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Durch fortschrittliche überbetriebliche Berufsbildung zum Kompetenzzentrum weiterentwickeln

Informationsveranstaltung zum Aufbau von Kompetenzzentren am Beispiel des BTZ Osnabrück

Für eine hohe Ausbildungsqualität werden überbetriebliche Berufsbildungsstätten mit Förderangeboten anregt, sich zu Kompetenzzentren weiterzuentwickeln. Über diese Möglichkeit und Ergebnisse aus Kompetenzzentrumsprojekten informiert das Bundesinstitut für Berufsbildung in einer Veranstaltungsreihe.

Durch fortschrittliche überbetriebliche Berufsbildung zum Kompetenzzentrum weiterentwickeln

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) fördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS) in ihrer Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren. Um über aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich zu informieren, führte das BIBB am 17. November 2021 eine Online-Informationsveranstaltung durch. Es wurde der Aufbau des Kompetenzzentrums „Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen“ vorgestellt. Hiermit wurde der Startschuss für eine neue Veranstaltungsreihe gegeben. Sie hat das Ziel, den Transfer der gewonnenen Ergebnisse aus den geförderten Kompetenzzentren in andere ÜBS zu unterstützen und den Austausch zwischen den Kompetenz- und Bildungszentren zu initiieren.

Neben Interviews und Gesprächsrunden mit Expert/-innen soll in den Informationsveranstaltungen jeweils eine überbetriebliche Berufsbildungsstätte ihr Kompetenzzentrumsprojekt als Praxisbeispiel vorstellen. Den Auftakt übernahm das Berufsbildungs- und TechnologieZentrum (BTZ) Osnabrück der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Das BTZ Osnabrück erhielt im Dezember 2020 eine Förderung, um sich als Kompetenzzentrum für überbetriebliche Berufsbildung in der Land- und Baumaschinentechnik weiterzuentwickeln. Die ca. 60 Ausbilderinnen und Ausbilder aus den ÜBS des Handwerks, der Bau- wie auch der Agrarwirtschaft, die an der Online-Informationsveranstaltung teilnahmen, erhielten einen ersten Einblick in die Arbeiten zum Aufbau des Kompetenzzentrums im BTZ Osnabrück. Neben ihnen waren zudem Vertreterinnen und Vertreter aus Ausbildungsbetrieben sowie Multiplikatoren aus der Praxis und Wissenschaft digital zugeschaltet.

Auf dem Weg zum Kompetenzzentrum – Chancen, Herausforderungen und Empfehlungen

Die Veranstaltung gab zunächst einen Überblick über die Förderung. Hiermit zielt das BMBF darauf ab, die Qualität der beruflichen Bildung zu steigern und sie kontinuierlich neuen technologischen und sozioökonomischen Anforderungen anzupassen. Kompetenzzentrumsprojekte haben daher vielfältige Aufgaben. Dazu gehört es u.a., innovative berufspädagogische Konzepte zu entwickeln und Qualifizierungsmaßnahmen für die Anwendung neuer Technologien und Verfahren zu erarbeiten. Sie unterstützen aber auch den Transfer von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen in die betriebliche Ausbildungspraxis. Dabei bearbeiten die Kompetenzzentren ausgehend von ihrem fachlichen Schwerpunkt neun Handlungsfelder. Haben die ÜBS den Prozess durchlaufen, werden sie offiziell als Kompetenzzentrum nach den Richtlinien der Bundesregierung anerkannt und mit einem entsprechenden Logo ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu den neun Handlungsfeldern sowie zu den Rahmenbedingungen der Förderung finden Sie in der Präsentation von Christiane Köhlmann-Eckel, die die Kompetenzzentren von Seiten des BIBB wissenschaftlich begleitet (siehe Downloads).

