BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 

Die Akteure bei der Neuordnung von Ausbildungsberufen / „Diplômes professionnels“

Aufgabengebiete, Rollenverständnis, Zusammenwirken – Eine deutsch-französische Vergleichsstudie (AbeDip)

Berufsbildungssysteme müssen stets auf ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen reagieren und sich anpassen. Besonders die ökologische und die digitale Transformation sind wachsende Herausforderungen. Für einen gelungenen internationalen Austausch über Konzepte und Lösungswege ist es daher besonders wichtig, das Verständnis für andere Ausbildungssysteme zu verbessern. Dies ist das Leitmotiv des im Sommer 2022 gestarteten Projektes „AbeDip“, welches bis Sommer 2025 laufen wird.

Das Forschungsprojekt vergleicht Deutschland und Frankreich – zwei Staaten mit tragender Rolle in der Gestaltung der Europäischen Union – im Bereich der Neuordnung von Ausbildungsberufen, ein Kernbereich in der beruflichen Bildung an der Schnittstelle zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem. Ein Schwerpunkt der Vergleichsstudie ist dabei der Umgang der Akteure mit der zunehmenden Digitalisierung in der Arbeitswelt.

Inhalt & Methoden

Bisherige deutsch-französische Vergleichsstudien zur beruflichen Bildung wurden überwiegend auf der Ebene der Berufsbildungssysteme durchgeführt, also auf der Makroebene. Dabei setzen wissenschaftliche Untersuchungen und länderspezifische Monitoring-Berichte, wie sie beispielsweise von CEDEFOP herausgegeben werden, ihren Schwerpunkt auf die Beschreibung von Aufbau, Strukturen und Institutionen der beiden Berufsbildungssysteme oder ihre typologischen Einordnungen. Vergleichende Untersuchungen auf der Mikroebene über die Funktionsweise der Berufsbildungssysteme spielen dagegen bislang eine untergeordnete Rolle.

An dieser Stelle knüpft das Forschungsprojekt „AbeDip“ an. In Kooperation mit dem Centre d’études et de recherches sur les qualifications (Céreq) in Marseille, werden im Rahmen von zwei Fallstudien das Zusammenwirken der Akteure im Bereich der Neuordnung von Ausbildungsberufen in Deutschland und in Frankreich vergleichend untersucht. Als Akteure werden die Personen in den Fachbeiräten und in den „groupes de travail“, die die Ordnungsmittel (Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan) bzw. die „Référentiels“ („activités professionnelles“, „compétences“, „évaluation“) entwickeln, bezeichnet. Für die Fallstudien wurden die Ausbildungsberufe „Bankkaufmann / Bankkauffrau“ („métier d’employé de banque“) und „IT-System Elektroniker / IT-System Elektronikerin“ („métier d’electronicien de systèmes numériques“) ausgewählt. Beide Ausbildungsberufe sind von den Auswirkungen der Digitalisierung in besonderer Weise betroffen und ihre Modernisierung ist auf ähnlichem Stand. In Deutschland erfolgte die Novellierung vor Kurzem, in Frankreich steht diese kurz vor ihrem Abschluss.

Leitende Fragestellungen des Projektes sind:

  • Wer sind die Akteure in den Fachbeiräten und in den „groupes de travail“? Welches Rollenverständnis haben sie und welche Anforderungen werden an sie gestellt?
  • Welche Handlungsmodi der Akteure gibt es in den Neuordnungsverfahren beider Länder? 
  • Lässt sich eine Annäherung hinsichtlich der Governance in beiden Berufsbildungssystemen feststellen oder eher eine Bestätigung der von Greinert vorgeschlagenen Typologie?

Als qualitative, explorative Studie beinhaltet das Projekt folgende Methoden:

  • Dokumenten- und Literaturanalyse 
  • Leitfadengestützte halbstrukturierte Interviews (20 in Deutschland, 20 in Frankreich)
  • Teilnehmende Beobachtungen 
  • Workshops

Kooperation und Projektleitung
Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Céreq durchgeführt. Projektleiter ist Herr Dr. Philipp Ulmer (BIBB).