Hintergrund in dreierlei Weise herausgefordert: Erstens steht es vor der Aufgabe, schwächer qualifizierte Jugendliche in eine Erstausbildung zu integrieren. Zweitens muss es aber auch die Attraktivität gegenüber einer akademischen Ausbildung wahren, nicht nur wegen der individuellen Bildungsentscheidungen, sondern auch, weil Personen mit einem Fortbildungsabschluss mit akademisch Qualifizierten konkurrieren. Drittens können Attraktivitätssteigerungen nicht rein bildungspolitisch realisiert werden, da sich die gesellschaftliche Anerkennung von Qualifikationswegen und die Signalwirkungen verschiedener Bildungszertifikate auf dem Arbeitsmarkt nur sehr langsam verändern lassen. 

Vor diesem Hintergrund möchte der vorliegende Sammelband auch einen Impuls im Hinblick auf einen systemischen Wandel geben. So folgern die Herausgeber, dass bislang die Qualifikationen aus den beiden Bildungssegmenten (Berufsbildung und Hochschule) zwar in einem Qualifikationsrahmen und auf den gleichen Stufen verortet werden, ohne hierdurch jedoch tatsächliche Durchlässigkeit für die betroffenen Individuen zu ermöglichen. Das mangelnde Vertrauen oder zumindest das fehlende Wissen um das jeweils andere System verwundert auch nicht, da die entsprechenden Qualifikationen in der Regel von völlig unterschiedlichen Akteuren konzipiert, implementiert, vermittelt und schließlich geprüft werden. Genau hier sollten die künftigen bildungspolitischen Reformen ansetzen. Die Zieldimension ließe sich programmatisch auf die Formel „Ein Qualifizierungskonzept aus einem Guss“ verdichten.