Die Weiterentwicklung zu Kompetenzzentren stellt für ÜBS eine Chance dar, sich zukunftsorientiert aufzustellen und für kommende Herausforderungen besser gewappnet zu sein. Neben der Digitalisierung seien dies vor allem die rückläufigen Ausbildungszahlen, erklärte Prof. Dr. Michael Heister, Abteilungsleiter im BIBB, in der Gesprächsrunde. Diese könnte dazu führen, dass ÜBS sich zukünftig stärker auf Fort- und Weiterbildungsangebote fokussieren (müssten). Kooperationen mit Hochschulen bei dualen Studiengängen seien dabei ein mögliches Zukunftsszenario. Prof. Dr. Michael Heister empfahl daher angehenden Kompetenzzentren, langfristig und weitsichtig zu planen, gute Partnerschaften einzugehen und ein engagiertes Team zu suchen.

Wie wichtig kompetentes und engagiertes Personal für den Aufbau eines Kompetenzzentrums sei, betonte auch Reinhard Diestelkämper, Geschäftsführer des BTZ Osnabrück. Um zukünftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, brauche es darüber hinaus aber auch ein neues Selbstverständnis: „Das BTZ hat den Anspruch moderner Bildungsdienstleister zu sein und stellt daher ein umfassendes und nachfrageorientiertes Angebot für seine Kund/-innen bereit“, beschrieb der Geschäftsführer das dienstleistungsorientierte Selbstbild seines Hauses. Mittlerweile zähle das BTZ Osnabrück zu den innovativsten gewerblich-technischen Bildungszentren in Norddeutschland und habe eine Leuchtturmfunktion für andere ÜBS. Als Empfehlung forderte er andere ÜBS auf, sich einfach zu trauen, den Weg zum Kompetenzzentrum zu gehen. „Es lohnt sich“, so sein Fazit.

Als Leuchtturm haben wir eine entsprechende Strahlkraft in die Region, wodurch wir uns als Kompetenzzentrum ebenfalls weiterentwickeln. Diese Sogwirkung verändert ein Bildungszentrum nach außen und, was nicht zu unterschätzen ist, insbesondere nach innen kolossal.

Reinhard Diestelkämper, Geschäftsführer BTZ Osnabrück

Moderne Lehr- und Lernkonzepte in der Land- und Baumaschinenmechatronik

Im Anschluss an die Gesprächsrunde präsentierten Markus Kybart, Heiner Herbring und Dieter Vedder vom BTZ Osnabrück die Ansatzpunkte und erste Teilergebnisse auf dem Weg zum „Kompetenzzentrum für Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen“ als praktisches Beispiel der Veranstaltung. Ausgangslage für das Kompetenzzentrumsprojekt sind die komplexen technologiebedingten Veränderungen in der Land- und Baumaschinenmechatronik und die daraus folgenden Anforderungen an die Fachkräfte. Spätestens seit in Krafttreten der neuen Unterweisungspläne der überbetrieblichen Ausbildung im Handwerk (wie z.B. dem Lehrgang LBM2/19 „Hydraulik und Elektrohydraulik an Land- und Baumaschinen II – Diagnose und Fehlersuche“) müssen sich angehende Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen bereits in der Erstausbildung mit den Themen Mechanisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung auseinandersetzen.

Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Mobilhydraulik als Hauptkomponente für die Kraftübertragung und Steuerung vieler Land- und Baumaschinen dar: Hydraulische Baugruppen werden mit elektronischen Geräten gesteuert, die über Bussysteme miteinander verbunden sind und von zentralen Steuergeräten koordiniert werden. Um dieses hochkomplexe System transparent zu machen und das Verständnis für das Zusammenwirken der Komponenten zu fördern, wird im Kompetenzzentrumsprojekt ein didaktisches Konzept entwickelt. Projektleiter Markus Kybart erklärt, dass die Auszubildenden dabei schrittweise an die hydraulische Messtechnik herangeführt werden und Lernsituationen durchlaufen, in denen Theorie in eine praktische Anwendung übertragen wurde. Als Beispielaufgabe zeigte das Projektteam den Aufbau eines Hydraulikblocks, die die Auszubildenden digital gestützt mit Tablet und Lernprogramm lösen.

