BP:
 


Von der „silkroad“ zur „skillsroad“? Fachkonferenz zum Ausbau der Berufsbildung und des Fachkräftepotentials in der Zusammenarbeit mit Usbekistan

31.10.2025

Die Weiterentwicklung der Berufsbildung in Usbekistan sowie Optionen einer Fachkräftemigration von Usbekinnen und Usbeken nach Deutschland vor dem Hintergrund des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes waren Themen der Abschlusskonferenz eines Vorhabens der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), bei dem das BIBB eingeladen war, die Keynote zu halten.

Die Fachkräftemigration war eines der Kernthemen der Konferenz zum GIZ-Vorhaben „Unterstützung des Reform- und Modernisierungsprozesses im beruflichen Bildungssystem Usbekistans (TexVET)“.

Usbekistan liegt seit Jahrtausenden zwischen Ost und West an der Seidenstraße und ist ein Drehkreuz der Ideen und Innovationen. Das Interesse der Usbekinnen und Usbeken an Deutschland nimmt seit Jahren zu: Zunehmend mehr junge Menschen lernen Deutsch und interessieren sich für eine Arbeit oder eine Ausbildung in Deutschland.

Mit dem deutsch-usbekischen Abkommen über eine umfassende Migrations- und Mobilitätspartnerschaft vom Oktober 2024 haben sich Deutschland und Usbekistan auf eine verbesserte Zusammenarbeit im Bereich der regulären Migration verständigt – mit einem besonderen Fokus auf der Berufsbildung.

Vor diesem Hintergrund hatte die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Usbekistan am 9. - und 10.10.2025 zur Abschlusskonferenz des Vorhabens „Unterstützung des Reform- und Modernisierungsprozesses im beruflichen Bildungssystem Usbekistans (TexVET)“ nach Samarkand eingeladen.

Mit der Konferenz verfolgte die GIZ Usbekistan das Ziel, die Erfahrungen der GIZ und der Projektpartner mit der Umsetzung der dualen Ausbildung in Usbekistan zu präsentieren. Dabei ging es vordergründig um den Austausch zu den wichtigsten Ergebnissen und gewonnene Erkenntnisse sowie um die Diskussion künftiger Schritte zur Reform der beruflichen Bildung in Usbekistan.

In ihrer Keynote referierte Birgit Thomann (Leiterin der internationalen Abteilung, BIBB) zu den Strukturmerkmalen des dualen Berufsbildungssystems in Deutschland und betonte dabei auch die aktuellen Herausforderungen. Hierzu zählen für die Betriebe und Berufsschulen die zunehmende Diversität der Lernenden und die Verbesserung des Matching zwischen jungen Menschen, die eine Ausbildung beginnen möchten, und ausbildenden Betrieben, aber auch die großen Transformationsthemen, wie Digitalisierung, Akademisierung und der demographische Trend.

Birgit Thomann, Leiterin der Internationalen Abteilung des BIBB hält eine Rede
Birgit Thomann, Leiterin der internationalen Abteilung des BIBB, hält die Keynote der Konferenz zur Rolle des BIBB im dualen Berufsbildungssystem in Deutschland

Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (2023/24) möchte Deutschland Fachkräften mit beruflicher Qualifikation sowie Personen mit praktischer Berufserfahrung den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern und so dem Fachkräftemangel in Deutschland begegnen.

Zayniddin Khudoyberdiev (Direktor des Institute of Development of Professional Education (MHESI), Usbekistan) bekundete in seiner Replik großes Interesse an einer verstärkten Kooperation mit Deutschland und insbesondere dem BIBB, um das System beruflicher Bildung in Usbekistan weiter zu entwickeln.

Diskussionsrunde
Diskussionsrunde zu Themen der beruflichen Bildung

Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden im World Café Format an thematischen Stationen grundsätzliche Fragen der Berufsbildung und Migration. An der ersten Station ging es darum, wie sich die Lücke zwischen Theorie und Praxis bei der Fachkräftemigration schließen lässt.

An der zweiten Station wurde thematisiert, unter welchen Voraussetzungen sich ein Land ein duales Ausbildungsangebot leisten kann.

Die Teilnehmenden an der dritten Station beschäftigten sich mit der Frage, welche Akteure Botschafter für die duale Berufsbildung sein könnten.

Und schließlich ging es an Station 4 um erforderliche Strukturen für eine erfolgreiche Fachkräfteeinwanderung von qualifizierten Usbekinnen und Usbeken mit Interesse an einer Migration nach Deutschland. Dieser Station war fachlich vom BIBB vorbereitet worden.

„Should I stay or should I go”

Unter dem Motto “Should I stay or should I go” wurden verschiedenste Aspekte im Kontext der Migration beleuchtet. Alexander Studthoff (BIBB) und Birgit Thomann (Leiterin der internationalen Abteilung im BIBB) moderierten die Diskussion zur Frage, wie und an wen in Usbekistan das nötige Wissen um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu Fachkräfteeinwanderung und Anerkennung in Deutschland vermittelt werden muss.

Dabei stellte sich heraus, dass Usbekistan – als klassisches Auswanderungsland – über eine eigene Migrationsagentur mit Zweigstellen im ganzen Land verfügt, die prädestiniert sind, Usbekinnen und Usbeken zu beraten, die an einer Migration nach Deutschland interessiert sind.

An einer weiteren Station illustrierte Shonosir Shakhrahmedov (Simson Private Akademie, Thüringen) die Potenziale der deutschen Bildungswirtschaft bei einer fairen Fachkräftemigration und damit ein „best practice“ im Bereich der Fachkräftegewinnung im Netzwerk von iMOVE im BIBB.

Afrosiyob Jeans Fabrik und Samarkand Teppichwerkstatt

Eine Frau arbeitet an einem Seidenteppich
Besuch der Teppichwerkstatt in Samarkand

Eine Besichtigung der Afrosiyob Jeans-Fabrik und der Samarkand Teppichwerkstatt am Folgetag belegte die historische Bedeutsamkeit des Textilsektors in Usbekistan.

Insbesondere die Einblicke in die Tätigkeit der aus Afghanistan nach Usbekistan zugewanderten Teppichknüpferinnen gaben aber auch Denkanstöße, die mit qualifizierter Migration verbunden sind: Die Tätigkeit bewahrt ein Jahrtausende altes Kunsthandwerk, das sich großer Wertschätzung erfreut. Die Anerkennung dieser Qualifikationen in Deutschland wäre aktuell jedoch kaum möglich, da kein entsprechender Referenzberuf existiert.

Vortragende vor Mittelasiaten und Frau Thomann
Abschließende Worte von Dr. Carolina Probst, Leiterin des Referats Zentralasien im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Die Arbeit des GIZ-Berufsbildungsvorhabens wird in einer Folgephase fortgesetzt, in der eine enge Zusammenarbeit mit dem BIBB gewünscht wird. Das bekräftigte abschließend Dr. Carolina Probst, Vertreterin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).