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Forum 4: Professionalisierung – ausbilden, weiterbilden, Qualität des Unterrichts verbessern

Welche Qualifikationen benötigt eine Lehrkraft für Alphabetisierung? Wie sind die Beschäftigungsverhältnisse? Welche Anreize sind nötig, um weiteres Fachpersonal zu gewinnen? Die Anforderungen an Lehrende in der Alphabetisierung und Grundbildung sind hoch: Die Lerngruppen sind heterogen, der Bedarf an individueller Betreuung der Lernenden hoch, die Beziehungsarbeit fundamental. Der Unterricht orientiert sich an den Anforderungen der Berufs- und Alltagwelt. Lehrkräfte stehen nicht nur vor fachlich-didaktischen Herausforderungen, auch (sozial)pädagogische Fähigkeiten sind gefragt.

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Wie sind Alphabetisierungspädagogen ausgebildet? Welche zusätzlichen Qualifikationen sind notwendig? In einem Impulsvortrag stellte Prof. Dr. Cordula Löffler Untersuchungen zur Qualifikation des Lehrpersonals für Alphabetisierung und Grundbildung vor. Demnach verfügt ein Großteil der Fachkräfte über einen Hochschulabschluss. Dieser ist jedoch oft nicht einschlägig und die Anforderungen sind gestiegen. Neben den fachlichen Kompetenzen sind auch soziale Fähigkeiten unerlässlich, um die Lernenden zum Lernen zu motivieren. Viele Lehrende haben nur einen Teil der notwendigen Kompetenzen – ein einheitliches Berufsbild für Grundbildner gibt es nicht. Vorgestellt wurden die Weiterbildungskonzepte von ProGrundbildung, einer Qualifizierung der Deutschen Volkshochschul-Verbandes, sowie der Masterstudiengang „Alphabetisierung und Grundbildung", der an der PH Weingarten angeboten wird. Weiterbildungen sind jedoch für viele Lehrkräfte, die meist auf Honorarbasis arbeiten, zu zeitaufwändig und kostenintensiv.

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Wie können Alphabetisierung und Grundbildung mit anderen Disziplinen verknüpft werden? Wie kann das Thema z.B. in die Lehrerausbildung einfließen? In der anschließenden Diskussion kam man zum Schluss, dass sich eine engere Zusammenarbeit mit Sonderpädagogen anbietet. Alphabetisierungs- und Grundbildungsthemen sollen zudem verstärkt in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften an Schulen sowie in der Jugend- und Erwachsenenbildung (berufliche Weiterbildung) einfließen. In Sachen Prävention sollen insbesondere Grundschullehrer und Lehrer der Sekundarstufen geschult werden. Im Rahmen des Forums wurde auch diskutiert, inwiefern weiterbildende Kurzlehrgänge zur Alphabetisierung und Grundbildung an Hochschulen sinnvoll seien.

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Wie lassen sich Fachkräfte für Alphabetisierung und Grundbildung gewinnen? Wie sieht der Arbeitsmarkt für Dozentinnen und Dozenten aus? Mehrfach wurde angemerkt, dass die meisten Lehrkräfte der Alphabetisierung und Grundbildung unter prekären Verhältnissen beschäftigt seien. Viele unterrichteten auf Honorarbasis zu niedrigen Stundensätzen ohne Lohnfortzahlung bei Urlaub, Krankheit oder Semesterferien. Diagnostik, Vor- und Nachbereitung des Unterrichts würden in der Regel nicht vergütet. Zudem bestehe ein starkes Lohngefälle zu den Integrationskursen mit Alphabetisierungsanteilen, die aufgrund der Förderinstrumente des BAMF besser bezahlt würden. Damit sei es schwierig, gut qualifizierte und motivierte Lehrkräfte für die Kurse zu finden. Als Beispiel guter Praxis wurde Österreich genannt: hier tauche das Problem unterschiedlicher Honorierung nicht auf, da Förderinstrumente der einzelnen Zielgruppen aufeinander abgestimmt sind.
Es wurde der Wunsch geäußert, im Arbeitsprogramm zur Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung Maßnahmen zu formulieren, die auf eine Verbesserung dieser prekären Arbeitsverhältnisse ziele. Vorgeschlagen wurde eine Art Stufenplan, der schrittweise Verbesserungen der Beschäftigungsverhältnisse ermögliche und beispielsweise einen höheren Stundenlohn vorsehe, sowie die Umwandlung von Honorarverträgen in Werkverträge. Prinzipiell solle ein Fokus auf die Schaffung von mehr festen Arbeitsverhältnissen gelegt werden, z.B. die Anstellung von Grundbildnern in Schulen, wie es bei Schulsozialarbeitern schon der Fall sei.

Beteiligte

Einführung und Moderation
Stefanie Posch, Hessisches Kultusministerium

Input: Professionalisierung der Alphabetisierung und Grundbildung. Herausforderungen und Perspektiven.
Prof. Dr. Cordula Löffler, Pädagogische Hochschule Weingarten

Diskussionsrunde 1: Fachliches Profil des Alphabetisierungspädagogen
Dr. Angela Rustemeyer, Deutscher Volkshochschul-Verband
Dr. Antje Doberer-Bey, Mitglied der Fachgruppe Basisbildung im BMB, Wien

Diskussionsrunde 2: Strukturelle Rahmenbedingungen: Vom Nischenmarkt zum Massenmarkt?
Dr. Jens Korfkamp, VHS-Zweckverband Alpen-Rheinberg-Sonsbeck-Xanten
Andreas Klepp, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Yvonne Nitsche, Technische Akademie Schwäbisch Gmünd