Neben dem Konzept für die Messtechnik in der Mobilhydraulik arbeitet das Projektteam außerdem an Lehr- und Lernkonzepten zu den Themen Parametrierung, Diagnose von Bussystemen und Hochvolttechnik. Um das Ausbildungsangebot in einem Blended-Learning-Konzept abzurunden, kommen neben realistischen Kundenaufträgen und denen im Kompetenzzentrum entwickelten Funktionsmodellen auch Lernprogramme zur Anwendung, um u.a. das zeit- und ortsunabhängige Selbststudium der Auszubildenden zu fördern. Zudem sollen mit Virtual-, Augmented- und Mixed-Reality-Anwendungen neue Zugänge zu den komplexen Themen geschaffen werden. Um die digitalen Lernanwendungen nutzen zu können, erarbeitet das Projektteam darüber hinaus auch Qualifizierungskonzepte für das Ausbildungspersonal. So sollen die Ausbildenden später zum Beispiel Inhalte für die virtuellen Lernanwendungen selbst erstellen können.

Weitere Informationen über die Weiterentwicklung des BTZ Osnabrück zum Kompetenzzentrum für „Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen“ finden Sie in der Präsentation (siehe Downloads).

Kompetenzzentrum mit Zukunft

In Zukunft stehen weitere Themen zur Bearbeitung an: So sollen eine Pumpensimulationseinheit und weitere Funktionsmodelle entwickelt und gebaut werden.

Auch in der Organisationsentwicklung, die unter anderem den Aufbau und die Weiterentwicklung von Bildungsangeboten und den Qualitätsgedanken umfasst, hat das BTZ Osnabrück noch viel vor, wie Claus-Dominik Wedeking, Leiter des BTZ, im abschließenden Gespräch erläuterte. Im Zentrum stünde dabei die Etablierung stabiler Geschäftsmodelle, um zukünftig auch ohne Förderung auf sicheren Beinen zu stehen. Dazu werde das BTZ Osnabrück auch neue Akzente setzen und neue Inhalte am Markt positionieren.

Mit der Förderung von Kompetenzzentrumsprojekten möchte das BIBB einen Mehrwert für alle ÜBS bundesweit schaffen. Dazu sind hohe Anstrengungen im Bereich des Transfers notwendig. Im BTZ Osnabrück wurde daher eigens für Netzwerkarbeit und Transfer die Position der Netzwerkmoderation geschaffen und besetzt. Das BTZ Osnabrück plant außerdem Veranstaltungen durchzuführen sowie Schulungen für Externe (z. B. Train-the-Trainer-Schulungen) anzubieten. Ergebnisse werden über verschiedenen Plattformen bereitgestellt und über Kooperationspartner/-innen gestreut. Dies schließt auch Aktivitäten in dem für die Kompetenzzentrumsentwicklung typischen Handlungsfeld der Betriebsberatung mit ein. Auch das Projektteam des BTZ Osnabrücks strebt an, dass seine Ergebnisse von anderen ÜBS genutzt werden. „Wir freuen uns über regelmäßigen Austausch mit anderen ÜBS“, betonte Markus Kybart. Wie der Austausch unter den ÜBS und der Transfer der Projektergebnisse gelingen kann, wird das BIBB gemeinsam mit dem Projektteam des BTZ Osnabrück in den verbleibenden drei Jahren der Projektumsetzung erarbeiten.

Mit der Weiterentwicklung zum Kompetenzzentrum werden durch die geförderten ÜBS immer wieder neue Impulse für die überbetriebliche Ausbildung in allen Ausbildungsbereichen gegeben. Sie stoßen die Erarbeitung innovativer Qualifizierungsangebote, die Personalentwicklung aber zum Beispiel auch die Entwicklung eines Bildungsmarketings an. Sie werden auf diesem Weg Expertin für die überbetriebliche Berufsbildung in ihrem fachlichen Schwerpunkt.